Definition und Formen der Selbstdarstellung
Ob wir wollen oder nicht: Wir betreiben permanent Selbstdarstellung. Nonverbale Signale durch Mimik und Gestik vermitteln anderen ein Bild von uns. Der Begriff geht auf Erving Goffman zurück und hat Eingang in Kunst, Literatur, Soziologie und Psychologie gefunden.
Innerhalb von 100 Millisekunden manifestiert sich bereits der erste Eindruck, den wir von jemandem haben. In dieser kurzen Zeit entscheiden wir darüber, ob wir jemanden sympathisch, attraktiv, vertrauenswürdig oder gar kompetent finden. Diesen Eindruck später noch zu verändern, ist nicht leicht. Daher ist die richtige Selbstdarstellung entscheidend. Je besser Ihnen dieser erste Eindruck gelingt, desto schneller und länger können Sie davon profitieren (statt die Energie darauf zu verwenden, sich wieder ins rechte Licht zu rücken). Es lassen sich zwei Formen der Selbstdarstellung unterscheiden:
- Assertive Selbstdarstellung
Dieses Verhalten ist davon geprägt, durch eine bestimmte Art des Auftretens Vorteile zu erlangen. Das Risiko: Andere nehmen einen als Angeber oder Rampensau wahr. - Defensive Selbstdarstellung
Diese Auftretensweise zeigt sich im Bemühen, nicht negativ aufzufallen. So will die Person etwaigen Misserfolgen vorbeugen und ihr Selbstwertgefühl bewahren.
Selbstinszenierung hingegen verfolgt im stärkeren Maße das Ziel, ein bestimmtes Bild von sich aufrecht zu erhalten. Ungeachtet dessen, ob es mit der inneren Befindlichkeit übereinstimmt. Im allgemeinen Sprachgebrauch verwenden die meisten beide Begriffe synonym.
Warum die Aufmerksamkeit anderer gewinnen?
Im Arbeitsalltag begegnen Sie tagtäglich dutzenden von Menschen. Genauso schnell, wie Sie sich begegnet sind, haben sie diese die Begegnung auch schon wieder vergessen. Nur wer es schafft, innerhalb kürzester Zeit nicht nur einen positiven, sondern auch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, bleibt auf dem Radar möglicher Förderer. Wer im Gedächtnis des Teamleiters, des Chefs oder Geschäftsführers präsent ist, hat einen entscheidenden Vorteil.
Das gilt für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche genauso wie im Job. Der Ratgeber „30 Minuten für die überzeugende Selbstdarstellung“ bringt beruflichen Aufstieg auf diese Formel:
Wie genau diese Aussage ist, lässt sich schwer nachprüfen. Die Verhältnisse aber lassen sich im Berufsalltag oft beobachten und unterstreichen die Bedeutung der Selbstdarstellung im Job.
Selbstdarstellung: Wie Sie andere auf sich aufmerksam machen
Es gibt grundsätzlich zwei Arten, wie Sie im Job auf sich aufmerksam machen können: Entweder Sie fallen positiv oder negativ auf. Beide wollen wir hier vorstellen (aber natürlich nur eine davon empfehlen).
Positives Auftreten
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Sie sind selbstbewusst
Wenn Sie wirklich einen Mehrwert schaffen und beisteuern konnten, gibt es keinen Grund, verschämt oder gar devot zu sein. Im Gegenteil: Ihr Selbstbewusstsein unterstreicht den Wert Ihres Beitrags. Sie wissen, was Sie können und geleistet haben und stehen auch hinter Ihren Fähigkeiten und Qualitäten. Umgekehrt: Treten Sie zu bescheiden auf, kommen daran schnell Zweifel.
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Sie sind authentisch
Sie geben nicht vor, jemand anderes zu sein als Sie sind. Sie kennen Ihre Stärken und Schwächen und stehen dazu. Wer authentisch ist, bleibt aufrichtig zu sich selbst. Zum einen offenbart sich das durch eine entspannte Haltung (zu sich selbst). Zum anderen erfahren Sie mehr Respekt von ihren Kollegen, wenn Sie nicht versuchen, sich zu verbiegen oder ein Mitläufer zu sein.
