Wieso Stresszember statt Dezember?
Im Dezember kommen einige Umstände zusammen, die insgesamt für viele Menschen Stress bedeuten. Zwar naht einerseits Weihnachten, das Fest der Liebe: Man sitzt im trauten Familienkreis zusammen, lässt es sich gut gehen und hat Weihnachtsgeschenke für die Menschen, die einem am Herzen liegen. So zumindest das Ideal. Der Stresszember trägt seinen Namen aus folgenden Gründen:
1. Konflikte
In der Realität brechen gerade zu Weihnachten immer wieder schwelende Konflikte auf. Das liegt zum einen an der Erwartungshaltung, dass diese Zeit um jeden Preis besonders friedlich und schön ausfallen muss. Zum anderen verbringen Menschen teilweise mehrere Tage miteinander auf engstem Raum, es gibt kaum Ausweichmöglichkeiten. Und nicht zuletzt bedeutet diese Zeit viel Essen, das schwer im Magen liegt.
2. Lichtmangel
Die Jahreszeit bringt kürzere Tage mit sich. Im Dunkeln aufstehen und zur Arbeit fahren, im Dunkeln nach Hause kommen – viele Menschen haben das Gefühl, nichts vom Tag zu haben. Wer seine Arbeitszeit an einem Arbeitsplatz ohne (oder mit wenig) Tageslicht verbringt, hat noch größeres Pech. Zusammen mit den kalten Temperaturen drückt das auf die Stimmung und kann sogar zu einer Winterdepression führen.
3. Ideenmangel
Bereits Wochen zuvor bricht bei so manchem Panik aus, wenn neben dem normalen Alltag passende Geschenke gefunden werden müssen. Kritiker halten das Weihnachtsfest zunehmend für ein Konsumfest, bei dem der eigentliche Anlass in den Hintergrund rückt. Nichtsdestotrotz quälen sich viele Menschen mit der Frage, was sie Personen schenken könnten, die im Grunde genommen alles besitzen.
4. Druck
Durch die Ansammlung an Feiertagen bleibt schlichtweg weniger Zeit als in anderen Monaten. Besorgungen aller Art wie festliche Kleidung, Auswahl eines Festmenüs, Hausputz und Dekoration kommen hinzu. Außerdem häufen sich zum Jahresende erfahrungsgemäß auch wieder die guten Vorsätze: Mehr Sport, gesündere Ernährung, mit dem Rauchen aufhören und dergleichen mehr. Zahlreiche (teils unrealistische) Pläne schwirren durch den Kopf und üben Druck aus.
5. Arbeit
Zum privaten Trubel gesellt sich beruflicher Stress: Paketboten und Verkäufer im Einzelhandel arbeiten am Limit: Statt durchschnittlich fünf Millionen Pakete fallen in der Weihnachtszeit doppelt so viele pro Werktag an. In Zeiten der Corona-Pandemie tendenziell mehr. Anstrengend fällt der Stresszember aber auch für andere Arbeitnehmer aus: In der Buchhaltung fallen oft Jahresabschlüsse und Bilanzen an. Projektabschlüsse und Vorbereitungen fürs nächste Jahr kommen hinzu.
Häufige Fragen und Antworten zu Stress
Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf herausfordernde Situationen und mentale Belastung. Der menschliche Organismus spult daraufhin ein Ur-Programm ab, das Energie-Reserven freisetzt und ihn ursprünglich auf Kampf oder Flucht vorbereitete. Gibt es kein Ventil, um die Anspannung abzubauen, kann Stress zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.
Stress zeigt sich in unterschiedlichen Symptomen und Reaktionen. Dazu gehören erhöhte Reizbarkeit und innere Unruhe, Schweißausbrüche und Angstgefühle, ebenso wie Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Kopf- und Nackenschmerzen sowie Schlafstörungen. Chronischer Stress schwächt das Immunsystem und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Burnout.
Die Ursachen für Stress (sog. Stressoren können im Privaten wie im Beruf liegen. Zu den häufigsten Auslösern und Stressfaktoren gehören:
- Ängste und (finanzielle) Sorgen
- Zu hohe Ansprüche an sich selbst
- Über- oder Unterforderung
- Hohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck
- Ständige Erreichbarkeit
- Konkurrenzkampf und Mobbing im Job
- Konflikte in Partnerschaft oder Familie
- Unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte
- Verlust eines geliebten Menschen
- Chronische Erkrankungen und Schmerzen
- Lärm und unangenehme Geräusche
- Extreme Klimaverhältnisse (Hitze, Kälte)
Positiver Stress („Eustress“) entsteht, wenn wir zwar eine Herausforderung erleben – uns dieser aber gewachsen fühlen. Für eine gewisse Zeit kann der Körper dann zusätzliche Kräfte mobilisieren. Beispiele für positiven Stress erleben wir bei sportlichen Wettkämpfen oder beim sogenannten Flow im Job. Wer sich jedoch überfordert fühlt, erlebt negativen Stress (= „Disstress“).
