Definition: Was sind Anglizismen?
Anglizismen sind sprachliche Ausdrücke, die aus dem Englischen in die deutsche Sprache übernommen wurden. Dazu gehören nicht nur ganze Wörter (Lehnwörter), sondern auch die englische Aussprache (Phonetik), Satzstruktur (Syntax) oder Inhaltsebene (Semantik).
Stammt ein Anglizismus aus dem britischen oder amerikanischen Englisch, spricht man auch von einem „Britizismus“ (Britizismen) bzw. „Amerikanismus“ (Amerikanismen).
Anglizismus oder Denglisch? Unterschied
Anglizismen sind aus dem Englischen übernommene Begriffe, Denglisch hingegen bezeichnet die übertriebene Verwendung englischer Phrasen in einem Satz. Beispiel: „Lass uns die Erwartungen im Call heute challengen und uns auf einen narrativen Approach committen.“ Hä?!
Anglizismen in der deutschen Sprache
Laut einer Studie der Universität Bamberg haben sich Anglizismen im deutschen Sprachraum in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt. Begriffe wie „Baby“, „Jeans“ oder „Rock“ (Musik) gibt es zwar schon lange, doch kommen jüngst immer mehr Begriffe aus IT und Marketing sowie neue Jobtitel dazu.
Beispiele für englische Berufsbezeichnungen:
- Hausmeister = Facility Manager
- Werbetexter = Copywriter
- Veranstaltungskaufmann = Eventmanager
- Vertriebsmitarbeiter = Sales Manager
- Vorstand = CEO (Chief Operating Officer)
Ein Grund dafür ist die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung. Der jeweilige Sprachstil hängt aber vor allem von der Generation und der gesellschaftlichen Gruppe ab.
Sind Anglizismen Jugendsprache?
Anglizismen und englische Begriffe tauchen besonders häufig in der Jugendsprache auf, sind aber nicht deren Privileg. Typische Redewendungen von Jungendlichen sind zum Beispiel „cool“, „nice“, „Red Flag“ oder „Gamechanger“.
Das „Jugendwort des Jahres“ wird bereits seit 2008 jährlich ausgezeichnet. Auch darunter sind auffällig viele Anglizismen – Beispiele: „cringe“ (2021), „lost“ (2020), „fly“ (sein, 2016).
Anglizismen Beispiele im Alltag
Die meisten Anglizismen im Alltag verwenden wir unbewusst. Die englischen Begriffe sind schon viele Jahre Teil der Umgangssprache oder Amtssprache, und wir nehmen sie nicht mehr als fremd wahr. Teils gibt es für die englischen Begriffe auch keine deutschen Alternativen – etwa für Training, Aerobic, Joggen, Internet oder Quiz.
Vor allem in der Fachsprache, in der internationalen Kommunikation sowie in Wissenschaft, Forschung und Technik spielen Anglizismen eine große Rolle. Hier eine Tabelle mit mehreren Beispielen aus dem Alltag:
Alltagssprache |
Fachsprache |
Actionfilm | Brainstorming |
Clown | Callcenter |
Cockpit | Deadline |
Countdown | Engagement |
Festival | Feedback |
Gangster | Handout |
Interview | Management |
Jetlag | Meeting |
Ketchup | Multitasking |
Puzzle | Newsletter |
Sandwich | Support |
Toastbrot | Timing |
T-Shirt | Workshop |
Eine ausführliche Liste und Übersicht typischer Anglizismen in der Bürosprache (inkl. Kürzel und Codes) können Sie sich als PDF herunterladen:
Anglizismen in der Fachsprache (PDF)
Achtung Falsche Freunde!
Aufpassen sollten Sie bei sogenannten „false friends“ – englisch klingende Wörter, die im Englischen aber eine andere Bedeutung haben. Der „Oldtimer“ ist für Deutsche ein altes Auto (Englisch: Classic Car), für Angelsachsen jedoch ein alter Mensch. Weitere Beispiele:
- „Beamer“ – Englisch: „Projector“
- „Hotline“ – Englisch: „Helpline“
- „Chef“ – Englisch: „Boss“
Anglizismen Arten
In der deutschen Sprache gibt es verschiedene Anglizismen Arten, die sich auf unterschiedliche Ebenen auswirken:
-
Wortebene (Lexik)
Bei Wortentlehnungen wird der englische Begriff 1:1 übernommen, Beispiele: Browser, Hashtag, Fan, Start-up.
