Präsentationstechniken: 50 Prozent des Erfolgs
Wenn es um Präsentationstechniken geht, haben Sie zwei Optionen, Ihre Präsentation zu optimieren und das Publikum zu begeistern:
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Technische Hilfsmittel
Die meisten Präsentationen werden heute mittels Powerpoint (Microsoft) oder Keynote (Apple) gehalten. Neben vergleichbarer Software gibt es eine Reihe analoger Hilfsmittel wie etwa Tafeln oder Flipcharts. Alle diese technischen Hilfsmittel haben unterschiedliche Vor- und Nachteile (siehe unten).
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Rhetorische Hilfsmittel
Um den Vortrag lebendiger zu machen, wenden Sie bewährte Techniken, Tipps und Tricks an und geben Ihrer Rede so die notwendige Würze. Um Inhalte überzeugend und inspirierend zu vermitteln, arbeiten Sie beispielsweise mit rhetorischen Mitteln, Pausen, Körpersprache oder Überraschungseffekten.
Am Ende müssen zwar die Substanz und Relevanz stimmen. Aber selbst der beste Inhalt sorgt nicht dafür, dass der Funke überspringt. Das Drumherum – wie Sie auftreten und präsentieren, welche Folien, Bilder und interaktiven Elemente Sie einsetzen – macht mindestens 50 Prozent des Erfolgs aus. Deshalb zeigen wir Ihnen im Folgenden ausgewählte und bewährte Präsentationstechniken sowie zahlreiche Tipps und Tricks aus der Praxis, mit denen Ihr Impulsvortrag, die freie Rede oder Präsentation noch einprägsamer und erfolgreicher werden.
Präsentation vorbereiten: Wer ist die Zielgruppe?
Für einen gelungenen Vortrag ist gründliche Vorbereitung die halbe Miete. Egal, ob Sie eine Eröffnungsrede, eine Begrüßungsrede oder Abschiedsrede halten: Die wichtigste Frage im Vorfeld ist die nach der Zielgruppe – Ihrem Publikum. Je nach Größe oder Zusammensetzung hat das massiven Einfluss auf Inhalt, Aufbau oder Auswahl der Präsentationstechniken.
Folgende Fragen sollten Sie mit dem Gastgeber, Veranstalter oder Auftraggeber vorab klären:
- Wie groß ist das Publikum?
Es macht einen Unterschied, ob Sie vor 30 oder 3000 Menschen präsentieren. Im ersten Fall ist der Vortrag persönlicher und intimer, und Sie können beispielsweise mehr interaktive Elemente einsetzen. Im zweiten Fall spielen technische Hilfsmittel (Headset, Mikrofon, Monitor, etc.) eine zentrale Rolle. - Welche Vorkenntnisse haben die Zuhörer?
Auch wenn Sie einen Fachvortrag halten, sollte Ihre Sprache verständlich bleiben. Fachchinesisch ist zu vermeiden. Es macht allerdings auch einen Unterschied, ob Sie bei Adam und Eva anfangen müssen oder erst beim Neuen Testament. - Was ist das Interesse der Zuhörer?
Haben die Zuhörer Eintritt für das Event bezahlt? Oder ist es eine Pflichtveranstaltung des Unternehmens? Je mehr Sie über die Erwartungen und Interessen des Publikums wissen, desto unterhaltsamer und nützlicher können Sie Ihre Rede gestalten. - Wie lange soll der Vortrag dauern?
Man kann über alles reden, nur nicht über 45 Minuten. Danach sinkt die Aufmerksamkeit des Publikums rapide. Fällt die Redezeit noch kürzer aus, müssen Sie erst recht schneller auf den Punkt kommen. Grundsätzlich sollten Sie nie überziehen. Üben Sie die Präsentation lieber vorher und stoppen Sie dabei die Zeit. - Welche Ausstattung hat die Bühne?
Es ist Ihre Bühne. Aber Sie müssen diese auch füllen können. Daher ist es wichtig, zu wissen, ob Sie sich frei bewegen können (Headset!) oder an ein Rednerpult gebunden sind. Auch die Höhe der Bühne, die Bestuhlung im Raum und dessen Größe spielen eine Rolle. Je weiter Sie von Ihrem Publikum abgehoben sind, desto mehr müssen Sie den Kontakt zu den Zuhörern aufbauen – durch Interaktion oder direkte Ansprache.
