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Abgrenzung: So schützen Sie sich

Geliebt und geschätzt werden – aber bitte nicht um jeden Preis! Abgrenzung definiert nicht nur eigene Identität, sondern setzt auch bewusste Grenzen: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Es ist eine wichtige psychologische Selbstschutz-Funktion, die manche erst lernen müssen, um nicht weiter fremdbestimmt zu leben. Welche Bedeutung Abgrenzung hat und wie Sie es künftig schaffen, sich besser abzugrenzen…



Abgrenzung: So schützen Sie sich

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Bedeutung: Was ist Abgrenzung?

Abgrenzung beschreibt in der Psychologie die Fähigkeit, seine Identität zu definieren und sich so von anderen Menschen zu differenzieren. Dazu gehört auch, sich nicht fremdbestimmen zu lassen oder – aus Selbstschutz – anderen und ihrem Verhalten Grenzen zu setzen.

Ziel der Abgrenzung ist die Wahrung der eigenen Identität und Integrität sowie das Eintreten für die eigenen Bedürfnisse oder Werte, um Freiraum für die persönliche Entfaltung zu gewinnen. Es ist ein oft notwendiger psychologischer Schutzmechanismus, der allerdings Mut und Überwindung kostet.

Abgrenzung Synonyme

Häufige Synonyme für Abgrenzung (Englisch: delimination, differentiation, distinction) sind: Abwehr, Differenzierung, Distanzierung, Grenzen setzen oder Unterscheidung.


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Warum fällt mir Abgrenzung häufig schwer?

Es ist gar nicht so leicht standhaft zu bleiben, wenn andere sich über eigene Grenzen hinwegsetzen. Betroffen davon sind statistisch mehr Frauen als Männer. Ursache dafür sind häufig eine geschlechtsspezifische Erziehung, die Frauen dazu nötigt, stets nett, bescheiden und hilfsbereit zu sein und sich um andere mehr zu kümmern, als um die eigenen Bedürfnisse.

Ebenso können ein geringeres Selbstwertgefühl, fehlende Selbstachtung oder Angst vor Ablehnung und Zurückweisung die Abgrenzung erschweren bzw. dazu führen, dass sich Betroffene bei körperlichen oder verbalen Übergriffen weniger selbst behaupten.

Wer trotzdem Grenzen setzt, den Mund aufmacht und „Halt!“ oder „Nein!“ sagt, leidet dann teils unter Schuldgefühlen oder stellt sich Fragen, wie:

  • Bin ich jetzt egoistisch?
  • Wirke ich dadurch kaltherzig?
  • Komme ich meiner Pflicht nicht nach?
  • Verletze ich andere damit?
  • Werde ich nun verlassen und bleibe allein?

Ursachen in der Kindheit

Eine weitere Ursache dafür, dass einem das Abgrenzen schwerfällt, kann in der Kindheit liegen. Wer Eltern hatte, die permanent eigene Grenzen missachtet haben, übergriffig waren oder einen als Kind ständig bevormundet haben, tut sich als Erwachsener umso schwerer, seine persönlichen Grenzen zu schützen oder sich gegen Sexismus, Diskriminierung oder Mobbing zu wehren (siehe: Operante Konditionierung).

Auch hochsensiblen Menschen fällt es schwer, sich abzugrenzen. Ihre stark ausgeprägte Empathie lässt sie die fremden Bedürfnisse und Emotionen über die eigenen stellen.

Ist Abgrenzung Merkmal eines unreifen Charakters?

Starke Abgrenzung kommt vor allem bei Jugendlichen in der Pubertät vor und ist damit Teil des Abnabelungsprozesses. Auf dem Weg zur eigenen Identität grenzen sie sich nicht nur von ihren Eltern ab, sondern auch von ihrem Umfeld, indem sie definieren, was cool oder gut ist – und was nicht. Diese Abgrenzung ist wichtig zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung und zeigt sich vor allem in der Ausgrenzung anderer sozialer Gruppen und Cliquen.


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Wie kann ich lernen, mich besser abzugrenzen?

Nein sagen und Grenzen setzen lernen, ist keine Raketenwissenschaft. Sie können das mit ein wenig Geduld regelmäßig üben und trainieren. Es ist eine Frage des Bewusstseins und der Achtsamkeit, seine eigenen Werte und Wünsche zu kennen und dafür einzustehen.

