Bedeutung: Was ist Dankbarkeit?
Dankbarkeit ist eine Haltung und Lebensgefühl. Dahinter steckt eine zutiefst empfundene Wertschätzung und tiefe Anerkennung für einen Zustand oder eine Zuwendung. Das tut der Seele gut, sorgt für größeres Wohlbefinden und festigt Beziehungen.
Wer eine dankbare Haltung im Leben einnimmt, gibt sich Zeit zum Innehalten, zur emotionalen Rast und Besinnung. Dankbarkeit ist wie Durchatmen: Wir blicken auf unser Leben und erkennen dessen Reichtum. Schon die Freude über kleinste Dinge führt nachweislich zu mehr Glück.
Wofür kann ich dankbar sein?
„Dankbarkeit ist das Gefühl des Staunens und der Feier des Lebens“, sagt der Psychologie-Professor Robert Emmons, einer der weltweit führenden Experten in der Dankbarkeitsforschung. Und es gibt eine Menge, wofür wir dankbar sein können:
✓ Gesundheit ✓ Frieden ✓ Partner, Beziehung ✓ Kinder ✓ Heim, Zuhause ✓ Freunde |
✓ Essen, Trinken ✓ Freizeit ✓ Job ✓ Wohlstand, Reichtum ✓ Ein Lächeln ✓ Das Leben (bisher) |
Psychologie: Warum ist Dankbarkeit wichtig?
In der Psychologie wird eine dankbare Haltung als „wirkungsintensive Lebenseinstellung“ bezeichnet. Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die die positive Wirkung der Dankbarkeit auf Gehirn, Gesundheit und Lebenszufriedenheit nachweisen:
-
Dankbarkeit macht glücklich
Studien um Robert Emmons und Michael McCullough zeigen: Wer 10 Wochen lang darüber reflektierte, wofür er oder sie dankbar ist, war glücklicher und optimistischer. Sogar die Gesundheitswerte und Immunabwehr verbesserten sich.
-
Dankbarkeit festigt Beziehungen
Bei Studien der Psychologin Sara Algoe schrieben frisch Verliebte 2 Wochen lang ein Tagebuch über positive Erlebnisse in der Beziehung. Danach fühlten sie sich dem Partner viel verbundener.
-
Dankbarkeit stärkt das Herz
Durch eine dankbare Haltung sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt. Bei medizinischen Untersuchungen dazu verringerten sich die Beschwerden von Patienten mit Herzinsuffizienz deutlich.
-
Dankbarkeit heilt Schlafstörungen
Der Dankbarkeitsforscher Alex M. Wood, Universität Manchester, konnte nachweisen, dass Dankbare besser und tiefer schlafen. Sie litten im Vergleich zu Kontrollgruppen seltener unter Schlafstörungen und waren leistungsfähiger.
-
Dankbarkeit senkt Stress
Dankbarkeit macht resistenter gegenüber Stress. Laut Studien um Martin Seligman von der Universität Pennsylvania waren dankbare Menschen widerstandsfähiger gegenüber psychischen Erkrankungen.
-
Dankbarkeit therapiert Depression
Dankbar sein, fördert die Therapie von Depressionen, so das Ergebnis von Studien um Prathik Kini, Universität Indiana. Patienten schrieben dreimal pro Woche Dankesbriefe – das gab ihnen nach 3 Monaten ein positives Lebensgefühl.
-
Dankbarkeit schützt vor Versuchungen
Selbstbeherrschung ist ein Indikator für Erfolg. Bei Experimenten an der Northeastern Universität zeigte sich: Dankbarkeit wirkt wie ein Impfstoff gegen Versuchungen: Dankbare haben mehr Geduld und können auf Sofort-Belohnungen verzichten.
Was ändert sich, wenn ich dankbarer werde?
Nicht jeder Tag ist gut, aber jeder Tag hat etwas Gutes – man muss das nur erkennen (wollen). Tatsächlich kann Dankbarkeit unser Leben positiv verändern: Wer dankbar ist, erlebt ein tiefes Gefühl von Glück, das schließlich zu einem Zustand wird – dem Broaden-and-Built-Effekt. Laut Barbara Fredrickson führt der zu weiteren positiven Effekten:
- Wir schätzen unser Leben mehr
- Wir freuen uns über kleine Dinge
- Wir werden selbstbewusster
- Wir strahlen Zufriedenheit aus und wirken dadurch anziehender
- Wir reagieren positiv auf Veränderungen
- Wir haben weniger Stress und Ängste
- Wir erkennen mehr Chancen im Leben
- Wir werden gelassener gegenüber Krisen (siehe: Resilienz)
- Wir steigern unser Wohlbefinden und Selbstwertgefühl
- Wir gewinnen ein erfülltes Leben
Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Welche Folgen hat fehlende Dankbarkeit?
