Narzissmus: Eine einfache Frage entlarvt jeden Narzissten

Ein bisschen Selbstverliebtheit steckt in jedem von uns. Narzissmus oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung sind allerdings ernst zu nehmen. Narzissten haben ein übersteigertes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Hinter dem egoistischen oder arroganten Auftreten steckt oft ein geringes Selbstwertgefühl. Krankhafter Narzissmus kann indes zerstörerisch wirken – in Beziehungen, Partnerschaften und Job. Alles über Bedeutung, Symptome und Ursachen von Narzissmus – plus ein einfacher Test, wie Sie Narzissten schnell erkennen und entlarven…

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Definition: Was zeichnet Narzissmus aus?

Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung. Der Begriff lässt sich mit Selbstverliebtheit oder Selbstbewunderung übersetzen und beschreibt einen selbstverliebten Egomanen. Narzissten lassen sich dadurch charakterisieren, dass sie sich selbst wichtiger und wertvoller einschätzen als andere Menschen.

Das überzogen positive Selbstbild immunisiert sie zugleich gegenüber Kritik (oder sie ertragen diese nicht). Narzissten agieren häufig herablassend, rücksichtslos und kalt. Misserfolge können sie in schwere Krisen stürzen. Das Gegenteil dazu ist der sogenannte Echoist.

Was sind Narzissmus Symptome?

Typisch narzisstische Züge an einer Persönlichkeit sind:

  • Selbstidealisierung und Arroganz
  • Maßlose Selbstüberschätzung
  • Phantasien von grenzenlosem Erfolg
  • Übermäßige Selbstbezogenheit
  • Bedürfnis nach Bewunderung
  • Streben nach Dominanz
  • Mangel an Einfühlungsvermögen
  • Fehlendes Interesse an Mitmenschen
  • Häufige Rastlosigkeit und Ungeduld
  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik

Laut Statistik haben rund 0,4 Prozent der Bevölkerung eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung wird laut WHO aktuell nach ICD-10 klassifiziert. Das entspricht der international einheitlichen Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen.

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Narzissmus Begriff: Herkunft und Mythologie

Der Begriff „Narzissmus“ stammt aus der griechischen Mythologie: Narziss war der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Wassernymphe Leiriope. Auf seine Mitmenschen übte er enorme Anziehungskraft aus, viele verliebten sich in ihn. Aus Stolz und Überheblichkeit wies er alle zurück. Deshalb wird er von den Göttern bestraft: Als er an einer Wasserquelle seinen Durst stillen will, verliebt er sich in sein Spiegelbild.

Darüber, wie die Geschichte endet, herrscht Unklarheit. Es gibt drei Versionen: Er versucht sein Spiegelbild zu erreichen und merkt, dass das unmöglich ist. Vor Sehnsucht stirbt er und verwandelt sich in eine Narzisse (Variante 1). Als Narziss ins Wasser sieht, fällt ein Blatt darauf und verzerrt sein Abbild. Schockiert darüber, dass er hässlich ist, stirbt er (Variante 2). Vor lauter Selbstverliebtheit beugt sich Narziss ins Wasser und ertrinkt (Variante 3).


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Narzissmus erkennen: Narzissten entlarven per Frage

Wäre es nicht schön, einen Narzissten frühzeitig zu erkennen? Forscher um den Psychologen Brad Bushman von der Ohio State Universität haben dazu 11 Studien mit insgesamt 2250 Probanden ausgewertet. Das Ergebnis ist verblüffend: Um den Narzissten zu entlarven, gibt es einen einfachen Weg: Fragen Sie ihn! Psychologen nutzen in der Regel ein Inventar von mindestens 40 ausgeklügelten Fragen, um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren. Laut Bradman reicht aber schon eine simple Frage:

Auf einer Skala von 1 bis 7: Wie sehr stimmen Sie der Aussage zu „Ich bin ein Narzisst“?

