Kollege Kotzbrocken: Immer Ärger mit den Kollegen?
Freunde kann man sich aussuchen – Kollegen nicht. Sie sind einfach da und irgendwie müssen wir auch mit Bürotypen zusammenarbeiten, die so gar nicht auf unserer Wellenlänge liegen: Diven, Streber, chronische Miesepeter oder Narzissten mit gewaltiger Profilneurose. Uff.
Doch Ärger im Job und mit Kollegen beginnt im Kopf. Dort kann er auch enden. Es ist unsere Entscheidung, wie wir mit Macken, Marotten und Mundgeruch umgehen: Wir können be- und verurteilen – oder die Andersartigkeit akzeptieren und das Beste daraus machen.
Womöglich ist der Kollege gar kein Kotzbrocken! So wenig wie Sie. Sicher gibt es negative Eigenschaften und Verhaltensmuster, die mächtig nerven können. An diesen Gedanken festzuhalten, ist aber zugleich der Humus, auf dem Konflikte und ein mieses Arbeitsklima wachen und gedeihen…
Definition: Was ist ein Kotzbrocken?
Das Schimpfwort „Kotzbrocken“ bezeichnet einen Menschen, den wir als besonders unsympathisch, widerwärtig und abstoßend empfinden. Der Vergleich von Kollegen mit einem Brocken Erbrochenem (vulgär: Kotze) ist ein Signal für maximale Missachtung und Ablehnung. Umgangssprachliche Synonyme für einen Kotzbrocken sind Drecksack oder Arschloch.
Was zeichnet Kollege Kotzbrocken aus?
Zugegeben: Es gibt sie – Kollegen, bei denen sich die Fingernägel rollen, sobald der Name fällt; deren bloße Anwesenheit reicht, dass Sie den Raum sofort verlassen wollen; und die die Aura von Elvis Doubles auf abgelegenen Dorffesten versprühen… Kollege Kotzbrocken eben.
Man kann nicht jeden mögen im Job und Büro. Muss man auch nicht. Falls Sie ein Umfeld aus lauter Lieblingskollegen haben, ist wie ein Sechser im Lotto: Glückwunsch!
Was nervt Kollegen am meisten?
In der Regel aber prallen im Job die unterschiedlichsten Charaktere, Arbeitsweisen und Persönlichkeiten aufeinander. Darunter gibt es ein paar Verhaltensweisen und Charakterzüge, die niemand leiden kann. Je mehr davon zutreffen – desto Kotzbrocken:
- Unzuverlässigkeit
- Delegieren von Verantwortung
- Rechthaberei und Besserwisserei
- Ewige Schwarzmalerei und Jammern (siehe: Calimero-Syndrom)
- Häufiges Lästern und Kollegen anschwärzen
- Prahlerei und Angeberei
- Schmuck mit fremden Federn und Ideenklau
- Fehlender Respekt und Anzüglichkeiten (siehe: sexuelle Belästigung)
- Lügen und Intrigen
Daneben gibt es noch ein paar Unarten, die vor allem männliche Kollegen betrifft und Kolleginnen regelmäßig auf die Palme bringt – völlig zurecht, weil es Formen von Sexismus und Diskriminierung sind.
Dazu gehören zum Beispiel, Frauen regelmäßig im Meeting zu unterbrechen oder ihre Sätze zu vervollständigen (sog. Manterrupting) sowie zu meinen, als Mann einer Frau die Businesswelt erklären zu müssen (sog. Mansplaining). Absolut tabu!
Wie kann ich mit Kollege Kotzbrocken umgehen?
Für echte Kotzbrocken gibt es im Grunde nur drei Strategien:
1. Verhalten ansprechen
Sprechen Sie das unliebsame oder ärgerliche Verhalten offen und direkt an. Idealerweise beim ersten Versuch aber im 4-Augen-Gespräch. Die Erfahrung lehrt: Kotzbrocken sind einsichtiger, wenn sie das Gesicht wahren können und nicht in eine Arena gezerrt werden. Entscheidend ist aber, dass Sie klar und deutlich sagen: „So geht das nicht weiter! Ich will das nicht, es verletzt mich und ist respektlos.“
2. Konsequenzen ergreifen
Ist der oder die Betroffene einsichtig, ist alles gut. Falls nicht, müssen Sie den Konflikt eskalieren – und zum Beispiel den Chef oder Betriebsrat einschalten. Suchen Sie sich idealerweise vorher Zeugen und Verbündetete, damit Sie nicht als „überempfindliches Sensibelchen“ oder Opfer ohne Rückgrat dastehen. Auch ein paar Beweise wären nicht schlecht. Werden der Betriebsfrieden und -ablauf gestört, müssen Vorgesetzte schon aus Fürsorgepflicht etwas dagegen unternehmen.
