Gerüchte: Bedeutung, Ursachen + Psychologie

An jedem Arbeitsplatz gibt es Gerüchte und Spekulationen. In der Kaffeeküche werden Neuigkeiten ausgetauscht und Geschichten weitererzählt – egal, wie viel Wahrheit darin steckt. Aber was sind Gerüchte und warum entstehen Sie? Wir erklären den Klatsch und Tratsch sowie die Psychologie dahinter…

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Was ist ein Gerücht?

Gerüchte sind unbestätigte Informationen, Vermutungen, Spekulationen und Geschichten ohne genaue Hintergründe, die in sozialen Gruppen trotzdem weitererzählt werden. Manches hat einen wahren Kern, anderes ist frei erfunden oder ergänzt.

Viele Gerüchte richten sich gezielt gegen Aussagen, Handlungen oder Entscheidungen einzelner Personen. Sie sind nicht einfach nur spannender Smalltalk, sondern Teil von Intrigen, Indiskretion, Machtspielen oder auch Mobbing am Arbeitsplatz.

Gerücht Bedeutung und Herkunft

Gerücht stammt vom Mittelniederdeutschen „geruchte“ = Geschrei oder Gerufe. Der Begriff „Klatsch“ (Klatsch und Tratsch) ist das lautmalerischer Geräusch des Ausschlagens nasser Kleidung an öffentlichen Waschplätzen. Dort kamen Frauen zusammen, wuschen Schmutzwäsche und tauschten Neuigkeiten aus.

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Gerüchte Synonym

Klatsch und Tratsch, Flurfunk, Flüsterpropaganda, Lügenmärchen, Urbane Legenden, auf Englisch: rumour.

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Ursachen: Warum entstehen Gerüchte?

Gerüchte entstehen nicht grundlos, sondern oftmals aus Neugier und dem Wunsch, spannende Nachrichten zu verbreiten – der Wahrheitsgehalt spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Aber welche Ursachen stehen hinter den Gerüchten? Für die Entstehung gibt es zahlreiche Gründe und Möglichkeiten:

  • Fehlende Informationen

    Unklarheiten und fehlende Informationen führen zu Gerüchten. Der Publizist Cyril Northcote Parkinson sagte dazu: „Wo immer in der Kommunikation ein Vakuum entsteht, werden Gift, Müll und Unrat hineingeworfen.“ Wo es kein Wissen gibt, folgen Spekulationen.

  • Starke Vereinfachung

    Komplexe Themen und Zusammmenhänge werden in Gerüchten stark vereinfacht wiedergegeben. Das führt dazu, dass einige Teile weggelassen werden oder wichtige Inhalte verloren gehen. Plötzlich werden vereinfachte Geschichten erzählt, die in der Form gar nicht stimmen.

  • Falsche Wahrnehmung

    Die eigene Perspektive entspricht nicht immer der Wahrheit. Eine falsch interpretierte Aussage, ein Missverständnis oder eine Situation, die nicht vollständig beobachtet wurde – schon entstehen Gerüchte.

  • Spannende Übertreibung

    Wer wenig zu erzählen hat, übertreibt oder ergänzt spannende Details, um mehr Aufmerksamkeit und Beachtung zu bekommen.

  • Gezielte Manipulation

    Leider sind Gerüchte teilweise ein absichtliches Mittel der Manipulation. Gerade im Job soll die Spekulation unliebsamen Kollegen schaden und einen eigenen Vorteil bringen.

Welche Gerüchte werden verbreitet?

Nicht jede Spekulation verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Für erfolgreiche Gerüchte gibt es mehrere Faktoren:

  • Einfache Gerüchte
    Die Geschichte muss so einfach sein, dass wir sie sofort und nur zu gerne glauben. Umständliche und schwer zugängliche Gerüchte verpuffen.
  • Emotionale Gerüchte
    Eine gute Story berührt die Emotionen – Angst, Wut, Frust oder auch Hoffnung sorgen dafür, dass Klatsch und Tratsch weitererzählt werden.
  • Überraschende Gerüchte
    Es braucht eine überraschende und neue Botschaft. Motto: „Hast du schon gehört, dass…“ Erst diese echte Neuigkeit macht Gerüchte spannend.
  • Realistische Gerüchte
    Das Gerücht muss glaubwürdig und wahrscheinlich sein. Völlig abgedrehte Vermutungen, die wir uns im Traum nicht vorstellen können, sind wirkungslos.

