Definition: Was bedeutet Kompetenz?
Der Begriff Kompetenz beschreibt die grundlegende Fähigkeit, vorhandenes Wissen und Begabungen so zu kombinieren, um Herausforderungen und Aufgaben situationsgerecht und eigenverantwortlich zu meistern. Wer kompetent ist, kann unterschiedliche Anforderungen und Probleme selbstständig lösen und bewältigen.
Entscheidend am Kompetenzbegriff ist das „Handeln können“. Wissen allein macht nicht kompetent! Der wahrhaft Kompetente kann seine Fähigkeiten und das Know-how ebenso anwenden oder umsetzen. Gleichzeitig kann ein Mensch auf einem Gebiet kompetent sein und auf anderen überhaupt keine Ahnung haben (siehe Spezialist vs. Generalist).
Kompetenz Synonyme
Häufige Synonyme für Kompetenz sind: Fähigkeit, Kernkompetenz, Talent, Qualifikation, Befähigung, Begabung, Fertigkeit, Können, Sachverstand oder Vermögen.
Eine zweite – juristische – Bedeutung meint eine generelle Befugnis. Synonyme hierfür sind: Entscheidungsgewalt, Zuständigkeit oder Zuständigkeitsbereich. Gemeint ist also eher eine organisatorische Form der Kompetenz.
Bedeutung: Kompetenzen vs. Talent und Qualifikation
Kompetenzen sind mehr als Fertigkeiten, Talent oder Qualifikationen. Oft werden auch diese Begriffe synonym verwendet. Es gibt aber Unterschiede:
- Talent zum Beispiel bedeutet, dass ein Mensch das Potenzial hat, Kompetenzen in einem Bereich zu entwickeln. Talent alleine macht noch nicht kompetent.
- Qualifikationen wiederum sind erworbene Fähigkeiten, die offiziell nachweisbar oder beglaubigt sind – etwa durch ein Abschlusszeugnis oder Zertifikat (siehe auch: Hard Skills). So etwas „qualifiziert“ – Kompetenz entsteht aber erst durch wiederholt erfolgreiche Anwendung.
Kompetenz Beispiele: 4 Kompetenzen
Innerhalb der Kompetenzen werden meist fachliche und persönliche Kompetenzen (Soft Skills) unterschieden. Zu Letzteren gehören zum Beispiel Reflexionsfähigkeit, die Sozialkompetenz oder die interkulturelle Kompetenz.
Gerade im Job sind unterschiedliche Kompetenzen und Fertigkeiten gefragt. In der Pädagogik, Psychologie und Kompetenzdiagnostik werden heute vier grundlegende Kompetenzbereiche unterschieden. Die beiden Kompetenz-Experten Volker Heyse und John Erpenbeck nennen diese auch „Kompetenzfelder“:
- Personale Kompetenz
- Aktivitäts- und Handlungskompetenz
- Soziale und kommunikative Kompetenz
- Fachliche und methodische Kompetenz
Innerhalb dieser vier Kompetenzarten gibt es allerdings Überschneidungen – eine exakte Abgrenzung ist nicht möglich. Auf diese gehen wir im Folgenden genauer ein…
1. Personale Kompetenz
Alternative Bezeichnungen sind Individualkompetenz, Selbstkompetenz oder Humankompetenz. Die Personalkompetenz beschreibt die persönlichen Werte oder eine generelle Einstellung. Selbstkompetente Menschen können beruflich wie privat Anforderungen erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Sie hinterfragen das eigene Verhalten kritisch und leiten Konsequenzen daraus ab. Das schließt auch die Lernfähigkeit für zukünftig ähnliche Bereiche ein.
