Die Bedeutung von Ermutigungen
Als Ermutigung (Englisch: encouragement) wird verstanden, wenn wir einer Person durch Zuspruch das Vertrauen in die eigene Person verschaffen. Synonym wird von Bekräftigung, Bestärkung, Ermunterung oder Unterstützung gesprochen.
In Ermutigung steckt ein Wort, das bereits wesentlich für das Gesamte ist, nämlich Mut. Jemand, der sich und seinen Fähigkeiten nur bedingt traut, vielleicht Angst oder Zweifel hat, wird durch freundliche, ermutigende Worte darin bestärkt, etwas zu tun oder weiterzumachen.
Sicherlich haben Sie schon einmal Geschichten von Menschen gehört, die einen Flugzeugabsturz überlebt und sich tagelang durch die Wildnis geschlagen haben, bevor sie gerettet wurden. Solche fast unglaublichen Ereignisse zeigen immer wieder, dass oft mehr geht, als jemals für möglich erachtet worden wäre.
Natürlich geht es hierbei um absolute Extremsituationen, die Kräfte mobilisieren, die nicht immer und schon gar nicht ständig zur Verfügung stehen. Menschen gehen teilweise an ihre absoluten Grenzen, und das ist im existenziellen Sinne gemeint.
Würden wir immer derart auch noch die letzten Ressourcen zusammenklauben, um beispielsweise eine Abschlussprüfung zu bestehen, eine Präsentation fertig zu machen oder einen Auftrag an Land zu ziehen, könnten wir unseren Job nicht lange machen. Viel wahrscheinlicher wäre, dass wir nicht besonders alt würden.
Glücklicherweise müssen wir im Alltag selten gegen Widrigkeiten in der Größenordnung von Leben und Tod kämpfen. Und die Beispiele aus Extremsituationen zeigen auch, dass häufig noch „Luft nach oben ist“.
Entmutigungen stark verbreitet
Viele Menschen tragen den inneren Kritiker in sich, erachten sich selbst nicht für gut genug. Manche haben bereits von Kindesbeinen an wenig Lob und Anerkennung bekommen, wurden entweder immer zu noch besseren Leistungen angetrieben oder bei Niederlagen nicht entsprechend ermutigt.
Daraus können sich Verbissenheit und Defizitorientierung entwickeln, die vor allem vorhandene Minderwertigkeitskomplexe verstärkt. Diese Person wird entweder nie zufrieden mit dem Erreichten sein und einen nahezu krankhaften Ehrgeiz entwickeln, oder aber hinter den eigenen Möglichkeiten zurückbleiben.
Auf so einem Fundament kann wenig Positives entstehen. Wer sich nichts zutraut, eben keinen Mut besitzt, wird von sich aus selten die Komfortzone verlassen. Er wird sich eher in den Bereichen bewegen, die ihm Sicherheit versprechen, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Eine solche Einstellung ist für den Arbeitnehmer selbst als auch für Unternehmen kontraproduktiv, da wenig Kreatives und Neues aus so einer Haltung hervorgeht.
Der Individualpsychologe Theo Schoenaker fasst es in seinem Buch „Mut tut gut“ zusammen:
Entmutigung raubt uns das Wichtigste, was wir im Leben brauchen, nämlich Mut. Mit Mut sind wir immer kreativ genug, unsere Aufgaben zu lösen.
Trotzdem begehen immer wieder auch Führungskräfte in Unternehmen den Fehler, ihre Mitarbeiter eher herunterzuputzen als zu ermutigen.
Ermutigungen: Sprüche und Zitate
- Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? Vincent van Gogh
- Es ist egal, wie langsam du gehst, solange du nicht aufhörst zu gehen. Konfuzius
- Man kann meist viel mehr tun, als man sich gemeinhin zutraut. Aenne Burda
- Was andere uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns. Marie von Ebner-Eschenbach
- Stets habe ich so geredet, dass Mut zum Handeln und nicht Verzagtheit die Folge sein sollte. Carl Friedrich von Weizsäcker
- Am Mute hängt der Erfolg. Theodor Fontane
- Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. Lucius Annaeus Seneca
- Niemand weiß, was er kann, bevor er’s versucht. Publilius Syru
Zuspruch eine Frage der Fehlerkultur
Klar, wo gehobelt wird, fallen Späne. Und Fehler sollten unbedingt als solche benannt werden. Die Frage ist jedoch immer, wie und in welchem Rahmen das geschieht. Leider verfügt nicht jeder Vorgesetzter über die Führungskompetenzen, die vonnöten wären: mitten im Meeting einzelne vor dem gesamten Team heruntermachen – solche Geschichten kennt vermutlich jeder aus eigener Erfahrung oder hat durch Freunde davon gehört.
Zuspruch ist nicht zuletzt eine Frage der Unternehmens- beziehungsweise Fehlerkultur. Lob und Anerkennung zielen ja eher auf bereits vollbrachte Leistungen ab. Ermutigung ist mehr auf Zukünftiges ausgerichtet. Das bedeutet, dass ein gewisses Risiko mitschwingt, dass eine Unternehmung scheitert.
Es geht auch gar nicht darum, dass mit Ermutigung jedes Risiko eines Fehlschlags vermieden würde. Vielmehr geht es darum zu verdeutlichen, wie stark negatives Denken in jedem Fall wirkt. Sie glauben nicht an Ermutigungen? Dann stellen Sie sich einmal das Gegenteil vor, eine Person, die immer dagegenhält:
- Oha, jetzt willst Du noch losgehen? Den Bus kriegst Du im Leben nicht mehr. (Mit einem kurzen Spurt oder etwas Glück klappt es aber doch.)