Präsentationstechniken und technische Hilfsmittel
Wer einen Vortrag hält, hat heute reichlich Auswahl beim Einsatz diverser Medien und Visualisierungsmethoden. Typische technische Hilfsmittel sind:
- Laptop, Präsentationsfolien (Powerpoint, Keynote, Prezi), Beamer
- Flipcharts
- Overhead-Projektor
- Tafeln, Whiteboards
- Moderationswände, Pinnwände
Alle digitalen und analogen Werkzeuge lassen sich kombinieren und dramaturgisch während der Rede abwechseln. Die Präsentation muss deswegen aber nicht unbedingt besser werden. Im Gegenteil: Digitale oder neue Präsentationstechniken sind nur Hilfsmittel. Die Hauptrolle spielt immer der Präsentierende selbst. Hinzu kommt, dass manche der Werkzeuge spezifische Vor- und Nachteile haben. Exemplarisch zeigen wir das an Powerpoint und Flipchart:
Präsentationssoftware (Powerpoint, Keynote)
Pro
- Sie visualisieren Ihre Inhalte. Aussagekräftige Bilder und Schaubilder verstärken die Kernbotschaften. Während Sie vortragen, sprechen Sie verschiedene Sinne an. Das erleichtert die Informationsaufnahme für die Zuhörer.
- Zahlen, Daten und Fakten lassen sich exakt darstellen. Animierte Tortendiagramme und Grafiken sowie ein gelungener Medienmix aus Ton, Bild oder Video illustrieren das Gesagte.
- Im Gegensatz zu anderen Hilfsmitteln wie Pinnwänden oder Overhead-Projektoren können Sie bequem per Fernbedienung die Folien durchklicken.
Contra
- Technische Hilfsmittel können ausfallen (Stromausfall) oder durch technische Pannen versagen. Prüfen Sie daher immer ihre Geräte, der Kompatibilität, Adapter, Kabel und aufgeladene Akkus.
- Powerpointpräsentationen werden oft überfrachtet. Weniger ist häufig mehr. Als Richtwert gilt: Pro Bild zwei Minuten Redezeit. Bei einem 20-minütigem Vortrag wären also zehn Folien das Maximum. Alles, was darüber hinausgeht, überfordert das Publikum.
- Statt knackiger Kernthesen, wird das komplette Manuskript auf die Folien übertragen. Effekt: Das Publikum liest ab und hört nicht mehr zu. Danach stellt sich Langeweile ein.
Flipcharts
Pro
- Das Flipchart eignet sich vor allem für kleine Gruppen, benötigt keine Technik und ist sofort einsatzbereit.
- Es vereinfacht die Interaktion und Spontanität mit Anwesenden, beispielsweise wenn Sie einen Workshop geben und Ideen (Brainstorming) der Teilnehmer direkt zu Papier bringen. So lässt sich die Entwicklungen von Lösungen direkt und live mitverfolgen.
- Grafiken und Diagrammen werden lebendiger und nachvollziehbarer, da sie direkt von den Augen der Teilnehmer entstehen. Flipchart-Regel: Erst sagen, dann schreiben! Niemals fertige Flipchartblätter ablesen. Erstens beleidigt das die Intelligenz der Zuhörer, die können selber lesen; zweitens hört Ihnen dann sowieso keiner mehr zu.
Contra
- Schreiben Sie auf Flipcharts oder Tafeln, kostet das „Malen“ wertvolle Vortragszeit.
- Beim Schreiben oder Zeichnen drehen Sie Ihrem Publikum den Rücken zu. Wer dann weiterredet, spricht de facto zum Flipchart, nicht mehr mit den Anwesenden.
- Falls Ihre Schrift unleserlich und die Zeichnungen bescheiden sind, wirkt die Präsentation sofort weniger kompetent.
Allgemein gilt für den Einsatz von Technik: Zu viele Hilfsmittel verwirren die Zuhörer und lenken vom Inhalt ab. Die Dosis macht das Gift.