Studien zeigen zudem: Männer und Frauen tratschen gleich viel, aber über andere Themen. Frauen reden über Freunde, Familie und Aussehen. Männer sprechen über Besitz, Sport oder Transfergerüchte – und sind dabei deutlich emotionsloser.

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Psychologie der Gerüchte

Gerüchte sind tief in der Psychologie von Menschen verankert. Die Lust am Klatsch und Tratsch gilt sogar als angeboren. Das Teilen und Erzählen von Spekulationen hat gleich mehrere psychologische Effekte:

  • Zugehörigkeit

    Durch Gerüchte entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe – innerhalb der Kollegen oder Freunde. Der Tratsch schafft eine Form von Gemeinschaft unter den Beteiligten (siehe: Watercooler-Effekt). Auf der anderen Seite werden andere ausgeschlossen.

  • Überlegenheit

    Das Schlechtreden anderer Menschen ist Balsam für die eigene Seele. Es gibt ein Gefühl von Überlegenheit und eigene Probleme sind eine geringere Belastung. Verstärkt wird dies durch den (empfundenen) Wissensvorsprung durch die spannende Neuigkeit.

  • Selbstschutz

    Wer Gerüchte über seine Mitmenschen teilt und verbreitet, ist selbst gerade nicht das Gesprächsthema. Es ist ein Ablenkungsmanöver zum Selbstschutz.

  • Frustabbau

    Gerüchte funktionieren wie ein Ventil für negative Emotionen. Das Weitererzählen negativer Geschichten baut Frust, Ärger und auch Agggressionen ab. Verbal zeigen Sie Ihre böse und aggressive Seite und fühlen sich anschließend besser.

Die Gerüchteküche offenbart zudem die Wertvorstellungen. Fehlverhalten und Aussagen von anderen werden gemeinsam (meist negativ) bewertet. Das zeigt, wer ähnlichen Ansichten teilt und stärkt das Vertrauen in der Gruppe.

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Gerüchte: Gefahren und Konsequenzen im Job

Bei einem Kaffee mit den Kollegen die neuesten Gerüchte teilen? Beim Austausch ungesicherter Informationen sollten Sie vorsichtig sein! Was als Smalltalk beginnt, hat im schlimmsten Fall ernsthafte Konsequenzen.

Die Grenze zwischen Gerüchten, Unwahrheiten und übler Nachrede oder gar Verleumdung ist schmal. Verbreiten Sie Behauptungen, die dem Ruf und der Ehre anderer schaden, begehen Sie eine Straftat und risikieren eine Geld- oder Freiheitsstrafe.

Abmahnung oder Kündigung bei Gerüchten

Arbeitsrechtlich drohen Abmahnung und im Wiederholungsfall eine verhaltensbedingte Kündigung.

Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht und müssen Mitarbeiter vor vermeidbaren schäden schützen – dazu zählen auch rufschädigende und belastende Aussagen von Kollegen.

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Gerüchte über mich: Wie reagieren?

Sie gehen Ihrem Arbeitsalltag nach und hören plötzlich ein Gerücht über sich selbst. Leider gibt es keinen vollkommenen Schutz und die Gerüchteküche kann jeden treffen. Kleinigkeiten werden aufgebauscht, Storys erfunden und schon redet das Büro über Sie.

Verfallen Sie nicht in Panik und handeln Sie nicht vorschnell. Wie Sie reagieren, hängt von der konkreten Situation ab:

    1. Die Gerüchte stimmen

    Wahren Gerüchten begegnen Sie am besten mit Ehrlichkeit. Das gilt vor allem, wenn die Offenbarungen keine größeren Auswirkungen für Sie haben.

    Versuchen Sie keine Rechtfertigungen oder Ausflüchte, das macht es meist nur schlimmer.

  • Stehen Sie dazu – bleiben Sie dabei sachlich und souverän.
  • Erklären Sie die Hintergründe für Ihr Verhalten und bitten Sie um Verständnis.
  • Entschuldigen Sie sich bei einzelnen Personen (oder öffentlich) für die Situation.
  • 2. Die Gerüchte stimmen nicht

    Frei erfundene Gerüchte sollten Sie sofort unterbinden. Weisen Sie die Vorwürfe umgehend und begründet zurück.

    Zögern Sie zu lange, sieht es so aus, als könnte doch etwas dran sein. Liefern Sie keinen Gegenbeweis, ist es nicht glaubwürdig genug.