-
Satzebene (Syntax)
Beim morphologischen Anglizismus wird das englische Wort eingedeutscht und zum Verb umgewandelt, Beispiele: mit einem Problem „struggeln“ oder etwas „googeln“ bzw. „downloaden“.
-
Inhaltsebene (Semantik)
Bei Lehnübersetzungen wird die Bedeutung des englischen Begriffs wortgetreu übernommen, Beispiele: brand new = brandneu, brainwashing = Gehirnwäsche, Skyscraper = Wolkenkratzer.
-
Lautebene (Phonetik)
Die deutsche Aussprache orientiert sich an der englischen, Beispiel: Die Informationstechnik, kurz: IT wird wie „ei ti“ ausgesprochen.
Bei Scheinanglizismen (auch: Pseudoanglizismen) handelt es sich nicht um einen Anglizismus, sondern um eine Wortneuschöpfung, die nur englisch klingt. Beispiel: Handy. Im Englischen heißt das tragbare Telefon „smartphone“ oder „mobile phone“ – „handy“ dagegen heißt übersetzt: praktisch.
Ähnliches gilt für „Sinn machen“ (Engl. „make sense“). In der deutschen Sprache gibt es allein „Sinn haben“ oder „sinnvoll sein“ – der Anglizismus macht keinen Sinn! Die folgende Tabelle zeigt nochmal die verschiedenen Arten, Beispiele und Erklärungen dazu:
Anglizismus |
Beispiel |
Erklärung |
Lehnworte | Internet, City, Recycling | Wort wird vollständig übernommen |
Bedürfnisentlehnung | Laptop, Browser, Hashtag | Wort wird übernommen, weil es keine Entsprechung gibt |
Lehnübersetzung | Supermarkt, Seifenoper, Extrameile | Wort wird 1:1 übersetzt |
Lehnbedeutung | feuern, buchen, realisieren | Deutsches Wort wird um englische Bedeutung erweitert |
Scheinanglizismus | Handy, Talkmaster | Wort klingt englisch, ist aber eine Wortschöpfung |
Anglizismen Formen – Definition
In der Sprachwissenschaft werden nicht nur Anglizismen Arten, sondern auch verschiedene Formen unterschieden:
1. Ergänzende Anglizismen
Sie machen mit nur 3 Prozent den kleinsten Teil aus. Ergänzende Anglizismen füllen Lücken in der deutschen Sprache, wenn neue Produkte, Ideen oder Berufe entstehen und es dafür kein passendes deutsches Wort gibt. Diese Anglizismus bereichern die deutsche Sprache mit Wortkreationen.
Beispiele: Admin, Babysitter, Bowling, Dimmer, Disco, Festival, Monster
2. Differenzierende Anglizismen
Hierunter fallen englische Ausdrücke, die wir im Alltag meist synonym zu deutschen Wörtern nutzen oder existierende Begriffe damit ergänzen beziehungsweise genauer umschreiben. Der Anteil diese Anglizismen beträgt rund 18 Prozent, viele davon finden sich in der Fachsprache.
Beispiele: Action, Bachelor, Burnout, Brainstorming, Teamwork, Permalink
3. Verdrängende Anglizismen
Rund 79 Prozent aller Anglizismen zählen hierzu – und ärgern vor allem Sprachpuristen in Deutschland. Denn sie ergänzen und erweitern nichts, sondern verdrängen deutsche Wörter und Sprachklassiker – oft nur, weil es damit moderner und „hipper“ klingt.
Beispiele: Access (statt: Zugriff), Apartment (statt: Wohnung), Blockbuster (statt: Kassenschlager), Briefing (statt: Einweisung), Deadline (statt: Fristende), Sabbatical (statt: Auszeit), Wallpaper (statt: Bildschirmhintergrund)
Anglizismen: Pro & Contra
An Anglizismen scheiden sich die Geister: Sind sie gut oder schlecht? Manche sprechen vom „Sprachverfall“ – andere sehen im Sprachwandel eine Bereicherung der deutschen Sprache. Die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente im Überblick:
- Ergänzende Anglizismen bereichern den Wortschatz.