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Sie sind zuverlässig
Damit man Sie für zuverlässig hält, braucht es Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz. Beides braucht Zeit und Belege.
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Sie strahlen Kompetenz aus
Wer darauf wartet, dass andere von selbst erkennen, welch gute Arbeit man leistet, der läuft Gefahr, dass das eigene Potenzial untergeht. Deswegen sollten Sie auf Ihre Kompetenzen und Ihr Können immer wieder hinweisen – dezent, aber bestimmt. Trauen Sie sich ruhig etwas zu!
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Sie kleiden sich angemessen
Auch wenn Äußerlichkeiten nicht alles sind: Kleider machen Leute. Und in bestimmten Branchen existieren Dresscodes. Die nicht zu kennen oder zu ignorieren, können sich nur wenige Leute leisten. Erst recht als Berufsanfänger und in Vorstellungsgesprächen kommt es auf die richtige Kleidung an.
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Sie haben ein klares Profil
Sie haben Ihre Nische gefunden und besetzen diese kompetent. Andere verbinden Sie automatisch mit einem bestimmten Fachgebiet. Das setzt ein klares Profil voraus. Daran müssen Sie arbeiten und es immer wieder im Job schärfen. Zum Beispiel, indem Sie sich an allen fachlichen Diskussionen beteiligen. Und indem Sie sich auf Tagungen und Fachkongressen weiterbilden oder auch Ihre eigene Kompetenz in diesem Bereich zeigen – etwa durch einen Vortrag.
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Sie sind offen
Sie verstecken sich nicht und sind Ihren Mitmenschen aufgeschlossen gegenüber. Entsprechend gewähren Sie Einblicke hinter die Kulissen und lassen andere an Ihrem Know-how teilhaben. Wer sein Herrschaftswissen für sich behält, ist für das Team letztlich nutzlos. Erst durch das hilfsbereite Teilen gewinnen Sie Sympathie und Vertrauen.
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Sie übertreiben nicht
Geschickte Selbstdarstellung braucht Fingerspitzengefühl. Üben Sie sich deshalb ab und an in Zurückhaltung. Das ist kein Widerspruch, sondern schützt Sie vor dem Verdacht, doch nur ein Prahlhans zu sein. In jedem Unternehmen gibt es einen Wettbewerb um das Rampenlicht. Wer versucht die Scheinwerfer der anderen zu dimmen, um selbst heller zu strahlen, offenbart sich nur als kleinlich, egoistisch und infantil. Zeigen Sie also was Sie können, aber überlassen Sie anderen ebenso ihre Bühne.
Ungünstiges Auftreten
Dennoch lassen sich immer wieder andere Verhaltensweisen beobachten, die ausdrücklich nicht zu empfehlen sind. Dazu zählen folgende:
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Sie machen sich kleiner als Sie sind
Manche versuchen sympathischer zu wirken, indem sie bewusst als Tiefstapler auftreten. Sie erhoffen sich Pluspunkte davon, erst zu behaupten, etwas nicht zu können und dann zu brillieren. Fatal. Denn häufig bleibt der erhoffte Effekt aus. Hängen bleibt nur: Der/die kann das nicht.
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Sie setzen auf Hilfsbedürftigkeit
Jemand anderem zu helfen, gibt einem selbst ein gutes Gefühl. Den Effekt machen sich manche Menschen zunutze: Sie erhalten Aufmerksamkeit dadurch, dass sie Hilflosigkeit ausstrahlen und dem Helfer das Gefühl vermitteln, der Held und Retter zu sein. So konservieren sie selbst jedoch nicht das Image des Machers, sondern des Unfähigen.
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Sie ziehen sich aus der Verantwortung
Wieder andere bauen darauf, durch die Betonung der eigenen Schwächen oder Umstände alle Schuld für Fehler von sich zu weisen. Als Ausreden fungieren dann Aussagen wie „Das liegt mir nicht, deshalb wird es auch nicht funktionieren.“ Damit aber werden sie zum Teil des Problems, nicht zum Teil der Lösung. Oder anders formuliert: Wer etwas will, findet Wege – wer nicht will, findet Gründe.
