Lebenskunst: Die Art, ein glückliches Leben zu führen

Die Kunst zu leben – die Lebenskunst –, beschäftigt Menschen schon seit der Antike. Die Vorstellungen reichen dabei von unbeschwertem Lebensgenuss bis hin zum besseren Umgang mit Lebenskrisen. Entscheidend ist allerdings immer, die eigenen Lebensumstände bewusst wahrzunehmen und zu gestalten. Die Bedeutung der Lebenskunst liegt damit in einer aktiven Lebensführung, getreu dem Motto: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“…

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Definition: Was bedeutet Lebenskunst?

Lebenskunst ist in der Philosophie und Psychologie die Art, ein bewusstes, ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen. Zu dieser Lebensführung gehören die bewusste Wahrnehmung seiner selbst und der Umgebung sowie deren Selbstreflexion und darauf basierend eine aktive und gezielte Gestaltung des eigenen Lebens.

Das Ergebnis der Lebenskunst (auch: Lebensart) sind mehr Zufriedenheit, Glück und Erfolg im Leben. Menschen, die diese Kunst beherrschen, gelten als Lebenskünstler (auch: Bonvivant).

Lebenskunst Synonyme

Häufige Synonyme für Lebenskunst sind „glücklich leben“ oder „zu leben wissen“. Im Englischen spricht man von „art of living“ (von lat. „ars vivendi“); im Französischen heißt Lebenskunst „savoir-vivre“.

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Lebenskunst Bedeutung: Was macht sie aus?

Zur Lebenskunst gehören verschiedene Merkmale und Konzepte (PDF). Dabei sind laut Wissenschaft 5 Elemente entscheidend:

1. Selbstreflexion

Eine aktive Lebensführung und -gestaltung ist nicht möglich ohne Selbsterkenntnis und Selbstbewusstsein im Wortsinn: das Wissen um die eigenen Ziele und Bedürfnisse, die Kenntnisse der eigenen Werte, Stärken und Schwächen und die Auseinandersetzung mit sich selbst.

Erst, wer sich selbst gut kennt, kann sein Leben bewusst und autonom führen und – je nach Situation – geeignete Strategien entwickeln. Zur Selbsterkenntnis gehört aber auch, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben. Die Sinnsuche bzw. Sinnstiftung trägt maßgeblich zum Lebensglück bei.

2. Selbstfürsorge

Zur Lebenskunst gehört ebenfalls, auf seinen Körper und seine Gesundheit zu achten. Ein schönes Sprichwort sagt: „Wenn du gesund bist, hast du viele wünsche; wenn du krank bist nur einen.“ Körperliches Wohlbefinden, Vitalität und Fitness beeinflussen enorm das empfundene Glück.

Diese Form der Lebenskunst schließt Genuss überhaupt nicht aus. Aber dieser findet bewusst und in Maßen statt (siehe: Hara Hachi Bu) und sorgt für einen besseren Umgang mit Stress, für eine harmonische Lebensbalance und beugt so einem Burnout vor.

3. Seelenruhe

Eines der wesentlichsten Merkmale von Lebenskünstlern ist ihre positive Lebenseinstellung. Sie achten auf ihr psychologisches Wohlbefinden und auf ihre Gedanken. Sie machen sich weniger Sorgen über die Zukunft und pflegen einen realistischen Optimismus.

Diese generelle Haltung verbessert das seelische Immunsystem (siehe: Resilienz) und macht die Lebenskünstler insgesamt gelassener gegenüber externen Faktoren wie zum Beispiel einer Lebenskrise, dem Verlust des Jobs oder einem Schicksalsschlag.

Sorgen Machen Bedenken Stoppen Tipps

4. Strebsamkeit

Lebenskunst ist aktive Lebensführung. Das bedeutet, ständig danach zu streben, sich selbst zu verbessern, seine selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Natürlich ohne Druck. Aber Zielorientierung und Zielerreichung tragen nachweislich zu mehr Glücksempfinden und Zufriedenheit bei.

