Naivität: Definition, Psychologie, Ursachen, Wie ablegen?

Naivität beschreibt meist eine negative Eigenschaft, die mit Unwissenheit, Blauäugigkeit und geringer Intelligenz verbunden wird. Naive Menschen lassen sich leicht beeinflussen oder über den Tisch ziehen. Was sind die Ursachen? Tipps, wie sich Naivität ablegen lässt…

Naivitaet Definition Bedeutung Beispiel Was Dagegen Tun

Definition: Was bedeutet Naivität?

Naivität (Englisch: greenness) bedeutet, dass Betroffene Umstände und Handlungen nicht angemessen einschätzen können und entweder unwissend sind oder arglos und leichtgläubig. Der Begriff selbst stammt vom französischen „naïf“ ab, was übersetzt so viel wie „kindlich“ oder „harmlos“ bedeutet.

Während Naivität bei Kindern natürlich ist, wird der Mangel an gesunder Skepsis bei Erwachsenen überwiegend als geistige Schwäche und Beschränktheit gewertet. Wer naiv ist, lässt sich folglich leichter ausnutzen oder manipulieren.

Naivität kann positiv und negativ sein!

Naivität ist dabei keine ausschließlich negative Charaktereigenschaft. Sie trägt ebenso positive Züge in sich. Hier eine Gegenüberstellung:

Negativ

Positiv

Ahnungslos Unvoreingenommen
Blauäugig Unschuldig
Leichtgläubig Offen
Synonyme:
Ahnungslosigkeit, Unkenntnis, Gutgläubigkeit, Einfalt.
Antonyme:
Weisheit, Erfahrung, Klugheit, Skepsis, Argwohn.

Unvoreingenommen und offen auf Menschen zuzugehen bzw. zuerst das Gute im Menschen anzunehmen, mag naiv sein – es kann jedoch genauso eine Form der mentalen Stärke sein – vorausgesetzt, Sie lassen sich dennoch nicht so leicht beeinflussen!

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Was sind typische Beispiele für Naivität?

Das typische Beispiel für Naivität bei Kindern ist, dass diese noch an den Weihnachtsmann oder die Zahnfee glauben – jedenfalls bis zu einem bestimmten Alter – und nicht zwischen Fantasie und Realität unterscheiden können.

Auch bei Erwachsenen ist Naivität weit verbreitet. Zu den häufigsten Fällen und Beispielen gehören:

  • Leichtgläubigkeit gegenüber Werbung

    Manche Werbeversprechen nutzen gezielt die Naivität der Menschen aus und machen vollmundige Versprechen, die nicht haltbar oder irreführend sind. Naive Menschen sind für die Marketingtricks und Verkaufspsychologie besonders anfällig – etwa der Kosmetik-Industrie, die sie angeblich „sofort 10 Jahre jünger“ aussehen lässt.

  • Nicht kritisches Hinterfragen

    Der afrikanische Prinz will Ihnen schon wieder sein Erbe von 2,5 Millionen Euro vermachen? Sie bekommen die Anleitung und Business-Coaching und Geschäftsmodell mit dem Sie ganz einfach 5-6-stellige Umsätze im Monat erzielen – natürlich für nur noch 5000 Euro, wenn Sie bis Donnerstag zuschlagen? Wer solche Angebote annimmt, ohne sie zu prüfen und seinen gesunden Menschenverstand einzuschalten, kann viel Geld verlieren.

  • Blindes Vertrauen in Menschen

    Keine Frage, guten Freunden sollte man vertrauen können. Manche beweisen dennoch das Gegenteil. Wer allen bei allem vertraut, kann leicht enttäuscht oder ausgenutzt werden. Generell sollten Sie nicht jedem sofort Glauben schenken – erst recht, wenn es zu schön ist, um wahr zu sein.

  • Ausblenden offensichtlicher Risiken

    Auch das ist eine Form der Naivität, wenn Warnsignale bewusst ignoriert oder schöngeredet werden. Oft gibt es Indizien, die z.B. auf toxische Menschen oder betrügerische Angebote hinweisen. Häufig ist es dann die Gier, die Betroffene ihr Bauchgefühl ausblenden lässt.

Leichtsinn, Arglosigkeit und mangelnde kritische Distanz führen sowohl im Privaten wie im Berufsleben zu zahlreichen Nachteilen, Enttäuschungen und Verlusten. Sich eine allzu große Naivität abzugewöhnen, ist daher eine wichtige Form von Selbstschutz.

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Was sind die Naivität Ursachen?

