Kündigung vorbereiten: Warum überhaupt?
Eine Kündigung ist immer Ende und Neuanfang zugleich. Studien um Anthony Klotz von der Oregon State Universität zeigen aber: Der Kündigungsstil hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf deren weitere Karriere. Die Art und Weise, wie sich Arbeitnehmer von ihrem Job und Unternehmen trennen, hinterlässt einen bleibenden Eindruck – positiv wie negativ.
Die Kündigung vorbereiten, ist nicht der bequemste Weg. Aber er lohnt sich:
- Geordnete Verhältnisse
Wenn Sie vorbereitet und geplant kündigen, beweisen Sie höchste Professionalität. Womöglich schließen Sie ein wichtiges Projekt erst noch ab, sorgen für einenen reibungslosen Betriebsablauf oder arbeiten Ihren Nachfolger ein. So oder so: Sie zeigen Verantwortungsbewusstsein und hinterlassen geordnete Verhältnisse. - Tadellose Reputation
Erfolgt die Trennung im Wesentlichen einvernehmlich und respektvoll, schont das nicht nur die Nerven. So bleiben auch Kontakte über den Weggang hinaus erhalten. Der Mitarbeiter profitiert von einem guten Arbeitszeugnis und einer tadellosen Reputation bei späteren Bewerbungen. - Überzeugende Begründung
„Warum haben Sie gekündigt?“ – Die Frage ist ein Klassiker im Vorstellungsgespräch. Wer sein Kündigung vorbereitet, wird sich automatisch über Ziele und Gründe im Klaren. Das wiederum schafft überzeugende Argumente und Begründungen.
Kündigung vorbereiten: 1. Anlass reflektieren
Warum Sie kündigen und den Job wechseln wollen, kann unterschiedliche Gründe haben. Die häufigsten sind: schlechter Führungsstil (40%), geringes Gehalt (27%), fehlende Wertschätzung (24%) oder Karriereperspektiven (20%) sowie langweilige Arbeitsinhalte (14%). Alle legitim. Wichtig ist nur, dass Sie nie überstürzt handeln.
Ärger ist ein Anlass, aber ein schlechter Ratgeber. Nehmen Sie sich daher die Zeit, die Situation genau zu analysieren und zu reflektieren: Warum wollen Sie kündigen? WOHIN wollen Sie sich entwickeln? Profis sprechen in dem Zusammenhang auch von einer Hin-Zu-Motivation. Statt dem ersten Impuls zu folgen, schaffen Sie eine zeitliche Distanz – mindestens indem Sie eine Nacht über Ihre Entscheidung schlafen. Schärfen Sie Ihren Blick auf die beruflichen Ziele. Sie helfen bei der späteren Jobsuche und beruflichen Neuorientierung. Das Ergebnis ist eine planvolle, professionelle Kündigung.
Gute Gründe für einen Jobwechsel
Den Arbeitsvertrag kündigen – das geht einfach. So ein Kündigungsschreiben ist schnell formuliert. Die Konsequenzen können aber weitreichender sein als manche Laune. Verschaffen Sie sich daher eine Übersicht über gute und schlechte Wechselmotivationen. Gute Gründe sind:
- Gesundheit
Es gibt Jobs, die machen krank: Permastress, der Chef vergiftet die Atmosphäre, die Kollegen mobben. So etwas kann und sollte kein Mensch auf Dauer ertragen. Geld mag wichtig sein – die Gesundheit ist wichtiger. - Langeweile
Gemeint ist nicht das angebliche Phänomen Boreout. Dagegen lässt sich etwas machen. Wenn aber der Job keinerlei Herausforderungen bietet und Sie dort nichts mehr lernen oder erreichen können, wird es Zeit, den Job zu wechseln – intern oder extern. - Ansprüche
Manche Arbeitgeber stellen Erwartungen, die trotz Engagement, Überstunden und Motivation nicht zu erfüllen sind. Lässt sich der Chef nie zufrieden stellen, weil er unrealistische Anforderungen stellt, kann eine Kündigung sinnvoll sein. - Stillstand
Und zwar in jeder Hinsicht: Es fehlen sowohl Karriereperspektiven als auch finanzielle. Entwickelt sich dann nicht mal mehr der Laden weiter, ist der Job langfristig in Gefahr. Besser gehen, bevor das Schiff sinkt. - Unsicherheit
Kein Job ist heute sicher. Dafür verändern sich Märkte und Branchen zu schnell. Aber wenn Sie in Dauerangst um Ihre berufliche Existenz leben, ist das nur noch kräftezehrend – und macht irgendwann krank (siehe oben.)
