Genügsamkeit: Mehr Freiheit und Leben gewinnen

Was wir nicht haben – das wollen wir umso mehr. Überhaupt mehr, mehr, mehr: Ehrgeizige Ziele zu haben, ist wichtig und macht erfolgreich. Glücklicher aber macht Genügsamkeit. Die Tugend ist KEIN Gegenentwurf zur Strebsamkeit, sondern ein wichtiger Begleiter. Ohne Genügsamkeit sind wir ruhelos, mit Erreichtem nie zufrieden. Wir kommen nie an, erkennen nie unseren wahren Reichtum. Sicher, es ist ein schwieriger Lebensstil, genügsam zu sein und gleichzeitig noch vieles erreichen zu wollen. Aber es geht! Wir zeigen, wie sich Genügsamkeit lernen und so ein glückliches Leben gewinnen lässt…

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Bedeutung: Was ist Genügsamkeit?

Genügsamkeit bedeutet, mit dem, was man hat, zufrieden und glücklich zu sein. Ein genügsames Leben zeichnet sich dadurch aus, nicht mehr zu brauchen als nötig ist. Es kann sogar bedeuten, mit ganz wenig glücklich zu sein (siehe: Minimalismus). Ein einfaches Leben mit wenig Besitz, das dennoch erfüllt und sich reich anfühlt. Genügsamkeit ist das Gegenteil zur verbreiteten Immer-mehr-Mentalität.

Gefangen im goldenen Hamsterrad

Es ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, nach etwas zu streben oder zu suchen: dem perfekten Partner, der vollkommenen Liebe, beruflichem Erfolg, finanzieller Freiheit… Hinter jedem Glück steckt eine starke Sehnsucht. Das Streben nach Glück ist selbst eine solche Sehnsucht. Doch sind Ehrgeiz und Anspruchsdenken auch gefährlich. Wer ihnen verfällt, dem reicht bald nichts mehr. Es gibt immer noch ein Höher, Weiter, Schneller. Was bleibt (und nagt) ist das Gefühl, dass alles noch zu wenig ist.

Die Gefahr, die in der ewigen Steigerung lauert, ist das Rattenrennen und Hamsterrad, in das wir freiwillig einsteigen. Auf der Suche nach dem Traumjob, der nächst höheren Gehaltsstufe oder dem größeren Luxus und Wohlstand machen wir uns zu Gefangenen externer Maßstäbe. Irgendwas fehlt eben immer. Selbst wenn wir ein Ziel erreichen, beginnen wir gleich wieder von vorne. Eine galoppierende Lifestyle-Inflation.

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Genügsamkeit schafft Freiheit

Dabei ist weniger oft mehr: Genügsamkeit stellt sich der stetigen Unzufriedenheit entgegen, hält inne – ohne sich wie Verzicht anfühlen zu müssen. Vielmehr ist sie eine Form der Achtsamkeit. Sie fokussiert auf das Hier und Jetzt. Das spiegelt sich auch in den zahlreichen Synonymen: Anspruchslosigkeit, Bescheidenheit, Schlichtheit, Einfachheit.

Genügsamkeit befreit das Leben von unnötigem Ballast. Wer genügsam lebt, konzentriert sich auf das Leben selbst – und weniger auf Besitz, Reichtum oder Prestige. Dabei gewinnen wir etwas enorm wertvolles: Freiheit. Ebenso Freizeit, Muße und Energie, um sich dem zu widmen, was einem selbst (!) wichtig ist.

Genügsamkeit begnügt sich mit dem, was wir selbstverständlich erachten und deshalb geringschätzen: Gesundheit, Freunde, ein Dach über dem Kopf… Auf nichts davon müssen wir verzichten, sollten es aber wieder als Privileg erkennen und wertschätzen. Braucht es wirklich so viel mehr für ein glückliches Leben? Oft fehlt nur eines: die richtige Einstellung. Und die Erkenntnis, wie gut es uns längst geht. Wissenschaftliche Studien und Philosophen (siehe Zitate) zeigen, was das Leben wirklich wertvoll macht: gute Beziehungen, Erfahrungen und schöne Erlebnisse.

Genügsamkeit: Zitate & Sprüche

  • „Sich mit wenigem begnügen ist schwer, sich mit vielem begnügen unmöglich.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
  • „Wenn man glücklich ist, soll man nicht noch glücklicher sein wollen.“ (Theodor Fontane)
  • „Es gibt nur ein Mittel, sich wohl zu fühlen: Man muss lernen, mit dem Gegebenen zufrieden zu sein und nicht immer das verlangen, was gerade fehlt.“ (Theodor Fontane)
  • „Das wahre Glück ist die Genügsamkeit.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
  • „Alles, was man will, kann niemand haben. Eines aber kann man: das nicht zu begehren, was man nicht hat, und heiteren Sinnes das genießen, was man hat.“ (Seneca)
  • „Die Ironie will es so, dass wir dann, wenn wir das Objekt unserer Wünsche erlangt haben, immer noch nicht zufrieden sind. Auf diese Weise nimmt die Begierde nie ein Ende und ist eine ständige Quelle der Schwierigkeiten. Das einzige Gegenmittel ist die Genügsamkeit.“ (Dalai Lama)
  • „Reich wird man erst durch Dinge, die man nicht begehrt.“ (Mahatma Gandhi)
  • „Es geht nicht darum, wie viel wir besitzen, sondern wie viel wir genießen, das sorgt für Glücksgefühl.“ (Charles Huddon Spurgeon)
  • „Was Kronen nicht vermögen, das vermag Genügsamkeit: sie macht ruhig und zufrieden.“ (Ignaz Felner)
  • „Ist der Mensch mäßig und genügsam, so ist auch das Alter keine schwere Last, ist er es nicht, so ist auch die Jugend voller Beschwerden.“ (Platon)
  • „Genügsamkeit ist natürlicher Reichtum, Luxus künstliche Armut.“ (Sokrates)
  • „Die Quelle unserer Unzufriedenheit liegt in unsern stets erneuerten Versuchen, den Faktor der Ansprüche in die Höhe zu schieben.“ (Arthur Schopenhauer)
  • „Glück ist Selbstgenügsamkeit.“ (Aristoteles)


