Was sind rhetorische Mittel?
Rhetorische Mittel (auch: rhetorische Figur, Rede- oder Sprachfigur) sind ein wichtiges Gestaltungselement der Sprache. Zahlreiche Gedichte, Balladen, Romane sowie Dramen, Reden oder Vorträge nutzen rhetorische Stilmittel.
Ziel rhetorischer Mittel ist, Aussagen (in Texten) zu betonen, Interesse und Emotionen zu wecken sowie das Verständnis zu erleichtern. Der Begriff „Rhetorik“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Redekunst“.
Rhetorische Mittel Wirkung
Die Wirkung rhetorischer Mittel (Englisch: Stylistic Devices) ist Redegewandtheit (Fachbegriff: Eloquenz). Genutzt werden Sie vor allem von Politikern, Moderatoren, Keynote Speakern oder Vertriebsmitarbeitern.
Liste: 50 rhetorische Mittel Beispiele
Es gibt zahlreiche rhetorische Mittel in Prosa oder Lyrik für unterschiedliche Effekte. Die folgende Liste rhetorischer Mittel gibt Ihnen einen Überblick über die häufigsten Redefiguren – in alphabetischer Reihenfolge:
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Adynaton
Erklärung: Rhetorische Figur, mit der etwas Unmögliches umschrieben wird.
Beispiel: „Eher friert die Hölle zu.“ -
Akkumulation
Erklärung: Anhäufung von Begriffen, die einem Oberbegriff zugeordnet sind.
Beispiel: „Liebe ist Geborgenheit, Vertrauen, Nähe, Zusammenhalt und Romantik.“ -
Allegorie
Erklärung: Bildliche Darstellung eines abstrakten Begriffes.
Beispiel: „Amor traf ihn mit seinem Liebespfeil.“ -
Alliteration
Erklärung: Wiederholung der Anfangslaute benachbarter Wörter.
Beispiel: „Fischers Fritz fischt frische Fische.“ -
Anakoluth
Erklärung: Begonnener Satz wird nicht fortgesetzt (Satzbruch).
Beispiel: „Es ist zwar teurer, aber es ist auch klein.“ -
Anapher
Erklärung: Wiederholung von Worten oder Wortgruppen am Satzanfang.
Beispiel: „Welche Miene! Welche Blicke!“ -
Anspielung
Erklärung: Indirekter Bezug auf eine Aussage, Person oder Geschichte.
Beispiel: „Schokolade ist meine Achillesferse.“ -
Antiklimax
Erklärung: Stufenweise Abschwächung innerhalb einer Aufzählung.
Beispiel: „Ich liebe die Natur, Wälder, Bäume und Gräser.“ -
Antithese
Erklärung: Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe oder Satzteile.
Beispiel: „Der Reichtum war enorm, doch ihre Armut größer.“ -
Antonomasie
Erklärung: Ersetzen des Eigennamens durch einen Vertreter.
Beispiel: „Schöpfer der Welt“ (Statt: Gott) -
Apostrophe
Erklärung: Ansprache einer imaginären Sache oder Person.
Beispiel: „Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann.“ -
Archaismus
Erklärung: Verwendung eines veralteten, heute nicht mehr genutzten Begriffs.
Beispiel: „Ich ging mit meinem Oheim zum Barbier.“ -
Chiasmus
Erklärung: Wortstellung, bei der sich Gegensätze überkreuzen und verstärken.
Beispiel: „Ich liebe Hunde, Katzen hasse ich.“ -
Congeries
Erklärung: Aufzählung von Synonymen, um Aussage zu betonen.
Beispiel: „Ich möchte lachen, strahlen, jubeln und mich freuen.“ -
Correctio
Erklärung: Sofortige Berichtigung (Korrektur) einer vorherigen Aussage.
Beispiel: „Deine Leistung war gut – nein, sie war grandios!“ -
Diminutiv
Erklärung: Verniedlichung durch Verkleinerungsform (-chen, -lein).
Beispiel: „Ich war völlig aus dem Häuschen.“ -
Dysphemismus
Erklärung: Abwertende Bezeichnung einer Person oder Sache.
Beispiel: „Bulle.“ (Statt: „Polizist“) -
Ellipse
Erklärung: Weglassen eines Wortes, ohne dass die Bedeutung leidet.
Beispiel: „Darf ich?“ (Statt: „Darf ich bitte vorbei?“) -
Emphase
Erklärung: Nachdrückliches Betonen einer Aussage.
Beispiel: „Das hast du NIEMALS gesagt!“ -
Enumeration
Erklärung: Aufzählung ohne Zusammenhang der Begriffe.
Beispiel: „Es war ein Sommer voller Sonne, Abenteuer und Lügen.“ -
Epipher
Erklärung: Wortwiederholung am Ende von Satzfolgen (Anapher Gegenteil).
Beispiel: „Ich bin glücklich; meine Frau ist glücklich; alle sind glücklich.“ -
Euphemismus
Erklärung: Beschönigende Beschreibung oder Verharmlosung.
Beispiel: „Das ist ein Marktbegleiter.“ (Statt: „Konkurrent“) -
Exclamatio
Erklärung: Ausruf oder Ausdruck emotionaler Entladung in Reden.
