Kündigungsstile: Warum sind diese so wichtig?
Warum ein Arbeitnehmer kündigt, kann unterschiedliche Ursachen haben: akuter Frust ebenso wie ein besseres Jobangebot oder eine berufliche Neuorientierung. Alle drei sind legitim. Den Unterschied aber macht das WIE: Wie Sie gehen, hinterlässt so oder so einen bleibenden Eindruck. Ob Sie sich im Rosenkrieg trennen oder respekt- und stilvoll kündigen – es hallt nach und spricht sich herum.
Arbeitnehmer sollten nie unterschätzen, wie vernetzt viele Branchen, Kollegen und Personaler heute dank Social Media sind. Und das Sprichwort stimmt: „Man begegnet sich immer zweimal im Leben.“ Die Kündigungsstile können dafür sorgen, dass Sie auch nach dem Weggang von den alten Kontakten noch profitieren, dass man Ihnen Gutes nachsagt und Sie unterstützt. Oder das genaue Gegenteil. So mancher Kündigungsstil und Befreiungsschlag hat sich schon als Pyrrhussieg entpuppt, der einem den Wiedereinstieg und weiteren Weg verbaut.
7 Kündigungsstile und ihre Folgen
Laut Forschung lassen sich im Wesentlichen sieben Kündigungsstile unterscheiden. Diese haben unterschiedliche Anlässe und Folgen – auch für die weitere berufliche Karriere.
Der klassische Kündigungsstil
Knapp ein Drittel der Arbeitnehmer geht klassisch-professionell: mit fristgerechter ordentlichen Kündigung und Kündigungsschreiben, anschließendem Kündigungsgespräch, Übergabe und Abschied. So hinterlassen sie einen positiven letzten Eindruck. Führungskräfte zeigen bei der persönlichen Aussprache oft Verständnis für die Situation und die Beweggründe der Kündigung. Die Trennung erfolgt im wesentlichen einvernehmlich und respektvoll. Gut so! Dadurch bleiben Kontakte über den Weggang hinaus erhalten. Der Mitarbeiter profitiert von einem guten Arbeitszeugnis und einer tadellosen Reputation bei späteren Bewerbungen.
Der dankbare Kündigungsstil
Der dankbare Kündigungsstil geht noch einen Schritt weiter. Er basiert auf einem bislang guten Arbeitsverhältnis, das von Wertschätzung gekennzeichnet ist. Zwar kündigt der Mitarbeiter. Er hat aber zugleich das Bedürfnis, seine Kündigung zu erklären und dabei Dankbarkeit für die vergangene Zeit auszudrücken. Rund 10 Prozent Arbeitnehmer trennen sich laut Studie so. Ein solcher Abschied und Kündigungsstil ist meist herzlich, vielleicht sogar emotional bis traurig. Seine Ursache liegt nicht in Frust oder Unzufriedenheit. Vielmehr sind es veränderte Lebensumstände oder neue persönliche Ziele, die den Weggang erforderlich machen. Die Folgen dieses Kündigungsstils sind (fast) immer positiv: Arbeitgeber bedauern das Ausscheiden und können sich oft eine erneute Zusammenarbeit in der Zukunft vorstellen. Folge: Sie unterstützen den Arbeitnehmer gerne weiterhin: Zum Beispiel mit einem Empfehlungsschreiben, Referenzen oder ihrem Netzwerk.
Der oberflächliche Kündigungsstil
Bei diesem Kündigungsstil findet zwar auch ein Gespräch mit dem Chef statt. Doch geht dabei weniger um Gründe oder Absichten, sondern allein um sachliche Fakten. Motto: „Ich kündige. Wollte ich Ihnen kurz sagen. Danke für das Gespräch.“ Laut Studie findet sich dieser Kündigungsstil bei rund 30 Prozent der Kündigungen. Im Grunde muss bei einem Jobwechsel auch nicht mehr sein. Entsprechend konnten die Forscher hierbei auch keine negativen Auswirkungen feststellen. Die Reaktionen der Vorgesetzten darauf waren ebenfalls neutral und sachlich. Den Mitarbeitern war in diesem Fall aber häufig auch nicht daran gelegen, weiterhin in Kontakt zu bleiben.
Der ankündigende Kündigungsstil
Bei diesem Kündigungsstil bekommt der Chef eine Art Vorwarnzeit. Die Kündigung wird frühzeitig angedeutet oder sogar angekündigt. Noch bevor sie tatsächlich schriftlich eingereicht wird und damit die Kündigungsfrist beginnt. Das ist zum Beispiel auch bei der fristlosen Kündigung durch Arbeitnehmer so. Ihr muss meist eine Abmahnung (auch durch den Mitarbeiter) vorausgehen. Etwa acht Prozent nutzten diesen Kündigungsstil. Auch hier ist der Effekt neutral: Zwar sind viele Führungskräfte froh darum, mehr Zeit zu haben, um die Position neu zu besetzen. Es steht für beide Seiten aber fest, dass es keine Verlängerung der Zusammenarbeit geben wird.
