Psychisch krank: Was bedeutet das?
Wer psychisch krank ist, leidet an seelischen, mentalen und psychischen Störungen. Betroffen ist in erster Linie nicht der Körper, sondern die Psyche (griechisch: Seele oder Hauch). Eine psychische Störung wirkt auf die Wahrnehmung, Emotionen, Gedanken, Verhaltensweisen oder das Selbstbild.
In den letzten Jahren sind die Zahlen von psychischen Erkrankungen deutlich gestiegen. Biologische Faktoren, familiäre Vorbelastung, aber auch soziale und gesellschaftliche Aspekte (Druck, hohe Erwartungen, traumatische Erlebnisse…) werden als Ursachen und Risikofaktoren betrachtet.
Psychisch krank: Symptome und mögliche Anzeichen
Wie bei körperlichen Erkrankungen sind auch bei psychischen Störungen die Symptome vielseitig. Je nach Person und Erkrankung treten verschiedene Anzeichen auf. Betroffen können verschiedene Bereiche sein:
Symptome bei Emotionen
Psychisch krank kann bedeuten, dass die Emotionen aus dem Gleichgewicht geraten. Gefühle sind sehr stark. Angst, Wut, Trauer, aber auch plötzliche Freude oder andere Emotionen brechen regelrecht über Betroffene herein. Durch die psychische Störung und die Macht der Gefühle ist eine Emotionsregulation kaum möglich. Auf der anderen Seite ist auch Emotionslosigkeit und innere Leere ein Symptom.
Symptome bei Gedanken
Direkt beeinflusst von den Gefühlen sind auch die Gedanken von psychischen Erkrankungen betroffen. Klassisch sind negative Gedanken, trübsinnige Launen oder auch deutliche Stimmungsschwankungen. Grundsätzlich können erkennbare Änderungen und Auffälligkeiten in den Gedanken ein Symptom sein.
Symptome beim Verhalten
Psychische Erkrankungen führen zu Veränderungen im Verhalten. Betroffene verändern plötzlich ihre Gewohnheiten, verhalten sich von außen betrachtet auffällig oder haben mehr Geheimnisse. Teilweise ziehen sie sich zurück, brechen Kontakte ab oder schränken soziale Interaktionen ein.
Symptome in der Wahrnehmung
Mögliche Symptome betreffen auch die Wahrnehmung. Psychische Störungen können zu einem verfälschten Selbstbild aber auch einer falschen Einschätzung von anderen Personen oder Situationen führen. Die Kognition ist nicht mehr zuverlässig und kann zu Trugschlüssen führen.
Symptome im Körper
Wenn die Psyche leidet, zeigt sich das auch durch körperliche Symptome. Es kann zu Erschöpfung, Müdigkeit, psychosomatischen Schmerzen oder häufigen Krankheiten und Infektionen kommen.
Psychische Störungen: Liste und Übersicht
Psychisch krank – das gibt es in vielen unterschiedlichen Formen und Erkrankungen. Psychische Probleme dürfen deshalb niemals verallgemeinert werden. Für jeden Betroffenen kann es ein anderes Schicksal bedeuten. Hier eine alphabetische Liste der häufigsten psychischen Störungen:
- Abhängigkeitsstörung (Drogen, Alkohol, Medikamente, Spielsucht)
- Affektive Störung (Depression, Manie)
- Angststörungen (Phobien, Panikattacken, Zwangsstörungen)
- Anpassungsstörung
- Aufmerksamkeitsstörung (ADHS)
- Belastungsstörung (zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörung)
- Bipolare Störung
- Borderline-Störung
- Burnout
- Essstörungen (Bulimie, Magersucht)
- Psychosen
- Schizophrenie (Paranoide oder katatone)
Psychisch krank: Wie sehen Außenstehende die Erkrankten?
In der Gesellschaft sind psychische Störungen weiterhin ein schwieriges Thema. Sie werden tabuisiert, missverstanden und führen oft zu Stigmatisierung. Ursachen dafür sind das ungute Gefühl dem Andersartigen gegenüber, aber auch mangelnde Aufklärung und Information. Außenstehende sehen nur die Krankheit, nicht den Menschen dahinter.