Kompetenzen Beispiele + Liste
- Selbstreflexion
Wer über sich selbst reflektiert, kann seine Stärken und Schwächen realistisch einschätzen. So jemand erkennt beispielsweise, dass seine Englischkenntnisse nachgelassen haben und absolviert deshalb einen Sprachkurs. - Selbstdisziplin
Diese Fähigkeit bewirkt, dass jemand zum Belohnungsaufschub fähig ist. Durststrecken (etwa Prüfungsphasen) nimmt er oder sie in Kauf. Hintergrund ist der eiserne Wille, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. - Kreativität
Sie können originell, fantasievoll und schöpferisch denken. Gerne probieren Sie etwas, das neu, nützlich und sinnlich erlebbar ist. Dazu kombinieren Sie vorhandenes Wissen, erkennen Zusammenhänge und bilden Analogien. - Flexibilität
Eine Person nimmt beispielsweise eine Sinnkrise zum Anlass, um neue berufliche Ziele zu formulieren und einen Jobwechsel zu planen. - Authentizität
Sie geben sich anderen gegenüber, wie Sie wirklich sind. Dadurch vermitteln Sie einen glaubwürdigen und ehrlichen Eindruck. - Loyalität
Sie fühlen sich dem Unternehmen oder einer Sache innerlich verbunden. Daraus erwächst der innere Wunsch, diese Haltung auch nach außen zu vertreten. - Einsatzbereitschaft
Sie zeigen Engagement: Sie strengen sich besonders an, um Ziele zu erreichen. - Belastbarkeit
Vorübergehend stressige Phasen überwinden Sie, da Sie belastbar sind. Sie behalten die Ruhe und arbeiten Ihre Aufgaben systematisch und fokussiert ab. - Selbstmotivation
Sie stecken sich selbst Ziele, welche Sie konsequent verfolgen. Auch bei schwierigen Aufgaben schaffen Sie es, am Ball zu bleiben. - Zuverlässigkeit
Andere können darauf vertrauen, dass Sie zu Ihrem Wort stehen. Termine und Zusagen halten Sie ein, ebenso ist auf Ihre Unterstützung Verlass. Das schafft Vertrauen und Sicherheit.
2. Aktivitäts- und Handlungskompetenz
Wer sein Wissen auch umsetzen kann, besitzt Handlungskompetenz. Sie bildet die Schnittmenge aus personaler, sozialer, methodischer und fachlicher Kompetenz und steht für eigenverantwortliches Handeln. Voraussetzung dafür ist das kognitive Vermögen, ein Problem zu erkennen, zu reflektieren und aufgrund der Fachkompetenz eine angemessene Lösung zu finden. Besonders für Führungskraft“ rel=“noopener“ target=“_blank“>Führungskräfte sind solche Kompetenzen wichtig.
Kompetenzen Beispiele + Liste
- Entscheidungsfähigkeit
Selbst unter Stress bleiben Handlungskompetente handlungsfähig. Sie treffen Entscheidungen, nachdem Sie verschiedene Meinungen, Ideen und Erfahrungen dazu abgewägt haben. - Risikobereitschaft
Sie können Chancen und Risiken zuverlässig einschätzen und mit unsicheren Situationen umgehen. Ihre Risikobereitschaft erlaubt es Ihnen, neue Dinge auszuprobieren, obwohl keine direkten Erfahrungen vorliegen. - Durchsetzungsvermögen
Sie vertreten eine klare und begründete Position zu einem Thema und lassen sich nicht leichtfertig davon abbringen. - Urteilsvermögen
Aus den vorliegenden Informationen und Fakten gelangen Sie zu einer Einschätzung. Diese erlaubt Ihnen, eine Sache zu bewerten. - Problemlösungskompetenz
Probleme gehen Sie systematisch und analytisch an, um daraus Lösungen für die Zukunft abzuleiten. - Delegieren
Sie sind in der Lage, Verantwortung abzugeben und Aufgaben an andere zu delegieren. Dafür braucht es das Vertrauen in Mitarbeiter, dass sie den Aufgaben gewachsen sind.
3. Soziale und kommunikative Kompetenz
Soziale Kompetenz (auch Sozialkompetenz) zeigt sich im Miteinander mit anderen Menschen. Wie gestaltet sich die Interaktion, gehen Impulse von dieser Person aus? Trägt sie durch überlegtes Handeln dazu bei, Konflikte zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen? Grundsätzlicher Respekt gegenüber anderen Menschen, der Wille zur Kooperation und die Fähigkeit zur zielführenden Kommunikation sind unumgänglich.