Weil die Frage weder subtil noch rhetorisch ausgebufft ist, funktioniert sie. Je narzisstischer eine Persönlichkeit, desto eher wird sie der Aussage zustimmen und sich selbst einen hohen Wert geben.

Narzissmus Tests bestätigen das: Narzissten leugnen ihren Narzissmus nicht, weil sie ihn (und sich selbst) nicht als unerwünschte Persönlichkeitsstruktur sehen. Sie lieben sich – weil sie toll sind. Was ist daran schon falsch? Oder wie es Oscar Wilde einmal ausdrückte: „Sich selbst zu lieben, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.“

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Narzissmus Test: Bin ich ein Narzisst?

Falls Sie sich jetzt fragen: „Bin ich ein Narzisst? Und wie viel Narzissmus steckt in mir?“ haben wir einen kompakten Narzissmus Test entwickelt. Zwar kann ein solcher Test nur Indizien liefern, eine Psychoanalyse oder gar Narzissmus Therapie ersetzt er nicht. Falls Sie trotzdem Lust haben, mehr über sich zu erfahren: Der Test dauert nicht länger als 10 Minuten…

Narzissmus Test online + Lösung

Bitte prüfen Sie die folgenden Aussagen und haken Sie gleich online ab, welcher Aussage Sie zustimmen. Am Ende zählen Sie bitte zusammen, wieviele Angaben Sie angekreuzt haben. Den Test können Sie sich hier kostenlos als PDF herunterladen und ausdrucken.

  • Ich kann leicht ins Grübeln geraten – über persönliche Angelegenheiten oder meine Beziehungen zu anderen.
  • Ich bin leicht verletz- und reizbar durch Beleidigungen, Spott und Hohn von anderen.
  • Wenn ich einen Raum betrete, habe ich häufig das Gefühl, dass die Augen der anderen auf mich gerichtet sind.
  • Ich mag nicht so gerne den Erfolg mit anderen teilen, vor allem wenn der mehrheitlich auf meiner Leistung beruht.
  • Ich finde, ich habe genug mit meinen eigenen Problemen zu tun und muss mich nicht auch noch mit denen der anderen belasten.
  • Ich finde, ich bin längst nicht so launisch wie die meisten Menschen.
  • Ich nehme die Bemerkungen aus meinem Umfeld gerne mal persönlich.
  • Ich kann mich in meinen eigenen Ideen und Interessen schon mal verlieren und die Existenz von anderen dabei vergessen.
  • Ich bin nicht so gerne in Gruppen – es sei denn, ich weiß, dass ich von allen im Team geschätzt werde.
  • Eigentlich ärgert es mich jedes Mal, wenn andere mir von ihren Problemen erzählen, um meine Aufmerksamkeit oder mein Mitleid zu bekommen.
  • Ich gebe zu, ich bin neidisch auf attraktive Menschen.
  • Ich tendiere dazu, mich gedemütigt zu fühlen, wenn ich kritisiert werde.
  • Manchmal wurde ich mich schon, warum manche meine Talente und Qualitäten nicht erkennen und anerkennen.
  • Ich neige dazu, Menschen entweder großartig oder schrecklich zu finden.
  • Manchmal habe ich Fantasien, richtig brutal zu werden – jedoch weiß ich nicht warum.
  • Ich bin ebenso sensibel für Erfolge wie für Fehler.
  • Ich habe schon mal Probleme damit, dass keiner außer mir scheint zu verstehen, worum es geht.
  • Ich versuche Ablehnungen möglichst zu vermeiden.
  • Ich fürchte, meine geheimsten Gedanken, Gefühle und Handlungen könnten meine Freunde schockieren.
  • Ich neige zu Beziehungen, in denen ich meinen Partner mal verehre und dann wieder verachte.
  • Selbst in einer Gruppe von Freunden fühle ich mich öfters allein und unwohl.
  • Ich verüble es manchem, der hat, was ich gerne hätte.
  • Niederlagen und Fehlschläge beschämen oder ärgern mich – aber ich zeige das üblicherweise nicht.