Hinzu kommt Angst, weil psychisch Kranke allgemein für gefährlich und unkalkulierbar gehalten werden. Für Betroffene macht es das noch schwieriger. Sie leiden nicht nur unter den Auswirkungen einer psychischen Störung, sondern werden sozial ausgegrenzt.
Bin ich psychisch krank?
Letztlich kann nur ein Arzt die Diagnose stellen, ob Sie psychisch krank sind. Umso wichtiger, dass Sie frühzeitig zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten gehen. Erstes Indiz sind die obigen Symptome – zusätzlich können Sie auf diese Anzeichen achten:
- Sie fühlen sich anders als sonst
Merken Sie Veränderungen bei sich selbst (in Gefühlen, Gedanken, Wahrnehmung oder Verhalten) sollten Sie genau darauf achten. Nehmen Sie solche Symptome ernst. Betroffene erkennen oft selbst, dass Sie sich verändern und können es sich kaum erklären. - Sie werden von anderen darauf angesprochen
Nicht nur Sie selbst, auch andere spüren und erkennen, wenn Ihre Psyche leidet. Werden Sie darauf angesprochen oder häufiger gefragt, ob es Ihnen gut geht, ist dies ein Warnsignal. Das gilt umso mehr, wenn Ihr Verhalten deutlich von Ihren Mitmenschen abweicht. - Sie haben zunehmend Schwierigkeiten im Alltag
Psychische Störungen erschweren den Alltag. In Ausbildung, Studium oder Job haben Sie Probleme und auch das Privatleben wird zunehmend zu einer größeren Herausforderung. - Sie spüren eine wachsende Belastung
Der Leidensdruck wird bei psychischen Erkrankungen mit der Zeit größer. Konnten Sie anfangs noch damit umgehen, Probleme klein halten oder ignorieren, merken Sie die Belastung immer stärker. - Sie haben schon länger den Eindruck
Einige Tage, an denen Sie sich schlapp fühlen und unter Stimmungsschwankungen leiden, müssen noch keinen psychischen Hintergrund haben. Halten die Symptome hingegen lange an und verbessern sich nicht von alleine, sollten Sie handeln.
Behandlung bei psychischen Störungen
Bei Verdacht auf eine psychische Störung sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen. Diagnose und Behandlung erfolgen durch einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten. Die Behandlung erfolgt meist über eine Kombination von Therapieformen:
- Somatische Behandlung
In diesen Bereich fallen vor allem Medikamente in Form von Psychopharmaka. Sie regen bestimmte Stoffwechselprozesse im Gehirn an und können so den psychischen Zustand von Patienten verbessern. - Psychotherapeutische Behandlung
Ergänzend werden Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie oder Ergotherapie eingesetzt. Das genaue Vorgehen bestimmt der behandelnde Psychiater oder Psychotherapeut je nach Störung, Symptomen und Auswirkungen.
Psychisch krank im Job: Inklusion ist oft nur Theorie
Psychisch Kranke haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Es mangelt an Konzepten zur Wiedereingliederung und Inklusion. Maßnahmen fehlen komplett oder zielen an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Betroffenen vorbei.
Eine psychische Störung führt bei Vermittlung durch die Arbeitsagentur hauptsächlich in den Niedriglohnsektor. Auch in Behindertenwerkstätten finden Betroffene Jobs. Es wird vernachlässigt, dass mit Unterstützung und Engagement zahlreiche andere Tätigkeiten möglich wären. Durch Umdenken und Überwindung von Vorurteilen kann die Eingliederung gelingen. Mögliche Maßnahmen für Arbeitgeber zur besseren Inklusion
- Betroffene müssen nicht in Großraumbüros arbeiten.
- Es gibt Regelungen zur Homeoffice.
- Flexible Arbeitszeiten ermöglichen es, Aufgaben später nachzuholen.
- Arbeitszeiten können bei Bedarf verkürzt werden.
Was andere dazu gelesen haben