Rückgrat zeigen: Warum klare Kante so wichtig ist

„Du hast kein Rückgrat!“ – So etwas möchte niemand über sich hören. Anatomisch ist das natürlich Quatsch. Jeder Mensch hat eine Wirbelsäule und ein Rückgrat. Sonst könnten wir nicht aufrecht stehen oder gehen. Doch genau darin steckt die symbolische Bedeutung des Begriffs: Wer Rückgrat hat, beweist Haltung. So jemand bleibt standhaft, aufrecht und aufrichtig. So jemand knickt eben nicht beim kleinsten Widerstand oder Widerspruch ein. Diesen Menschen stimmen wir vielleicht nicht immer zu – zollen ihnen aber mindestens Respekt. Wie aber lässt sich Rückgrat zeigen, stärken und bewahren – im Alltag und im Job? Wir erklären, warum die Tugend für den (beruflichen) Erfolg unerlässlich ist…

Rueckgrat Beweisen Synonym Sprichwort

Rückgrat haben: Bedeutung und Synonyme

Das Rückgrat steht für Halt. Einerseits macht es uns durch die vielen Wirbel biegsam und anpassungsfähig, so dass wir uns bücken und strecken können. Gleichzeitig steht es für Standhaftigkeit, mentale Stärke und eine starke Persönlichkeit.

Man kann Rückgrat haben, Rückgrat zeigen – oder auch kein Rückgrat besitzen. In allen diesen Fällen handelt es sich um eine idiomatische Redewendung. Schließlich besitzt jeder Mensch eine Wirbelsäule. Entsprechend spricht man heute synonym vom Rückgrat auch von Charakterstärke, Courage und Zivilcourage, von Gradlinigkeit, Mumm und Prinzipientreue.

Was bedeutet „Du hast kein Rückgrat“?

Wer jemandem vorwirft, er habe „kein Rückgrat“ oder sei „rückgratlos“, deutet damit an, die betreffende Person habe keinen Mut, keine Tapferkeit und keine Werte und stehe zu nichts. Nicht mal zu sich selbst oder der eigenen Meinung.

Menschen ohne Rückgrat drehen ihr Fähnlein im Wind, sind Opportunisten und passen sich der Mehrheit an. Menschen mit Rückgrat dagegen leisten sich den Luxus einer eigenen Meinung und souveränen Haltung – und beweisen so ihre geistige Unabhängigkeit.

Rückgrat oder Rückrad?

Wie heißt es denn nun richtig: „Rückgrat“ oder „Rückrad“? Ganz klar: „Rückgrat“ ist die korrekte Schreibweise laut Duden. Das können Sie sich leicht merken: Denken Sie an die Wortherkunft von Rückgrat. Rückgrat ist verwandt mit „Grat“ – dem schmalen Bergkamm oder Bergrücken. Davon leitet sich auch der Begriff „Gräte“ (wie „Fischgräte“) ab. Unser Rücken gleicht ebenfalls einem Bergkamm oder entspricht den Gräten bei einem Fisch. Die Unsicherheit bei der Rechtschreibung entsteht dadurch, dass der Buchstabe „G“ durch das vorhergehende „K“ lautlos wird. So wird das Wort meist wie „Rückrad“ ausgesprochen. Geschrieben wird es aber mit „g“ und „t“ am Ende.


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Rückgrat stärken: Persönlich und wortwörtlich

Die obigen Beschreibungen zielen auf Rückgrat als Synonym zu Charakterstärke ab. Dabei spielt das Rückgrat auch im wortwörtlichen Sinne eine große Rolle. Es gibt die Theorie, dass das Äußere das Innere spiegelt. Ungepflegte Kleidung könnte demnach auf Chaos im Inneren weisen. Analog dazu ließe eine schlaffe Haltung Rückschlüsse auf einen eher weichen Charakter zu. Was immer man von dieser Theorie halten mag: Eine gebeugte Körperhaltung wirkt in keinem Fall besonders selbstbewusst. An der inneren Haltung können Sie mit diesen fünf Tipps arbeiten:

  • Selbstakzeptanz üben

    Niemand ist perfekt. Ein wichtiger Schritt zu mehr Rückgrat besteht darin, das nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst zu akzeptieren. Mehr Selbstakzeptanz heißt, kleine Schwächen und Macken zu tolerieren.

