Warum ist der letzte Eindruck so wichtig?
Die Bedeutung des letzten Eindrucks liegt an unserem Kurzzeitgedächtnis. Eindrücke und Informationen, die wir zuletzt aufnehmen, hinterlassen einen einen bleibenden Effekt und hallen noch lange nach.
„Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen“, lautet ein Sprichwort. Dasselbe gilt aber auch anders herum: Wie du gehst, so bleibst du noch lange in Erinnerung!
Die Psychologie der Impressionen
Beim ersten und letzten Eindruck wirken zwei mächtige psychologische Effekte: Der Primäreffekt und der Rezenzeffekt (engl. Primacy-Recency-Effect): Beim ersten Eindruck taxieren wir innerhalb der ersten 100 Millisekunden unser Gegenüber und entscheiden über Sympathie oder Abneigung.
Beim letzten Eindruck wirkt ein klassischer Beurteilungsfehler: Wir bewerten die jüngsten Erlebnisse oder Informationen besser, weil wir sie einfacher erinnern.
Beobachten lässt sich der Recency Effekt zum Beispiel häufig im Sport oder bei Wettbewerben: Hier schneiden die letzten Kandidaten oft am besten ab und erzielen die meisten Punkte. Aber auch sonst kann der letzte Eindruck einen alles überstrahlenden Effekt haben (siehe: Halo-Effekt und Horn-Effekt): Ein Patzer am Schluss – und alles ist Aus.
Der letzte Eindruck im Vorstellungsgespräch
Besonders stark wirkt der letzte Eindruck im Vorstellungsgespräch. Die größten Fehler passieren oft erst am Ende. Dank zahlreicher Ratgeber sind die meisten Bewerber heute gut vorbereitet, kennen typische Vorstellungsgespräch Fragen und haben eine überzeugende Selbstpräsentation eingeübt.
All das können sie am Schluss zerstören, indem sie Sätze sagen, wie: „Bei der zweiten Frage kam ich richtig ins Schwitzen.“ Oder: „Ist ja gut gelaufen. Aber jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist.“ Der vorher souveräne Kandidat und die potenzielle Bestbesetzung schrumpft mit dem letzten Eindruck zum nervösen Selbstdarsteller mit allzu lockerer Zunge. Was haften bleibt: Nervenbündel statt Kompetenz.
Umgekehrt können Bewerber den Effekt aber auch positiv nutzen: Zum Beispiel, indem sie ihre Selbstpräsentation so aufbauen, dass sie mit einem Höhepunkt enden und am Schluss ihre bedeutendsten Stärken oder Alleinstellungsmerkmale nennen. Der letzte Eindruck der Präsentation prägt dann noch lange den Rest des Gesprächs.
Der letzte Eindruck bei beruflichen Anlässen
Egal, ob Meeting oder Vortrag: Die Zeit sollten Sie immer einhalten. Überziehen ist genauso schädlich wie ein vorzeitiger Aufbruch. Beides hinterlässt einen schlechten letzten Eindruck – und steht für mieses Timing oder mangelhafte Vorbereitung.
Ebenso sollten die letzten Worte weise gewählt sein: „Danke, das wars“, ist ein denkbar schlechter Abgang. Besser wäre: „Danke für Ihre Aufmerksamkeit.“ Aber das ist auch schon etwas abgegriffen. Wenn Sie eine Präsentation beenden, sollten Sie immer nochmal einen Höhepunkt setzen – mit einer Pointe oder einem originellen Gag. Oder Sie weisen auf den Nachredner hin: „… und jetzt freue ich mich auf die Rede von Bea Beispiel!“
Der letzte Eindruck bei Verhandlungen
Vergleichbares gilt für Verhandlungen. Selbst wenn der erste Eindruck geglückt ist, können Sie auf den letzten Metern einer Verhandlung noch alles ruinieren. Der Verhandlungsexperte Matthias Schranner sagt, dass die letzten drei Minuten für die Verhandlungstaktik entscheidend sind.
Manche Verkäufer machen den Fehler, vorschnell Kompromisse anzubieten oder zu viele Informationen preiszugeben, um zum Abschluss zu kommen. Effekt: Der Verhandlungspartner, der bis dahin noch ein gutes Gefühl hatte, wird verunsichert und steigt womöglich aus. Für einen gelungenen letzten Eindruck ist es besser, zum Schluss das Verhandlungstempo zu drosseln, eine Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse zu formulieren und Gemeinsamkeiten zu betonen.
Der letzte Eindruck nach einer Kündigung
Eine Kündigung ist nie angenehm, im Berufsleben aber völlig normal. Arbeitnehmer wechseln heute statistisch bis zu 13 Mal den Job – teils freiwillig und per Eigenkündigung, teils unfreiwillig.
Auch hierbei prägt der letzte Eindruck, den sie hinterlassen, mitunter die weitere Karriere. Ein wahres Bonmot sagt: „Nach der Kündigung arbeiten Sie nicht mehr für Ihren Chef, sondern für Ihren guten Ruf.“ Manche Branchen sind klein und die Reputation eines unrühmlichen Abschieds spricht sich schnell herum. Führungskräfte sollten damit rechnen, dass sich Headhunter über Sie bei ehemaligen Weggefährten oder Arbeitgebern informieren.
Ebenso kann es sein, dass Arbeitnehmer nach der Kündigung noch ein gutes Arbeitszeugnis oder ein Empfehlungsschreiben benötigen. Alle diese Bewerbungsunterlagen sind für die berufliche Zukunft nicht unwichtig. Gut, wer dann im Guten geht und einen positiven letzten Eindruck hinterlässt.
3 Grundregeln für einen professionellen Abschied
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Oben beginnen
Selbst wenn die Kollegen lange ahnen, dass da was im Busch ist: Wenn Sie kündigen, sagen Sie es dem Chef zuerst! Oder der Person, die Sie einst eingestellt hat. Dieser Kollege hat damals Vertrauen in Sie investiert. Geben Sie dieses Vertrauen zurück – und beweisen Sie so Respekt. Der eigene Vorgesetzte sollte nie der Letzte in der Informationskette sein.
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Freundlich verabschieden
Auch wenn Sie sich nicht danach fühlen: Bleiben Sie bei Abschiedsrede und Abschiedsgespräch stets freundlich. Auch wenn Sie sich jetzt befreit fühlen – frei von Benimmregeln sind Sie nicht! Selbst wenn in der Abteilung klimatischer Permafrost herrscht, sollten Sie nicht mit bösen Worten gehen. Das verbrennt Brücken, über die Sie vielleicht nochmal gehen müssen.
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Kurz nachhaken
Rund 3-4 Monate nachdem Sie Ihren Arbeitgeber verlassen haben, sollten Sie die Ex-Kollegen oder Ihren Nachfolger noch einmal kurz besuchen oder anrufen und sich erkundigen, ob alles gut läuft. Nicht, weil Sie so wichtig und unersetzbar wären, sondern weil Sie Ihren Job genauso sorgfältig beenden, wie Sie ihn ausgeübt haben. Und weil man Sie zuletzt als Profi in Erinnerung behalten soll.
Arbeiten Sie daran, dass der letzte Eindruck nicht eine bis dahin tadellose Reputation beschädigt. Ein mieser Abgang hallt oft noch länger nach als 10 gute Jahre mit Spitzenleistungen.
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