Narzissmus Test Lösung

In Vergleichsstudien mit diesem Test zirkuliert der durchschnittliche Wert um die 12 Zustimmungen. Befindet sich Ihre Häkchenzahl in diesem Bereich oder darunter, ist Ihr Narzissmus-Level völlig unbedenklich. Alles im grünen Bereich! Haben Sie hingegen mehr als 16 Aussagen zugestimmt, spricht Vieles dafür, dass Sie ein heimlicher Narzisst sind. Ab 20 Häkchen stellt sich die Frage, ob man noch von „heimlich“ sprechen kann. Das, was andere über Sie sagen, basiert weniger auf übler Nachrede als vielmehr auf ausgeprägter Eitelkeit und Selbstverliebtheit.

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7 Anzeichen, dass Sie KEIN Narzisst sind

Falls Sie der Narzissmus Test verunsichert hat: Auch einen gegenteiligen Narzissmus Test können Sie hier machen. So gibt es beispielsweise 7 deutliche Anzeichen dafür, dass Sie KEIN Narzisst sind:

  • Sie freuen sich für andere
    Narzissten freuen sich nicht nur für andere Person, sondern MIT ihnen. Wenn Sie in der Lage sind, sich ehrlich für die Erfolge Ihrer Mitmenschen zu freuen und ihnen den Erfolg zu gönnen, ist dies ein untrügliches Zeichen, dass Sie kein Narzisst sind.
  • Sie nehmen Hilfe an
    Jemand anderen um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen, käme für einen Narzissten nicht in Frage. Das kommt einem Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit gleich. Je weniger Narzissmus in Ihnen steckt, desto eher erkennen Sie an, dass Erfolg meist auf Teamwork basiert und niemand alles perfekt kann.
  • Sie hören wirklich zu
    Gelingt es Ihnen, in Gesprächen einfach mal nichts zu sagen, zu schweigen und Ihrem Gesprächspartner Raum zu geben? Dann brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wer sich zurücknehmen und gut zuhören kann, ist eher kein Narzisst.
  • Sie haben viele Freunde
    Sie verfügen über einen breiten und stabilen Freundeskreis mit besonders guten Freunden? Auch dann können Sie beruhigt sein! Gute Freunde hätten Ihnen längst gesagt, dass Sie selbstsüchtig sind und sich abgewandt. Für Narzissten ist es schwer, langfristige Freundschaften zu pflegen, weil sie nicht bereit sind, etwas in eine Beziehung zu investieren – sie wollen daraus nur Nutzen ziehen.
  • Sie können Fehler eingestehen
    Das makellose Bild, das Narzissten von sich haben, soll um jeden Preis erhalten werden. Somit ist es für sie unmöglich, sich selbst Fehler einzugestehen. Sind Sie hingegen bereit, Fehler zu machen und dazu zu stehen, ist dies ein starkes Indiz für einen reifen Charakter. Überdies zeigt es, dass Sie sich weiterentwickeln und aus Rückschlägen lernen.
  • Sie geben Verantwortung ab
    Ein Narzisst sieht sich als Maß aller Dinge. Die von ihm gelegte Messlatte kann von keinem Kollegen übertroffen werden. Dieses Selbstbild erzeugt bei anderen nicht nur ein Gefühl der Arroganz, sondern verschlechtert auch das Gesamtergebnis. Sollten Sie ein guter Teamplayer sein, die Kompetenzen Ihrer Kollegen anerkennen und diesen entsprechende Verantwortung übertragen, sind Sie eindeutig kein Narzisst.
  • Sie müssen sich nicht verstellen
    Narzissten können sich nett und verständnisvoll geben – allerdings nur, weil Sie sich davon einen Vorteil versprechen. Das Umfeld soll manipuliert werden, um sie in ein besseres Licht zu rücken. Sie aber verstellen sich nicht, um anderen zu gefallen – Glückwunsch! Dann sind Sie eine ehrliche Haut und auf keinen Fall Narzissmus gefährdet.
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Was sind Narzissmus Typen?