Der vermeidende Kündigungsstil
Hierbei versucht der Mitarbeiter soweit wie möglich unter dem Radar zu bleiben. Die Kündigung wird schriftlich eingereicht, möglichst indirekt über die Personalabteilung. Ein persönliches Gespräch findet nicht statt. Auch sonst wird dem Thema eher aus dem Weg gegangen. Grund dafür ist in der Regel die Angst vor einer Diskussion, Konfrontation und Rechtfertigung. Fast jede Zehnte Kündigung lief in der Studie nach diesem Muster ab. Die Effekte waren nüchtern bis negativ. Das Arbeitsverhältnis läuft zwar langsam aus. Aber das Verhalten wurde als wenig professionell bewertet: unsouverän und ohne Schneid. Für den Ruf der scheidenden Mitarbeiter war das nicht immer gut – auch bei den Ex-Kollegen.
Der laute Kündigungsstil
Trennungen laufen natürlich nicht immer lautlos ab. Wenn Wut, Ärger und Frust die Regie übernehmen, wird es mitunter laut und verletzend. So auch bei diesem Kündigungsstil: Der Arbeitnehmer nutzt die Gelegenheit, der Chef mal so richtig die Meinung zu sagen und abzurechnen. Alle angestauten Emotionen kochen hoch. Manche brüllen die Demütigungen der Vergangenheit regelrecht hinaus. Das Ergebnis ist ein handfester Streit. Auch wenn rund 10 Prozent der Kündigungen so ablaufen – gute Folgen haben diese Kündigungsstile nie: Wer den Chef dabei grob beleidigt oder tätlich wird, kann dafür trotzdem noch eine fristlose Kündigung kassieren. Effekt: Der Arbeitnehmer bekommt eine 3-monatige Sperrzeit beim Arbeitsamt für das Arbeitslosengeld. Besonders schweres Fehlverhalten kann sogar noch Eingang im Arbeitszeugnis finden. Und läuft einem dann eine Karriere lang nach.
Der impulsive Kündigungsstil
Mit unter 5 Prozent ist der impulsive Kündigungsstil der seltenste von allen. Allerdings hat er auch besonders dramatische Folgen. Die Kündigung entspricht hierbei einer Art Kurzschlussreaktion. Der Mitarbeiter schmeißt sprichwörtlich alles hin, kündigt spontan. Auslöser können ein entgleister Streit mit dem Chef sein, ein ungerechtes, unfaires Verhalten. Oder der Mitarbeiter wurde bei der Beförderung übergangen, obwohl die lange versprochen war. Wer impulsiv die Kündigung ausspricht, sollte bedenken: Die mündliche Kündigung (aus dem Affekt) ist unwirksam. Die schriftliche aber ist endgültig und kann nicht widerrufen werden. Die Folgen: kein Job, kein Gehalt – und beim Arbeitsamt eine 3-monatige Sperre, weil die Arbeitslosigkeit selbst verschuldet ist. Überdies muss die impulsive Kündigung später begründet werden. Oft wirken solche Mitarbeiter unstet und wenig belastbar. Den Job kündigen oder durchhalten – das will gut überlegt sein.
Job kündigen: So geht es richtig
Die Erkenntnis aus der Studie ist eindeutig: Die Kündigung – ob mit Dankbarkeit, mit Ankündigung oder in Rage – verrät nicht nur viel über uns selbst. Über unser Verhältnis zur Arbeit. Unsere Professionalität und Konfliktfähigkeit. Über unsere Gefühlswelt oder narzisstische Kränkungen. Sie hinterlässt immer auch Spuren. Schon im eigenen Interesse sollten Arbeitnehmer bei der Trennung über den eigenen Schatten springen lernen und Profi bleiben. Bis zum Schluss. Das ist auch ein Zeichen emotionaler Reife.
Idealerweise kündigen Arbeitnehmer so:
- Wägen Sie Ihre Entscheidung in Ruhe und rational ab. Und schlafen Sie eine Nacht darüber.
- Formulieren Sie ein formal korrektes Kündigungsschreiben.
- Übergeben Sie dieses dem Vorgesetzten persönlich.
- Bleiben Sie im Kündigungsgespräch sachlich und frei von Vorwürfen.
- Wenn möglich begründen Sie Ihren Schritt mit einer Hin-Zu-Motivation, nie Weg-Von-Motivation!
- Sorgen Sie für eine reibungslose Übergabe und arbeiten Sie Ihren Nachfolger ein.
- Verabschieden Sie sich von den Kollegen – immer mit Dank. Irgendwas nimmt jeder mit.
- Und bitten Sie rechtzeitig um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis.
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