Jobhopping: Ab wann? + Bewährte Bewerbungstipps

Häufige Arbeitgeberwechsel sind keine Seltenheit. Statistisch werden Jobs in Deutschland alle 3-7 Jahre gewechselt. Gerade hochqualifizierten Fachkräften dient das Jobhopping zum schnelleren Aufstieg und zur Gehaltserhöhung. Zu viele Wechsel im Lebenslauf gelten jedoch als Indiz für fehlende Loyalität oder Teamfähigkeit. Was tun?

Bewerbung Jobhopper Jobhopping Viele Jobwechsel

Definition: Was ist Jobhopping?

Als Jobhopping werden häufige Jobwechsel innerhalb kurzer Zeiträume bezeichnet. Eine einheitliche Definition gibt es zwar nicht, als Faustformel aber können Sie sich merken: Eine Person gilt als „Jobhopper“, wenn im Lebenslauf 2-3 Jobs innerhalb eines Jahres oder mehrere Stationen mit sehr kurzer Verweildauer (unter 6 Monate) zu erkennen sind.

Merkmale von Jobhopping

  • Häufiges Wechseln von Jobs innerhalb kurzer Zeit
  • Durchschnittliche Verweildauer bei Arbeitgebern von weniger als 1-2 Jahre

Jobhopping unterscheidet sich jedoch von Jobrotation. Dabei handelt es sich um geplante (Abteilungs-)Wechsel innerhalb eines Unternehmens.

Wann werden Jobwechsel zum Jobhopping?

Jobwechsel sind heute Normalität. Oft werden sie sogar empfohlen, weil sie die Karriere voranbringen und ein wichtiger Schritt zum Erfolg oder Gehaltssteigerung sein können.

Ist von „Jobhopping“ die Rede, hat das meist eine negative Bedeutung und signalisiert Personalern, dass der oder die Bewerberin womöglich sprunghaft und ziellos ist oder Probleme mit der Anpassungs- und Teamfähigkeit hat. Entscheidend für das Jobhopping sind daher vor allem viele externe Arbeitgeberwechsel innerhalb weniger Monate oder gar Wochen. Die genaue Einschätzung kann aber von Personaler zu Personaler variieren, ebenso von Branche zu Branche.

In welchen Abständen sollte man den Job wechseln?

Karrierephase (Erfahrung) Verweildauer
Berufseinsteiger
(1-3 Jahre)
1-2 Jahre pro Job, Orientierung wird zugestanden
Mid-Career
(3-5 Jahre)
3-5 Jahre pro Job, Entwicklung muss aber erkennbar sein
Senior-Level
(5-10 Jahre)
5-10 Jahre pro Job, Projekt- & Führungserfahrung wird erwartet

Kein Jobhopping bei Berufseinsteigern

Berufseinsteigern gestehen die meisten Personalverantwortlichen eine erste Orientierungsphase mit mehreren Jobwechseln zu. Wer innerhalb der ersten 2-3 Jahre den Job bis zu dreimal wechselt gilt noch nicht als Jobhopper! Statistiken zeigen: 15- bis 24-jährige Arbeitnehmer wechseln alle 2 Jahre die Stelle, über 50-Jährige dagegen nur alle 6 Jahre.

Anzeige

Warum haben Jobhopper ein schlechtes Image?

Häufiges Jobhopping und kurze Gastspiele lassen Personaler praktisch immer misstrauisch werden. Dahinter steckt eine einfache Regel für die Wirksamkeit und den Mehrwert von Mitarbeitern:

  • Im ersten Jahr muss sich ein Mitarbeiter einleben, die Organisation kennenlernen, seine Rolle definieren, Abläufe verinnerlichen, die Kultur inhalieren. Die Hälfte dieser Phase ist ohnehin noch Probezeit.
  • Im zweiten Jahr ist der neue Kollege angekommen, hat seinen festen Platz im Team und bringt sich mit seinen Stärken und Kompetenzen ein. Kurz: Er oder sie macht den Job und stößt idealerweise schon eigene Projekte an oder bringt Verbesserungsvorschläge ein.
  • Im dritten Jahr ist soviel Rückhalt und Status vorhanden, dass echte Leistungsträger jetzt über sich hinaus wachsen: Sie führen eigene Projekte zum Erfolg. Dieses Jahr ist entscheidend, um Spuren im Unternehmen zu hinterlassen und operative Ergebnisse nachzuweisen. Wer jedoch vorher wechselt, dem fehlt dieser Nachweis.