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Genügsamkeit lernen: 4 Tipps, wie Sie genügsamer werden

Genügsamkeit ist eine Tugend. Zum Glück eine, die sich lernen lässt. Selbst wenn in der Konsumgesellschaft die Mentalität wächst, viel hilft viel: Wahr ist eben auch – weniger ist mehr. Jedenfalls sehr oft. Im Folgenden finden Sie einfache Tipps, mit denen sich Genügsamkeit lernen lässt.

Schauen Sie auf das, was Sie haben

Der erste Schritt zu mehr Genügsamkeit führt über eine einfache Bestandsaufnahme. Blicken Sie objektiv auf Ihr Leben und nehmen Sie auch scheinbar Selbstverständliches wahr. Was haben Sie schon alles? Gemeint sind nicht nur materielle Dinge, sondern all das, was Sie nicht anfassen können: Gesundheit, Freunde, Familie, ein Beruf, Ihre Lebensfreude, persönlichen Stärken und Talente sowie viele Chancen, die sich Ihnen bieten.

Entwickeln Sie größere Dankbarkeit

Dankbarkeit ist der beste und zugleich edelste Weg zu mehr Glück und Zufriedenheit. Sie ist das perfekte Gegenmittel gegen Frust, Neid und Ärger. Dankbarkeit ist wie durchatmen. Dankbar zu sein, ist ebenfalls eine Haltung, ein Lebensgefühl. Dahinter steckt zutiefst empfundene Wertschätzung und tiefe Anerkennung für einen Zustand oder eine Zuwendung. Oder wie es Jean-Baptiste Massillon ausgedrückt hat: „Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens.“ Schon die Freude über die kleinen Dinge des Lebens führt nachweislich zu mehr Glück.

Hören Sie auf, sich zu vergleichen

Ständige Vergleiche mit anderen richten enormen seelischen Schaden an. Sie sind eine Kampfansage an unser Selbstbewusstsein und schüren Minderwertigkeitsgefühle. Problematisch wird es immer dann, wenn diese Vergleiche zum Maßstab für unseren Selbstwert beziehungsweise unser Selbstwertgefühl werden. Wenn sie eben nicht dem Ansporn dienen, sondern zu einem relativen Erfolgsdruck führen und uns nur noch die eigenen Unzulänglichkeiten sehen lassen. Dann können Bitterkeit, Neid oder sogar eine veritable Depression die Folgen sein. Umso wichtiger ist, das ständige Vergleichen zu stoppen.

Genießen Sie das Leben – jetzt

Bei allem Streben denken wir an den künftigen Nutzen. Die Zukunft ist immer besser als die Gegenwart. Die Sichtweise führt in einen gefährlichen Tunnelblick, bei dem wir all das Schöne und Gute um uns herum übersehen. Es ist als würden wir mit Scheuklappen durchs Leben rasen. Genügsamkeit verschafft uns hierbei eine heilsame Verschnaufpause. Das Leben ist zu kurz für „irgendwann“! Genießen Sie also Ihre Zeit, denn Sie leben jetzt und heute. Morgen können Sie gestern nicht nachholen.

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Genug: Auch Genügsamkeit hat Grenzen

Genügsamkeit befreit und besitzt viele Vorteile. Sie hat aber auch Grenzen. Wie bei allem gilt auch bei Bescheidenheit und Einfachheit: Die Dosis macht das Gift. So sehr Genügsamkeit die Zufriedenheit steigert, so sehr kann sie umgekehrt Motivation und Eifer ausbremsen. Zum Beispiel dann, wenn wir uns ZU FRÜH mit etwas zufrieden geben oder mit dem Mittelmaß begnügen. Dann verharren wir unter unserem Potenzial.

In dem Fall schlägt die positive Seite der Genügsamkeit ins Gegenteil und kann zu Unzufriedenheit führen. Wir erkennen, was wir alles aus unserem Leben hätten machen oder erreichen können. Stattdessen haben wir nur – bequem – nach dem Spatz in der Hand gegriffen. Es bleibt eben eine Gratwanderung: Sie sollten sich auch weiterhin hohe Ziele stecken und dürfen sich Ihre Ambitionen leisten – ohne zugleich die Gegenwart und Vergangenheit aus den Augen zu verlieren.


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