Definition: Was ist eine optische Täuschung?
Eine optische Täuschung ist eine Täuschung der visuellen Wahrnehmung, bei der das Gehirn ein Bild anders interpretiert, als es in der Realität ist. Eine solche visuelle Illusion führt die Wahrnehmung in die Irre und trickst verschiedene Aspekte des menschlichen Sehvermögens aus.
Solche optischen Täuschungen nutzen verschiedene Tricks, um die visuelle Wahrnehmung hinters Licht zu führen. Das Sehvermögen wird aus typischen Situationen herausgebracht – die ungewohnten Rahmenbedingungen begünstigen falsche Interpretationen und Fehlschlüsse der Kognition.
Optische Täuschung: Beispiele
Optische Täuschungen spielen mit den Sinnen. Oft können wir nicht sofort erklären oder verstehen, wie die Illusionen funktionieren. Unsere Wahrnehmung sagt das eine – die Realität etwas anderes. Hier sind typische Beispiele und Arten von optischen Täuschungen:
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Größen-Illusionen
Beliebtes Beispiel für eine optische Täuschungen sind Unterschiede in der Größe von Objekten. Die Dine sehen entweder gleich groß oder vollkommen unterschiedlich aus – sind in Wahrheit aber das genaue Gegenteil von dem, was wir sehen.
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Farbtäuschungen
Was ist heller, was ist dunkler? Eine scheinbar einfache Frage, die bei einer optischen Täuschung schwierig zu beantworten ist. Gerade durch die Illusion von Schatten und in Relation zu anderen Farben wird das Gehirn getäuscht.
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Bewegungen
Sie schauen auf ein offensichtlich statisches Bild – trotzdem scheinen sich Linien und Muster ständig zu bewegen. Dies funktioniert zum Beispiel durch Anordnung der Objeke vor einem Hintergrund, auf dem die genaue Position schwer zu bestimmen ist. Das Auge fokussiert nur einzelne Elemente, der Rest scheint sich undeutlich zu bewegen.
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Unmögliche Formen
Egal, wie lange Sie darüber nachdenken: Die Formen sind in der Realität nicht möglich, existieren aber doch als Bild und optische Täuschung. Solch unmögliche Formen sind besonders verwirrend, weil unsere Wahrnehmung diese unbedingt erklären will (siehe: kognitive Dissonanz).
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Vexierbilder
Vexierbilder scheinen auf den ersten Blick eindeutig. Auf den zweiten Blick enthalten sie aber ein weiteres Motiv, das zunächst verborgen ist und erst bei genauerer Betrachtung sichtbar wird. Eine Variante sind sogenannte Kippbilder, bei der Sie durch unterschiedlichen Fokus auf Details des Bildes zwei verschiedene Abbildungen erkennen.
Optische Täuschung: Bilder mit Erklärung
In den folgenden Bildern finden Sie viele Beispiele und Bilder für optische Täuschungen. Dazu erhalten Sie eine Erklärung, wie und warum die optische Täuschung funktioniert.
1. Optische Täuschung: Hermann-Gitter
Sie sehen ein Gittermuster mit insgesamt 12 schwarzen Punkten an Kreuzungen der Linien. Bekannt ist das Bild als „Ninio’s Extinction Illusion“ von Will Kerslake – dabei handelt es sich um eine Variation der Hermann-Gitter-Täuschung. Wie viele der Punkte sehen Sie, wenn Sie sich die optische Täuschung anschauen?
Wie funktioniert die optische Illusion?
Es ist unmöglich, alle 12 Punkte gleichzeitig zu sehen. Konzentrieren Sie sich auf einen oder zwei, verschwinden die anderen aus dem Sehfeld. Durch das Gittermuster wirken die Kreuzungspunkte heller, gleichzeitig verschwinden die dunkleren Punkte.
2. Optische Täuschung: Münsterberg- oder Kaffeehaus-Täuschung
Die optische Täuschung zeigt viereckige Formen und orange Linien, die sich scheinbar biegen oder diagonal verlaufen. Bekannt ist das Bild als „Café Wall Illusion“, „Kaffeehaus-Täuschung“ oder „Münsterberg-Täuschung“. Welche Form haben die Vierecke und wie viele Linien verlaufen parallel?
Wie funktioniert die optische Illusion?
Der Effekt entsteht durch die gegeneinander verschobenen Reihen sowie den Kontrast der abwechselnd hell und dunkel angeordnete Vierecke. Alle orangen Linien auf dem Bild sind vollkommen parallel. Alle Rechtecke gleich groß. Je länger Sie darauf schauen, desto mehr scheinen sich die Linien aber zu biegen.