Natürlich ist das eine verkürzte Idealkarriere. Aus 3 Jahren können ebenso 5-7 Jahre werden. Die Erfahrung lehrt aber, dass den wenigsten binnen 2 Jahren oder weniger nennenswerte Erfolge gelingen. Die aber sind entscheidend für die erfolgreiche Bewerbung!

Lesen Sie dazu: 3-5-7-Regel – Welche Bedeutung hat sie für die Karriere?

Bedeutung von Jobhopping in der Bewerbung

Hinter dem Jobhopping stecken zudem weitere Annahmen und Unterstellungen zur Arbeitsweise und Einstellung von Kandidaten. In kurzen Engagements sehen viele Personaler versteckte Anzeichen für:

  • keine Berufs- und Zielorientierung
  • fehlende Ausdauer und Beharrlichkeit
  • mangelhafte Loyalität und Zuverlässigkeit
  • mögliche Teamkonflikte oder Teamunfähigkeit
  • unzureichende Leistungen und eine vorweggenommene Kündigung

Das muss alles nicht zutreffen. Trotzdem wird es zunächst unterstellt und kann deshalb zu einer Bewerbungsabsage führen. Umso wichtiger ist dann, dass Betroffene in der Bewerbung aktiv dagegen argumentieren.

Anzeige

Was tun, wenn ich wie ein Jobhopper wirke?

Weist Ihr Werdegang schon zu viele Jobwechsel auf? Dann müssen Sie etwas dagegen unternehmen, um Ihre Bewerbungschancen nicht zu gefährden! Hierbei haben Sie gleich mehrere Möglichkeiten – sowohl im Lebenslauf wie im Bewerbungsschreiben. Hier einige bewährte Tipps und Empfehlungen…

Jobhopping im Anschreiben erklären

Grundsätzlich gilt: Schreiben Sie im Anschreiben maximal eine Erklärung, keine lange Rechtfertigung! Je mehr Sie sich verteidigen, desto schuldiger wirken Sie. 1-2 Sätze zu den häufigen Wechseln reichen völlig. Unsere Tipps zum Umgang mit dem Jobhopping:

  • Zielorientierung

    Zeigen Sie, dass Ihre Wechsel durchaus geplant und wohlüberlegt waren und keine spontane Flucht. Begründen Sie die Jobwechsel zum Beispiel mit einem Umfeld, in dem Sie Ihre Stärken besser einsetzen konnten oder sich schneller entwickeln konnten.

  • Hin-zu-Motivation

    Betonen Sie im Anschreiben Ihre Hin-zu-Motivation zum neuen Arbeitgeber und warum Sie hier eine langfristige (!) Entwicklung und ein Dauer-Engagement planen.

  • Roter Faden

    Beschreiben Sie, was der rote Faden in Ihrem bisherigen Werdegang ist, der die verschiedenen Wechsel miteinander verbindet. Das zeigt, dass Sie Ihre Karriere strategisch planen – auch wenn das auf den ersten Blick anders wirkt.

  • Kündigung

    Haben Sie die bisherigen Jobs unfreiwillig gewechselt, sollten Sie kurz (!) auf die Kündigungsgründe eingehen. Idealerweise haben diese nichts mit Ihnen zu tun, wie bei der betriebsbedingten Kündigung. Schuldzuweisungen sind aber tabu.

  • Branchenwechsel

    Haben Sie mehrfach die Branche gewechselt, braucht auch das eine Erklärung. Dahinter könnte z.B. eine berufliche Neuorientierung stecken, die aber jetzt unbedingt abgeschlossen sein muss. Ihre Berufswahl steht inzwischen bitte fest!

