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Du kannst andere nicht ändern

„Du kannst andere nicht ändern!“ – Diesen Satz sollten sich manche mantraartig selbst vorsagen. Denn sie scheitern immer wieder exakt daran: Sie stoßen bei anderen auf ein Hindernis und wollen das Problem damit lösen, dass sie andere ändern. Ein großer Irrweg, der leider nur zu noch größerem Frust führt, aber keineswegs die erhoffte Lösung bringt. Zum Glück gibt es bessere Alternativen…



Du kannst andere nicht ändern

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Du kannst andere nicht ändern – schon gar nicht ab 30!

Zu der Feststellung, dass man andere nicht ändern kann, muss man erst einmal gelangen. Schon viele Menschen haben über Kulturen und Zeiträume hinweg versucht, Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Meist erfolglos. Die Resignation darüber spiegelt auch in der Volksweisheit: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Dabei geht es gar nicht darum, dass Menschen nicht Lernfähigkeit oder -willig wären. Aber bestimmte Macken und Eigenheiten oder Überzeugungen festigen sich im Laufe des Lebens. Und die zu verändern ist nicht unsere Aufgabe (außer bei uns selbst).

Die Wissenschaft weiß heute: Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die geistige Flexibilität ab. Das ist übrigens auch eine Erklärung dafür, warum die meisten Radikalisierungen in jüngeren Jahren stattfinden. Bei mittelalten und ältere Menschen aber geschieht dies nicht mehr so leicht. Sie wissen, wer sie sind und wofür sie stehen und ändern ihre Ansichten weniger leicht. Das aber kann genauso ein Problem sein.

Man kann Menschen nicht ändern: Sprüche und Zitate

  • „Du kannst die Menschen um dich herum nicht verändern, aber du kannst verändern welche Menschen um dich herum sind.“ (Unbekannt)
  • „Auffällig, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.“ (Unbekannt)
  • „Der wahre Charakter eines Menschen zeigt sich nicht bei der ersten Begegnung sondern bei der letzten.“ (Unbekannt)
  • „Jeder denkt darüber nach, die Welt zu verändern, aber niemand denkt darüber nach, sich selbst zu verändern.“ (Leo Tolstoi
  • „Du kannst nicht ändern, wie andere Menschen dich behandeln, oder was sie über dich sagen. Alles was du verändern kannst, ist deine Reaktion darauf.“ (Mahatma Gandhi
  • „Ich bereue nicht meine Vergangenheit, sondern nur die Zeit die ich für falsche Menschen geopfert habe.“ (Unbekannt)


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Überzeugungen schaffen Identität

Werte, Normen und Überzeugungen formen unseren Charakter und machen uns aus. Sei es, dass jemand hohe Ideale verkörpert und anderen warmherzig und hilfsbereit begegnet. Oder andersherum: dass eine Person grundsätzlich nur Negativ von anderen denkt und als Misanthrop durchs Leben geht. Könnten Sie andere Menschen ändern, würden Sie Ihnen daher auch einen Teil ihrer Identität nehmen. Im Falle eines Misanthropen wäre das kein großer Verlust. Aber was ist mit einer Person, die es liebt, sich flippig zu kleiden?

Jemand anderem die Kreativität absprechen, nur weil sie nicht ins eigene Weltbild passt? Zugegeben, das kann im beruflichen Kontext und gegenüber Kunden berechtigt sein – erst recht wenn es einen festen Dresscode gibt. Aber das wäre dann ja nur temporär und nicht grundsätzlich. Durch ein dunkelblaues Kostüm oder einen Anzug ändert man keine Menschen. Wird dies aber generell, fühlt sich der oder die Betroffene zurecht in ihrer persönlichen Gestaltungsfreiheit und Ausdrucksfähigkeit eingeschränkt.

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Deshalb können Sie andere nicht ändern

Andere Menschen ändern zu wollen, ist fast unmöglich. Schon aus mehreren Gründen:

Akzeptanz

Jeder Mensch trägt Überzeugungen in sich, die er oder sie für richtig und gut erachtet. In dem Moment, wo eine andere Person diesen Menschen ändern will, signalisiert sie: „Du bist nicht in Ordnung, so wie du bist!“ Es ist ein echter Frontalangriff und eine starke Kränkung. Im Einzelfall ist es völlig unerheblich, ob es dabei um Äußerlichkeiten (zu dick, zu dünn, zu hässlich…) oder den Charakter (zu dumm, schwerfällig, unlustig…) geht. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Ihnen und Ihrem Anliegen wohlgesinnt ist, ist relativ gering.

Hochmut

Der Appell zur Veränderung kommt bei anderen oft so an, als glaubten Sie, das Maß aller Dinge zu sein. Und das ist per se schon vermessen bis arrogant. Den einzigen Personen, denen zugestanden wird, anderen was zu sagen, sind die eigenen Eltern, Geschwister, Partner und eventuell enge Freunde oder ein Coach. Ausnahme: Geht es um erforderliche Veränderungen im Arbeitsbereich. Hier ist der Chef qua Direktionsrecht dazu befugt, Ihnen etwas zu sagen und Anpassungen zu erwarten – ob Sie das toll finden oder nicht.

