Normalarbeitsverhältnis: Definition, Beispiele & Vor- + Nachteile

Das Normalarbeitsverhältnis ist längst nicht mehr so normal, wie der Begriff suggeriert. Atypische Arbeitsverhältnisse werden immer häufiger. Aber was ist überhaupt ein Normalarbeitsverhältnis und warum wird es seltener? Wir klären die Definition, zeigen Beispiele sowie die Vor- und Nachteile eines scheinbar normalen Arbeitsverhältnisses…

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Definition: Was ist ein Normalarbeitsverhältnis?

Ein Normalarbeitsverhältnis ist ein unbefristetes, abhängiges Beschäftigungsverhältnis in Vollzeit oder Teilzeit mit mindestens 21 Arbeitsstunden pro Woche, das über einen Arbeitsvertrag direkt mit einem Unternehmen geschlossen wird. Beschäftigte in Zeit- oder Leiharbeit zählen nicht dazu. Das „normale Arbeitsverhältnis“ bringt soziale Absicherung, Rechte und Ansprüche für Arbeitnehmer.

Geprägt wurde der Begriff bereits in den 1980er Jahren vom damaligen Professor für Arbeits- und Sozialrecht Ulrich Mückenberger. In den Jahrzehnten hat sich der Arbeitsmarkt stark gewandelt. Heute sind Beschäftigungsverhältnisse vielfältiger und weichen häufiger von der scheinbaren Norm ab.

Merkmale eines Normalarbeitsverhältnisses

Das Normalarbeitsverhältnis hat einige typische Merkmale, die es von anderen (atypischen Arbeitsverhältnissen) unterscheidet. Diese Merkmale sind:

Über einige dieser Punkte kann diskutiert werden. Gerade in den vergangenen Jahren gilt die Arbeit im Homeoffice sicher als Normalarbeitsverhältnis – obwohl Arbeitsplatz und Wohnung hier nicht räumlich getrennt sind. Solche Veränderung sind das Resultat veränderter Arbeitsmodelle. Durch Remote Work und flexible Arbeitszeiten entwickelt sich auch das Verständnis von dem, was „normal“ ist neu.

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Normalarbeitsverhältnis und atypische Beschäftigungen

Das Gegenteil zum Normalarbeitsverhältnis sind sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse. Lange Zeit waren diese auf dem Arbeitsmarkt eher die Ausnahme, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten steigt die Anzahl dieser Beschäftigungen aber kontinuierlich – heute sind diese Jobs und Anstellungen völlig normal und weit verbreitet.

Beispiele für atypische Beschäftigungsverhältnisse sind:

Zusammengefasst gilt: Jede Form der Beschäftigung, die von den oben genannten Merkmalen und Kriterien des Normalarbeitsverhältnisses abweicht, gilt als atypisches Beschäftigungsverhältnis.

Unterschied: Prekäre und atypische Beschäftigungsverhältnisse

Atypische und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind nicht dasselbe. Prekäre Arbeit beinhaltet einen geringen Lohn, fehlende soziale Absicherung, keine oder kaum Arbeitsplatzsicherheit und damit hohe Risiken für Arbeitnehmer. Oft reichen diese Jobs nicht aus, um dauerhaft den Lebensunterhalt zu bestreiten. Das kann auch in atypischen Beschäftigungen vorkommen, muss aber nicht.


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Normalarbeitsverhältnis: Vor- und Nachteile im Vergleich

Das Normalarbeitsverhältnis ist längst nicht mehr das EINE Arbeitsmodell, auch wenn es weiterhin als Leitbild und angestrebte Form der Arbeit gilt. Das liegt vor allem an den großen Vorteilen, die solche Beschäftigungsverhältnisse bieten. Im Vergleich sind die Nachteile verschwindend gering.