Schon in den Neunzigerjahren stellte der Psychologe Jonathan Cheek fest, dass der Narzissmus zwei extreme Gesichter haben kann. Die beiden Narzissmus Typen nannte er:

  1. Großartigkeits-Exhibtionismus (Grandiosity-Exhibitonism)
  2. Verletzlichkeits-Sensibität (Vulnerability-Sensitivity)

Beide Varianten haben zwar gleichsame Züge von Arroganz und Egomanie. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Vor allem der zweite Typ tritt überhaupt nicht aggressiv auf, sondern hypersensibel, abschätzend, beobachtend, taxierend, übervorsichtig, zurückhaltend. Das lässt diesen Narzissmus Typ oft wie einen empfindlichen introvertierten Charakter erscheinen. Das kann eine Maske sein, öfter aber reiner Selbstschutz. Schließlich klingt es sympathischer, für sensibel und empathisch gehalten zu werden, statt für selbstverliebt und arrogant.

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Was sind Narzissmus Ursachen?

Die Erziehung und frühe Kindheitserfahrungen spielen als Ursachen von Narzissmus oft die größte Rolle. Einige Verhaltenstherapeuten halten übermäßiges Verhätscheln der Eltern ursächlich dafür, dass sich die Kinder später überwertig und überlegen fühlen und das Gefühl zwanghaft konservieren. Andere sehen in der Vernachlässigung eine der Hauptursachen: Wer als Kind zu wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung bekam, versucht das später zu erzwingen und so zu kompensieren.

Hinzu kommt: Hat ein Elternteil selbst narzisstische Züge, kann sich das auf das Kind übertragen. Etwa weil es lernt, dass Liebe niemals selbstlos ist und eine perfekte Fassade wichtiger. Überdies herrscht in narzisstischen Familien oft ein hohes Maß an Misstrauen. Medizinische Studien belegen zudem, dass es Narzissten schon biologisch schwer fällt, die Bedürfnisse von Mitmenschen zu erkennen.

Als der Psychologe Stefan Röpke von der Charité Berlin Probanden mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung untersuchte, stellte er im Magnetresonanztomografen (MRT) fest: Die Großhirnrinde war bei Narzissten signifikant dünner. Dabei handelt es sich um die äußere Nervenzellschicht des Gehirns – sie ist für unser Mitgefühl und die Empathie verantwortlich.

Warum fallen wir auf Narzissten herein?

Selbstverliebte Menschen mit Geltungsdrang suchen zwar in erster Linie Fans und das Rampenlicht. Sie gieren nach Anerkennung und Aufmerksamkeit oder geben vor, alles zu können, machen sich aber selbst nie die Hände schmutzig. Alles wenig schmeichelhaft. Auf der anderen Seite sind Narzissten Meister des ersten Eindrucks. Wie kein anderer verstehen sie es, eine besonders sympatische Aura zu erzeugen und uns das zu geben, was wir so gerne bewundern:

  • Attraktivität
  • Coolness
  • Charme
  • Humor
  • Wortgewandtheit
  • Star-Allüren (die natürlich suggerieren, ein Star zu sein)

Mehrere Studien zeigen, dass Narzissten mit diesem Eindruck punkten und sich profilieren. Sie knüpfen so schneller Kontakte und werden schließlich populär. Als Resultat beklatschen oder befördern wir sie, teils bis in die Chefetagen, wo sie dann ihr Unwesen treiben, dank der Macht, die wir ihnen gegeben haben.

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Bedeutung: Wie wirkt Narzissmus im Alltag?

