Herrschsucht: 5 Tipps bei herrschsüchtigen Menschen

Herrschsucht vergiftet jede Beziehung. Ein herrschsüchtiger Mensch zwingt anderen ständig seinen Willen auf, ohne Rücksicht auf Verluste. Das erschwert nicht nur im Privaten einen angemessenen Umgang, sondern macht eine konstruktive Zusammenarbeit quasi unmöglich. Wir erklären, welche Ursachen Herrschsucht hat und geben fünf Tipps, wie Sie mit herrschsüchtigen Menschen klarkommen können…

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Was ist Herrschsucht?

Obwohl mit Sicherheit viele bereits die Erfahrung mit Herrschsucht oder einem herrschsüchtigen Menschen gemacht haben, sucht man diesen Begriff bei Wikipedia vergebens. Das liegt daran, dass Herrschsucht in der Psychologie eher unter Kontrollsucht und Narzissmus gefasst wird. Statt Herrschsucht sind auch synonyme Begriffe wie Diktatur, Brutalität oder Schonungslosigkeit verbreitet. Gemeint ist damit ein äußerst dominantes, rigides Auftreten anderen gegenüber. Herrschsucht bedeutet, dass jemand Macht über andere ausüben will. Und wie jede Sucht wird das Verlangen, andere zu beherrschen, nie gestillt.

Das passt gut zu Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung: Die kreisen ständig um sich selbst. Sie sind von der eigenen Person und Wichtigkeit derart überzeugt, dass sie glauben, anderen überlegen zu sein. Das rechtfertigt ihrer Meinung nach, ohne entsprechende Leistungen oder Qualifikationen Macht ausüben zu dürfen. So ein Verhalten legen auch Diktatoren an den Tag. Berücksichtigt man gleichzeitig diverse andere Symptome, so ist Herrschsucht besonders bei Psychopathen vertreten:

Symptome bei Herrschsucht

Merkmale herrschsüchtiger Menschen sind:

Aggressives Auftreten
Gemäßigtes Verhalten ist ihnen fremd. Probleme lösen sie mit verbaler oder physischer Gewalt.

Dogmatische Einstellung
Ausschließlich die eigene Meinung zählt, andere können einen Herrschsüchtigen nicht umstimmen.

Absolute Kontrolle
Herrschsucht heißt, dass der Herrschsüchtige andere Menschen zwanghaft kontrolliert und unterdrückt. Abweichungen oder Widerstand bestraft er.

Geringe Empathie
Herrschsüchtige Menschen haben keinen Zugang zu eigenen Gefühlen. Sie empfinden anderen gegenüber keine Empathie und nehmen deren Bedürfnisse nicht wahr.

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5 Tipps bei herrschsüchtigen Menschen

Wie Sie sich am besten verhalten, hängt zum einen davon ab, wie stark die Herrschsucht ausgeprägt ist und zum anderen, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Herrschsucht wird selten mit Frauen, häufiger mit Männern in Verbindung gebracht, was hauptsächlich daran liegt, dass oft Männer Führungspositionen bekleiden. In einer Partnerschaft kann es aber auch der weibliche Teil sein, der den anderen massiv unter Druck setzt und zu kontrollieren versucht. Folgende Tipps helfen Ihnen:

Erkennen Sie die Manipulation

Herrschsucht sollte keineswegs mit Führung oder Übernahme von Verantwortung verwechselt werden. Falls jemand so argumentiert, gilt es genau hinzuschauen. Denn oft schlägt sich Herrschsucht in Manipulation und Verallgemeinerungen nieder. Beispielsweise versucht ein Herrschsüchtiger beim Gegenüber den Eindruck zu erwecken, dass außer der betreffenden Person ALLE Leute seine Ansicht teilen würden. Sobald Sie Signalwörter wie „nie, immer, keiner, alle“ und ähnliche hören, sollten Sie auf der Hut sein.

Beobachten Sie sich

Was macht das Verhalten Ihres Gegenübers mit Ihnen? Prallen Vorwürfe und Manipulationsversuche an Ihnen ab? Manche Leute schaffen es, das Verhalten des anderen zu durchschauen und können sich gut davon abgrenzen. Wie gut man mit Kränkungen umgehen kann, ist letztlich auch eine Frage des Selbstwertgefühls. Manche machen sich bestimmte Äußerungen zu eigen. Führt die Herrschsucht Ihres Partners oder Kollegen bereits dazu, dass Sie ein geringes Selbstwertgefühl haben? In so einem Fall ist es an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen.