Am besten und schnellsten lässt sich Stress abbauen durch Bewegung oder Sport, tiefes Durchatmen (z.B. 4-6-8 Methode) sowie gezielte Entspannungsübungen (z.B. Autogenes Training, Meditation, Yoga oder Achtsamkeit). Langfristig sollten Sie auf ausreichend Schlaf, ein positives Umfeld sowie ausreichend Ausgleich (z.B. durch Freunde, Hobbys) achten.
Stresszember adé: Tipps gegen Daily Hassles
Nüchtern betrachtet handelt es sich bei einer Vielzahl der Unannehmlichkeiten im Stresszember lediglich um Daily Hassles: Teils (hausgemachte) kleinere Probleme, die Sie in den Griff bekommen können. Das gilt zumindest im privaten Bereich und mitunter auch im beruflichen. Unsere Tipps dafür:
Tipps für den privaten Bereich
Dem Lichtmangel – ob im Privatleben oder Berufsleben – lässt sich mit diversen Tricks zuleibe rücken. Da wäre zum einen ergonomische Beleuchtung oder Tageslichtlampen, die Sie auch in der Freizeit bei sich zuhause anknipsen können. Um die Stimmung zu heben, helfen aber auch diese einfachen Tipps:
- Bewegung
Bewegung ist das A und O – nicht nur an den Feiertagen. Dafür müssen Sie nicht gleich ins Fitnessstudio rennen. Ein Spaziergang kann bereits Wunder wirken. Außerdem können Sie im familiären Bereich nahezu alle Altersstufen mit einbinden – beim Joggen würde das bereits schwieriger. - Entspannung
Tun Sie das, was für Sie Entspannung bedeutet. Für den einen ist es Binge-Watching von Lieblingsserien, für den anderen bis mittags ausschlafen. Alternativ können Sie auch meditieren. Hauptsache ist, dass Sie zur Ruhe kommen und Kraft für den Stresszember tanken. - Ernährung
Traditionell kommen an Feiertagen besondere Speisen auf den Tisch. Aber schon vorher ist im Stresszember die eine oder andere kulinarische Sünde dabei: Weihnachtsfeiern, Treffen am Glühweinstand oder Adventskaffee – versuchen Sie, Ihre Ernährung nicht völlig entgleiten zu lassen. Auf einen reichhaltigen Tag könnten Sie beispielsweise einen Fastentag folgen lassen.
Tipps fürs Miteinander
Wo Menschen miteinander arbeiten, treffen oft auch unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander. Um Konflikteskalationen zu vermeiden, können diese Tipps helfen:
- Mindset
Wer selbst gestresst ist, sollte bedenken, dass der Stresszember für andere Menschen ebenso mit Anforderungen und Druck verbunden sein kann. Ein Mindestmaß an Verständnis und Selbstreflexion ist also Voraussetzung. Gleichzeitig können Sie Ihre Einstellung dahingehend ändern, indem Sie sich verdeutlichen, wofür Sie die Mehrbelastung auf sich nehmen. - Smalltalk
Praktizieren Sie häufiger mal Smalltalk und frischen Sie Ihre sozialen Kontakte auf. Ganz gleich ob mit Bekannten oder auf der Arbeit: Indem Sie mal fragen: „Wie geht es dir?“ signalisieren Sie Interesse und Wertschätzung. - Kompromisse
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch Kompromisse: Wer immer nur seine Sache durchsetzen will und Bedürfnisse anderer komplett ignoriert, macht sich keine Freunde. Das erfordert wiederum die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und die Bereitschaft, sich selbst hin und wieder zurückzunehmen.
Tipps fürs die Arbeit
Einige der vorherigen Tipps lassen sich auch mühelos im Job anwenden. Gleichzeitig ist Arbeitszufriedenheit besonders wichtig für viele Arbeitnehmer. Auf Faktoren wie Mitarbeiterführung können Sie nur bedingt Einfluss nehmen – das hängt mit der Feedbackkultur im Unternehmen zusammen. Wohl aber auf Ihre eigene Arbeitsweise, die zum Gelingen beiträgt.
- Planung
Erstellen Sie vorab bereits einen Wochen- beziehungsweise Tagesplan. Dafür reflektieren Sie Ihre Ziele und gewichten sie entsprechend. Wichtig: Planen Sie genügend Zeitpuffer ein, um für unvorhergesehene Situationen gewappnet zu sein. - Delegieren
Oft sind es perfektionistische Züge, die jemanden dazu verleiten, alles selbst machen zu wollen. Wer aber alle Aufgaben erledigen will, kommt bei wichtigen und komplexen Aufgaben womöglich in Bedrängnis. Besser, wenn Sie einige Dinge an andere abtreten können, die beispielsweise mehr Know-how in dem Bereich haben. - To-do-Liste
Überprüfen Sie Ihre To-do-Liste: Welche der Aufgaben steht wirklich noch im Stresszember an und welche lassen sich verschieben? Vielleicht hilft es Ihnen, eine Not-to-do-Liste anzulegen. So können Sie nämlich ebenfalls Prioritäten setzen.
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