Präsentationstechniken: Tricks & rhetorische Stilmittel
Damit Ihre Präsentation überzeugt und in Erinnerung bleibt, müssen Sie Ihre Zuhörer von der ersten Minute an fesseln. Der Einstieg und Auftakt sind enorm wichtig. Setzen Sie hier einen ersten Höhepunkt und Knall. Hilfreiche Techniken dazu sind:
- Die Überraschung
Beginnen Sie Ihren Vortrag niemals mit Dank („Schön, dass Sie heute hier so zahlreich erschienen sind…“) oder anderen typischen Anmoderationen. Langweilig! Tun oder sagen Sie lieber etwas völlig Unerwartetes, das aber auf den Inhalt hinführt. Beziehen Sie dabei Ihr Publikum ein – mit ungewöhnlichen Fragen: „Was denken Sie: Wie kann ein Redner dafür sorgen, dass ihm sein Publikum zuhört?“ - Die Frage
Apropos Fragen: Publikumsfragen sind der ultimative Joker, weil sich jeder sofort angesprochen und aktiviert fühlt. Das kann eine Suggestivfrage sein („Sind Sie es nicht auch leid, dass…?“) oder Meinungsumfrage sein („Wer von Ihnen überlegt, ein eigenes Blog zu schreiben?“). Die Technik eignet sich, um dem Vortrag eine Klammer zu geben: Stellen Sie dieselbe Frage zu Beginn und am Ende der Präsentation, lässt sich so ein Gesinnungswandel im Publikum dokumentieren. - Die Provokation
Überhöhen Sie Ihre Kernthese oder -aussage zum Extrem („Wer nicht netzwerkt, findet keinen Job.“). Das schafft Reibungsfläche und polarisiert. Es sorgt aber zugleich für maximales Interesse und Neugier auf das Folgende. - Der Vergleich
Vergleiche, Gleichnisse, Metaphern, Parabeln – all diese Rhetorikelemente haben den Charme, dass Sie Ihr Publikum zum Nachdenken zwingen („Vorträge sind wie Stau: Man würde gerne abkürzen, kommt aber nicht raus.“ ). Die Zuhörer müssen die übertragene Botschaft zunächst selber entdecken. Das inspiriert und gibt den Zuhörern zugleich eine Art Erfolgserlebnis. - Die Geschichte
Auch persönliche Anekdoten sorgen für Abwechslung und eignen sich für den Einstieg. Vor allem, wenn Sie diese mit einer Prise Humor und Selbstironie würzen („Sie werden nicht glauben, was mir gerade im Hotel passiert ist…“). Solche Einsprengsel machen Sie menschlich und sympathisch – und Sie eignen sich auch für Zwischendurch. Das nennt man dann Storytelling, was ebenfalls eine Präsentationstechnik ist.
Bewährte rhetorische Stilmittel
Rhetorische Stilmittel, Rede- oder Sprachfiguren können enorme Effekte bei Zuhörern erzielen. Zu den besonders eindrucksvollen Mitteln gehören:
- Die Anapher beeindruckt durch eine kontinuierliche Steigerung: „Sie bekommen nicht einen Aal, nicht fünf Aale, sondern 20 Räucheraale für 20 Euro!“
- Die Antithese setzt vor allem auf Provokation durch einen bewussten Gegensatz: „Sie dachten, das war schon alles? Sie denken falsch!“
- Die Hyperbel erzeugt Aufmerksamkeit durch Übertreibung: „Bei manchen dieser angeblich neuen Ideen klebt immer noch Dinosaurierscheiße am Schuh.“
- Der Klimax funktioniert ähnlich wie die Anapher, hat aber das Format einer dramaturgischen Geschichte: „Was als Panne begann, entwickelte sich zu einem Produkt, dass die gesamte Branche revolutionierte…“
- Die Methapher wiederum erzeugt ein Sprachbild und Kopfkino. Technische Themen ohne Metaphern oder Vergleiche lebhaft darzustellen, ist ungefähr so einfach wie einen Pudding an die Wand zu nageln. Das war übrigens eine Metapher.
Immer Blickkontakt halten!
Halten Sie stets Blickkontakt zu Ihrem Publikum. Studien haben ergeben: Wer überzeugen will, muss mindestens 90 Prozent seiner Redezeit Augenkontakt zum Publikum halten. Idealerweise zeigen Sie dabei Emotionen und lächeln. Das macht Sie noch authentischer. Und je mehr Sie von Ihrem Thema überzeugt sind, desto eher springt auch der Funke über.
Falls Sie zu schüchtern sind, um Ihren Zuhörern in die Augen zu sehen, gibt es einen Trick: Blicken Sie knapp über die Menge hinwegsehen. Den Unterschied merkt kein Mensch. Sie müssen nur regelmäßig mit den Augen über alle Kopfe fliegen.
Präsentationstechniken für Sprache und Stimme
Ein berühmtes Bonmot lautet: „Willst du große Dinge sagen, nutze einfache Worte.“ Es ist ein Irrglaube, man könnte andere mit komplizierten Ausdrücken oder Fachbegriffen beeindrucken oder von der eigenen Expertise überzeugen. Das Gegenteil ist richtig: Sie verlieren Überzeugungskraft und den Kontakt zu den Zuhörern. Ein professioneller Vortrag glänzt durch einfache, kurze Hauptsätze, die zudem mehr Verben als Substantive enthalten.
