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Dumm stellen: So nützt es der Karriere

Der natürliche Instinkt jedes Lesers dürfte bei der Überschrift sofort Alarm schlagen: Dumm stellen? Auf der Arbeit??? Das klingt nach Harakiri oder im besten Fall nach einem baldigen unbefristeten und unbezahlten Urlaub – also einer Kündigung wegen Unfähigkeit. Natürlich geht es uns hierbei nicht darum, dass Sie sich permanent blöd anstellen und mit Absicht Fehler machen. Das grenzt tatsächlich an beruflichen Suizid. Allerdings gibt es in jedem Job Situationen, in denen es sich lohnen kann, sich strategisch und ganz gezielt dumm zu stellen, statt mit seinem Vorsprungwissen zu glänzen und zu prahlen. Worauf Sie dabei achten sollten und wie Sie im Beruf vom Dummstellen profitieren…



Dumm stellen: So nützt es der Karriere

Dumm stellen: Bitte nur zum richtigen Zeitpunkt

Sich dumm zu stellen, ist natürlich keine allgemein einsetzbare Strategie, um die Karriereleiter empor zu steigen. Schließlich erwarten viele Vorgesetzte – zu recht – von ihren Mitarbeitern selbstständiges Denken und Arbeiten, Eigenverantwortung und beste Leistungen.

Um zu verstehen, warum Dumm stellen der Karriere trotzdem weiterhelfen kann, sind daher zwei Unterscheidungen nötig:

  • Zunächst einmal sollen Sie nie absichtlich etwas falsch machen. Sie wollen schließlich erreichen, dass es im Job aufwärts geht. Wer vorsätzlich Fehler macht, schadet damit dem Arbeitgeber, möglicherweise beteiligten Kunden und sich selbst. Vorsatz und Sabotage sind sogar strafbar und können Schadenersatzforderungen nach sich ziehen. Darum geht es also nicht.
  • Die zweite Unterscheidung betrifft die jeweilige Situation, in denen es angebracht ist, sich dumm zu stellen. Es versteht sich von selbst, dass man nicht bei jeder Kleinigkeit gleic aufgeschmissen wirken sollte. Das nützt nicht der Karriere, sondern lässt Sie allenfalls unqualifiziert aussehen.

3 Gefahren, wenn Sie sich dumm stellen

In einer strategisch ausgewählten Situation eingesetzt, ist es in der Regel völlig ungefährlich, wenn Sie sich ein wenig dümmer stellen, als Sie sind. Sie können davon sogar profitieren, wie Sie weiter unten noch sehen werden. Dennoch bleibt ein Restrisiko, wenn das Manöver misslingt:

  • Sie wirken uninformiert. Geht es um ein Thema, dass scheinbar jeder Kollege im Unternehmen kennt, kann es schwierig werden, sich dumm zu stellen. So entsteht leicht der Eindruck, Sie leben völlig isoliert und bekommen gar nichts mit.
  • Sie wirken desinteressiert. Wer sich dumm stellt, wirkt zuweilen desinteressiert. Wenn es dabei beispielsweise um den Arbeitgeber oder dessen Produkte geht, ist das nicht das Signal, das Sie senden wollen.
  • Sie wirken überfordert. Manch einer deutet fehlendes Wissen auch als Zeichen für Überforderung. Getreu dem Motto: Wer mit seiner Arbeit hinterher hinkt, hat keine Zeit, sich auch noch über andere Dinge zu informieren.
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Dumm stellen: So profitieren Sie davon

Sich im Job dumm zu stellen, kostet zunächst einmal Überwindung. Klar, Sie sind es eher gewohnt, sich im Büro von der Schokoladenseite zu präsentieren, ein bisschen Selbstmarketing zu betreiben und dabei möglichst kompetent und clever auszusehen. Und jetzt plötzlich soll man das Gegenteil tun? Bullshit, oder?!