Schlechte Gründe
- Frust
Wir haben alle mal einen schlechten Tag. Manchmal hält der Unmut auch länger. Aber das ist kein Grund, sofort die Flinte ins Korn zu werfen. Frusttage gibt es auch anderswo. Das Gesamtbild im Jahresverlauf ist entscheidend. - Kritik
Der Chef war mit der Leistung unzufrieden und hat Sie gefaltet? Nicht die beste Art. Aber eher ein Grund zur Selbstreflexion, was Sie verbessern können. Erst wenn die Kritik haltlos und chronisch wird, spricht das für einen Wechsel. - Chef
Mitarbeiter kommen für Jobs und gehen wegen des Chefs. Das stimmt – zum Teil. Die wenigsten Chefs sind perfekt, wie wir auch. Wer weiß, wie der nächste ist? Dann lieber Manager managen lernen.
Kündigung vorbereiten: 2. Professionalität beweisen
Auch wenn Sie vielleicht schon lange innerlich gekündigt haben: Irgendwann müssen Sie sich offenbaren. Mit einem professionellen und formal korrekten Kündigungsschreiben und einem Kündigungsgespräch. Folgende Punkte sollten Sie dabei beachten:
Kündigungsschreiben
Damit die ordentliche Kündigung wirksam ist, muss sie zwingend schriftlich und mit Datum und Unterschrift erfolgen. Mündliche Kündigungen oder solche per Mail sind unwirksam. Falls Sie beim Formulieren unsicher sind, können Sie das folgende Muster verwenden und individuell anpassen. Ganz leicht im Browser: Einfach auf den Kasten klicken und die Vorlage umschreiben.
Anna Arbeitnehmer
Fantasiestraße 1
12345 Musterstadt
Beispiel GmbH
Personalabteilung z.H. Herr Muster
Hauptstraße 2
45678 Musterstadt
Kündigung meines Arbeitsvertrags, Personalnr.: 0815
Sehr geehrter Herr Muster,
hiermit kündige ich ordentlich und fristgerecht meinen Arbeitsvertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Dies ist nach meiner Berechnung und unter Einhaltung der Kündigungsfrist der TT.MM.JJJJ.
Ich bedanke mich für die bisher gute und kollegiale Zusammenarbeit. Ich konnte viel lernen und bin dankbar für die Unterstützung, die Sie mir entgegengebracht haben.
Bitte bestätigen Sie mir den Erhalt des Kündigungsschreibens und das genannte Datum, an dem der Arbeitsvertrag endet.
Ferner bitte ich darum, mir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis auszustellen. Bitte schicken Sie mir das zusammen mit meinen Arbeitspapieren an die obige Adresse.
Mit freundlichen Grüßen
(handschriftliche Unterschrift)
Das Kündigungsschreiben für Arbeitnehmer können Sie sich hier als kostenlose Vorlage herunterladen – als Word-Datei oder PDF.
TIPP: Wer sich im Guten trennt, sollte sich immer für die bisherige Zusammenarbeit bedanken und – falls möglich – einen Kündigungsgrund (andeutungsweise) nennen. Das ist aber ein freiwilliger Zusatz. Wichtiger ist, dass Sie IMMER um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis bitten. Das brauchen Sie bei späteren Bewerbungen.
Kündigungsfristen
Auch Arbeitnehmer müssen bei der Kündigung laut § 622 BGB gesetzliche Kündigungsfristen einhalten. Danach beträgt die sogenannte Grundkündigungsfrist vier Wochen zum 15. oder zum Monatsende. Im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag können allerdings auch längere Fristen vereinbart sein.
Steht Ihre Entscheidung fest, ist es allerdings nur fair, den Chef frühzeitig zu informieren, damit der sich nach einem adäquaten Ersatz umsehen kann. Falls Sie schneller aus dem Arbeitsvertrag wollen: Auch Arbeitnehmer haben das Recht zur fristlosen Kündigung.
Kündigungsgespräch
Schon aus Respekt sollten Sie die Kündigung persönlich überreichen und auch zuerst das persönliche Gespräch mit dem Chef suchen. Er hat Sie vielleicht eingestellt und so den bisherigen Job ermöglicht. Der Vorgesetzte sollte daher nicht über den Flurfunk als Letzter von Ihrer Demission erfahren.