3. Optische Täuschung: Müller-Lyer-Illusion
Eine optische Täuschung mit einem einfachen Bild: Zwei Linien stehen übereinander und werden durch Pfeilelemente an den Enden ergänzt. Diese Täuschung ist als „Müller-Lyer-Illusion“ bekannt. Die simple Frage mit scheinbar offensichtlicher Antwort: Welche Linie ist länger?
Wie funktioniert die optische Illusion?
Beide Linien sind gleich lang und (bis auf die äußeren Elemente) vollkommen identisch. Trotzdem sagt die Wahrnehmung etwas anderes und die obere Linie wirkt deutlich länger. Grund dafür sind die ergänzenden Pfeilelemente, die Ihre Wahrnehmung trüben.
4. Optische Täuschung: Ebbinghaus-Illusion
Bei dieser optischen Täuschung geht es um die dunkleren Kreise: Beide sind von jeweils 8 helleren Kreisen umgehen. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Ebbinghaus-Illusion – sie funktioniert auch mit anderen Farben oder Formen. Wie beim vorherigen Bild lautet die Frage: Welcher der dunklen Kreise ist größer?
Wie funktioniert die optische Illusion?
Der obere dunkle Kreis ist deutlich kleiner? Falsch! Die beiden dunklen Kreise sind absolut identisch. Der Effekt funktioniert durch die unterschiedlich großen äußeren Kreise. Diese relativieren die Wahrnehmung der Größe. Durch die großen Elemente wird der obere Kreis kleiner – und der untere umgekehrt größer.
5. Optische Täuschung: Phantombild
Das Bild zeigt einen Regenbogen mit abgewandelten Farben – soweit ist es noch keine optische Täuschung. Auch müssen Sie keine Frage beantworten, sondern für 20 Sekunden auf den schwarzen Punkt in der Mitte des Bildes schauen. Wenn Sie anschließend an eine weiße Wand oder die Decke schauen, sehen Sie ein sogenanntes Phantombild.
Wie funktioniert die optische Illusion?
Schauen Sie länger auf den schwarzen Punkt und danach auf einen weißen Hintergrund, sehen Sie den Regenbogen in Echtfarben. Der Effekt ist ein „negatives Nachbild“ (auch: visuelle Nachwirkung). Grund ist eine Desensibilisierung der Rezeptoren Ihrer Augen. Starren Sie lange auf dunkle Farben, sehen Sie diese im Nachbild hell und umgekehrt.
6. Optische Täuschung: Bewegungsillusion
Diese optische Täuschung wirkt auf Betrachter chaotisch bis halluzinatorisch. Viele ineinander gedrehte Spiralen verschiedener Farben. Die Illusion dabei: Das statische Bild scheint sich zu bewegen, wenn Sie länger darauf schauen.
Wie funktioniert die optische Illusion?
Bei der Bewegungsillusion handelt es sich um Scheinbewegungen. Hervorgerufen wird die optische Täuschung durch wiederholende Muster. Durch unterschiedlich starke Kontraste kommt es im Gehirn zu Fehlinterpretationen. Es gibt keinen Anhaltspunkt für die räumliche Lage, so entsteht das Gefühl der Bewegung.
7. Optische Täuschung: Vexierbild
Diese optische Täuschung ist im Internet als eine Art Selbsttest für schmutzige Gedanken bekannt geworden. Die Frage: Was sehen Sie auf dem Bild? Die meisten sehen zuerst einen weiblichen Körper. Das Vexierbild enthält aber eine zweite, weniger offensichtliche Abbildung!
Wie funktioniert die optische Illusion?
Diese optische Täuschung entsteht durch eine Formenillusion. Statt als weiblichen Torso können Sie das Bild ebenso als zwei tanzende Strichmännchen sehen (Hier die Auflösung). Ein anderes bekanntes Beispiel ist ein Bild von zwei zugewandten Gesichtern – die Lücke zwischen den Gesichtern hat die Form einer Vase.
8. Optische Täuschung: Kippfigur
Diese optische Täuschung ist ein sogenanntes Kippbild. Das Bild zeigt eine Zeichnung des amerikanischen Cartoonisten William Ely Hill unter dem Namen „My Wife and My Mother-In-Law“, im Deutschen heißt es auch einfach nur „Junge Frau, alte Frau“. Bleibt die Frage: Welche der beiden Frauen sehen Sie auf den ersten Blick?
Wie funktioniert die optische Illusion?