Ziele verlängern sogar das Leben. Diese Erkenntnis basiert auf einer kanadischen Studie. Der Psychologe Patrick Hill von der Carleton Universität fand heraus, dass zielstrebige Menschen gesünder leben, mehr auf ihre Fitness achten sowie glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben sind. Das schenke den Betroffenen regelmäßig ein paar Extrajahre – „unabhängig davon, ob sie im Berufsleben stehen oder in Rente sind.“

5. Beziehungen

Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht intakte soziale Kontakte sowie gute Beziehungen – zum Beispiel zu Freunden oder Familie.

Diese Freundschaften zu pflegen beziehungsweise sein Umfeld gezielt zu gestalten und zum Beispiel toxische Menschen loszuwerden, gehört ebenfalls zur Lebenskunst und sorgt für psychologisches Wohlbefinden.

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Selbsttest: Wie viel Lebenskünstler steckt mir?

Lebenskunst beginnt mit Selbstreflexion. Dieser kleine Selbsttest hilft Ihnen herauszufinden, wie gut Sie bereits aufgestellt sind und wo Sie vielleicht noch wachsen können. Kreuzen Sie an, welche Aussagen auf Sie zutreffen:

  • Ich nehme mir regelmäßig bewusst Zeit für Ruhe, Muße oder Achtsamkeit.
  • Ich weiß, was mir im Leben wichtig ist und treffe Entscheidungen entsprechend meiner Werte.
  • Ich pflege gute Routinen, die meiner mentalen und körperlichen Gesundheit guttun.
  • Ich reflektiere regelmäßig über mein Leben und entwickle mich dabei persönlich weiter.
  • Ich kann auch mit schwierigen Situationen konstruktiv umgehen (Coping).
  • Ich finde Sinn in meinem Tun – im Alltag, Beruf oder in meinen Beziehungen.
  • Ich pflege enge Freundschaften und habe Menschen, auf die ich zählen kann.
  • Ich nehme mir Zeit für kreative Tätigkeiten oder persönlichen Ausdruck.
  • Ich schätze meinen Körper, achte auf Bewegung, Ernährung und Erholung.
  • Ich versuche, optimistisch in die Zukunft zu blicken – auch wenn es gerade schwierig ist.
  • Ich setze mir regelmäßig Ziele und verfolge diese mit Ausdauer.
  • Ich kann genießen – ob gutes Essen, Natur, Musik oder kleine Alltagsfreuden.
  • Ich gestalte meine Zeit bewusst, statt mich nur von Terminen treiben zu lassen.
  • Ich leiste gerne einen Beitrag zum Wohl anderer oder der Gesellschaft.
  • Ich kann loslassen, wenn Dinge nicht mehr gut für mich sind.

Auswertung: So steht es um Ihre Lebenskunst

Zählen Sie, wie viele Aussagen Sie angekreuzt haben:

0–5 Punkte: Noch viel Potenzial

Vielleicht stecken Sie gerade im Autopilot-Modus oder fühlen sich oft fremdgesteuert. Das ist völlig okay, aber es lohnt sich, Ihr Leben bewusster in die Hand zu nehmen. Starten Sie klein: Eine tägliche Achtsamkeitsübung, ein Spaziergang ohne Handy oder ein ehrliches Gespräch mit sich selbst können Wunder wirken. Denken Sie daran: Lebenskunst beginnt mit einem einzigen Schritt.

6–10 Punkte: Auf einem guten Weg

Sie haben bereits ein gutes Gespür für das, was Ihnen guttut – und setzen einiges davon auch um. Jetzt geht es darum, konsequenter dranzubleiben und Ihre Lebensführung vielleicht noch etwas mehr nach Ihren Werten auszurichten. Fragen Sie sich: Wo wünsche ich mir noch mehr Sinn, Tiefe oder Leichtigkeit?

11–15 Punkte: Sie sind ein Lebenskünstler!