Kompetenzen Beispiele + Liste
- Konfliktfähigkeit
Das sollte nicht als die Fähigkeit zur friedfertigen Schlaftablette missverstanden werden: Konfliktfähige Menschen stellen sich Reibereien und bleiben in der Sache ruhig, aber bestimmt. Sie sind grundsätzlich teamfähig, vertreten aber eine eigene Position. - Kompromissfähigkeit
Nah verwandt ist die Kompetenz zum Kompromisse schließen. Statt die eigenen Vorstellungen eins zu eins umsetzen zu müssen, haben kompromissfähige das Ziel vor Augen. Sie sind zu Zugeständnissen bereit, sofern am Ende das beste Ergebnis gefunden wird. - Kommunikationsstärke
Dafür braucht es hohe Kommunikationsfähigkeit: Sie können aufmerksam zuhören, erkennen sprachliche Fallstricke und Missverständnisse und können diplomatisch kommunizieren. - Empathie
Sie können sich in andere Menschen hineinversetzen und entsprechend angemessen reagieren. - Kritikfähigkeit
Kritik nehmen Sie nicht persönlich, sondern versuchen, daraus Erkenntnisse für die Zukunft abzuleiten. - Hilfsbereitschaft
Besonders als Erzieher oder in Dienstleistungsberufen benötigen Sie diese Kompetenz: Hilfsbereite Menschen stellen eigene Interessen zum Wohle anderer hintenan. Sie erwarten nicht zwangsläufig eine Gegenleistung, sollten sich jedoch nicht überfordern. - Verhandlungsgeschick
Wer erfolgreich verhandeln kann, setzt seine Wünsche zur beidseitigen Zufriedenheit durch. - Interkulturelle Kompetenz
Interkulturell kompetente Menschen sind sich der Unterschiede von Menschen aufgrund ihrer Sozialisation, Herkunft und Kultur bewusst und können angemessen mit ihnen umgehen. Sie tragen zum Abbau von Vorurteilen bei und sehen Unterschiede wertfrei. - Offenheit
Sie finden es spannend, neue Menschen, Projekte oder Situationen kennenzulernen und sind grundsätzlich aufgeschlossen. - Toleranz
Andere Meinungen oder Lebensformen können Sie gelassen akzeptieren. Sie machen sich weder darüber lustig, noch lästern Sie, sondern bleiben freundlich und höflich.
4. Fachliche und methodische Kompetenz
Methodenkompetenz befähigt dazu, verschiedene Methoden anzuwenden und Probleme zu lösen. Diese Kompetenz ist eine echte Schlüsselqualifikation. Fachkompetenz bezieht sich darauf, Wissen und Fertigkeiten in einem bestimmten Kontext anzuwenden. Oft werden Methoden- und Fachkompetenz synonym verwendet.
Eine gute Methoden- und Lernkompetenz ist meist Voraussetzung dafür, Fachkompetenz entwickeln zu können: Ohne das Wissen um Lern- und Arbeitstechniken können Sie sich kein Fachwissen aneignen, also keine Fachkompetenz erwerben. Absolute Basisfähigkeiten sind Lesen und Auswendiglernen. Gleichzeitig ist Fachkompetenz (auch: Sachkompetenz) mehr als ein Repertoire an Fachbegriffen und Techniken. Es geht darum, das erworbene Fachwissen auch anwenden zu können.
Kompetenzen Beispiele
- Medienkompetenz
Diese Kompetenz beschreibt einerseits den versierten Umgang mit der Technik sowie andererseits vorhandene Medien, Quellen und Nachrichten einordnen und bewerten zu können. - Ausdrucksvermögen
Sie besitzen die Eloquenz, eigene Gedanken formvollendet in Worten auszudrücken. Sie bringen Ziele oder Pläne auf den Punkt, finden perfekte Metaphern und treffsichere Vergleiche. - Präsentationsfähigkeit
Ihre Präsentationen sind schlüssig aufgebaut, Sie schaffen es, die Inhalte souverän und überzeugend darzubieten. - Expertise
Sie verfügen über tiefes inhaltliches Know-how im eigenen Fachgebiet. Das befähigt Sie, die gewonnenen Erfahrungen mittels Deduktion auch auf andere Sachverhalte praktisch anwenden zu können. - Organisationsfähigkeit
Es gelingt Ihnen, auch bei mehreren Aufgaben den Überblick zu behalten. Dabei behalten Sie zeitliche und personelle Ressourcen im Blick und setzen sie sinnvoll ein. - Selbstmanagement
Selbstmanagement (auch: Zeitmanagement) umfasst sämtliche Methoden, um Aufgaben besser zu erledigen – und das weitestgehend unabhängig von äußeren Umständen und Einflüssen. So schaffen Sie es, Ihre Deadlines auch bei unerwarteten Vorkommnissen einzuhalten. - Analytisches Denken
Sie besitzen die Fähigkeit, Probleme und komplexe Zusammenhänge zu erkennen. Dabei verstehen Sie die unterschiedlichen Facetten und Kausalitäten, entwickeln eigenständige Lösungsmöglichkeiten und setzen diese um.
Kompetenz Test
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4 oder 5 Kompetenzen?
Neben den 4 Kompetenzen gibt es noch weitere Komptenztheorien. Manche unterscheiden sogar 5 Kompetenzen. So sehen einige Forscher die Führungskompetenz als eigenständigen Bereich, weil dabei die Kompetenzen einer Person im Umgang mit anderen im Vordergrund stehen. Andere ordnen die Führungskompetenz wahlweise den Sozial-, Methoden- oder Personalkompetenzen zu. Eine Führungskraft muss ohnehin über alle drei Kompetenzen verfügen, denn sie befähigen zur Handlungskompetenz.
