Werbung
Werbung

Leichtsinn: Warum Vorsicht gewinnt

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, heißt es. Das klingt für manche nach Langeweile, nach Trübsinn – eben nicht nach Leichtigkeit. Solche Leute werden eher als bieder und wenig flexibel eingestuft. Andere hingegen übertreiben es dafür wiederum. Denn Leichtsinn kann einen Kopf und Kragen kosten. Zu beobachten ist das gerne mal bei Topmanagern und Spitzenpolitikern, die dem Größenwahnsinn anheimfallen und meinen, sich alles erlauben zu können. Warum Leichtsinn gefährlich ist…



Leichtsinn: Warum Vorsicht gewinnt

Leichtsinn Bedeutung: Was ist darunter zu verstehen?

Der Begriff Leichtsinn lässt sich am besten durch sein Gegenteil beschreiben, nämlich Besonnenheit.

Wer leichtsinnig handelt, ist unvorsichtig und unüberlegt, nimmt – teils aus Unwissenheit – in Kauf, dass er sich in gefährliche Situationen begibt und darin umkommt. Synonym zu Leichtsinn wird gesagt:

  • Fahrlässigkeit
  • Oberflächlichkeit
  • Torheit
  • Unachtsamkeit
  • Unbedarftheit
  • Unvernunft
  • Unvorsichtigkeit
  • Wahnsinn

Trägt eine leichtsinnig handelnde Person außerdem noch eine Verantwortung – beispielsweise für Minderjährige -, ist dieser Leichtsinn als Verantwortungslosigkeit zu bewerten.

Wer auf Wikipedia nach Leichtsinn schaut, wird vor allem auf die juristische Auslegung des Begriffes kommen, nämlich Fahrlässigkeit. Hier wird zwischen „grober Fahrlässigkeit“, also einem außergewöhnlich hohen Maß an Leichtsinn und mangelnder Sorgfalt, und „einfacher Fahrlässigkeit“ unterschieden.

Letzteres bezeichnet gemäß § 276 Absatz 1 Satz 2 BGB ein Verhalten, wenn jemand „die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt.“

Zitate und Sprüche zu Leichtsinn

  • Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Altes Testament, Buch Jesus Sirach (#Sir 3,27)
  • Bei großen Unternehmungen wie bei großen Gefahren muss der Leichtsinn verbannt sein. Johann Wolfgang von Goethe
  • Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis. Deutsches Sprichwort
  • Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut haben ohne Übermut; das ist die Kunst des Lebens. Theodor Fontane
  • Wenn die Großmut vollkommen sein soll, muss sie eine kleine Dosis Leichtsinn enthalten. Marie von Ebner-Eschenbach
  • Der Leichtsinn ist ein Schwimmgürtel für den Strom des Lebens. Ludwig Börne
  • Man kann sich sein Leben auch durch Leichtsinnigkeiten schwer machen. Ernst Ferstl
Anzeige

Leichtsinn versus Leichtigkeit: Alles nur noch trüb?

Dabei klingt das Wort Leichtsinn dem Wortsinn nach so freundlich und positiv: Alles ist leicht, einfach – im Gegensatz zu trüb, schwer, sorgenvoll. Und darin liegt bei manchen Handlungen auch der Reiz für einige Leute: Sie suchen den leichteren, bequemeren Weg.

Je nach Art der Auswirkung, je nachdem, wer eine Handlung verübt, wird die Tat beziehungsweise die Folgen unterschiedlich bewertet. Wir sprechen von jugendlichem Leichtsinn, wenn ein Teenager die Folgen seines Handelns nicht absehen kann und die Konsequenzen für ihn oder andere gefährlich sind.

In vielen Fällen sind Erwachsene geneigt, es einem Jugendlichen nachzusehen und sein Verhalten als mangelnde Reife zu interpretieren. Nicht umsonst dehnt das Strafrecht mit der Jugendstrafe das Alter über das 18. Lebensjahr hinaus, weil manche Menschen nicht über die erwartbare geistige und sittliche Reife verfügen.

Wer beispielsweise auf einem vermeintlich stillgelegtem Bahngleis spazieren geht, ist ganz offensichtlich sorglos. Handelte es sich um eine ältere, erwachsene Person, würden die meisten Menschen dieses Verhalten als Leichtsinn einstufen und damit anders bewerten als bei Kindern.

Denn Kinder und Jugendliche können die Gefahren nicht so abschätzen wie ein Erwachsener. Aufgrund mangelnder Erfahrungen (und sei es Hörensagen) begleitet ihr Handeln häufig eine höhere Sorglosigkeit. Der negative Klassiker: Kinder rennen einem Ball zwischen parkenden Autos hinterher und gelangen auf die befahrene Straße.

