Hierarchiefreie Kommunikation: Wie geht das?

Hierarchiefreie Kommunikation ist für viele Arbeitnehmer heute ein Indiz für ein wertschätzendes Arbeitsklima und den respektvollen Umgang der Belegschaft untereinander. Das Problem: In den meisten Unternehmen gibt es trotzdem eine klare Hierarchie zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Die Rangordnung der Organisationen ist wie eine Pyramide aufgebaut. Wie lässt sich hierarchiefreie Kommunikation dann praktizieren, ohne dass im Unternehmen Anarchie ausbricht? So kann es funktionieren…

Hierarchiefreie Kommunikation Definition Bedeutung Beispiel

Definition: Was ist hierarchiefreie Kommunikation?

Hierarchiefreie Kommunikation bezeichnet den informellen Austausch auf Augenhöhe. Zwar bleiben bei dieser Kommunikation die generelle Rangordnung sowie Weisungsbefugnisse im Unternehmen erhalten – Macht, Status und Privilegien treten im Gespräch aber in den Hintergrund.

Hierarchiefreie Kommunikation geschieht häufig in Form von informeller Kommunikation. Bedeutet: Wer hierarchiefrei kommuniziert, tauscht mit den Mitarbeitern wechselseitig Informationen und Feedback aus oder teilt Nachrichten und Infos ungesteuert oder teils inoffiziell mit. Hierarchiefreie Kommunikation lässt weder verordnen, noch implementieren – vielmehr entsteht und etabliert sie sich über einen längeren Prozess.

Was ist eine Hierarchie einfach erklärt?

Der Begriff Hierarchie beschreibt eine strenge Rangordnung und ein System der Über- beziehungsweise Unterordnung zwischen organisatorischen Einheiten. In der Hierarchie hat jede Person eine genaue Position mit festgelegten Rechten, Befugnissen und Zuständigkeiten. Das beste Hierarchie-Beispiel ist das Militär mit seiner strengen Befehlskette: Ganz oben steht der General, darunter folgen Offiziere, Unteroffiziere und schließlich die einfachen Soldaten.


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Hierarchiefreie Kommunikation Bedeutung: Wozu das Ganze?

In hierarchischen Strukturen gibt es eine typische Kommunikation: Der Informationsfluss und die Entscheidungswege gehen von oben nach unten. Dies wird auch „Top-Down-Kommunikation“ genannt. Allerdings ist diese Form der Kommunikation eine gefährliche Einbahnstraße.

Oft wissen die Mitarbeiter viel besser, was im Laden läuft und welche Strategien und Arbeitsabläufe wirklich funktionieren. Ohne den Rückkanal und das Feedback der Arbeitnehmer scheitern zahlreiche Pläne, die einsam am Chef-Schreibtisch entworfen wurden.

Nachteile hierarchischer Kommunikation

Gleichzeitig haben eine streng hierarchische Kommunikation und ein autoritärer Führungsstil zahlreiche Nachteile:

  • Stärkere Demotivation

    Werden Mitarbeiter nicht gehört und haben das Gefühl nur Erfüllungsgehilfen und ein Rädchen im Getriebe zu sein, schieben sie bald nur noch Dienst nach Vorschrift oder gehen in die innere Kündigung.

  • Geringere Personalbindung

    Ohne Anerkennung und Wertschätzung im Job sinkt die Loyalität rapide. Die Folge: Die Fluktuationsrate steigt – und betrifft vor allem die besten Talente und High Potentials. Denn diese können sich die Arbeitgeber aussuchen.

  • Höherer Fachkräftemangel

    Unternehmen mit einem schlechten Ruf, gewinnen kaum noch neue Mitarbeiter und schon gar nicht begehrte Fachkräfte und Spezialisten. Dadurch wird aber der Anschluss an moderne Entwicklungen verpasst, Innovationen bleiben aus. Ein solches Unternehmen wird den Wettbewerb auf Dauer nicht überleben.

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Digitalisierung macht hierarchiefreie Kommunikation nötig

Nicht nur der Arbeitsmarkt ist im Wandel – die Wirtschaft ist es auch: Digitalisierung und Globalisierung machen schnellen Informationsaustausch und kurze Entscheidungswege erforderlich. Vor allem die Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen zwingen heute zu einer anderen Kommunikation als noch vor 10 Jahren.

Schnelligkeit und Flexibilität sind zugleich wesentliche Merkmale der hierarchiefreien Kommunikation. Das bedeutet nicht, dass die generelle Hierarchie außer Kraft gesetzt wird. Aber die Planung und Steuerung von Abläufen basiert heute viel mehr auf einem gegenseitigen Austausch und wechselseitigen Entscheidungsprozess.

Keine Sprints ohne hierarchiefreie Kommunikation

Starre und hierarchische Strukturen – einst ein Symbol für klare Verantwortlichkeiten, Zuverlässigkeit und planbare Qualität – sind heute eine eine gefährliche Schwäche, die Unternehmen langsamer reagieren lassen und moderne Managementtechniken wie zum Beispiel die Scrum-Methode oder agiles Management verhindern.

Vor allem während der „Sprints“ ist hierarchiefreie Kommunikation für Projektleiter und Kollegen ein wesentlicher Weg, schnell und unkompliziert (ohne offizielle Kanäle) untereinander kommunizieren zu können.

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Hierarchiefreie Kommunikation: Vorteile

Hierarchiefreie Kommunikation bedeutet nicht, sämtliche Hierarchien abzuschaffen. Das ist die wohl größte Befürchtung jener, die das Konzept ablehnen. Dabei ist hierarchiefreie Kommunikation nichts Neues: Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern und andere Firmenevents sind nichts anderes als eine Form, den Austausch über offizielle Kanäle hinweg zu fördern.

Gleichzeitig muss hierarchiefreie Kommunikation das bisherige Berichts- und Reportwesen nicht ablösen. Vielmehr stellt es eine Ergänzung zu den formellen Kommunikationswegen dar – noch dazu mit einigen Vorteilen.

Mehr Feedback fördern

So fördert hierarchiefreie Kommunikation die Entstehung flacher Hierarchien und schnellerer Entscheidungswege, die Mitarbeiter bekommen mehr Handlungsspielraum und die Motivation, das Engagement und die Identifikation mit dem Unternehmen steigen.

Wie das funktioniert? Ganz einfach: Senken Sie die Hürden, eigene Vorschläge einzubringen und verlangen Sie als Führungskraft mehr Feedback von Ihren Mitarbeitern. Dann führen Sie nicht nur qua Amt, sondern durch authentische Autorität.


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