Versuchung widerstehen: Bedeutung + 7 bewährte Tipps

Die Versuchung lauert überall. Manchmal in Form von Schokolade, manchmal getarnt hinter kurzfristigem Vergnügen. Es gehört viel Willenskraft und Selbstkontrolle dazu, um einer Versuchung widerstehen zu können. Wir zeigen bewährte Tipps und Beispiele, wie es trotzdem geht…

Versuchung Widerstehen Definition Bedeutung Beispiel Disziplin Ueben Tipps

Definition: Was ist eine Versuchung?

Eine Versuchung ist ein verlockender Reiz oder verführerisches Verlangen, das uns zu einem unmoralischen oder unzweckmäßigen Handeln verleitet, das gegen eigene Überzeugungen, Regeln oder gesellschaftliche Normen verstößt – oft zur Befriedigung kurzfristiger Belohnungen.

Wer einer Versuchung nachgibt, schadet sich jedoch meist selbst, tut etwas Verbotenes oder sabotiert sich und seine Ziele.

Versuchung Bedeutung – in Religion & Psychologie

  • In der Religion, insbesondere im Christentum, ist die „Versuchung“ oft mit der Aufforderung zum Sündigen verbunden – zum Beispiel in der biblischen Erzählung von Jesu Versuchung durch den Teufel in der Wüste. Hier steht die Versuchung für eine Prüfung des Glaubens, der Standhaftigkeit und Selbstdisziplin (Häufige Synonyme: Anfechtung, Verführung, Verlockung).
  • In der Psychologie beschreibt die Versuchung einen Konflikt zwischen kurzfristigen Bedürfnissen und langfristigen Zielen. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Selbstkontrolle. Strategien zur Bewältigung von Versuchungen sind zum Beispiel Ablenkung, starke Ziele sowie Barrieren gegen die unmittelbare Befriedigung.

Versuchungen – Beispiele

Typische Versuchungen im Alltag sind zum Beispiel das Rauchen von Zigaretten, übermäßiger Alkoholkonsum oder Schokolade, Shopping-Exzesse, ein Seitensprung oder eine sexuelle Affäre sowie das häufige Prokrastinieren – also das Aufschieben eigentlich wichtiger Aufgaben.

Je nach Bedeutung und Ausmaß kann es enorm negative Auswirkungen auf unser Leben haben, wenn wir einer Versuchung nachgeben und ihr erliegen.

Anzeige

Warum Versuchungen widerstehen?

Versuchungen und Verführungen wären keine, wenn sie in der aktuellen Lage nicht ungeheuer reizvoll und positiv auf uns wirken würden. Im ersten Moment verheißen sie uns kurzfristiges Vergnügen, einen schnellen Kick oder Sinnesrausch. Doch nach dem Erwachen folgt der Kater: Langfristig schadet die Versuchung – sonst wäre sie eine Chance!

Dem kurzfristigen Vergnügen gegenüber steht der langfristige Schaden. Trotzdem werden viele Menschen schwach und geben der Versuchung nach. Darin steckt aber bereits ein wichtiger Schlüssel, um Versuchungen widerstehen zu können: Sie passieren nicht einfach, sondern lassen uns jedes Mal die Wahl! Es ist unsere Verantwortung und Entscheidung der Versuchung nachzugeben oder zu widerstehen. Und genau das lässt sich lernen…

Versuchung widerstehen: Beispiel Odysseus

Das legendärste Beispiel, wie man Versuchungen und Verführung widersteht, lieferte der antike Held Odysseus. Genauer: Odysseus‘ Überfahrt – vorbei an der unter Seeleuten gefürchteten Insel der Sirenen. Die bezaubernden Bewohnerinnen waren laut Homers Mythologie in der Lage, durch ihren süßen Gesang Seefahrer anzulocken, zu betören und in ihr Verderben zu locken.

Der kluge Odysseus wusste das, wollte aber dennoch die bezaubernden Stimmen hören. Er handelte im Grunde wie viele von uns: Wir kennen die Versuchung – doch statt sie zu meiden, steuern wir geradewegs darauf zu.

Auf den Rat der Zauberin Kirke ließ sich Odysseus an den Schiffsmast fesseln, damit er die Sirenen hören, sich aber nicht bezirzen lassen konnte. Der Rest der Crew verschloss sich die Ohren mit geschmolzenem Wachs, um gänzlich gegen den Singsang immun zu sein.

