Bedeutung: Was sind Schuldgefühle?
Schuldgefühle haben viel mit Scham zu tun. Sie entstehen, wenn wir glauben, gegen eigene Werte oder moralische Regeln verstoßen zu haben. Dabei geht es nicht um „Schuld“ nach juristischer Definition. Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen bekommen Menschen auch, wenn sie glauben, einen Fehler zu machen.
Typische Gedanken bei Schuldgefühlen
- „Wie konnte ich bloß…?!“
- „Wieso habe ich…?“
- „Das hätte ich nicht tun sollen!“
- „Ach, hätte ich doch…!“
- „Ich müsste eigentlich mehr…“
Solche Selbstvorwürfe und Gewissensbisse sind typisch für Menschen, die etwas im Nachhinein bereuen. Wird daraus ein Gedankenkarussell, blockieren wir uns selbst.
Ursachen: Wie entstehen Schuldgefühle?
Zunächst sind Schuldgefühle nichts Schlechtes, sondern sogar nützlich: Sie weisen uns auf mögliche Fehler hin – oder auf einen wichtigen Wendepunkt im Leben: wenn unser Verhalten nicht unseren Werten oder den Normen des Umfelds entspricht.
Grundsätzlich stecken hinter Schuldgefühlen vier – innere und äußere – Treiber:
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Innerer Kritiker
Der innere Kritiker ist die negative Stimme im Kopf, die uns einredet, nie gut genug zu sein. Sie erinnert uns immer wieder an längst vergangenen Fehler und Versäumnisse und torpediert das Selbstwertgefühl.
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Selbstvorwürfe
Sie treten unmittelbar nach einem Fehler und der Selbsterkenntnis auf: „Das war falsch!“ Dabei zerfleischen sich die Betroffenen noch lange selbst und verfallen teils in Selbstmitleid.
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Äußere Kritiker
Schuldgefühle können uns ebenso andere Menschen machen, indem Sie uns kritisieren und auf Regelverstöße hinweisen – zurecht oder zu Unrecht.
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Manipulation
Nicht selten steckt hinter dem Gefühl von Schuld auch Manipulation. Die Betroffenen sollen sich schlecht fühlen, um etwas zu leisten oder zu ändern, wovon der Manipulator profitiert (siehe: Gaslighting).
Betroffen von starken Schuldgefühlen sind meist besonders empathische und gewissenhafte Menschen. Einerseits ist das nobel. Es macht sie aber auch anfällig für skrupellose Menschen wie Psychopathen oder Soziopathen, die keine Schuldgefühle kennen.
Symptome: Wie zeigen sich Schuldgefühle?
Schuldgefühle äußern sich bei jedem Menschen anders. Manche geraten ins Grübeln, plagen sich mit Selbstvorwürfen, andere gehen in die Vorwärtsverteidigung und versuchen die Schuld zu delegieren oder Verantwortung abzustreiten.
Davon abgesehen, dass Schuldgefühle psychisch belasten und Energie rauben, können sie sich auch in körperlichen Symptomen zeigen – zum Beispiel in Verspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen; ebenso in Magen-Darm-Beschwerden, Herzbeschwerden oder Beklemmungsgefühlen in der Brust.
Dauerhafte und chronische Schuldgefühle können teils sogar in eine Depression münden. Daher sollten Sie diese unbedingt überwinden lernen…
Tipps: Wie kann ich meine Schuldgefühle überwinden?
Wen Schuldgefühle plagen, der muss zunächst erkennen: „Ich kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen! Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern – jedoch mein Verhalten in Zukunft und der Umgang mit den Schuldgefühlen!“ Wenn Sie Ihre Schuldgefühle loswerden wollen, empfehlen wir folgende bewährte Tipps:
1. Klären Sie die Ursachen
Manchmal ist es nur ein diffuses Gefühl, warum wir uns schlecht fühlen. Nehmen Sie sich die Zeit, genauer hinzuschauen, was vorgefallen ist: Haben Sie etwas gesagt oder getan, dass andere verletzt hat? Sind Sie Ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht geworden? Die Selbstreflexion hilft dabei, zu erkennen, ob es sich um echte Schuld handelt.
