Selbstdarstellung im Internet: Die Lust an der Selbstinszenierung
Das Thema Selbstbild versus Fremdbild zieht sich durch sämtliche Schichten und Zeitalter. Wer sind wir und wer wollen wir sein?
Je nachdem, welche Rolle eine Person ausübt, will sie entsprechend wahrgenommen werden. Die meisten wollen als guter Elternteil, Bruder, Schwester oder Freund wahrgenommen werden. Als Mitarbeiter wollen wir Kompetenz ausstrahlen, gegenüber einem Azubi vielleicht Erfahrung, unter Umständen Überlegenheit.
Häufig wollen Menschen für andere attraktiv und begehrenswert wirken, auf potenzielle Partner sowieso. Also geben wir uns auf eine bestimmte Art und Weise, inszenieren uns. Diese Lust an der Selbstinszenierung und -darstellung ist nichts Neues.
Mit dem Aufkommen diverser Reality-TV-Formate, angefangen bei Big Brother, über Das Dschungelcamp bis hin zu Bauer sucht Frau und ähnlichen Sendungen zogen plötzlich Menschen wie du und ich ins Fernsehen.
War das bis dahin überwiegend Schauspielern und Moderatoren vorbehalten, wird nun durch Reality-Formate und Castingshows suggeriert, dass jeder ein Star werden könne. Und genau das versprechen bereits Titel wie „Superstar“ oder „Topmodel“, da wird gleich mit Superlativen gearbeitet.
Dabei weiß jeder halbwegs kritische Konsument, dass wenig Ruhmvolles daran ist, beim Falschsingen von irgendwelchen Experten niedergemacht zu werden. Genauso wenig hat es kaum Würde, dabei beobachtet zu werden, wie man irgendwelche Ekelspeisen herunterwürgt.
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Motive für die Selbstdarstellung im Internet
Das alles passiert unter den Augen der Öffentlichkeit und genau darum geht es: Aufmerksamkeit.
Solche Wünsche nach Aufmerksamkeit, die in einigen Fällen bereits eine Aufmerksamkeitssucht darstellen, werden durch die Selbstdarstellung im Internet begünstigt. Jetzt ist es noch einfacher, anderen ein bestimmtes Bild von sich zu vermitteln.
Für eine Selbstdarstellung im Internet braucht es kein großartiges technisches Vorwissen, teure Gerätschaften, geschweige denn Programmierkenntnisse. Jeder Hinz und Kunz kann bekannt werden, dafür braucht es nur einen Internetzugang und ein Smartphone – voilà, fertig ist die Internetpräsenz.
Was sind die Gründe, die Menschen dazu veranlassen, Selbstdarstellung im Internet zu betreiben? Neben dem Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zeitvertreib sind folgende Gründe denkbar:
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Identitätsfindung
Nicht selten wird Menschen, die eine sehr aktive Selbstdarstellung im Internet betreiben, ein Hang zum Narzissmus unterstellt. Diese Aussage ist sicherlich zu allgemein, wenn man bedenkt, dass es sich dabei um eine psychische Persönlichkeitsstörung mit einem vielfältigen Krankheitsbild handelt.
Es mag Menschen geben, die in der Tat sehr selbstverliebt alles von sich präsentieren, aber es wird wohl kaum auf die breite Masse der Nutzer zutreffen.
Viel wahrscheinlicher ist es gerade bei jüngeren Personen, dass die Selbstdarstellung in den sozialen Medien der Selbstvergewisserung und Identitätsfindung dient, wozu auch ein gewisses Maß an Egozentrik gehört. -
Kontaktpflege
Zunehmend entdecken seit einigen Jahren auch ältere Generationen das Social Web für sich, registrieren sich bei Facebook. Für Senioren dient es teilweise dem Aufspüren ehemaliger Schulkameraden, Berufstätige nutzen so die Möglichkeit, Kontakte zu ehemaligen Arbeitskollegen zu halten.
Es ist eine gute Gelegenheit, sich nicht völlig aus dem Auge zu verlieren, denn unter Umständen muss man irgendwann seine Kontakte aktivieren, etwa wenn ein Arbeitsplatzwechsel ansteht. -
Profilierung
Nicht zuletzt ist das Social Web eine Möglichkeit des Eigenmarketings. Berufliche Netzwerke wie Xing und Linkedin bieten Arbeitnehmern die Plattform, ihr berufliches Können interessierten Arbeitgebern zu unterbreiten.