Als sich das Schiff den Sirenen-Klippen näherte, war Odysseus bereits so verhext, dass er mit aller Kraft versuchte, sich von den Fesseln zu befreien. Seine Mannschaft aber zog die Seile nur noch strammer, behielt unbeirrt den Kurs – und passierte die Insel unbeschadet.

Sirenen gibt es auch heute noch

Einlullende Sirenen gibt es auch heute noch. Sie heißen nur anders. Zur Sirene kann auch die eigene Euphorie werden, die Verliebtheit in eine fixe (Geschäfts-)Idee oder der blinde Ehrgeiz, unbedingt dieses oder jenes geschafft zu haben.

Einmal in den Bann gezogen, bringen uns solche Zerrbilder leicht vom Kurs ab und lassen uns an ungeahnten Klippen zerschellen. Gut, wenn man dann einen Mast hat, der einem Halt gibt und erdet – oder ein Team, das unbeirrt weiter rudert, wenn man selbst am liebsten von Bord gehen würde.

Gratifikationsverzicht verrät Lebenserfolg

Welche hohe Bedeutung es hat, Versuchungen widerstehen zu können und seine Selbstbeherrschung und Willenskraft zu trainieren, zeigte schon vor Jahren der sog. Marshmallow-Test von Walter Mischel. Kinder, die einer kurzfristigen Belohnung (Süßigkeiten) widerstehen konnten (Fachbegriff: Gratifikationsverzicht), waren auch später im Leben erfolgreicher.

Anzeige

Versuchung widerstehen: Tipps für mehr Selbstkontrolle

Egal, wie viel Sie sich vornehmen: die Versuchung wird immer dazu kommen. Mit den folgenden Tipps können Sie es aber schaffen, der Versuchung zu widerstehen und Ihre Ziele zu erreichen:

1. Versuchungen meiden

„Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um“, lautet ein Zitat aus der Bibel. Und es stimmt: Es wäre widersinnig und inkonsequent, wenn Sie auf Diät sind oder abnehmen wollen und gleichzeitig Süßigkeiten oder Chips einkaufen. Genauso wenig sollten trockene Alkoholiker in Bars gehen. Aus den Augen aus dem Sinn – der Spruch hilft auch dabei, wenn Sie einer Versuchung widerstehen wollen. Meiden Sie diese, wo Sie können!

2. Langfristig denken

Die Verführung funktioniert, weil sie sofortiges Vergnügen verspricht. Kein Abwarten, kein Aushalten, sondern Genuss hier und jetzt. Stellen Sie der Verlockung bewusst die langfristigen Folgen und Konsequenzen gegenüber. Dem Impuls nachzugeben, hat meist negative Auswirkungen, die Sie von Ihren eigentlichen Zielen oder Werten entfernen. Rufen Sie sich beispielsweise ins Gedächtnis, wie Sie in einer Stunde oder einer Woche darüber denken, wenn Sie jetzt der Versuchung nachgeben. Versuchen Sie dieses Gefühl zu konservieren – es schützt enorm. Gleiches gilt für den Stolz auf sich, den Sie empfinden, wenn Sie die Verführung überwunden haben.

3. Nicht überschätzen

Überschätzen Sie sich und Ihre Willenskraft nicht. Viele Menschen scheitern an Versuchungen, weil Sie meinen, sie seien stärker. Erliegen Sie nicht auch noch diesem Selbstbetrug und der rosaroten Brille, sondern schätzen Sie Ihre Grenzen und mögliche Widerstände realistisch ein. Die Psychologin Gabriele Oettingen fand heraus, das Menschen ihr Ziel besser erreichen, wenn mögliche Schwierigkeiten vorab visualisieren, statt diese zu ignorieren.

4. Klein anfangen

Um Versuchungen zu widerstehen und mehr Selbstkontrolle zu trainieren, sollten Sie mit kleinen Herausforderungen oder Gewohnheiten beginnen. Also nicht gleich 20 Kilo in 2 Monaten abnehmen wollen, sondern erst einmal 4 Wochen konsequent auf Schokolade verzichten oder 6 Wochen lang keinen Alkohol trinken. So beweisen Sie sich – Schritt für Schritt –, dass generell Versuchungen widerstehen können und gewinnen an Selbstvertrauen. Mit der Zeit können Sie dann das Trainingsprogramm steigern und die Hürden erhöhen. Willensstärke braucht Wiederholung. Ein einmaliges Erfolgserlebnis hat noch keinen nachhaltigen Effekt.