Sie können beide Frauen sehen, weil einzelne Elemente des Bildes doppelt genutzt werden. Das linke Ohr der jungen Frau ist (bei anderem Fokus) das linke Auge der alten Frau; das Halsband der jungen Frau ist der Mund der älteren Dame. Eine Studie der Flinders Universität zeigte: Welche Frau Sie zuerst erkennen, hängt auch von Ihrem eigenen Alter ab.
9. Optische Täuschung: Unmögliche Figur
Das Bild zeigt eine geometrische Form, die an einen Würfel erinnert. Auf den ersten Blick wirkt dieser normal – bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Es handelt sich um eine unmögliche Figur.
Wie funktioniert die optische Illusion?
Unmögliche Formen verstoßen gegen die Gesetze der Geometrie. Es handelt sich dabei um zweidimensionale Objekte, die Dreidimensionalität lediglich vortäuschen. Die oben abgebildete Figur kann real nicht existieren, weil die einzelnen Seiten in dieser Form nicht zueinander führen können. Ein bekanntes Beispiel ist auch das „Penrose-Dreieck“.
Wer hat optische Täuschungen entdeckt?
Die Kunst arbeitet schon lange mit Illusionen. Zu den bekanntesten Vertretern gehören der spanische Maler und Exzentriker Salvador Dali. Er gilt als Hauptvertreter des Surrealismus. Ebenso der niederländische Grafiker Maurits Cornelis Escher. Er ist bekannt für seine perspektivischen Unmöglichkeiten. Seine Bilder zeigen Treppen, die scheinbar unendlich sind wie die Lithographie „Treppauf/Treppab“.
Illusionistische Malerei lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. In der Renaissance wurden mittels perspektivischer Malerei, der „Trompe-l’œils“ („Täusche das Auge“), in Kirchen oder Palästen architektonische Elemente vorgetäuscht, um den Raum größer aussehen zu lassen.
Wie entstehen optische Täuschungen im Alltag?
Es gibt mehrere Methoden, eine optische Täuschung zu erzeugen und das Auge auszutricksen. Die Täuschung basiert immer auf dem falschen Zusammenspiel aus Wahrnehmung durch die Augen und der Interpretation durch das Gehirn. Die Erklärungen:
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Verarbeitung von Sinnesreizen
Einige optische Täuschungen funktionieren, weil das Auge Informationen nicht nur wahrnimmt, sondern filtert. Was als unwichtig eingestuft wird, kommt erst gar nicht im Gehirn an – Dinge, die wir zu kennen glauben, werden vervollständigt. Dabei greifen wir auf Erinnerungen und Erfahrungen zurück. Das Gehirn versucht die Bilder zu einem sinnvollen Ergebnis zu ordnen. Optische Täuschungen manipulieren den Ablauf und spielen dem Gehirn einen Streich (Beispiel).
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Verwirrung durch falsche Relationen
Viele optische Täuschungen arbeiten mit falschen Relationen. Ein Objekt, das von kleineren Dingen steht, wirkt größer. Das menschliche Auge kann solche Verhältnisse schwer bestimmen. Das gilt auch für Farben und Helligkeiten. Zwei gleichfarbige Quadrate wirken auf unterschiedlich hellem oder dunklem Hintergrund plötzlich nicht mehr so identisch. Für andere optische Täuschungen sind der Standort oder die Perspektive entscheidend.
Erfahrbare Illusionen im Alltag
Optische Täuschungen sind nicht nur künstlich erstellte Bilder und absichtliche Tricks für visuelle Illusionen. Sie begegnen uns auch im Alltag. Erlebbare optische Täuschungen und Illusionen im Alltag sind zum Beispiel:
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Nachbild
Schalten Sie einige Sekunden eine Glühbirne ein und sehen Sie hinein. Danach blicken Sie in den Raum. Plötzlich taucht die Glühbirne in allem auf, was Sie ansehen.
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Fata Morgana
Die Fata Morgana entsteht durch starke Hitze. Bei erhitztem Boden heizt sich die Luft auf und dehnt sich aus. Dort wo kalte und heiße Luftschichten aufeinander treffen, brechen sich die Lichtstrahlen. An den Grenzen der Schichten kommt es zu einer Luftspiegelung. So können Objekte gespiegelt werden, die in Wirklichkeit etliche Kilometer entfernt sind.
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Landschaft
Optische Täuschungen führen sogar zu Verschwörungstheorien. Etwa beim schottischen Berg „Electric Brae“. Bei ihm rollen Autos entlang der A719 scheinbar bergaufwärts. Das führte zu Spekulationen über erdmagnetische Strahlungen. Tatsächlich ist es nur die Bergkulisse, die die Illusion schafft (siehe YouTube-Video).
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- Déjà-vu: Was dahinter steckt + Wie die Täuschung entsteht
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