Sie leben bewusst, reflektiert und achtsam und das spiegelt sich sicher in Ihrer Ausstrahlung wider. Sie gestalten Ihr Leben aktiv und schaffen Raum für Genuss, Entwicklung und Beziehung. Bleiben Sie dran, aber vergessen Sie nicht: Lebenskunst ist kein Ziel, sondern ein lebenslanger Prozess – mit Höhen, Tiefen und immer neuen Möglichkeiten.

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Lebenskunst damals und heute

Die Idee der Lebenskunst ist keine moderne Erfindung, sie wurzelt tief in der Philosophiegeschichte. Schon in der Antike fragten Denker wie Sokrates und Platon danach, wie man gut und sinnvoll lebt. Für Sokrates war klar: Ein ungeprüftes Leben ist nicht lebenswert. Epikur propagierte ein Leben in Freude, allerdings nicht im Sinne von Maßlosigkeit, sondern als bewusst gewähltes, maßvolles Glück. Die Stoiker wiederum – allen voran Seneca, Epiktet und Marc Aurel – setzten auf Selbstbeherrschung, Tugend und Gelassenheit angesichts der Unwägbarkeiten des Lebens.

In der Moderne griffen Denker wie Friedrich Nietzsche diese Fragen neu auf: Für ihn sollte jeder Mensch sein Leben wie ein Kunstwerk formen – individuell, mutig und jenseits gesellschaftlicher Konventionen. Später brachte der Philosoph Wilhelm Schmid den Begriff der Lebenskunst wieder verstärkt in die öffentliche Debatte. In seinen Schriften verknüpft er antike Einsichten mit modernen Themen wie Work-Life-Balance, Sinnsuche und Selbstsorge.

Heute – im Zeitalter von Digitalisierung, Stress und globalen Krisen – erlebt die Lebenskunst eine Renaissance. Die Positive Psychologie liefert wissenschaftliche Erkenntnisse dazu, wie Menschen Zufriedenheit und Resilienz entwickeln können. Lebenskunst ist also kein Luxus, sondern ein Werkzeug zur Orientierung in einer komplexen Welt und aktueller denn je.

Lebenskunst Beruf

„Lebenskünstler“ ist natürlich kein realer oder anerkannter Beruf – eher eine Lebenshaltung oder ein Konzept, das sich auf eine bewusste und aktive Gestaltung des eigenen Lebens bezieht. Dafür sind Lebenskünstler nicht an ein bestimmtes Berufsbild gebunden! Sie finden sich in allen Bereichen…

Entscheidend ist, wie man seine Arbeit und sein Leben insgesamt gestaltet. Einige Beispiele für Berufe, die mit einer solchen Lebenshaltung oft verbunden werden, sind:

  • Künstler
    Maler, Musiker, Schriftsteller, Schauspieler, etc., die ihre Kreativität und Leidenschaft zum Beruf machen.
  • Freiberufler
    Menschen, die selbstständig arbeiten und ihre Arbeitszeit und -weise flexibel gestalten können.
  • Coaches & Berater
    Menschen, die ihr Wissen und ihre Erfahrung nutzen, um andere zu unterstützen und zu beraten, z.B. Lifecoaches, Karriereberater, Lebensberater.
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Die 5 Säulen der Lebenskunst: Was ein gutes Leben trägt

Dabei ist die Lebenskunst weit mehr als ein schöner Gedanke – sie lässt sich konkret beschreiben und gestalten. Die Psychologie fasst die Grundlagen eines gelingenden Lebens in fünf zentralen Bereichen zusammen. Sie helfen uns, innerlich stabil und gleichzeitig offen für Veränderungen zu bleiben.

  1. Sorge um das Selbst

    Ein gelingendes Leben beginnt mit Selbstkenntnis: Wer sich seiner Werte, Bedürfnisse und Ziele bewusst ist, kann Entscheidungen treffen, die wirklich zum eigenen Leben passen. Auch Sinnfragen gehören dazu – etwa das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Menschen mit einem klaren Lebenssinn berichten von mehr Zufriedenheit und innerer Stärke.