Ebenso gut kann ein Blog zur Selbstdarstellung im Internet taugen. Anhand von Blogtexten lässt sich bereits ein Eindruck von der fachlichen Kompetenz des Schreibers gewinnen.
Gefahren der Selbstdarstellung im Internet
Dem Missbrauch sind Tür und Tor geöffnet. Denn Selbstdarstellung im Internet bedeutet häufig, Fotos oder Videos von sich hineinzustellen. Immer wieder sind vor allem junge Mädchen betroffen, die naiv mehr von sich preisgeben als sie sollten.
Schuld daran ist zweierlei:
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Mangelnde Medienkompetenz
Eltern und Lehrer sind im Umgang mit Medien nicht entsprechend ausgebildet, ihnen fehlt schlicht die Medienkompetenz, um Gefahren abschätzen zu können. Teilweise fehlt auch die Bereitschaft, sich mit den Kindern und dem Gebrauch sozialer Medien auseinanderzusetzen.
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Gesellschaftliche Bewertung
Es existieren unterschiedliche Vorstellungen davon, was Mädchen beziehungsweise Jungen dürfen. Nacktbilder von Frauen und Mädchen werden nun einmal anders bewertet als von Männern und Jungen. Ergo haben Mädchen und Frauen einen Ruf zu verlieren, sind Ausgrenzung aufgrund eines Tabubruchs ausgesetzt.
Die Selbstdarstellung im Internet kann zu einem gedankenlosen Umgang mit den eigenen Medien führen. Das begünstigt Cybermobbing und endet teilweise sogar in der absoluten Katastrophe.
Selbstdarstellung im Internet: Wirklichkeit oder Ideal?
Studien zufolge geht es den meisten Nutzern sozialer Netzwerke wie Facebook nicht darum, ein Ideal zu stilisieren. Vielmehr stünde bei der Selbstdarstellung im Internet die eigene Persönlichkeit im Vordergrund, die es abzubilden gälte.
Das ist zumindest das Ergebnis einer Auswertung von 236 Nutzerprofilen sowohl aus Deutschland als auch den USA. Ob sich die Ergebnisse dieser Studie wirklich auf sämtliche sozialen Kanäle übertragen lassen, ist allerdings fraglich. De facto findet eine Selbstinszenierung bereits dadurch statt, dass Nutzer eine bestimmte Auswahl treffen:
- In der Regel wird das ins Internet hineingestellt, was in irgendeiner Form besonders ist, beispielsweise von einem besonderen Anlass (Geburtstagsfeier, Ausflug, Urlaub).
- Den technischen Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Früher zeigten Fotos die brutale Realität, heute können mit Filter und der entsprechenden Software Fotos so lange bearbeitet werden, bis sie das Gewünschte zeigen, Falten und Pfunde verschwinden.
- Gleiches gilt für Videos und Stories: Gefällt der Dreh nicht, wird erneut aufgenommen.
Es wird also ein Teil der Realität abgebildet. Wie viel davon beziehungsweise wie groß dieser Teil ist, hängt letztlich auch von der Authentizität des Nutzers ab.
Als Arbeitnehmer auf Seriosität achten
Stichwort Authentizität: Bei alledem sollten Arbeitssuchende und Arbeitnehmer nicht vergessen, dass manchmal weniger mehr ist. Dabei geht es gar nicht darum, sich in irgendeiner Form zu verbiegen. Aber es muss nicht alles mit jedem geteilt werden. Die Fotos der durchzechten Nacht sollten nicht für die Öffentlichkeit sichtbar sein.
Wenn es um Selbstdarstellung im Internet geht, vergessen einige jedoch, dass es nicht nur um Inhalte geht, die sie selbst ins Netz stellen. Manche Nutzer haben die Einstellungen in ihren Profilen so gewählt, dass Freunde – die unter Umständen weniger umsichtig sind und/oder öffentliche Profile haben – sie jederzeit verlinken können.
Das Foto der durchzechten Nacht findet also schlimmstenfalls doch noch seinen Weg zu potenziellen Arbeitgebern – das gilt es zu vermeiden. Aber auch mit einer eigenen Webseite wollen Sie ein seriöses Bild von sich vermitteln. Das fängt mit der Gestaltung der Homepage oder des Blogs an.
Idealerweise ist Ihre Seite im Responsive Design, das heißt, sie lässt sich auch auf dem Smartphone ohne Probleme lesen. Punkten können Sie ebenfalls, wenn Sie Erfahrung im Webdesign haben – Baukastensysteme sind zwar gerade für Anfänger gut. Allerdings vermitteln manche Lösungen von der Stange nicht die notwendige Professionalität.
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