  • Respekt zeigen

    Was für Sie selbst gilt, sollte auch für andere gelten: Verkneifen Sie sich Lästereien, auch wenn jemand sich ungeschickt verhält oder etwas Dummes sagt. Behandeln Sie andere respektvoll, Sie wünschen sich sicherlich das Gleiche.

  • Kritik überdenken

    Das gilt für die Selbstkritik, die bei manchen viel zu brutal ausfällt. Es gilt aber auch für den Umgang mit Kritik durch andere: Hören Sie zu, wenn jemand konstruktive Kritik äußert, lernen Sie aus möglichen Fehlern. Das lässt Sie in vergleichbaren Situationen sicherer werden. Gleichzeitig sollten Sie nicht ungefiltert alles an sich heranlassen oder für bare Münze nehmen. Geben Sie sich Zeit, berechtigte von unfairer Kritik zu unterscheiden.

  • Erfolge anerkennen

    Oft sind gerade Frauen viel zu bescheiden und zurückhaltend. Dabei könnten sie stolz auf erreichte Ziele sein. Machen Sie sich Erfolge bewusst. Damit Sie sie nicht so schnell vergessen, können Sie ein Erfolgstagebuch schreiben.

  • Komfortzone verlassen

    Um gesteckte Ziele zu erreichen, werden Sie immer mal wieder Ihre Komfortzone verlassen müssen. Was anfangs Ängste triggert, kann sich mit zunehmenden Wissen und Routine setzen. So erweitern Sie Ihren Handlungsspielraum und steigern sich Schritt für Schritt.

Dabei muss die Körperhaltung nicht zwangsläufig Ausdruck von geringem Selbstwertgefühl sein. Aber vielleicht des körperlichen Befindens. Fakt ist, dass wir viel zu viel sitzen, Bewegung im modernen Arbeitsleben stark reduziert ist. So kommt es zu Haltungsschäden. Diese ziehen wiederum gesundheitliche Konsequenzen nach sich. Leidet die Gesundheit, leidet irgendwann auch die Stimmung und damit die Ausstrahlung.

Kein Wunder, dass zahlreiche physiotherapeutische Praxen mit Wortspielen rund um Ergonomie und das Rückgrat aufwarten. Mit gezielten Sportübungen lässt sich das Rückgrat beziehungsweise die Wirbelsäule stärken und Rückenschmerzen (PDF) vorbeugen. Das zahlt letztlich auf eine gestärkte äußere Haltung ein und vermittelt ein positiveres Bild nach außen.

Kann man sich das Rückgrat brechen?

Im übertragenen Sinn bedeutet „jemanden das Rückgrat brechen“, ihn zu demoralisieren oder dazu zu bringen, dass er aufgibt. Im Arbeitskontext geht so einem Ergebnis ein (oftmals ungleiches) Kräftemessen voraus – beispielsweise beim Bossing. Allerdings können Sie sich auch ganz real das Rückgrat brechen. In dem Fall können Wirbelbrüche, ein Bruch der Wirbelsäule und/oder ein Genickbruch gemeint sein. Beispielsweise wenn jemand aus großer Höhe stürzt, einen Reit- oder Verkehrsunfall hat. In solchen Fällen wirken enorme Kräfte auf die Gliedmaßen ein, die Folge kann eine Querschnittslähmung sein.