5. Ziel visualisieren

Motivation entsteht aus der Erwartung auf ein positives Gefühl, auf eine Belohnung, Lob und Anerkennung für Erreichtes. Halten Sie sich klar vor Augen, warum Sie etwas erreichen oder vermeiden wollen. Visualisieren Sie das Ergebnis vor Ihrem geistigen Auge oder hängen Sie ein Symbolbild davon auf. Auch ein Zettel mit Ihrem Ziel am Kühlschrank hilft. So sehen Sie buchstäblich immer, worauf Sie hinarbeiten und lassen sich schwerer vom Weg abbringen.

6. Verbindlichkeiten schaffen

Ziele machen die meisten Menschen mit sich alleine aus. Fehler! Besser ist es, wenn Sie mehr Verbindlichkeit schaffen. Sprechen Sie mit anderen über Ihre Vorhaben und Pläne oder binden Sie diese sogar darin ein. Erzählen Sie Ihren Freunden, wenn Sie sich vornehmen, abzunehmen und laden Sie diese ein, sich Ihnen anzuschließen. Jetzt können Sie sich nicht mehr so leicht rausreden. Das hilft dabei, Ihre Vorhaben konsequenter umzusetzen und Versuchungen zu widerstehen.

7. Gehirn austricksen

Klingt banal, wirkt aber wie alle Affirmationen: Aktivieren Sie Ihren Selbstglauben. Glauben Sie an sich und dass Sie das Ziel erreichen – und wie gut das „schmeckt“. Der Psychologe Tobias Kalenscher von der Universität Düsseldorf konnte zeigen: Schon der Gedanke an eine künftige Belohnung aktiviert im Gehirn Netzwerke, die dafür sorgen, dass wir uns leichter einschränken. Denken Sie an die Vorteile, die Sie gewinnen, wenn Sie einer Versuchung widerstehen. Schon das stärkt Ihre Willensstärke.

WEGE-Methode

Wer erreichen will, was er oder sie sich vornimmt, dem empfehlen wir unsere WEGE-Methode. Dahinter steckt ein Akronym, bestehend aus vier Stufen, wie man Ziele finden und erreichen kann:

  1. Wirklich wollen

    Sie kennen das Problem guter Vorsätze: Am nächsten Tag sind sie schon vergessen. Es reicht eben nicht, zu sagen: „Ich möchte abnehmen.“ Oder: „Ich möchte ein Buch schreiben.“ Sie müssen es wirklich und zutiefst wollen, kurz: Es muss ein echter Herzenswunsch sein. Prüfen Sie Ihre Motivation, warum und wozu Sie das wollen: Es könnte sein, dass Sie das eigentliche Ziel auf einem anderen Weg viel schneller erreichen.

  2. Einfach halten

    Egal, was Sie wollen – verkomplizieren Sie die Sache nicht. Nichts gegen To-do-Listen oder Mindmaps. Aber je feiner Sie Ihr Ziel aufdröseln, desto haltloser wird es. Geben Sie der Sache genug Gewicht, planen Sie GROSSES, nicht nur großes. Und halten Sie es so einfach wie möglich und so konkret wie nötig.

  3. Ganz verschreiben

    Sobald Sie Ihr klares, einfaches, wirklich wichtiges Ziel formuliert haben, lassen Sie es nicht mehr aus den Augen: Machen Sie es zu Ihrer Top-Priorität – im Alltag, im Job, in der Freizeit und setzen Sie alles daran, es zu erreichen. Erinnern Sie sich daran, wie es war, als Sie das erste Mal unsterblich verliebt waren: Sie hatten nur noch die eine Sache im Sinn – das Herz dieses Menschen erobern! Genauso muss es mit Ihrem Ziel sein. Alles andere ist zweitrangig.

  4. Eins nach dem anderen

    Jetzt, wo Sie wissen, wie es geht, versuchen Sie nicht so viele Ziele wie möglich in einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu packen. Das Ergebnis ist Halbgares, Chaos, Frust. Konzentrieren Sie Ihre Kräfte. Für erfolgreiche Volition ist weniger mehr: Ein Ziel zu seiner Zeit – mit der Zeit, die es dafür braucht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.



Was andere dazu gelesen haben

0 Kommentare
Wir freuen uns über Ihren Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0 / 700