3. Distanz suchen
Hilft alles nichts, haben Sie noch zwei Optionen: Entweder, Sie schränken den Kontakt so weit wie möglich ein. Gehen Sie dem Kotzbrocken aus dem Weg und reduzieren Sie den Kontakt auf ein Minimum. Ist die tägliche Zusammenarbeit jedoch Bedingung und Sie können an dem Verhalten partout nichts ändern, ist es langfristig gesünder, einen Jobwechsel anzustreben. Warten Sie nicht solange, bis Sie das Arbeitsklima krank macht. Merke: Wenn du dein Umfeld nicht ändern kannst, dann ändere dein Umfeld!
Was tun mit Brilliant Jerks?
Besonders problematisch wird es, wenn die betroffenen Kollegen zwar sozial inkompatibel, aber fachlich grandios sind. Im Englischen nennt man solche Typen „Brilliant Jerks“ – brillante Kotzbrocken. Diese Egomanen bringen Bestleistungen, ruinieren aber die Arbeitsatmosphäre. Laut Studien kosten sie bis zu 25 Prozent der Arbeitszeit, weil sich die Mitarbeiter permanent mit unkonstruktiven Konflikten beschäftigen müssen.
Für Führungskräfte gibt es hierfür nur eine Lösung: Sofort gegensteuern, Grenzen setzen – und zur Not versetzen oder entlassen. Tyrannen und Kotzbrocken wirken wie Gift. Wer sie toleriert, sendet ein Signal an alle anderen: „Solange die Leistung stimmt, ist es okay ein Arschloch zu sein.“
Was tun, um nicht selber Kollege Kotzbrocken zu werden?
Es ist allerdings leicht, über die nervigen Kollegen zu lästern und unangenehme Eigenschaften bei anderen zu kritisieren – und die eigenen Unarten zu übersehen. Um nicht selbst zum Kollegen Kotzbrocken zu mutieren, gibt es ein paar Anzeichen, auf die Sie achten können.
Falls Sie folgende Indizien bei sich oder im Umgang mit den Mitarbeitern bemerken, sollten Sie gegensteuern:
Kollegen gehen Ihnen aus dem Weg
Wenn Sie den Fahrstuhl nehmen, nehmen andere die Treppe. Wollen Sie in die Kantine, gehen die Kollegen auswärts essen (siehe: Obelix-Effekt). Kurzum: Fühlen Sie sich zunehmend isoliert und ausgegrenzt, besteht Handlungsbedarf. Nicht immer steckt Mobbing dahinter – es könnte auch am eigenen Verhalten liegen.
Sie erhalten nur noch E-Mails
Zwar nimmt überall die digitale Kommunikation zu. Wenn aber alle Gespräche verstummen, sobald Sie in die Kaffeeküche kommen und Sie Informationen nur noch aus zweiter Hand erfahren, könnte das ebenfalls ein Indiz dafür sein, dass man Ihre Gegenwart und Meinungen nicht besonders schätzt. Suchen Sie das 1:1 Gespräch und finden Sie heraus, woran das liegt.
Niemand gratuliert zum Geburtstag
In einem guten Betriebsklima ist es üblich, dass sich die Kollegen untereinander gratulieren oder sich auch mal zu einem Umtrunk einladen. Halten sich die anderen Mitarbeiter bei Ihnen regelmäßig zurück oder gehen schnell wieder, stimmt etwas nicht.
Bei Projekten sind Sie raus
Das ist vergleichbar wie früher bei der Teamwahl im Sportunterricht: Die Unbeliebten saßen immer bis zuletzt auf der Bank. Keiner wollte sie im Team. Das Muster setzt sich teils im Job fort – bei wichtigen Projekten. Will Sie niemand dabei haben und hat nicht mal der Chef Ihre Qualitäten auf dem Radar oder ignoriert diese, müssen Sie an Ihrem Image arbeiten.
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