- Der Test ist total schwer, den hat schon XY (Klassenbester) nicht geschafft. (Vielleicht hatte XY ein Formtief oder kennt sich genau in dem Bereich nicht aus, hat für diesen Test nicht gelernt…)
- Der Berg ist sehr hoch, es hat noch nie jemand von der Seite geschafft, ihn zu besteigen. (Weil die richtige Ausrüstung oder Vorbereitung fehlte – oder es vielleicht noch nie zuvor versucht worden war.)
Allein diese drei Beispiele aus dem Alltag zeigen, wie verbreitet negatives Denken ist. Und nicht selten wirkt es subtil weiter, nährt die eigenen Selbstzweifel. Es kann gut sein, dass jemand trotz der vorgetragenen Bedenken den Bus erwischt/Test besteht/Berg erklimmt.
Sehr wahrscheinlich wird er jedoch mehr Energie dafür aufwenden müssen, die eigenen Ängste in Schach zu halten. Und je nachdem, wie stark diese sind, scheitert das Vorhaben doch am mangelnden Support anderer. Das Schlimme: Nicht selten sind es die eigenen Freunde, Kollegen, Familienangehörigen, die sich teilweise aus Neid oder Angst um einen so wenig zielführend verhalten.
Wie wirken Ermutigungen?
Viele Menschen sind sich vor allem ihrer Schwächen und Unzulänglichkeiten nur allzu bewusst, die eigenen Stärken zu benennen, fällt ihnen schwer. Das Selbstwertgefühl ist dann selten gut ausgeprägt.
Ermutigungen arbeiten dagegen, erhöhen die Selbstachtung und bekräftigen den Selbstglauben. Statt eines bereits halbwegs resignierenden „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“ ändert sich die Einstellung hin zu „Ich kann das schaffen!“.
Nichts anderes tun übrigens positive Affirmationen. Sie lenken den Blick weg von negativen Zuschreibungen und destruktiver Kritik, hin zu positivem Denken. Fehler und negative Entwicklungen sollen keineswegs schöngeredet werden, Fakt ist aber, dass der Fokus auf Niederlagen und das Kreisen um Defizite nicht zielführend sind.
So bringen Ermutigungen Menschen voran
Die Psychologie und Pädagogik haben längst erkannt, dass ein wesentliches Mittel in der Erziehung von Kindern die Ermutigung ist. Sie befähigt sie, an sich selbst zu glauben. Voraussetzung dafür sind eine wertschätzende und empathische Haltung des Elternteils gegenüber seinem Kind.
Diese Herangehensweise führt zu einer gesunden Entwicklung eines Selbstbewusstseins. Das Bedürfnis, von anderen verstanden und akzeptiert zu werden nimmt im Erwachsenenalter nicht ab. Warum es gut ist, anderen (und sich selbst) gegenüber Ermutigungen auszusprechen, zeigen diese vier positiven Seiten:
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Sie sehen Dinge optimistisch.
Es ist ein alter Hut: Selbst- und Fremdwahrnehmung stimmen häufig nicht überein. Das gilt nicht nur bei Leuten, die sich selbst überschätzen, sondern ebenso umgekehrt, die ihr Licht unter den Scheffel stellen. Andere vermögen etwas in Ihnen zu erkennen, was Sie noch gar nicht wahrgenommen haben. Gerade wenn Dritte das bekräftigen, trägt das dazu bei, bisherige Vermutungen infrage zu stellen, Hoffnung zu schöpfen. Plötzlich erscheinen Dinge möglich, die zuvor in weiter Ferne schienen.
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Sie schaffen Großes.
Fehler passieren, ungeübte erste Versuche wird es ebenso geben. Damit aus Versuchen etwas Großes wird, brauchen wir Ermutigungen. Ganz gleich, ob es um erste künstlerische Schritte, das Erlernen eines Instruments oder das Tüfteln an einem neuen Produkt geht. Mit dem Zuspruch von außen fassen Sie zunehmend Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dass durch positive Erfahrungen bestätigt wird.
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Sie werden zum Vorbild.
Wer optimistischer an die Sache herangeht, hat einen neuen Energieschub, kommt aus der Lethargie heraus und schafft tatsächlich Dinge, die er sich zuvor nicht zutraute. Positive Erfahrungen stärken das Selbstbewusstsein. Sie werden eine ganz andere Außenwirkung habe und Ihrerseits anderen Menschen als Vorbild dafür dienen, was alles möglich ist.
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Sie werden gnädiger im Urteil.
Manche Menschen haben eine innere Haltung, die von Härte geprägt ist. Stellvertretend ist dafür der Satz: Man bekommt im Leben nichts geschenkt! Es wird klar, hier wird gekämpft, Motto: Er/Sie oder ich. Oft stecken dahinter Konkurrenzdenken und schlechte Erfahrungen. Aber nur weil in der Vergangenheit einiges schief lief oder manche Menschen Ihnen gegenüber hart waren, müssen Sie nicht hart gegenüber sich selbst oder anderen sein. Im Gegenteil. Wer die Kraft von Ermutigungen kennengelernt hat, wird Sie auch anderen Menschen gegenüber anwenden und so etwas Besseres schaffen können.
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