Vorteile

  • Festanstellung
    Sie haben eine unbefristete Festanstellung. Ihr Arbeitsplatz ist vergleichsweise sicher – durch den Kündigungsschutz können Sie nicht ohne weiteres arbeitslos werden.
  • Lebensunterhalt
    Das Normalarbeitsverhältnis ist darauf ausgelegt, den Lebensunterhalt langfristig zu ermöglichen. Ein regelmäßiges Gehalt in angemessener Höhe garantiert eine finanzielle Versorgung.
  • Absicherung
    Durch die Sozialversicherungen sind Sie im Ernstfall abgesichert. Arbeitslosen- und Krankenversicherung schützen im Ernstfall. Gleichzeitig sorgen Sie durch die Rentenversicherung für das Alter vor.
  • Entwicklung
    Das Beschäftigungsverhältnis bietet gute Chancen auf berufliche Entwicklung. Weiterbildungen, mehr Verantwortung, neue Aufgabenfelder oder auch Beförderungen bringen Sie beruflich weiter.
  • Ruf
    Außerhalb des Arbeitsplatzes hat das Normalarbeitsverhältnis einen guten Ruf. Bei Vermietern steigen Ihre Chancen auf eine Wohnung und auch bei der Bank erhalten Sie leichter einen Kredit als in atypischen Beschäftigungsverhältnissen.

Nachteile

  • Abhängigkeit
    Sie befinden sich in einem abhängigen Angestelltenverhältnis zu einem Arbeitgeber. Dabei unterstehen Sie dem Weisungsrecht und müssen die Aufgaben oder Projekte übernehmen, die der Chef vorgibt. Das gefällt nicht jedem – manche fühlen sich in der Selbstständigkeit wohler.
  • Angebot
    Wer nur nach einem Normalarbeitsverhältnis sucht, reduziert das Angebot an freien Stellen enorm. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es unzählige Jobs, die zum Beispiel zunächst befristet sind. Diese können aber auch eine Chance sein, um einen Fuß in die Tür zu bekommen.
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Gefahren von atypischen Beschäftigungsverhältnissen

Nicht jede atypische Beschäftigung ist schlecht. Selbstständige, Freelancer oder auch befristete Arbeitnehmer können erfolgreich und glücklich im Job sein. Studien zeigen aber auch: Verschiedene Formen der atypischen Beschäftigung bringen Gefahren und Risiken für Angestellte. Diese sollten Sie kennen:

  • Altersarmut

    Lange Teilzeitarbeit oder auch Beschäftigungen im Minijob erhöhen das Risiko für Altersarmut. In diesen Phasen wird nicht oder nicht ausreichend finanziell vorgesorgt, um später davon leben zu können. Das betrifft häufig Frauen, die nach der Elternzeit die Kinderbetreuung übernehmen und nicht mehr Vollzeit in den Beruf zurückkehren.

  • Gesundheit

    Unsicherheit über die berufliche Zukunft, Sorgen um Vertragsverlängerungen oder schlechtere Arbeitsbedingungen wirken negativ auf die Gesundheit. Es ist großer Stress und führt zu häufigeren Krankheiten. Das Immunsystem ist geschwächt und Sie sind anfälliger für Infektionen. Menschen mit Existenzängsten sind zudem nachweislich häufiger übergewichtig, viele rauchen, das Herzinfarktrisiko steigt.

  • Finanzen

    Atypische Beschäftigungen sind oft schlechter Bezahlt als andere Jobs. Es gibt keine Interessenvertretungen für die Beschäftigten, weshalb Arbeitsverträge keine Tarifbindung enthalten. Sozialleistungen wie Essenszuschuss, Betriebskindergärten, betriebliche Gesundheitsvorsorge oder Urlaubsgeld sind nur selten vorhanden, was weitere finanzielle Nachteile bringt.

  • Erwerbsbiographie

    Es kommt zu unfreiwilligem Jobhopping, da sich Arbeitnehmer von einem befristeten Arbeitsverhältnis zum nächsten hangeln. Das führt zu geringeren sozialen Kontakten am Arbeitsplatz und Erklärungsproblemen im Vorstellungsgespräch. Auch ein berufliches Netzwerk, das vor Arbeitslosigkeit schützen könnte, lässt sich nur schwer aufbauen.


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