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dafür, warum manche Menschen selbst noch als Erwachsene ausgesprochen naiv sind. Dazu gehören:

  • Mangelnde Erfahrung

    Wer noch keine negativen Erfahrungen gemacht hat, kann Situationen oder Menschen schwer realistisch einschätzen. Generell schützen Lebenserfahrung und Menschenkenntnis vor allzu großer Naivität.

  • Generelle Denkfaulheit

    Eine der häufigsten Ursachen ist zugleich die folgenreichste: pure Denkfaulheit oder Dummheit. Manche Menschen wollen einfach nicht dazu lernen oder ihr Weltbild erweitern. Dadurch bleiben sie auf einem naiven Wissensstand stehen und entwickeln keinerlei kritische Distanz.

  • Überbehütetes Elternhaus

    Wenn Kinder überbehütet aufwachsen und vor allen negativen Erlebnissen oder Konflikten geschützt werden, fehlt ihnen die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen sowie ein realistisches Bild von anderen Menschen zu entwickeln.

  • Schwere Kindheit

    Auch das Gegenteil fördert naives Denken: Studien zeigen, dass Menschen, die viele negative Erlebnisse hatten (z.B. Gewalt, Verlust, Mobbing), weniger Vertrauen in ihr eigenes Urteilsvermögen haben und dadurch leichter beeinflussbar werden.

  • Bewusste Entscheidung

    Eine andere Erklärung sieht Naivität als bewusste Entscheidung – etwa bei unverbesserlichen Optimisten oder Menschen, die nur eine heile Welt sehen wollen.

  • Wunsch nach Harmonie

    Manche Menschen entscheiden sich bewusst für eine naive Sichtweise, weil sie dadurch Konflikten aus dem Weg gehen oder einfach nur an das Gute glauben möchten. Das kann auch mit einer Sucht nach Anerkennung oder dem Wunsch, gebraucht zu werden, zusammenhängen.

  • Psychologische oder Persönlichkeitsfaktoren

    Naivität kann ebenso Teil einer Persönlichkeitsstörung sein – zum Beispiel wenn sich jemand zwanghaft anderen überlegen fühlt. Selbstüberschätzung ist ebenfalls eine Form von Naivität.

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Tipps: Was kann ich gegen Naivität tun?

Naivität abzulegen ist gar nicht so leicht – denn dazu muss man sie erst einmal erkennen, was einem naiven Menschen schon per Definition schwer fällt. Wer bei sich aber schon eine allzu große Leichtgläubigkeit, Blauäugigkeit oder größere Wissenslücken entdeckt hat, ist einen guten Schritt weiter.

Um eine mögliche Naivität abzubauen, können Sie folgende Tipps und Strategien nutzen:

  • Sammeln Sie Erfahrungen

    Verlassen Sie Ihre Komfortzone und probieren Sie Neues aus! Reisen Sie, lernen Sie verschiedene Menschen und Kulturen kennen… So entwickeln Sie mehr Gespür für unterschiedliche Situationen und werden unabhängiger in Ihren Urteilen.

  • Reflektieren Sie Erlebnisse

    Überlegen Sie nach herausfordernden Situationen, ob Ihre Annahmen mit den tatsächlichen Erfahrungen übereinstimmen. Nutzen Sie die Selbstreflexion, um Ihre Wahrnehmung zu schärfen und objektiver zu werden (siehe auch: Bias).

  • Lernen Sie aus Fehlern

    Sehen Sie Rückschläge als Lernchance und nicht als Niederlage! Jeder Fehler hilft Ihnen, Ihre Einschätzung zu verbessern und zukünftig weniger leichtgläubig zu sein.

  • Holen Sie sich Feedback

    Sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Personen über Ihre Eindrücke und lassen Sie sich Feedback zu Ihrem Verhalten geben. So erkennen Sie blinde Flecken und können gezielt an sich arbeiten.

  • Hinterfragen Sie Ihr Umfeld

    Achten Sie nicht nur auf das, was Menschen sagen, sondern auch auf ihr Verhalten; die Taten, die den Worten folgen. Prüfen Sie, ob Versprechen eingehalten werden, und hinterfragen Sie Meinungen, statt diese blind zu übernehmen.

  • Seien Sie geduldig mit sich

    Eine persönliche Entwicklung braucht Zeit – erst recht, wenn es darum geht, ein erlerntes Verhalten wie Naivität abzulegen. Ermutigen Sie sich selbst immer wieder zu kritischem Denken und bleiben Sie dran – auch wenn Veränderungen nicht sofort sichtbar sind.

Auch wenn Sie dadurch weniger naiv und dafür kritischer und unabhängiger werden: Verlieren Sie dabei bitte nicht Ihre Offenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber anderen Menschen! Wer anschließend zu viel Misstrauen entwickelt, fällt auf der anderen Seite vom Pferd…


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