Die übertriebene Selbstverliebtheit und Illusion der eigenen Großartigkeit kann sich zu einer ernsthaften Persönlichkeitsstörung entwickeln und dazu, andere auszubeuten. Im Alltag haben Sie es aber selten mit diesem Extrem eines Narzissten zu tun. Letztlich trägt jeder Mensch narzisstische Züge in sich. Bis zu einem gewissen Maß ist das auch gesund, spornt uns an und hilft uns, eigenen Bedürfnissen und Zielen nachzustreben. Problematisch wird der Persönlichkeitsstil erst, wenn es die betroffene Person sozial unverträglich macht.

Trotz negativer Auswirkungen auf das Umfeld des Narzissten sollte nicht vergessen werden, dass die Betroffene teils selbst unter ihrem Narzissmus leiden. Insbesondere Kritik und Zurückweisung können bei ihnen zu starken Selbstzweifeln, Lebenskrisen oder gar Depressionen führen. Viele Narzissten lieben sich selbst, sind sich aber nicht genug. Ihr Selbstwertgefühl hängt maßgeblich von der Bewunderung anderer ab. Fehlt diese, stürzt der Narzisst in ein tiefes Loch.

Narzissmus in Beziehung und Partnerschaft

Narzissten können kreativ, gesellig und sogar unterhaltsam sein. In einer Partnerschaft aber sind sie pures Gift. Der Narzissmus verwandelt die Beziehung in eine toxische Gemeinschaft und macht das Leben mit dem Narziss unerträglich. Nicht wenige Partner erleben dabei eine Art Achterbahnfahrt der Gefühle – oder ein Martyrium.

Kennzeichen einer narzisstischen Beziehung ist häufig, dass der Partner durch den Narzissten abgewertet, beleidigt, beschuldigt und manipuliert wird. Der Narzisst versucht sich durch sein großspuriges Verhalten (indirekt) aufzuwerten. Ein perfides Spiel aus Schuldzuweisungen, emotionaler Manipulation und Macht. Eine dauerhafte emotionale Ausbeutung des Partners ist die Folge. Hier gilt es eher früher als später klare Grenzen zu ziehen mittels Kontaktabbruch – schon um sich selbst zu schützen.

Eine betroffene Leserin schrieb uns dazu:

Es ist schrecklich, wie durch diese Persönlichkeitsstörung eine ganze Familie zerstört werden kann. Wie schleichend sich der Mensch verändert. Ich habe beobachtet, wie mein narzisstischer Mann zunehmend in eine Art Sucht verfiel und ständig nach Selbstbestätigung und Bewunderung gesucht hat. Niemals war er mit Erreichtem oder uns zufrieden. Selbst den eigenen Kindern gegenüber zeigte er keine Empathie mehr und nahm überhaupt nicht mehr wahr, was er ihnen mit seinem Egoismus und seinem selbstverliebten Verhalten antut. Ich habe diese Entwicklung über viele Jahre miterlebt, verbunden mit depressiven Episoden und der inneren Zerrissenheit, nicht so sein zu wollen und dann doch wieder in diese Muster zu verfallen. Unsere Familie ist daran zugrunde gegangen.

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Wie gehe ich mit Narzissten um?

Narzissten sind leicht zu kränken und hassen Kritik. Deshalb braucht der Umgang mit ihnen viel Fingerspitzengefühl. Kritik sollten Sie möglichst konstruktiv formulieren und angenehm verpacken. Bewährt haben sich vor allem Ich-Botschaften. Beispiel: „Ich fühle mich verletzt, wenn du nie fragst, wie es mir geht.“ Das kann der Narzisst nicht einfach wegdiskutieren – und es klingt auch nicht sofort wie ein Angriff auf sein Ego. Umgekehrt lässt sich ein Narzisst leicht durch Lob und Schmeicheleien umgarnen und selbst manipulieren.

Machen Sie sich aber bitte bewusst: Einen Narzissten können Sie nicht ändern. Allenfalls können Sie ihm Grenzen setzen und seine Manipulationsversuche abwehren. Hilft alles nicht, bleibt oft nur der Abbruch der Beziehung und auf Abstand zu gehen.

Therapie: Kann man Narzissmus heilen?