Die folgenden Tipps und Empfehlungen unterstützen Sie dabei, sich zukünftig besser abzugrenzen:

Durchatmen

Wenn andere Grenzen überschreiten, die Sie ärgern oder verunsichern, atmen Sie erst einmal tief durch und lassen Sie sich davon bloß nicht provozieren oder unter Druck setzen. Horchen Sie zuerst in sich hinein und hinterfragen Sie, was Sie dabei so triggert. Mit etwas Abstand finden Sie besser eine souveräne Reaktion.

Bauchgefühl

Was sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl: Wurde eine persönliche Grenze überschritten? Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, scheuen Sie sich nicht, das anzusprechen und „Stopp!“ oder „Nein!“ zu sagen. Je mehr Toleranz Sie zeigen, desto mehr glauben andere, das mit Ihnen machen zu können. Ihre Intuition ist ein ziemlich verlässliches Barometer dafür, wann Abgrenzung nötig ist.

Körpersprache

Selbstbewusstsein im Wortsinn zeigt sich bereits in der Körpersprache und nonverbalen Kommunikation. Machen Sie sich zum Beispiel körperlich groß, wenn Sie „Nein“ sagen: Eine aufrechte Körperhaltung und intensiver Blickkontakt unterstreichen, dass Sie es ernst meinen. Wer sich dagegen kleinmacht oder die Ellenbogen sprichwörtlich einzieht, wirkt schon wie ein Opfer.

Stimme und Sprache

Bitte nicht so schüchtern! Sagen Sie, was Sie wollen – klar und deutlich. Wer nicht ausspricht, was er oder sie nicht mehr will, kann anderen keine Grenzen setzen. Dabei sollten Sie mit kräftiger Stimme sagen, wenn Ihnen etwas nicht behagt oder gefällt. Das erfordert Mut, ist aber unumgänglich, um Abgrenzung zu lernen. Wählen Sie dazu klare Worte und formulieren Sie kurze Sätze.

Beispiele:

  • „Ich respektiere deine Gefühle, aber ich will das nicht.“
  • „Ich verstehe, dass du Hilfe brauchst, aber das Wochenende gehört meiner Familie.“
  • „Danke, dass Sie mir das DU anbieten, aber ich möchte beim SIE bleiben.“
  • „Nein, ich möchte nicht in diesem Team dabei sein und bitte um Verständnis.“

Ganz wichtig: Ein „Nein“ oder eine Absage brauchen weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung oder Entschuldigung! Es ist Ihr gutes Recht, sich abzugrenzen.

Verbündete

Wenn Sie alleine nicht weiterkommen oder noch nicht genug Selbstsicherheit besitzen, suchen Sie sich Verbündete. Das können Leidgenossen und -genossinnen von (sexuellen) Übergriffen sein sowie Menschen mit demselben Werte-Kodex. So oder so: Verbündete stärken Ihre Position und geben Ihnen den mentalen Rückhalt, den sie in herausfordernden Situationen brauchen.

Rückfragen

Fragen sind vielleicht die charmanteste Form, Nein zu sagen oder jemandem einen Korb zu geben. Das gilt vor allem für Warum-Fragen: „Warum ist dir das so wichtig?“, „Warum sollte ich da mitmachen?“, „Warum möchtest du das von mir?“ Mit den Rückfragen zwingen Sie Ihr Gegenüber dazu, sich zu rechtfertigen. Und je fadenscheiniger der Vorwand, desto leichter fällt es Ihnen, sich abzugrenzen.

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Fazit: Abgrenzung braucht Konsequenz

Um sich abzugrenzen und die eigene Integrität unter Schutz zu stellen, benötigen Sie zuerst und vor allem ein starkes Wertegerüst, eine Art moralischen Kompass. Um anderen Grenzen zu setzen, muss man die eigenen erst einmal kennen und erkennen, wann die persönlichen roten Linien überschritten werden.

Im zweiten Schritt sollten Sie Ihren Worten Taten folgen lassen. Schon in der Bibel heißt es: „Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein.“ Weichen Sie diese Grenzen niemals auf. Andernfalls leidet die Glaubwürdigkeit erheblich darunter.

Abgrenzung braucht Konsequenz – sie hat aber meist auch Konsequenzen. Menschen werden sich abwenden; es gibt Konflikte, und Sie verlieren vielleicht sogar falsche (!) Freunde. Rechnen Sie damit! Das gehört dazu. Langfristig aber gewinnen Sie dadurch mehr Respekt und Durchsetzungsvermögen.


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