Umgekehrt entwickeln Menschen ohne Dankbarkeit oft eine Mängelsicht: Ihr Leben besteht vor allem aus Defiziten, Lücken und Leere. Wer sich und seine Umwelt so wahrnimmt, kann nur unzufrieden, neidisch und unglücklich werden.
Mehr noch: Undank ist ein Karrierekiller. Wer vergisst, anderen für ihre Hilfe oder Unterstützung zu danken, bekommt beides bald nicht mehr (siehe: Reziprozität).
Tipps: Wie kann ich Dankbarkeit lernen?
Dankbarkeit ist wie ein Muskel: Wird sie nicht regelmäßig trainiert, erschlafft sie. Menschen neigen leider dazu, immer weniger wertzuschätzen, was sie schon haben. Sie werden blind für vorhandenen Reichtum und halten diesen für selbstverständlich (siehe: Gewöhnungseffekt).
Umso wichtiger ist, Dankbarkeit zu lernen und regelmäßig zu üben und sich diese Haltung anzugewöhnen. Wir empfehlen dazu folgende Tipps und Methoden:
1. Die 5-Finger-Methode
Die Methode stammt von der Psychologin Elsbeth Martindale. Sie empfiehlt bei akuter Unzufriedenheit die Finger einer Hand durchzugehen und sich dabei an schöne, befriedigende und ermutigende Dinge im Leben zu erinnern:
- Daumen
Benennen Sie etwas, worauf Sie stolz sind. Machen Sie sich Ihre Stärken und Talente bewusst – und seien Sie stolz auf sich. - Zeigefinger
Zeigen Sie auf etwas Schönes in der Natur. Entdecken Sie etwas in Ihrem Umfeld, das Sie inspiriert und begeistert. - Mittelfinger
Nennen Sie eine Sache, die Sie für einen anderen Menschen getan haben und wofür Sie sich gut fühlen. Überlegen Sie sich, bei wem Sie das wiederholen können. Zum Beispiel heute. - Ringfinger
Erinnern Sie sich an einen Menschen, den Sie aus tiefsten Herzen lieben oder geliebt haben sowie andere Menschen für die Sie innige Gefühle haben. - Kleiner Finger
Nennen Sie eine (!) Sache, für die Sie in Ihrem Leben zutiefst dankbar sind.
2. Das Dankbarkeits-Tagebuch
Dabei handelt es sich um eine Variante des Erfolgstagebuchs – nur schreiben Sie darin täglich auf, wofür Sie heute dankbar sind.
Sinn und Zweck dieser Übung ist, sich mithilfe eines positiven Tagesrückblicks bewusst zu machen, wie gut es einem geht und wofür es sich lohnt, dankbar zu sein. Der Effekt ist, dass wir Beziehungen und Erfahrungen im Alltag mehr genießen und bewusster erleben.
Wir empfehlen, für das Dankbarkeitstagebuch schreiben eine Abendroutine oder Morgenroutine zu entwickeln. Alternativ können Sie auch eine sogenannte Juhu-Liste schreiben.
3. Der 5-Münzen-Trick
Der 5-Münzen-Trick von Hyler Bracey ist ebenso einfach wie effektiv: Bracey steckt sich jeden Tag fünf Münzen in die Anzugtasche. Jedes Mal, wenn er einen Mitarbeiter lobt, steckt er eine Münze in die andere Tasche. Alle Münzen müssen täglich die Tasche wechseln. Die Technik habe ihm geholfen, das Loben zur Gewohnheit zu machen, sagt Bracey.
Der Trick lässt sich genauso nutzen, um die eigene Dankbarkeit zu verstärken: Stecken Sie sich täglich fünf Münzen in eine Tasche und trainieren Sie, am Tag mindestens fünf Erlebnisse bewusst wahrzunehmen, für die Sie dankbar sind.
4. Das Gute im Schlechten sehen
Wer in einer Lebenskrise steckt, sieht meist nur das Negative. Gleichzeitig können wir unseren Blickwinkel bewusst ändern und den Fokus auf die positiven Aspekte lenken.