Nicht ganz. Tatsächlich gibt es immer wieder Situationen, in denen uns Fachwissen allein nicht weiterhilft. Im Gegenteil: Wer allzu smart auftritt, schürt zuweilen Renitenz und das Verlangen Sie wieder in die Schranken zu weisen. Es ist leider so, dass sich manche Menschen automatisch klein und provoziert fühlen, wenn jemand in ihrer Nähe weilt, der klüger und besser als der Durchschnitt (und sie selbst) ist.

Daneben gibt es Situationen, in denen es cleverer ist, die eigene Cleverness zu verbergen – speziell dann, wenn Eitelkeiten, Egos und Narzissmus ins Spiel kommen. Sie erreichen dann oft mehr, wenn Sie den Lorbeer großzügig verschenken und dem anderen das Gefühl lassen, Ihre Idee war seine.

Deshalb, daher und darum folgen hier ein paar Situationen, in denen Sie durchaus davon profitieren können, wenn Sie sich (nur etwas) dumm stellen:

  1. Sie sehen Verbesserungsmöglichkeiten.

    Einige Abläufe im Unternehmen sind Ihrer Meinung nach nicht optimal gelöst, und Sie sehen die Chance, diese zu verbessern? Dann kann es hilfreich sein, wenn Sie sich dumm stellen. Statt die Kollegen oder den Chef zu belehren und den Besserwisser raushängen zu lassen, stellen Sie lieber clevere Fragen – nach den Hintergründen, warum die Dinge so gemacht werden, wie sie gemacht werden, ob alle mit dem Ergebnis zufrieden sind. Während den folgenden Erklärungen können Sie subtil Vorschläge durch weitere Fragen einbringen („Warum eigentlich nicht so?“). Dieses Vorgehen ist besonders erfolgversprechend, wenn ein Vorgesetzter kein offenes Ohr für fremde Innovationen hat oder das Not-invented-here-Syndrom im Unternehmen grassiert.

  2. Sie wollen nicht am Klatsch teilnehmen.

    Lästerei gibt es leider an jedem Arbeitsplatz. Wer sich daran beteiligt, tut jedoch selten Gutes für seine Karriere, sondern arbeitet nur an einem schlechten Ruf. Dumm stellen ist hier eine der besten Methoden, um die nervige Klatschtante aus dem Nachbarbüro wieder loszuwerden. Ein einfaches: „Nein, keine Ahnung, davon habe ich nichts mitbekommen“ reicht meist schon, um die Gerüchteküche zu schließen. Wiederholen Sie dieses Verhalten ein paar Mal und Sie sind auch in Zukunft sicher vor neuen Klatschanfragen.

  3. Sie sind vollkommen anderer Meinung.

    Wohl jeder kennt das Gefühl: Man sitzt im Meeting und ein Kollege oder sogar der Chef selbst macht einen Vorschlag, der Ihrer Meinung nach vollkommen absurd und an Dummheit kaum zu überbieten ist. Leider bringen Ehrlichkeit und ein: „Das ist doch totaler Schwachsinn“ hier nie beruflich weiter – es sei denn, Sie zählen neue Arbeitgeber dazu. Klüger: Dumm stellen und gespielt naiv nachfragen: „Das ist ein interessanter Vorschlag. Ich glaube, ich habe den Nutzen aber noch nicht ganz verstanden. Können Sie mir das bitte noch mal kurz erklären?“ Oft werden auch anderen beim zweiten Mal die Schwachstellen bewusst und sie haken ebenfalls nach. In jedem Fall sind die Erfolgschancen so höher als bei einer offenen Konfrontation.

  4. Sie haben es mit einem schwierigen Kunden zu tun.

    Ein neuer Kunde hat bereits vorher den Ruf, ein Dauernörgler zu sein, der nie zufrieden ist? Mit dem Gedanken im Hinterkopf, wird es Ihnen schwer fallen, den Kunden tatsächlich zu überzeugen. Unbewusst gehen Sie ohnehin davon aus, dass es nicht klappt. Verdrängen Sie diese Gedanken und verhalten Sie sich, als hätten Sie bisher noch nie etwas von dem Kunden gehört. So agieren Sie unvoreingenommen und können Ihr Bestes geben.

[Bildnachweis: gpointstudio by Shutterstock.com]

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