- Sprache wird durch Lehnwörter lebendiger und kreativer.
- Englische Wörter bringen lange Umschreibungen auf den Punkt.
- Anglizismen sorgen für einen Kulturaustausch – siehe Germanismen.
- Internationale Kommunikation findet sowieso auf Englisch statt.
Pro Anglizismus
- Denglisch zeigt Denkfaulheit, weil es dafür deutsche Wörter gibt.
- Verdrängende Anglizismen sind Bedrohung für das Kulturgut Deutsch.
- Scheinanglizismen verraten unzureichende Englischkenntnisse.
- Anglizismen führen zu Missverständnissen.
- Durch englische Jugendsprache verstehen Ältere nichts mehr.
Contra Anglizismus
Anglizismen Liste von A-Z
Zum Abschluss finden Sie noch eine ausführliche Liste zahlreicher englischer Ausdrücke, die es es in die deutsche Sprache geschafft haben – und die wir selber nutzen. Die passenden „Keywords“ und Artikel sind deshalb gleich dazu verlinkt – als praktische Erklärung und Übersetzung der Anglizismen…
A
Active Sourcing
After-Work-Party
Assessment Center
B
Barcamp
Benching
Blackout
Blended Learning
Boreout
Bossing
Braindumping
Brainfood
Brainstorming
Brainswarming
Bucket List
Buddy Punching
Bullet Journal
Bullshit Bingo
Burnout
Business Development
Businessplan
Business Skills
C
Call To Action
Casual
Casual Friday
Coaching
Change Management
Cheffing
Come To Jesus Meeting
Consistent Identity
Copywriting
Corporate Social Responsibility (CSR)
Crowdfunding
Crowdworking
Cyberfaulenzer
Cybermobbing
D
Deadline
Deep Work
Design Thinking
Digital Detox
Digital Leadership
Downshifting
Doping
Dresscode
E
Eat The Frog
E-Book
E-Learning
Elevator Pitch
E-Mail
Emotional Labour
Employability
Empowerment
E-Recruiting
Executive Search
F
Fake Work
Feedback
Flow Job
Franchising
Fraud Management
Fringe Benefits
Fuckup Nights
Funemployment
G
Gap Year
Ghosting
Ghostwriting
Gig Working
H
Headhunter
Hidden Champions
High Potentials
Homeoffice
Human Resources
I
Infinite-Monkey-Theorem
Influencer
Interviewer Bias
J
Jetlag
Jobcrafting
Jobkiller
Job Matching
Jobsharing
Journaling
K
Key Account Manager
Keynote Speaker
Kick-off-Meeting
Killerphrasen
L
Labour Illusion
Leadership
Learning by doing
Lifehacks
M
Maker Spaces
Mansplaining
Micro Degrees
Micro Habits
Mindfulness
Mindmap
Mindset
Mission Statement
Mixed Learning
Mobbing
Mobile Recruiting
Mystery Meetings
N
Namedropping
Newplacement
New Work
O
Office-Talk
Onboarding
Outing
Overclaiming
P
Patchwork-Jobs
Personal Branding
Plussing
Powernapping
Priming
Purpose
R
Reframing
Remote-Office
Remote-Work
Reverse Mentoring
Reverse Recruiting
Robot Recruiting
S
Sabbatical
Sexappeal
Shared Leadership
Sidebarring
Singletasking
Skillset
Slow Work
Soft Skills
Speed Recruiting
Stalking
Straining
Supply Chain Management
T
Teamwork
Timeboxing
Timing
Tiny Habits
Topsharing
Top Skills
Training On The Job
Trial And Error
UVW
Underdog
Understatement
Virtual Personal Branding
Vision-Board
Workaholic
Workation
Working Poor
Work-Life-Balance
Work-Life-Blending
Work-Life-Integration
Workshop
XYZ
Yay-Day
Young Professionals
Zoom Fatigue
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