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Sie plustern sich auf
In dem Bestreben andere auf ihre Fähigkeiten aufmerksam zu machen, versuchen sich diese Typen größer zu machen, als sie in Wirklichkeit sind. Sie spielen sich permanent in den Vordergrund und kennen kein anderes Thema als ihre Erfolge und Ich-Ich-Ich. Klar, wer so agiert, fällt auf der anderen Seite vom Pferd und wirkt eher wie ein Profilneurotiker, der es nötig hat.
Selbstdarstellung: Oft negativ besetzt
Oft hat Selbstdarstellung einen negativen Beigeschmack. Der Begriff klingt verdächtig nach Blender, Luftpumpe und Windmaschine – mehr Schein als Sein. Das ist aber nur ein Teil davon – zudem der negativste. Was Betroffene dabei übersehenen: Selbstdarstellung braucht Substanz. Immer. Dann handelt es sich auch nicht mehr um Schaum, sondern vielmehr um wahre Leistungsträger, deren Leistungen ohne Selbstdarstellung jedoch unsichtbar blieben. Denn auch das ist richtig:
Leistung braucht Sichtbarkeit. Eine Bühne. Denn weder sind Chefs medial veranlagt, noch ist die Welt fair und gerecht. An gelegentlichem Eigenmarketing führt kein Weg vorbei. Karriere ist kein Zufall. Sie wird zu einem nicht geringen Teil gemacht. Auch von uns selbst.
Aufmerksamkeit ist für das Selbstwertgefühl entscheidend
Nicht nur für den beruflichen Erfolg benötigen wir Aufmerksamkeit. Ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit braucht jeder Mensch. Aufmerksamkeit und Wertschätzung von anderen beeinflussen maßgeblich unser Selbstwertgefühl. Ob man sich geachtet, respektiert oder geliebt fühlt, hängt eben auch davon ab, inwieweit die eigene Umwelt einem dieses Gefühl vermittelt.
Damit haben die Art und Weise wie wir uns nach außen geben und das Feedback, das wir dafür erhalten, große Auswirkungen auf das eigene Selbstbild. Und ein positives Selbstbild ist wiederum entscheidend dafür, wie zufrieden wir mit unserem Leben sind.
4 Warnzeichen für ein überzogenes Ego
Es gibt allerdings auch Anzeichen dafür, dass die Selbstdarstellung ein gesundes Maß überschreitet. Wer die folgenden vier Verhaltensweisen bei sich oder anderen beobachtet, sollte etwas kürzer treten:
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Ruhmsucht
Um jeden Preis erfolgreich sein zu wollen, um sich Anerkennung und Respekt zu sichern, ist krankhaft. Hier wird Ursache mit Wirkung verwechselt. Nicht selten neiden solche Menschen anderen ihren Erfolg. Erkennbar ist es daran, dass sie deren Ideen oder Projekte kategorisch schlecht machen. Der Trugschluss dahinter: Bekommen andere weniger Beifall, fällt umso mehr für mich ab. Blödsinn!
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Konkurrenzdenken
Wer sich permanent mit anderen vergleicht, verfällt bald in Konkurrenzdenken. Alle anderen sind dann nur noch Wettbewerber, gegen die es sich durchzusetzen gilt und die man niederringen muss. Jede Debatte, jede Konversation, jede Verhandlung mutiert so zu einer Kampfarena. Kräfte raubend!
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Prahlerei
sympathisch. Davon abgesehen wirkt Geltungsdrang wie eine Droge, die ständig eine höhere Dosierung benötigt, um noch zu wirken.
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Defensive
Wer meint, seine Ideen ständig verteidigen zu müssen – auch gegen konstruktive Kritik –, isoliert sich und gerät leicht in eine Abwehrhaltung. Dasselbe gilt für jene, die Kritik nahezu immer persönlich nehmen und deshalb sofort zurückschießen. Entsprechend schlecht sind Narzissten darin, langfristige oder gar verlässliche Beziehungen aufzubauen. Sie benötigen ständig neue Fan-Kreise – oder wenn sie es schon recht weit gebracht haben: wechselnde Bewunderer und Bestätigungen, sei es durch wachsende Boni oder dankbare Betätigungsfelder mit viel Ruhm inside.
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