INGA-Prinzip: In 4 einfachen Schritten Grenzen setzen

Wir müssen weniger müssen. Vielen Menschen fällt das Nein sagen enorm schwer. Doch Ja-Sager leben gefährlich und zahlen dafür oft einen hohen Preis: Sie werden ausgenutzt, sind häufig überlastet und kassieren dafür auch noch weniger Respekt. Das INGA-Prinzip ist eine einfache Methode Bitten abzulehnen – höflich, konstruktiv und in vier einfachen Schritten…

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Definition: Was ist das INGA Prinzip?

Das INGA-Prinzip ist eine Methode in vier Schritten, mit denen Sie wertschätzend und lösungsorientiert Nein sagen – bestimmt und ganz ohne schlechtes Gewissen oder Wischiwaschi-Rhetorik (siehe kostenloses eBook, PDF).

Damit unser Gegenüber das Nein akzeptiert, kommt es darauf an, dass er oder sie die Absage versteht und sich dadurch weder gekränkt noch zurückgesetzt fühlt. Mit dem INGA-Prinzip (oder INGA Technik) setzen Sie klar Grenzen und formulieren die Absage trotzdem höflich und freundlich sowie selbstbewusst und nachvollziehbar.

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Wie funktioniert das INGA-Prinzip?

Bei dem Namen INGA handelt es sich um ein Akronym. Das INGA Prinzip setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der vier Schritte zusammen. Die einzelnen Buchstaben stehen für:

1. Interesse zeigen

Hören Sie sich zunächst das Anliegen oder die Erwartungen Ihres Gegenübers an – und sei beides noch so unverblümt oder unverschämt. Indem Sie grundsätzliches Interesse signalisieren, beweisen Sie Respekt und Wertschätzung – Ihr Gegenüber fühlt sich zugleich ernst genommen. Das ist vor allem wichtig, falls der Chef mit einer – wie immer dringenden – Bitte ins Büro schneit.

Dabei helfen zum Beispiel auch Rückfragen zu dem Hintergrund des Anliegens. Etwa: „Ich verstehe, dass dir der Termin heute Abend wichtig ist. Warum hast du erst so spät davon erfahren?“ Zudem können Sie über das Zuhören und Nachhaken erfahren, wie wichtig Ihrem Gesprächspartner das Anliegen wirklich ist und warum.

2. Nein sagen

Trotz allem Verständnis: Ihre Antwort lautet „Nein“. Es ist entscheidend, dass Sie an dieser Stelle Klartext reden und unmissverständlich deutlich machen, dass Sie dem Wunsch nicht nachkommen. Natürlich trotzdem freundlich und höflich. Zum Beispiel: „Ich verstehe dich, aber es tut mir leid: Ich werde das nicht machen.“ Abschwächungen vom Typ „Eigentlich wollte ich…“ Oder: „Möglicherweise könnte ich…“ sind absolut tabu!

Wer Nein meint, sollte Nein sagen. Klipp und klar. Beschwichtigungen entstehen oft nur aus dem Wunsch heraus, andere nicht zu verletzen. Sie untergraben aber den Entschluss und lassen Sie weniger souverän wirken. Eine Absage ist völlig legitim. Mit Einschränkungen wecken Sie nur falsche Hoffnungen – und die sorgen später für Enttäuschungen.

3. Grund nennen

Im dritten Schritt sollten Sie Ihre Entscheidung kurz (!) begründen. Die Begründung hilft Ihrem Gegenüber, die Ablehnung zu verstehen. Ohne Begründung entsteht leicht ein Vakuum, das mit Spekulationen gefüllt wird: „Mag die mich?“ „Ist er sauer auf mich?“ Warum reagiert sie so???“ Achtung: Geben Sie nur eine Erklärung ab – keine lange Rechtfertigung. Die klingt immer wie ein schlechtes Gewissen und weicht Ihr Nein auf. Die Begründung sollte zudem wahr und nachvollziehbar sein. Zum Beispiel: „Ich fühle mich geschmeichelt, aber die Wochenenden gehören grundsätzlich meiner Familie.“

Gerade gegenüber Vorgesetzten kann es hilfreich sein, mögliche Folgen zu verdeutlichen. Etwa: „Danke, dass Sie mir so viel Vertrauen entgegen bringen. Aber ich habe bereits mehrere Projekte, um die ich mich kümmern muss. Wenn ich diese Aufgabe zusätzlich übernehmen soll, wird sich der Abgabetermin von Projekt X zwangsläufig nach hinten verschieben.“ Ebenfalls hilfreich: Drücken ein kleines Bedauern wegen des „Nein“ aus. Das nimmt der Aussage ihre Schärfe und Härte: „Es tut mir leid: Nein – aber sonst unterstütze ich dich gern.“

4. Alternative anbieten

Der vierte und letzte Baustein macht das INGA-Prinzip so konstruktiv: Sie sagen nicht einfach nur „Nein“, sondern bieten trotzdem eine Alternative an. Beispiel: „Heute kann ich das nicht mehr schaffen, aber morgen könnte ich dich dabei unterstützen.“ Oder: „Wenn ich diese Aufgabe heute noch übernehmen soll, muss allerdings XY liegenbleiben, einverstanden?“ Die Alternative unterstreicht nochmal Ihre Ernsthaftigkeit und dass Sie grundsätzlich hilfsbereit sind. Nur eben auch eigene Arbeit und Bedürfnisse haben – und diese genauso ernst nehmen.

Die Alternative kann übrigens auch ein Tipp sein, wo der- oder diejenige stattdessen Hilfe bekommen kann. Oder ein Vorschlag, wie Ihr Gegenüber die Aufgabe alleine lösen kann. Entscheidend ist, dass abschließend der Eindruck entsteht, dass Sie grundsätzlich kooperativ sind und auch gerne geholfen hätten. Nur diesmal geht es eben nicht. Sorry. Schade. Aber nein…

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INGA ist gelebte Selbstfürsorge

Falsche Rücksichtnahme, ein unbegründetes Pflichtempfinden oder Harmoniesucht schaden uns nachhaltig. Die meisten Menschen fürchten den möglichen Konflikt und die Konfrontation oder wollen in dem Moment einfach nur gemocht werden. Doch das rächt sich.

Das INGA-Prinzip ist ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge und purer Selbstschutz: Es bewahrt Sie davor, von anderen ausgenutzt zu werden und dokumentiert gleichzeitig nach außen Ihren Selbstwert. Die Erfahrung zeigt: Je besser Sie lernen, „Nein“ zu sagen, desto mehr wird Ihr „Ja“ geschätzt werden.


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