Anzeige

Leichtsinn nicht das Gleiche wie Mut

Wer sich leichtsinnig verhält, fordert das Glück heraus. Lange Zeit dachte man, dass die heutigen Menschen allesamt Nachfahren von mutigen Alpha-Männchen und Alpha-Weibchen seien, die es geschafft hätten, sich gegen eine widrige Natur durchzusetzen. Und zwar zu einer Zeit, als die Menschen noch überwiegend in Höhlen wohnten.

Mittlerweile sind Forscher sich sicher: Überwiegend sind wir Nachfahren von Beta-Weibchen und -Männchen. Denn offenbar neigen Alphatiere auch gerne mal zu Leichtsinn. In völliger Selbstüberschätzung und vielleicht auch Verkennung realer Gefahren wagten die sich teilweise aus der Höhle heraus, obwohl noch ein Säbelzahntiger in der Nähe war – und zack – ein Alphatier weniger.

Wer hingegen lieber etwas Vorsicht walten ließ und abwartete, wurde mit dem Leben belohnt – und konnte seine Gene weitergeben. Besonnenheit zahlt sich also ganz klar aus, daran hat sich bis auf die heutige Zeit nichts geändert. Am Leichtsinn einiger Zeitgenossen allerdings ebenfalls nicht.

Nicht umsonst wird jährlich der Darwin-Award verliehen, ein sarkastischer Negativpreis, mit dem solche (realen!) Fälle honoriert werden, bei denen Menschen einen derart unfassbaren Leichtsinn an den Tag gelegt haben, so dass die Konsequenzen eigentlich absehbar waren.

Eigentlich. Daher ist Leichtsinn keineswegs das Gleiche wie Mut, denn dabei handelt es sich um ein kalkulierbares Risiko, das bewusst eingegangen wird. Leichtsinn hingegen ist in vielen Fällen erschreckende Dummheit.

Anzeige

Unbedachtheit zieht Konsequenzen nach sich

Handelt es sich nicht um eine junge, unerfahrene Person, so ist Leichtsinn bei Arbeitskollegen als Persönlichkeitsmerkmal einzustufen. Das bedeutet auch, dass sich das Verhalten dieser Person sehr wahrscheinlich nicht mehr ändern wird.

Denn dieses Verhalten wird – ähnlich wie bei Kindern – solange durchgezogen, bis etwas entsprechend Drastisches passiert. So etwa bei Topmanagern, die riskante Geschäfte eingehen, um im Endeffekt das Unternehmen in den Ruin zu treiben, weil es vorher immer funktioniert hat.

Aber Leichtsinn zeigt sich natürlich auch im Kleinen, wenn bestimmte Vorsichtsmaßnahmen und Vorschriften umgangen werden, weil sie mehr Zeit in Anspruch nehmen würden und damit Geld kosten. Und da kann sich jeder an die eigene Nase packen, der bereits bewusst über die rote Ampel gefahren ist.

Der bei Autobahnbaustellen nicht die vorgeschriebene Geschwindigkeit einhält oder wider besseren Wissens während der Fahrt das Smartphone bedient. In manchen Fällen kostet Unbedachtheit den Job, in anderen das Leben.

Sofern jemand nicht gerade lebensmüde ist, sollte das zu denken geben. Folgende Überlegungen dazu:

  • Reflexion

    Erst denken, dann handeln ist ein alter Leitspruch, deshalb kann er nicht allzu verkehrt sein. Versuchen Sie die Konsequenzen Ihres Handelns abzuwägen. Das kann bedeuten, in manchen Fällen auch noch mal eine Nacht über etwas zu schlafen. Ziehen Sie Vergleiche mit ähnlichen Situationen und rekapitulieren Sie, wie diese ausgegangen sind: Welches Verhalten war angemessen? Hat das damalige Sie weitergebracht? Oder gab es Nachteile? Falls ja, sollten Sie etwas ändern.

  • Rat

    Wenn Sie in einer Sache unsicher sind und dazu tendieren, etwas möglichst schnell anzugehen, aber die Konsequenzen nicht abschätzen können, dann sollten Sie Rat einholen. Fragen Sie Menschen, denen Sie vertrauen und von denen Sie wissen, dass diese zu einem besonnenen Verhalten neigen, nach ihrer Einschätzung. Sollten Sie in der Vergangenheit mit Ihren Ideen bereits einige Bauchlandungen hingelegt haben, ist es wichtig, den Rat einer Person einzuholen, die für gewöhnlich eine andere Herangehensweise als Ihre hat.

  • Reputation

    Überlegen Sie gut, ob Ihre neuste Idee im Falle eines Misserfolgs ein heißer Kandidat für den Darwin-Award sein könnte… Wollen Sie so in der Zeitung landen?

Was andere Leser dazu gelesen haben

[Bildnachweis: WindAwake by Shutterstock.com]

Anzeige