Schwierigkeit

Sind Sie selbst Führungskraft – beispielsweise als Teamleiter oder Trainer im Verein –, steht es Ihnen natürlich zu, von anderen Veränderungen zu erwarten. Sobald Sie allerdings in den charakterlichen Bereich abzielen, wird es schwierig. Sie können nicht kontrollieren, wie andere Menschen denken, fühlen, handeln. Selbst wenn es selbstschädigende Verhaltensweisen wie beispielsweise eine Alkoholsucht sind.

Daher gilt stets der Grundsatz: Du kannst andere nicht ändern – aber du kannst dich ändern: deine Perspektive, deinen Maßstab, deine Bewertung.

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Umfeld verändern durch eigene Veränderung

Vielleicht sind Sie bei dem obigen Grundsatz zusammengezuckt. „ICH mich verändern? Aber ich bin doch in Ordnung?!“ Stimmt. Sind Sie auch. Aber so wie es jetzt ist funktioniert es nicht. Die Beziehung leidet, es gibt atmosphärische Störungen. Spannung liegt in der Luft. Und das können Sie ändern – nur eben nicht zuerst bei Ihrem Gegenüber, sondern viel leichter und schneller bei sich selbst.

Der Gedanke dahinter ist eben nicht, sich an die Eigenschaften derjenigen anzupassen, die Sie kritisieren oder nicht mögen. Vielmehr geht es darum, stärker an den eigenen Verhaltensweisen zu arbeiten. Das nötigt Sie weder zur Konformität, noch müssen Sie Angst vor einem Identitätsverlust haben.

Worin inverstieren Sie Ihre Energie?

Persönlichkeitsmerkmale lassen sich schlecht verändern. Gewohnheiten und Verhaltensweisen aber sehr wohl. Wer sich zum Beispiel darüber ärgert, dass die Freunde so lethargisch geworden sind und zu wenig unternehmen, kann das bemängeln und Vorwürfe formulieren. Oder Sie investieren dieselbe Energie und werden Ihrerseits aktiv: Schmeißen Sie eine Party oder laden Sie die Freunde ins Kino ein. Und hilft das nicht, dann melden eben Sie nur sich zum Sprachkurs an, lernen neue Leute kennen oder organisieren einen Kurzurlaub

Fehler machen gehört dazu

Damit Menschen sich entwickeln können, muss ihnen die Möglichkeit gegeben werden, Fehler zu machen. Fehler machen, ist das „Learning by doing“ des Lebens. Sie können einer Person zehnmal sagen, was für sie besser wäre. Dennoch gibt es unzählige Bereiche, in denen jemand seine eigenen Erfahrungen machen muss. Alles andere ist Hören-Sagen und damit nicht nachvollziehbar.

Es kann gut sein, dass die Person, die Sie ändern wollen, die Gefahr unterschätzt. Aber die eigene Erfahrung kann bei dieser Person zweierlei bewirken: Sie erkennt, dass Sie Recht hatten (zumindest, wenn sie die Größe besitzt, das anzuerkennen) und kann nun besser einschätzen, warum eine Sache schlecht für sie ist. Oder sie schätzt aufgrund ihrer Erfahrung die Sache anders ein und sieht keine Notwendigkeit etwas zu ändern.

Beispiel Prüfungssituation

Eine überdurchschnittlich begabte Person hat sich die ganze Schulzeit bis zum Abitur hindurchgemogelt. Dank ihrer schnellen Auffassungsgabe hat es immer gereicht, einen Tag vor der Klausur kurz in die Unterlagen zu schauen und am nächsten Tag noch eine einigermaßen passable Klausur zu schreiben.

Im Studium klappt das anfangs ähnlich. Aber die Noten werden mit steigender Semesterzahl schlechter, die Prüfungsvorbereitung bleibt lausig. Ein Kommilitone beobachtet das Verhalten und warnt. Das Problem: Solange der mäßig Lernende keine Konsequenzen spürt, wird er wenig Anreiz haben, etwas an seinem Verhalten zu ändern, die Warnungen des Freundes werden verpuffen.

Erst, wenn eine wichtige Klausur vergeigt wird, eine Prüfung nicht wiederholt werden kann und somit das Ende des Studiums bedeutet oder aber die Examensnote so schlecht ist, dass ein dringend benötigter Numerus Clausus nicht erreicht werden kann, ist ein Reflexionsprozess wahrscheinlich.

Und das führt zum wichtigsten Ergebnis: Es muss beim Betroffenen selbst ein Leidensdruck oder zumindest ein starkes Bedürfnis entstehen, etwas zu ändern. Solange das nicht gegeben ist, wird sich nichts ändern, zumindest nicht dauerhaft. Jede Veränderung, die eine Person ausschließlich einer anderen zuliebe unternimmt, bleibt halbherzig und ist kaum langfristig.


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