Die Therapie einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung gestaltet sich oft schwierig, weil betroffene Menschen ihr Verhalten nicht als problematisch erkennen. Sie sind von der eigenen Großartigkeit überzeugt und deuten etwaige Behandlungen nur als Versuch sie in die Mittelmäßigkeit zurückzustufen. Falls sie aber doch einwilligen (Voraussetzung!) werden zur Behandlung meist unterschiedliche Psychotherapien eingesetzt. Zum Beispiel, um das eigene Verhalten und Gefühle besser zu verstehen.

Das Therapieziel ist nicht so sehr, den Narzissmus zu heilen, sondern vielmehr die eigene Empathiefähigkeit zu verbessern und daraus neue Verhaltensmuster abzuleiten. Dazu muss zwischen Therapeut und Patient eine stabile, vertrauensvolle Beziehung herrschen, sonst funktioniert die Behandlung nicht. Dritte Voraussetzung ist schließlich das Eingeständnis, Hilfe zu benötigen. Das ist oft die größte Hürde, weil Narzissten dies als Niederlage oder Bedrohung ihres Selbstbildes empfinden. Die Behandlung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung benötigt daher viel Zeit und Geduld.

Hat Narzissmus auch Vorteile?

Nachdem Sie so viel über die negativen Seiten und Nachteile des Narzissmus gelesen haben, möchten wir die Vorteile des Narzissmus nicht unerwähnt lassen. Das wäre nicht fair. Ja, Narzissten sind anstrengend, selbstverliebt und eitel bis in die Haarspitzen – das muss man ertragen können. Gleichzeitig: Nicht jeder, der von seiner Meinung oder Entscheidung überzeugt ist, ist automatisch ein Narzisst. „Viele Eigenschaften, die man heute narzisstisch nennt, sind gesund“, sagt zum Beispiel Claas-Hinrich Lammers, Narzissmus-Experte und Chefarzt für Psychiatrie am Asklepios-Klinikum Nord in Hamburg.

Narzissmus hat durchaus positive Seiten. Der Psychologe Delroy Paulhus fand zum Beispiel heraus, dass narzisstische Menschen bereits beim ersten Teamtreffen von allen als besonders offen, kompetent, gewissenhaft, kontaktfreudig oder unterhaltsam empfunden wurden – was gut war für den gesamten Teamgeist. Weitere Vorzüge des Narzissmus sind:

  • Bessere Ergebnisse
    Forscher der Stanford Universität konnten nachweisen: Narzissten sind zwar nicht besser oder kreativer als andere. Weil sie das aber von sich dachten, steckten sie mit ihrer Euphorie das Team an. Der Impetus, großartig zu sein, übertrug sich auf die gesamte Gruppe. Effekt: Am Ende verbesserte sich das Ergebnis des Teams insgesamt. Allerdings sollten nie mehr als zwei Narzissten in einem Team sein.
  • Mehr Engagement
    Narzissmus kann den Einsatz erhöhen, den jemand im Job zeigt. Getrieben von dem Wunsch, von anderen bewundert zu werden, werden Höchstleistungen erbracht. Narzissten stehen gerne im Mittelpunkt – Erfolge können ihnen das ermöglichen. Entsprechend ehrgeizig und engagiert sind sie.
  • Mehr Innovationen
    Findet sich der Narzissmus auf der Chefetage, steigt die Bereitschaft für Innovationen und neue Technologien, das fanden Studien der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) heraus. Narzisstische Chefs treiben oft sogar Innovationen mit großem Risiko voran, weil diese Neuerungen hohes Potenzial für öffentliche Aufmerksamkeit und Medienauftritte haben. Eine perfekte Bühne für Narzissten.

Lesetipp: Wie umgehen mit einem narzisstischen Chef? Hierzu finden Sie bei uns vier grundlegende Narzissmus Typen beziehungsweise Cheftypen samt Tipps für den Umgang: Manipulator, Blender, Kontrolleur und Unfehlbare.


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