2. Akzeptieren Sie Fehler
Akzeptieren Sie, dass Sie etwas falsch gemacht haben. Versuchen Sie nicht, einen Fehler zu leugnen, herunterzuspielen oder zu vertuschen. Dadurch fühlen Sie sich nur noch schlechter. Indem Sie Verantwortung übernehmen und akzeptieren, dass alle Menschen mal Fehler machen, können Sie leichter damit umgehen und eine Lösung finden.
3. Sprechen Sie darüber
Belastet Sie etwas stark, sollten Sie mit anderen Menschen darüber reden. Suchen Sie sich eine Vertrauensperson und sprechen Sie über das, was Sie belastet. Das können der Partner, ein Freund, eine Freundin oder ein Coach und Therapeut sein. Indem Sie sich die Schuldgefühle „von der Seele“ reden, befreien Sie sich und gewinnen meist neue Impulse und Perspektiven. Falls Sie lieber anonym bleiben wollen, kann ein Gespräch mit der Telefonseelsorge (0800-1110111, 0800-1110222) helfen.
4. Verzeihen Sie sich
Viele glauben, Schuld- und Schamgefühle gehen erst weg, wenn uns andere verzeihen. Ein Trugschluss! Zunächst müssen Sie sich selbst vergeben. Erst dadurch hören Sie auf, sich permanent selbst Vorwürfe zu machen. Seien Sie gnädiger mit sich selbst – nobody is perfect!
5. Leisten Sie Wiedergutmachung
Sich zu entschuldigen und anderen zu erklären, dass es einem leid tut, hilft enorm dabei, Schuldgefühle zu überwinden. Bei objektiver Schuld und falls Sie eine andere Person verletzt oder anderen Schaden zugefügt haben, sollten Sie Wiedergutmachung leisten. Auch damit übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Fehlverhalten. Gleichzeitig können Sie damit unter einen Konflikt einen Schlussstrich ziehen.
Was tun, wenn Wiedergutmachung unmöglich ist?
In einigen Fällen ist es unmöglich, Fehler auszubügeln. Jemand, dem Sie Unrecht getan haben, ist schon verstorben oder verweigert den Kontakt. Auch von diesen Schuldgefühle können Sie sich befreien – mit einem Trick: Beschreiben Sie den Vorfall in einem Brief an die betreffende Person. Den Brief schicken Sie jedoch nicht ab, sondern vernichten ihn: vergraben, verbrennen oder in einem Fluss versenken.
6. Hinterfragen Sie Erwartungen
Sie werden immer wieder Schuldgefühle bekommen, wenn Sie sich Wertvorstellungen anderer zu eigen machen, hinter denen Sie nicht selber stehen. Ist zum Beispiel die Erwartungshaltung Ihrer Familie, dass Sie den Beruf des Vaters übernehmen müssen, wird dies zwangsläufig zu einem inneren Konflikt, wenn Sie hierzu keine klare Haltung entwickeln.
7. Erkennen Sie Manipulation
Manche Menschen versuchen Ihnen nur ein schlechtes Gewissen einzureden und machen Ihnen Vorwürfe, um eine für sie vorteilhafte Reaktion zu erpressen. In dem Fall müssen Sie standhaft bleiben und die Schuldzuweisungen zurückweisen: „Ich habe in dem Moment völlig richtig gehandelt und mein Bestes gegeben – auch wenn eine andere Entscheidung aus heutiger Sicht besser gewesen wäre!“
8. Werden Sie unabhängiger
Schuldgefühle entstehen oft aus der Angst vor Ablehnung. Betroffene wollen es allen recht machen, um dazuzugehören oder beliebter zu werden. Dabei machen sie ihr Glück jedoch abhängig vom Wohlwollen aller anderen. Gefährlich! Versuchen Sie geistig unabhängiger zu werden und mehr mentale Freiheit zu gewinnen.
9. Blicken Sie nach vorn
Es ist nur ein Fehler, dieselben Fehler zweimal zu machen. Sobald Sie sich entschuldigt und Wiedergutmachung geleistet haben, sollten Sie die Sache abhaken und in die Zukunft blicken: „Was ich ich daraus gelernt? Was kann ich künftig anders, besser machen?“ Schuldgefühle werden damit zu einer echten Chance zur Persönlichkeitsentwicklung: An vergangenen Fehlern wachsen wir am meisten!
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