  2. Sorge um den Körper

    Unser Körper ist das Fundament des Wohlbefindens. Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf wirken sich direkt auf die mentale Gesundheit aus. Auch der bewusste Genuss spielt eine Rolle: Wer sich regelmäßig Zeit nimmt für angenehme Erfahrungen, stärkt seine Lebensfreude und emotionale Ausgeglichenheit.

  3. Sorge um die Seele

    Herausforderungen gehören zum Leben – die Frage ist, wie wir mit ihnen umgehen. Psychologen sprechen hier von Coping: Strategien, mit denen wir Stress, Krisen oder Veränderungen bewältigen. Wer in der Lage ist, emotional flexibel zu reagieren, kann Rückschläge besser verarbeiten und wächst daran.

  4. Sorge um den Geist

    Eine positive Grundhaltung, Optimismus und die Fähigkeit zur Reflexion fördern Lebenskunst maßgeblich. Wer seine Gedanken und Gewohnheiten regelmäßig überprüft, kann sich weiterentwickeln und Ziele klar verfolgen. Auch Gelassenheit zählt: Sie hilft, bei all dem nicht die Balance zu verlieren.

  5. Sorge um die Umwelt

    Soziale Beziehungen sind essenziell für unser Wohlbefinden. Gelingende Freundschaften, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung geben Halt. Gleichzeitig geht es auch um den Beitrag zum Gemeinwohl: Wer sich als Teil einer Gemeinschaft erlebt, findet oft mehr Sinn und Zufriedenheit im Leben.

Lebenskunst Sprüche von und für Lebenskünstler

Schon zahlreiche Menschen haben sich Gedanken zur Lebenskunst gemacht. Herausgekommen sind wunderschöne Sinnsprüche und Aphorismen zur Lebenskunst:

  • „Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“ (Pearl S. Buck)
  • „Die Welt ist gar nicht so übel. Man muss sie nur zu nehmen wissen.“ (Hans Christian Andersen)
  • „Lebenskunst besteht zu 90 Prozent in der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.“ (Samuel Goldwyn)
  • „Lebenskunst ist nicht zuletzt die Fähigkeit, auf etwas Notwendiges zu verzichten, um sich etwas Überflüssiges zu leisten.“ (Vittorio de Sica)
  • „Lebenskünstler verstehen es, um Dinge gebeten zu werden, die sie gerne machen.“ (Robert Lembke)
  • „Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind.“ (Jean Anouilh)
  • „Ein Lebenskünstler kultiviert auch noch die Wüste, in die er geschickt wurde.“ (Thom Renzie)
  • „Das ist Lebenskunst: Vom schweren Wahn des Lebens sich befrein, fein hinzulächeln übers große Muß.“ (Christian Morgenstern)
  • „Lebenskunst ist, Problemen nicht auszuweichen, sondern daran zu wachsen.“ (Anaximander)

Noch mehr Sprüche über das Leben? Dann lesen Sie auch noch unsere 200 gesammelten Lebensweisheiten!

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Lebenskunst: Heraus aus dem Hamsterrad

Für viele Menschen bedeutet Lebenskunst zugleich, sich von äußeren Zwängen und dem Hamsterrad des Jobs zu befreien. Doch Freiheit ist nicht, tun und lassen zu können, was ich will – Freiheit bedeutet, die Dinge umzusetzen, die ich mir vorgenommen habe! Und gelingt ebenso in eine Job, der zur eigenen Persönlichkeit und den persönlichen Zielen passt.

Glücklich leben lernen, bedeutet daher ebenso, die großen Fragen des Lebens für sich zu beantworten:

  • Wer bin ich?
  • Wer will ich sein?
  • Was sind meine Stärken?
  • Was macht mich wirklich zufrieden?
  • Was sind meine tiefsten Überzeugungen?
  • Welche Ziele habe ich?
  • Was habe ich schon erreicht?

Lebens- und Karrierepfade können völlig unterschiedlich sein. Entscheidend bei der Lebenskunst ist, dass Sie Ihren Weg und Ihren Rhythmus finden und sich nicht dem Druck der Gesellschaft oder derer beugen, die vermeintlich wissen, wie Sie Ihr Leben zu leben haben…


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