Jobhopping im Lebenslauf erklären

Natürlich muss der Lebenslauf weiterhin vollständig und lückenlos bleiben. Zwischen zwei Jobs gelten Such- und Orientierungsphasen von 2-3 Monaten aber noch nicht als „Lücke im Lebenslauf„. Eventuell können Sie dadurch schon eine sehr kurze Station einfach weglassen. Ansonsten empfehlen wir für die Vita:

  • Fokus auf Erfolge

    Bei der Lebenslauf-Gestaltung sollten Sie vor allem relevante Erfolge innerhalb der einzelnen Stationen hervorheben, etwa durch Fettschrift. Das zeigt, dass Sie durchaus in der kurzen Zeit etwas bewirken konnten.

  • Zusammenfassen

    Fassen Sie ähnliche Jobs und Projekte als Liste in einem größeren Zeitraum zusammen. Dadurch steht in der linken Spalte des Lebenslaufs nur ein Zeitraum. Rechts haben Sie jetzt die Option, die verschiedenen Projekte mit Stichpunkten zu erklären. Schon optisch schaffen Sie so im Lebenslauf-Layout mehr Kontinuität.

  • Zusammenhänge bilden

    Auch im tabellarischen Lebenslauf können Sie einen roten Faden zwischen den verschiedenen Stationen sichtbar machen, indem Sie in den Tätigkeitsbeschreibungen immer wieder wichtige Schlagworte (sog. Keywords) für die neue Position einbauen. Auch das zeigt, dass es in Ihrem Lebenslauf durchaus eine Konstante gibt.

Was wir nicht empfehlen, ist, die Monatsangaben bei den verschiedenen Stationen wegzulassen und so deren Dauer zu verschleiern. Der angebliche Trick ist so bekannt wie Zitronenwasser als unsichtbare Tinte. Weil Personaler solche Manöver längst kennen, wecken Sie damit erst recht schlafende Hunde.

Generell gilt: Keine Vorwärtsverteidigung! Beantworten Sie in Anschreiben und Lebenslauf keine Fragen, die niemand stellt. Fokussieren Sie sich zu 95 Prozent auf die Bewerbung für den neuen Job, nicht auf die Vergangenheit oder ein schlechtes Gewissen.

5-teiliges Bewerbungs-Training: 100% kostenlos!

Knacken Sie den Bewerbungs-Code mit unserem kostenlosen Video-Training: 5 Videos in 5 Tagen mit praxiserprobtem Insider-Wissen zeigen Ihnen, wie Ihre Bewerbung Personaler überzeugt:

Zum kostenlosen Video-Kurs

Jobhopping im Vorstellungsgespräch erkläre

Schaffen Sie es mit der Bewerbung ins Vorstellungsgespräch, haben Sie bereits die erste Hürde überwunden. Rechnen Sie aber damit, dass die häufigen Jobwechsel hier nochmal eine Rolle spielen und angesprochen werden.

Ganz wichtig: Widersprechen Sie sich jetzt nicht! Alle Aussagen im persönlichen Gespräch müssen sich unbedingt mit den Angaben in der schriftlichen Bewerbung decken. Sie können im Interview aber ausführlicher darauf eingehen, jedoch wieder ohne sich zu rechtfertigen.

Konstruktive Ehrlichkeit gewinnt

Wir empfehlen potenziellen Jobhoppern jedoch dieselbe Strategie wie bei Schwächen im Vorstellungsgespräch: Stehen Sie ehrlich zum bisherigen Lebenslauf und sagen Sie, was Sie aus den verschiedenen Stationen oder Fehlern gelernt haben. Sie beweisen damit, dass Sie konstruktiv mit Defiziten umgehen können und zeigen die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Oft wird ein Mangel erst dann zu einem Handicap, wenn Sie diesen dazu machen. Je offener und souveräner Sie mit Ihren vielen Jobwechseln umgehen, desto überzeugender und überzeugter wirken Sie.

Anzeige

Was sind die Vor- und Nachteile von Jobhopping?