  • Sagen Sie offen und deutlich, dass die Gerüchte nicht stimmen.
  • Nennen Sie Details, Fakten, Beweise oder Zeugen (andere Kollegen), die Ihre Aussage verdeutlichen.
  • Reagieren Sie sachlich und nicht emotional. Das verstärkt die Botschaft, dass es nur erfundene Behauptungen sind.
  • 3. Die Gerüchte kommen von Konkurrenten

    Kommen die Gerüchte von einem direkten Konkurrenten, sollten Sie das möglichst öffentlich zeigen. Nutzen Sie das nächste Meeting und sprechen Sie das unprofessionelle Vorgehen an.

    Ist der Verbreiter bereits für Lästereien bekannt, brauchen Sie nicht einmal den Namen nennen. Die Anwesenden wissen genau, wer gemeint ist. Das nimmt den Gerüchten den Wind aus den Segeln.

  • Stellen Sie den verbalen Angreifer öffentlich bloß.
  • Liefern Sie belegbare Gegenbeweise, um seine Aussagen zu entlarven.
  • Bleiben Sie möglichst locker, das stört direkte Konkurrenten am meisten.
  • 4. Der Verbreiter ist unbekannt

    Oft bleibt der ursprüngliche Erfinder der Gerüchte unbekannt. Einmal in die Welt gesetzt, werden Geschichten durch Mundpropaganda dennoch verbreitet. Ist die Behauptung eine Kleinigkeit und für Sie völlig unwichtig, können Sie diese einfach ignorieren.

    Bei schädlichen Gerüchten gilt erneut: Widersprechen Sie deutlich und klären Sie die Kollegen auf, die es weitererzählen. Motto: „Ich weiß, ihr habt gehört, dass… Aber eigentlich ist es so…“

  • Gehen Sie nicht auf Machtspielchen ein und zeigen Sie Größe.
  • Bitten Sie andere Kollegen, die Gerüchte in Gesprächen zu korrigieren.

Helfen Ihre Versuche nicht, wenden Sie sich an den Chef. Legen Sie Ihre Beweise für die erfundenen Gerüchte vor und erklären Sie, wie Sie unter der Situation leiden. Vorgesetzte haben die Pflicht, einzuschreiten und die Gerüchteküche zu beenden.

In letzter Instanz bleibt Ihnen die Kündigung. Das fühlt sich an wie eine Niederlage, ist aber besser, als psychische Gesundheit zu riskieren.

⇨ Mehr Tipps zum richtigen Umgang mit Gerüchten? Hier weiterlesen (kostenloses PDF)

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Wie Sie den Flurfunk für sich nutzen

Klare Empfehlung: Halten Sie sich weitgehend aus Gerüchten und dem Flurfunk raus. Gerüchte werden von Neidern erfunden, von Dummen verbreitet und von Idioten geglaubt – damit wollen Sie möglichst wenig zu tun haben.

Wollen Sie trotzdem mitreden und in der Gerüchteküche den Kochlöffel schwingen, sollte der Klatsch beiläufig oder sogar positiv sein. Ansonsten gilt:

  • Quellen prüfen

    Lernen Sie, verlässliche Quellen von schädlichen zu unterscheiden. Wer schwätzt nur belangloses Zeug? Wer ist tatsächlich gut verdrahtet und frühzeitig informiert? Meiden Sie die erste Gruppe und versorgen Sie Letztere mit guten eigenen Informationen.

  • Multiplikatoren erkennen

    Identifizieren Sie die Flüstertüten im Unternehmen und bringen Sie diese in eine Reihenfolge, sortiert nach Themen, Wahrheitsgehalt oder Durchlaufgeschwindigkeit. Falls Sie selbst einmal Informationen streuen müssen, wissen Sie genau, welche Kanäle die effektivsten sind.

  • Nachrichten filtern

    Filtern Sie gute von schlechten Nachrichten und geben Sie nur die positiven weiter – das verbessert auch Ihren Ruf. Idealerweise verifizieren Sie die Informationen noch. Dann ist es kein Gerücht mehr, sondern eine echte Nachricht.

  • Schweigen können

    Sie hören Gerüchte und ein Kollege erzählt Ihnen aufgeregt den neuesten Tratsch. Reden Sie nicht gleich mit, sondern hören Sie nur schweigend zu. Sammeln Sie Informationen, die Sie später kontrollieren und nutzen. Das funktioniert, obwohl Sie sich selbst gar nicht aktiv beteiligen.


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