Vor allem: Betonen Sie die Verben! Die meisten Redner legen das Gewicht auf Substantive. Fehler! Verben, insbesondere aktive, regen das Gehirn wesentlich stärker an und machen den Vortrag lebendiger und spannend. Wird es kompliziert, verwenden Sie statt Fachbegriffen lieber anschauliche Beispiele und Bilder in der Präsentation. Die Präsentationsfolien sind ja dazu gedacht, Ihren Vortrag zu unterstützen. Sie dürfen ihn nur nie ersetzen.
Stimme und Sprachmelodie variieren
Auch Ihre Stimme, Intonation und Sprachmelodie können und sollten Spannung erzeugen. Heben und senken Sie Ihre Stimme ab und an, und werden Sie mal lauter und leiser. Selbst kurzes Flüstern ist erlaubt. Das steigert die Wirkung Ihrer Aussagen enorm. Lenken Sie die Aufmerksamkeit auf etwas, indem Sie beispielsweise Satzteile oder einzelne Wörter betonen.
Frauen haben in der Regel eine höhere Stimmlage. Generell werden aber tiefe, sonore Stimmen als angenehmer empfunden. Regelrecht unangenehm wirken Piepsstimmen. Abhilfe können Sie schaffen, indem Sie langsamer sprechen und bewusst in den Bauch atmen. Kopfstimmen klingen immer kehliger und höher. Noch wichtiger aber ist, dass Sie Ihre Stimmlage variieren und nicht monoton klingen. Eine modulierte Stimme, sofern Sie es nicht übertreiben, wirkt immer spannender.
Falls Sie mit einem Redemanuskript arbeiten: Machen Sie sich darin entsprechende Zeichen und Markierungen, wo Sie eine kurze Pause machen, welches Wort Sie betonen, wo Sie eine Reaktion des Publikums erwarten – und wie Sie darauf reagieren. Die meisten Redner sprechen ohnehin zu schnell. Meist wegen des Lampenfiebers. Als Faustregel können Sie sich merken: Wenn Sie sich auf der Bühne zu langsam vorkommen, ist es für die Zuhörer genau richtig.
Atemtechnik: Gelassen präsentieren
Das größte Problem ungeübter Redner ist meist die Aufregung. Die schlägt sich nicht nur in Mimik und Gestik nieder, sondern im schlimmsten Fall auch auf die Stimme. Der Vortragende „vergisst“ dann, normal weiter zu atmen – und schnappt irgendwann nach Luft.
Zu den Präsentationstechniken gehört daher die richtige Atemtechnik. Genauer: die richtige Bauchatmung. Viele Menschen neigen bei Nervosität dazu, flach in den Brustkorb zu atmen. Falsch! Korrekte Atmung funktioniert immer tief und langgezogen durch den Bauch. So entspannen Sie den Solarplexus, was dazu beiträgt, dass sich Körper und Geist beruhigen. Wenn Sie merken, dass Sie außer Atem geraten, machen Sie lieber eine rhetorische Pause und lassen Sie das Gesagte wirken. Dabei atmen Sie ein paarmal tief ein und aus. Das merkt kein Mensch – Sie aber können danach flüssig weiter präsentieren.
TIPP: Machen Sie twitterbare Aussagen
Da heute in so ziemlich jedem Publikum einige Personen sitzen, die Sie mit Ihrer Rede zitieren und live Zitate twittern, sollten Sie im Vorfeld der Präsentation ein paar „twitterbare“ Aussagen einplanen. Also knackige Thesen oder Sätze von nicht mehr als 280 Zeichen. Sie erfreuen so nicht nur die anwesenden Twitterati, sondern steigern ebenso Ihre Reichweite und den Bekanntheitsgrad.
Checkliste: Wann Sie Ihre Technik überarbeiten sollten
Die Bandbreite möglicher Präsentationsfehler ist groß. Angefangen damit, dass die Technik nicht funktioniert, über peinliche Witze des Redners bis hin zu mangelhafter Zeitplanung. Deshalb, daher und darum zum Abschluss noch ein paar sichere Indizien dafür, dass Sie an Ihrer Präsentationstechnik arbeiten sollten:
Denken Sie bitte auch daran: Eine Präsentation endet nie mit dem Ende des Vortrags! Oft kommen danach noch ein paar Fragen aus dem Publikum oder Sie gehen von der Bühne ab und werden noch angesprochen. Während dieser Zeit bleiben Sie unter Beobachtung. Halten Sie also die Körperspannung, bleiben Sie wach und interessiert und gehen Sie auf die Menschen ein. Andernfalls riskieren Sie, dass man die Rede als bloße Show wahrnimmt.
Wir wünschen viel Spaß und Erfolg bei der nächsten Präsentation!
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