Weisen Sie den Herrschsüchtigen in seine Grenzen

Hier kommt es wie gesagt darauf an, in welchem Verhältnis Sie zueinander stehen: Ist Ihr Vorgesetzter herrschsüchtig, besteht ein Abhängigkeitsverhältnis. Das heißt aber nicht, dass er alles darf: Suchen Sie den Schulterschluss mit Kollegen und Betriebsrat, dokumentieren Sie Vorfälle. Hat Ihr Chef gerade mal wieder einen Tobsuchtsanfall, ist es sinnvoller, ihn gewähren zu lassen, weil die Situation sonst eskaliert. Setzen Sie in einem späteren Gespräch ruhig auseinander, welche Konsequenzen so ein Verhalten hat (keine Zeit/Ruhe für Aufgaben bei ständigen neuen). Betonen Sie, dass Sie eine sachlich-konstruktive Auseinandersetzung möchten. Beleidigungen wie „Sie sind eine Niete“ oder „Sie sind total unfähig“ müssen Sie sich nie gefallen lassen, da sie einen Straftatbestand darstellen.

Reduzieren Sie den Kontakt

Oft erfordert der Umgang mit herrschsüchtigen Menschen viel Energie. Daher sollte der Kontakt auf das Nötigste begrenzt werden. Nicht immer ist das möglich. Arbeiten Sie beispielsweise mit so einem Teamkollegen zusammen, können Sie schlecht ausweichen. Hier gilt es, sich verschiedene Strategien zurechtzulegen. Auch wenn der andere vielleicht mehr Berufserfahrung hat oder schon länger im Unternehmen ist: Lassen Sie sich nicht alles gefallen, weisen Sie ihn in seine Schranken. Entscheidend ist dabei Ihr persönliches Auftreten: Je mehr Sie in sich ruhen und um Ihre Fähigkeiten wissen, desto selbstbewusster können Sie auftreten. Am besten spiegeln Sie das durch eine aufrechte Körperhaltung nach außen. Außerdem können Sie sich ein paar schlagfertige Antworten auf fiese Bemerkungen zurechtlegen oder schlichtweg ironisch reagieren.

Beenden Sie die Beziehung

Wenn die oben genannten Tipps nicht fruchten, sollten Sie überlegen, ob Sie den Job wechseln. Wer hier und da Zeuge von Herrschsucht wird – etwa bei einem Kollegen aus der anderen Abteilung – kann vermutlich damit umgehen. Liegt allerdings das Problem in der Person des Chefs begründet und ändert sich trotz verschiedener Gespräche nichts, ist ein Jobwechsel schließlich eine Frage des Selbstwerts. Gleiches gilt für eine toxische Beziehung mit einem Partner: Fragen Sie sich ernsthaft, ob es eine Chance zur Besserung gibt.

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Welche Ursachen hat Herrschsucht?

Herrschsucht lässt sich in den meisten Fällen auf eine mangelnde Impulskontrolle zurückführen. Verbunden mit dem übersteigerten Geltungsdrang führt sie dazu, dass solche Leute gerne cholerisch herumschreien. Sie dürfen das – schließlich haben sie recht (so die Eigenwahrnehmung). Und weil ihnen aufgrund ihres Wissens eine höhere Position zustehe, seien sie zu so einem Verhalten autorisiert.

Existiert ein wirklicher Hierarchieunterschied wie etwa beim Chef gegenüber Angestellten, nutzen Herrschsüchtige das aus, zumal sie durch defensives Verhalten ihrer Untergebenen quasi befeuert werden. Daher kann Herrschsucht – zumindest in Demokratien – nur funktionieren, wenn die andere Seite mitmacht. Gibt es niemanden, der sich dem Herrschsüchtigen beugt, bricht seine Herrschergrundlage weg. Dann bleibt nur noch ein cholerischer Egomane übrig. Angst oder Unterwerfung sind also schlechte Ratgeber im Umgang mit herrschsüchtigen Menschen.

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Auswirkungen von Herrschsucht

In einer von Herrschsucht geprägten Beziehung fällt freie Entfaltung schwer. Auch die Konfrontation am Arbeitsplatz mit solchen Leuten trübt unnötig das Verhältnis. Es gibt immer Menschen, die eher den Drang zu führen haben, während andere sich gerne unterordnen. Solange es sich um eine Führungskraft handelt, die Verantwortung übernimmt, sind Anordnungen bis zu einem gewissen Grad vom Arbeitsvertrag und dem Direktionsrecht abgedeckt.

Geht das Verhalten weit über das Direktionsrecht hinaus, werden Leute mit gering ausgeprägten Selbstbewusstsein sich noch mehr hinterfragen und unsicher sein. Darunter leiden sowohl die Arbeitsatmosphäre als auch die Ergebnisse. Aber selbst wenn jemand um seinen eigenen Wert weiß, ist Herrschsucht zerstörerisch. Auf Dauer wird so jemand sich ein anderes Umfeld suchen – einen anderen Partner, einen anderen Job. Damit gehen Werte wie Zusammengehörigkeitsgefühl und Loyalität, aber auch Expertise verloren. Sowohl eine hohe Fluktuationsrate als auch ein angeschlagenes Betriebsklima wirken sich auf den Unternehmenserfolg aus. Unternehmen tun daher gut daran, ihre Führungskräfte von Zeit zu Zeit einem 360-Grad-Feedback zu unterziehen, um solche Verhaltensweisen aufzudecken.


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