Der Ton sollte sachlich sein. Sie müssen sich weder rechtfertigen, noch entschuldigen. Schmutzige Wäsche waschen und verbal abrechnen, sollten Sie aber auch nicht. Unprofessionell! Bewahren Sie stets Haltung und bleiben Sie bei etwaigen Angriffen souverän. Eine Formulierung könnte zum Beispiel sein:
In den vergangenen Jahren habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich hatte die Gelegenheit, viel zu lernen, praktisches Wissen zu erwerben und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Dafür bin ich sehr dankbar. Mir wurde jetzt die Möglichkeit eröffnet, auf einer anderen Stelle zu arbeiten, die meinen beruflichen Interessen entspricht und meine Entwicklung weiterhilft. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich daher dazu entschlossen, diese Chance zu ergreifen und meinen Posten hier zu kündigen. Ich möchte mit Ihnen nun besprechen, wie ich meine restliche Zeit hier im Unternehmen sinnvoll gestalten kann, damit die Übergabe möglichst reibungslos funktioniert.
Sollte der Chef nachhaken und Sie nach den genauen Beweggründen fragen, können Sie ausweichend antworten. Bitte keine Vorwürfe machen oder über Kollegen lästern! Erlaubt ist etwa: „Ich habe meine Entscheidung unabhängig von meinem jetzigen Arbeitsumfeld getroffen. Die neue Stelle reizt mich einfach stärker und bietet interessante Herausforderungen und Perspektiven.“
Kündigung vorbereiten: 3. Checkliste für den Abschied
Für die letzten Tage im Unternehmen gilt das Motto: Ab jetzt arbeiten Sie nicht mehr für Ihren Arbeitgeber, sondern für Ihren guten Ruf. Ihre Leistungen in den letzten Tagen sollten auf keinen Fall nachlassen oder chaotische Baustellen hinterlassen. Damit betreiben Sie nur Selbstsabotage. Man sieht sich immer zweimal im Leben! Wenn Sie Ihre Kündigung vorbereiten, denken Sie also auch daran, den Abschied, die Übergabe und einen eventuellen Ausstand zu planen.
Als Hilfestellung für die Vorbereitung finden Sie hier eine Checkliste für den Jobwechsel mit wichtigen Fragen, damit Sie nichts vergessen:
Organisatorische Fragen
- Kennen Sie schon Ihren Nachfolger?
- Gibt es Regeln für eine geordnete Übergabe?
- Was sollte der Nachfolger unbedingt wissen?
- Existiert ein Ordner mit Ansprechpartnern und Passwörtern?
- Welche Projekte können Sie noch abschließen?
- Haben Sie eine Liste mit offenen Aufgaben?
- Wo lauern aktuell die größten Probleme?
- Welche Kollegen und Kunden müssen Sie informieren?
- Wie werden die Kunden über Ihren Abschied informiert?
- Haben Sie schon ein Abschlusszeugnis?
- Benötigen Sie noch Referenzen oder Empfehlungsschreiben?
Persönliche Fragen
- Welchen letzten Eindruck wollen Sie hinterlassen?
- Gibt es Konflikte, die Sie noch klären sollten?
- Gehen Sie mit sich und den Kollegen im Reinen?
- Geben Sie die Kündigung bekannt – oder der Chef?
- Welche Gespräche wollen Sie noch vor dem Abschied führen?
- Mit welchen Kollegen wollen Sie Kontakt halten?
- Haben Sie die Kontaktdaten?
- Wie werden Sie mit Gerüchten zu Ihrer Kündigung umgehen?
- Wie wollen Sie sich vom Team verabschieden?
- Wie gehen Sie mit Fragen zu Ihrem neuen Job um?
Jobwechsel gehören zum Arbeitsleben dazu
Es ist normal, dass Sie im Laufe Ihres Berufslebens mindestens einmal den Job wechseln werden. Es kann also nicht schaden, die Kündigung vorzubereiten. Beachten Sie aber bitte folgende Grundregel:
Kündigen Sie nie bevor, der Bewerbungsprozess beim neuen Arbeitgeber abgeschlossen ist und beide Seiten den neuen Arbeitsvertrag unterschrieben haben!
Denn auch das kommt vor: Verhandlungen werden abgebrochen, weil sich der neue Arbeitgeber doch noch für einen anderen Kandidaten entscheidet. Eine mündliche Jobzusage ist theoretisch zwar bindend. Aber den Nachweis müssen Sie erbringen. Und wer selber kündigt, riskiert eine bis zu 3-monatige Sperrfrist beim Arbeitslosengeld. Wäre also blöd, wenn Sie trotz guter Vorbereitung am Ende ohne Job, Gehalt und ALG 1 dastehen und das auch noch im Bewerbungsgespräch erklären müssen…
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