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Eigene Prinzipien realisieren

Zugegeben, wer nie gelernt hat, für seine Prinzipien einzustehen, wird kaum von heute auf morgen Rückgrat zeigen. Wer sich bislang irgendwie durchs Leben laviert und gemogelt hat (und damit durchgekommen ist), sieht keine Notwendigkeit darin, an seiner Strategie etwas zu ändern. Doch die Haltungslosigkeit und Nachgiebigkeit ist gefährlich. Früher oder später geht sie an die eigene Substanz – bis hin zur Selbstverleugnung. Hand aufs Herz, wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt: „Wofür will ich stehen?“ Was ist Ihnen wirklich wichtig? Wozu sagen Sie noch „Ja“ und was ist für Sie nicht mehr verhandelbar?

Es geht darum, sich der eigenen Prinzipien und Werte bewusst zu werden. Ein gewisses Maß an Flexibilität und Kompromissfähigkeit auf der einen Seite und Rückgrat auf der anderen, schließen sich nicht aus. Aber Anpassungsfähigkeit hat Grenzen. Die (eigenen) sollten Sie kennen und auch nicht überschreiten. Genau das zeichnet Menschen mit einem klaren Profil aus: Sie haben Ecken und Kanten und wissen um ihre Stärken ebenso wie um ihre Schwächen. Zu beidem stehen sie, ohne sich zu verbiegen. Solche „Typen“ polarisieren, ja. Aber nicht wenige besitzen – dank ihres Rückgrats – zugleich etwas noch etwas viel anziehenderes: Charisma.

Rückgrat nicht gleichbedeutend mit Beleidigung

Rückgrat zu beweisen, soll nicht heißen, dass Sie ungefiltert (und womöglich beleidigend) Ihre Meinung hinausposaunen und auch dann noch daran festhalten, wenn gute Argumente längst dagegen sprechen. Das ist Starrsinn oder gar Dummheit und keine Haltung. Zumal es immer wieder Situationen gibt, in denen diplomatisches Geschick mehr gefragt ist als dokumentierte Stärke.

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Kein Rückgrat: Woran lässt es sich erkennen?

Es gibt Menschen, die werden als das „Rückgrat“ einer ganzen Organisation oder Abteilung angesehen. Nelson Mandela beispielsweise wurde regelmäßig als „das Rückgrat des ANC“ bezeichnet. Der Mittelstand wiederum wird oft als „das Rückgrat der deutschen Wirtschaft“ beschrieben; die Mittelschicht als „das Rückgrat der Gesellschaft“. Ausgedrückt wird damit eine besondere Standfestigkeit und Bedeutung als „tragende Säule“. Das Pendant dazu gibt allerdings fast noch häufiger: Menschen, die kein Rückgrat besitzen.

Erkennen lässt sich das oft im Job. Die entsprechenden Kollegen vertreten grundsätzlich die Mehrheitsmeinung (oder die des Chefs), knicken ein, sobald man ihnen offen widerspricht, halten sich nicht an Abmachungen oder lassen sich auf der Arbeit so ziemlich alles Gefallen – ohne Murren oder Widerworte. Keine Frage, eine solche Haltung ist keine und kann ebenso devot wie unkollegial sein.

Allerdings, und das muss man dazu sagen, steckt nicht immer nur böse Absicht, Konformismus oder Prinzipienlosigkeit dahinter. Nicht selten offenbart sich hier auch ein Mensch und Kollege, mit gebrochener Persönlichkeit und mangelndem Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl.

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Gründe für fehlendes Rückgrat

Es gibt Menschen, die haben ein so dickes Fell, dass Sie zur Not auch ohne Rückgrat aufrecht stehen könnten. Die sind hier allerdings nicht gemeint. Vielmehr geht es um die Hintergründe, warum manche kein Rückgrat zu haben scheinen. Und die können vielfältig sein. Zum Beispiel…

Sicherheitsbedürfnis

Nicht jeder ist von Haus aus mit einem unerschütterlichen Selbstvertrauen ausgestattet. Nicht wenige Menschen sind einfach schüchtern, unsicher oder unentschlossen. Entsprechend hoch ist ihr Bedürfnis nach Sicherheit. Sich der Mehrheit oder einer starken Person anzuschließen, kann ihnen dieses Gefühl von Schutz und Kontrolle geben.