Ebenso lassen sich Methoden- und Fachkompetenz unterscheiden. Hierbei trennen Forscher zwischen der Kompetenz, sich über verschiedene Lerntechniken Wissen anzueignen (Mindmaps, Loci-Methode…) – sowie Hard Skills und Faktenwissen auf der anderen Seite.
Checkliste: Wann bin ich kompetent?
Kompetenz ist komplex und beinhaltet mehr als die Fähigkeit, sich Wissen selbstständig anzueignen oder im Arbeitsleben anzuwenden. Es ist ein fortwährender Prozess, der ebenso Lernwillen und dem Wunsch umfasst, sich permanent weiterzuentwickeln. Kompetent ist daher, wer…
- … auf seinem Gebiet fachkundig, souverän und professionell agiert.
- … vorhandenes Wissen und neue Erkenntnisse intelligent verknüpft.
- … komplexe Aufgaben methodisch strukturiert lösen kann.
- … sich erforderliches Wissen aneignen und anwenden kann.
- … neue Herausforderungen selbstreflektiert und geübt meistert.
- … fachliche Tiefe und pragmatisches Können erlangt.
- … sich eigenverantwortlich weiterentwickelt.
- … Menschen und Ihre Gefühle versteht und darauf angemessen reagiert.
- … versiert und kenntnisreich sein Know-how vermitteln kann.
Wie erwirbt man Kompetenz?
Kompetenz hängt eng mit Bildung zusammen. Allerdings ist das nicht statisch: Wissen wächst. Neue Ideen, Entdeckungen und Innovationen lösen alte Erkenntnisse und Theorien ab. Hinzu kommt: Kompetenzen lassen sich nicht einfach lernen, wie man Vokabeln paukt. Das liegt daran, dass hinter Kompetenzen ebenso häufige Anwendungs-Erfahrungen stehen.
Die Kompetenzentwicklung ist daher eher ein Mix aus erlerntem Wissen (und lebenslangem Lernen) plus „Training on the job“ – also regelmäßiger praxisnaher Übung und zielführender Anwendung.
Um eigene Kompetenz zu entwickeln, bleiben Ihnen unterschiedliche Optionen:
1. Weiterbildung
Halten Sie durch Fortbildungen und Weiterbildungen Ihr vorhandenes Wissen auf dem aktuellen Stand und bauen Sie es permanent aus. Wer sein Gebiet mit der Zeit immer tiefer durchdringt, steigt zum Experten auf.
2. Vernetzung
Menschen lernen besonders gut von und durch andere Menschen („Konnektivismus“) – zum Beispiel durch Mentoren oder Vorbilder. Wie gut und wie viel wir lernen, hängt nach Ansicht des Lerntheoretikers George Siemens maßgeblich davon ab, mit welchen Personen wir uns umgeben. Das soziale Umfeld ist entscheidend dafür, wie kompetent wir werden. Suchen Sie daher gezielt die Nähe zu Experten in Ihrem Bereich und Menschen, die schon weiter sind als Sie selbst.
3. Praxis
Da sich Kompetenzen nicht wie Vokabeln lernen lassen, ist regelmäßiges Training in die Praxis wichtig. Wer alles über den Handstand gelesen hat und ihn theoretisch beschreiben kann, muss ihn noch lange nicht ausführen können… Erst durch das Handeln und wiederholte Erfolg stellen Sie Ihre Kompetenz unter Beweis. Ein einmaliger Erfolg könnte auch nur ein Glücksfall gewesen sein. Zudem erfordern manche Kompetenzen mehr Einsatz als andere. Wiederholte Umsetzung und Praxiserfahrungen sind daher unumgänglich, um wahre Kompetenz zu entwickeln.
Unterschiedliche Kompetenzen gefragt
Oft geht es um die Frage, was wichtiger ist: Weiche Kompetenzen (Soft Skills) oder harte Qualifikationen und praktisches Wissen (Hard Skills)? Ein Entweder-Oder ist in vielen Bereichen aber nicht möglich. Vor allem der Umgang mit Menschen sowie Kommunikation und zwischenmenschliche Fähigkeiten werden immer wichtiger – auch bei der Bewerbung. Je nach Beruf verschieben sich vielleicht die Schwerpunkte, aber letztlich brauchen Sie stets beide Kompetenzen.
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