Indem Sie einen bewussten Perspektivwechsel herbeiführen und das „Gute im Schlechten sehen“, gewinnen Sie nicht nur mehr Handlungsspielraum, sondern auch die Lebensfreude zurück.
5. Achtsamkeit üben
Bei der (dialogischen) Achtsamkeit versuchen Sie, den einzelnen Augenblick bewusst zu erleben – im Hier und Jetzt (vgl. Stop-Look-Go-Technik). Nehmen Sie sich hierzu 3 Minuten Pause und schauen Sie sich bewusst um: Arbeitsplatz, Schreibtisch, Büropflanzen… Achten Sie auf Details. Was Ihnen vor die Sinne kommt, dem schenken Sie die volle Aufmerksamkeit.
Entscheidend bei dieser Übung ist, in dem Moment alles andere (im Job) loszulassen und dankbar zu werden, für die guten Gefühle, die Sie hier und jetzt erleben. Laut Studien können solche Dankbarkeitsübungen das Glücksniveau um 25 Prozent steigern sowie stressbedingte Erkrankungen lindern.
Dankbarkeit ausdrücken – Sprüche & Zitate
Dankbarkeit im Alltag zu zeigen, ist leider selten geworden. Sogenannte Dankschreiben (in Briefform) wirken wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. Sind sie aber nicht!
„Dankbarkeit gehört zu den Schulden, die jeder Mensch hat, aber nur wenige tragen sie ab“, lautet ein schöner Spruch zur Dankbarkeit. Dabei verfehlen gut gemachte Dankschreiben oder Dankeskarten nie ihr Ziel! Hier ein paar Ideen für Formulierungen und Sprüche:
- „Danke, für dein Lächeln am Morgen.
Danke, für deinen Rat habe ich mal Sorgen.
Danke, dass du auch über dich selber lachst.
Und mich so immer wieder glücklich machst.“ - „Manchmal braucht es 1000 Worte.
Manchmal besucht man 1000 Orte.
Manchmal redet man um den heißen Brei.
Und manchmal braucht’s der Worte nur drei:
Vielen lieben Dank!“ - „Mercy, für das offene Ohr.
Thanks für die lieben Worte.
Danke für die helfende Hand.“ - „Ich danke Dir. Du weißt wofür.
Es wäre zu viel, jetzt alles zu nennen.
Einfach DANKE dafür, dass wir uns kennen.“
Lesetipp: Danke sagen – in verschiedenen Sprachen (PDF)
Kostenloser Download: Dankessprüche aller Art
Danke sagen – aber mit Stil: Dazu können Sie sich hier eine umfangreiche Liste und Sammlung mit Sprüchen und Zitaten kostenlos herunterladen:
Dankbarkeit Fehler: So bitte nicht!
Falls Sie anderen gegenüber Ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen wollen, sollten Sie die folgenden Fehler vermeiden:
- Über 48 Stunden mit dem Danke warten
- Unpersönliche Anrede
- Namen falsch schreiben
- Erkennbare Massenmail
- Floskeln nutzen
- Überschwänglichkeit statt klarer Worte
Ein Dankeschön annehmen – aber richtig
Laut Knigge und guten Umgangsformen wird ein „Dankeschön“ stets kommentiert. Diese Antwort-Choreographie wird auch „Sprechakte“ genannt. Entsprechend antworten Sie auf…
„Danke“ ⇨ mit: „Bitte“ (oder „Gern geschehen“)
„Dankeschön“ ⇨ mit: „Bitteschön“
„Danke sehr“ ⇨ mit: „Bitte sehr“
Dahinter steckt nicht nur Höflichkeit: Ob Beziehung oder Beruf – ein „Danke“ ist jedes Mal ein kleines Geschenk. Das sollten wir würdigen! Drei Schritte sind dafür wichtig:
-
Annehmen
Wenn sich jemand bei Ihnen bedankt, zieren Sie sich nicht – vorausgesetzt das Dankeschön war berechtigt. Nehmen Sie den Dank an – oder viele Worte.
-
Freuen
Zeigen Sie, dass Sie sich über die Geste und das Dankeschön freuen. Ein Lächeln und Nicken genügt. Oder Sie sagen: „Gern geschehen“ bzw. „Gerne wieder“.
-
Danken
Ermuntern Sie andere zu mehr Dankbarkeit, indem Sie sich für einen Dank bedanken. Jean-Jacques Rousseau hat das einmal so formuliert: „Dankbarkeit ist eine Pflicht, die erfüllt werden sollte, die aber zu erwarten keiner das Recht hat.“
Was andere dazu gelesen haben