Hilflosigkeit

Kein Rückgrat zu besitzen, kann ebenso die Folge von Ohnmacht und Ausdruck von akuter Hilflosigkeit sein. Wer jahrelang Mobbing ausgesetzt war, wer systematisch ausgegrenzt und niedergemacht wurde, dem wird das Rückgrat sprichwörtlich gebrochen. Das Opfer fühlt sich demoralisiert und vernichtet. Aus so einer Spirale wieder herauszukommen, ist für viele schwierig. Selbst wer Unterstützung erfährt, muss erst einmal wieder Vertrauen gewinnen um das Rückgrat wieder zu stärken.

Angst

Ein ähnliches Phänomen lässt sich beim sogenannten Stockholm-Syndrom beobachten: Wenn sich Opfer mit ihren Peinigern und Tätern verbrüdern (etwa eine Geisel mit dem Geiselnehmer), dann geben sie die eigene Haltung auf und verraten sich selbst. Dahinter steckt letztlich pure Angst ums nackte Überleben. Und der Wunsch, das Gefühl der Ohnmacht zu unterdrücken. Deshalb lässt sich hier nur bedingt von mangelndem Rückgrat sprechen.

Ähnliche Verhaltensweisen lassen sich aber auch im Job beobachten: Zum Beispiel, wenn es zum Stellenabbau kommt und Mitarbeiter aus purer Existenzangst alles mitmachen, was der Chef verlangt. Ebenso können gruppendynamische Prozesse dazu führen, dass sich einzelne Mitarbeiter mit anderen Kollegen verbrüdern, um an wichtigen Stellen aus Angst schweigen zu können.

Opportunismus

Völlig anders sieht die Situation bei jemanden aus, der aus opportunistischen Motiven handelt. Äußerlich mag es zu denselben Verhaltensweisen führen, wenn jemand beispielsweise zu augenscheinlichen Ungerechtigkeiten schweigt. Aber die Motivation ist eine andere: Hier steht keine existenzielle Angst im Vordergrund, sondern der eigene Vorteil. Opportunisten ohne Rückgrat sagen oder tun stets das, was ihnen am meisten nutzt. Heute so, morgen anders. Nicht wenige suchen dabei die rektoskopische Nähe zu Vorgesetzten und buckeln oder schleimen um die Wette. Allerdings nur solange, wie es ihnen selber dient.

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Rückgrat besitzen: Deshalb ist es wichtig

„Charakter ist das, was vom Menschen übrig bleibt, wenn es unbequem wird.“ Sprüche wie dieser zeigen, dass es wichtig ist, Rückgrat zu haben und zu zeigen. Nicht nur, weil sich solche Menschen die eigene Selbstachtung erhalten und sich den Respekt der anderen verdienen. Nur wer Rückgrat hat, kann letztlich eigene Ziele umsetzen und auch durchsetzen. Dinge, Werte und Bedürfnisse, die uns selbst wichtig sind und die deshalb einen klaren Standpunkt („klare Kante“) verdienen.

Dahinter steckt die Fähigkeit, auch mal Nein sagen zu können, Widerstände zu überwinden, Selbstbehauptung zu dokumentieren. Aus Sicht von Psychologen zählen diese Charakterzüge zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren überhaupt. Mehr noch als Intelligenz. Lewis Terman, der Erfinder des Stanford-Intelligenztests zum Beispiel, stellte bei seinen Untersuchungen immer wieder fest: Intelligenz wird häufig überschätzt. Beharrlichkeit und das Kämpfen für die eigenen Ziele führte wesentlich häufiger zum Erfolg.

Mut haben - Rückgrat beweisen Sprüche

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