Sie müssen ohnehin nicht bei jedem Arbeitgeberwechsel befürchten, als Jobhopper abgestempelt zu werden. Wer seine Wechselmotivation nachvollziehbar und selbstbewusst begründet, verschlechtert die Jobchancen nicht, im Gegenteil. Jobhopping hat – neben den angesprochenen Nachteilen – auch einige Vorteile:

Jobhopping Vorteile

Der schlechte Ruf von Jobhoppern ist oft unbegründet. Neben vielen Vorurteilen existieren ebenso veritable Vorteile des Jobhoppings:

  • Breites Wissen

    Eine lange Betriebszugehörigkeit beweist Loyalität. Sie kann aber genauso zu Betriebsblindheit und Tunnelblick führen. Jobhopper bringen Know-how aus unterschiedlichen Anstellungen mit und damit eine vielseitige Problemlösungskompetenz.

  • Hohe Anpassungsfähigkeit

    Von wegen „Jobhopper können sich nicht einfügen“! Das Gegenteil stimmt eher: Sie sind flexibel und anpassungsfähig. Diese Stärke wirkt sich damit positiv auf das kurze Onboarding aus.

  • Starke Fokussierung

    Jobhoppern wird gerne unterstellt, sie würden nicht wissen, was sie wollen. Ursache kann auch hier das genaue Gegenteil sein: Sie haben genaue Erwartungen an einen Arbeitsplatz. Das Jobhopping ist daher nur konsequent, wenn Ihre Kriterien vom Arbeitgeber nicht erfüllt oder Versprechen nicht gehalten werden.

  • Aktive Veränderung

    Viele Jobhopper haben eine Gemeinsamkeit: Sie fühlen sich in einem stagnierenden Umfeld unwohl. Oder positiv formuliert: Sie suchen nach Innovationen und Fortschritt. Entsprechend sind die vielen Arbeitgeberwechsel ein Teil ihrer gezielten Karriere- und Persönlichkeitsentwicklung. Durch die vielseitigen Erfahrungen werden Jobhopper damit zu wertvollen Verbündeten und Unterstützern in einem Change Prozess.

Jobhopping Nachteile

Natürlich können und wollen wir an dieser Stelle auch die wesentlichen Nachteile nicht verschweigen:

  • Wechsel werden erklärungsbedürftiger

    Ein paar Wechsel lassen sich in der Bewerbung noch gut erklären, zum Beispiel wenn Sie die Stationen vorangebracht und zu neuen Kompetenzen geführt haben. Irgendwann kippt das aber, und es wird schwieriger, noch gute Gründe glaubhaft anzuführen.

  • Beförderungen bleiben aus

    Beförderungen sind ein indirektes Lob für Leistungsträger und deren Potenziale. Sie machen sich immer gut im Lebenslauf. Wer vorzeitig wechselt, nimmt sich diese Chance und bleibt womöglich auf dem gleichen beruflichen Niveau. Das sieht schnell nach einem Karriereknick aus.

  • Ziele werden nicht erreicht

    Wer oft und viel wechselt, kann kaum langfristige Berufsziele verfolgen. Beim Jobhopping ist die Zeitspanne dafür einfach zu kurz. Vor dem Durchbruch folgt schon der nächste Arbeitgeberwechsel. Auf diese Weise erreichen Sie weniger als andere – und haben dann in der Bewerbung öfter das Nachsehen gegenüber Mitbewerbern.

Entscheidend ist oft gar nicht mal, wie häufig und in welcher Karrierephase jemand den Job gewechselt hat, sondern dass diese Schritte nachvollziehbar sind und dabei eine positive berufliche Entwicklung verbunden ist. Jobwechsel können schließlich auch neue berufliche Perspektiven eröffnen und Ihnen helfen, schneller voranzukommen oder neue Herausforderungen zu meistern.

Je mehr Sie darauf in der Bewerbung verweisen können, desto weniger erkennen Personalverantwortliche darin Jobhopping, sondern vielmehr Bewerber und Kandidatinnen, die Ihren Berufsweg und Ihre Laufbahn aktiv gestalten.


Was andere dazu gelesen haben

0 Kommentare
Wir freuen uns über Ihren Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0 / 700