Beispiel: „Heureka, ich hab’s endlich geschafft!“ -
Hendiadyoin
Erklärung: Beschreibung durch zwei Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung.
Beispiel: „Wir verreisen mit Kind und Kegel.“ -
Homonym
Erklärung: Begriff mit mehreren Bedeutungen (= Teekesselchen).
Beispiel: „Stock“ (= „Stab“ oder „Etage“) -
Hyperbel
Erklärung: Starke Übertreibung, um zu beeindrucken.
Beispiel: „Ich habe dir schon 1.000 Mal gesagt!“ -
Interjektion
Erklärung: Ausrufwörter, die starke Empfindungen ausdrücken.
Beispiel: „Oh weh! Cool! Hilfe!“ -
Inversion
Erklärung: Stilmittel, bei dem die übliche Wortstellung umgekehrt wird.
Beispiel: „Still ruhte der Wald.“ -
Ironie
Erklärung: Gegenteilige Aussage von dem, was eigentlich gemeint ist.
Beispiel: „Echt toll, wie du dich immer in den Vordergrund spielst!“ -
Klimax
Erklärung: Oft dreigliedrige Steigerung um Spannung aufzubauen.
Beispiel: „Ich kam, ich sah, ich siegte!“ -
Litotes
Erklärung: Doppelte Verneinung einer Aussage.
Beispiel: „Es gibt niemanden, der das nicht weiß!“ -
Metapher
Erklärung: Sprachbild oder sinnbildlicher Vergleich zur Verdeutlichung.
Beispiel: „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.“ -
Metonymie
Erklärung: Ersetzung eines Begriffs durch ein verwandtes Wort.
Beispiel: „Ein Glas nehme ich noch.“ („Glas“ steht für „Getränk“) -
Neologismus
Erklärung: Wortneuschöpfung (Wort, das es noch nicht gibt)
Beispiel: Selfie, Brunch, Brexit -
Oxymoron
Erklärung: Kombination von Begriffen, die sich inhaltlich & logisch widersprechen.
Beispiel: „Das ist ein offenes Geheimnis.“ -
Paradoxon
Erklärung: Eine in sich widersprüchliche, unmögliche Aussage.
Beispiel: „Dieser Satz ist eine Lüge.“ -
Parallelismus
Erklärung: Gleiche Anordnung aufeinanderfolgender Satzteile.
Beispiel: „Der Winter ist kalt; der Sommer ist warm.“ -
Parenthese
Erklärung: Einschub, durch den der Satz unterbrochen wird (spontaner Gedanke).
Beispiel: „Und – was mir besonders wichtig ist – die Strategie funktioniert!“ -
Pars pro toto
Erklärung: Ein Teil steht stellvertretend und verallgemeinernd für das Ganze.
Beispiel: „Wir leben alle unter einem Dach.“ -
Personifikation
Erklärung: Redefigur, bei der Dinge menschliche Eigenschaften bekommen.
Beispiel: „Der Himmel weint.“ -
Pleonasmus
Erklärung: Überflüssige Verbindung zweier Wörter mit gleicher Bedeutung.
Beispiel: „Der weiße Schimmel.“ -
Polysyndeton
Erklärung: Verknüpfung von Satzteilen durch wiederholtes „und“.
Beispiel: „Einigkeit und Recht und Freiheit.“ -
Rhetorische Frage
Erklärung: Als Frage verkleidete Aussage, auf die keine Antwort erwartet wird.
Beispiel: „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ -
Sarkasmus
Erklärung: Beißender, verhöhnender Spott, der andere verletzen soll.
Beispiel: „Den Rock gab es wohl nicht mehr in schön?“ -
Sentenz
Erklärung: Kurzer und treffender Sinnspruch oder Weisheit.
Beispiel: „Geld regiert die Welt.“ -
Tautologie
Erklärung: Verdoppelung durch zwei Wörter mit gleicher Bedeutung.
Beispiel: „Ich vertraue dir voll und ganz.“ -
Trikolon
Erklärung: Aussageverstärkung durch Aufzählung mit drei Teilen.
Beispiel: „Verliebt, verlobt, verheiratet.“ -
Verdinglichung
Erklärung: Übertragung nicht-menschlicher Eigenschaften auf den Menschen.
Beispiel: „Sein Herz ist aus Stein.“ -
Vergleich
Erklärung: Veranschaulichung durch Bild oder Gegenbild mithilfe von „wie“.
Beispiel: „Er kämpfe wie ein Löwe.“ -
Zeugma
Erklärung: Worteinsparung, bei der zwei Sätze mit einem Verb verbunden werden.
Beispiel: „Ich heiße Klaus und Sie herzlich willkommen!“
Die Liste aller rhetorischen Mittel können Sie sich zusätzlich kostenlos als PDF herunterladen:
5 Kategorien rhetorischer Mittel
Rhetorische Mittel lassen sich in verschiedene Kategorien einordnen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze. Wir stellen fünf beliebte Kategorien vor, die eine leichtere Einteilung ermöglichen:
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Klangfiguren
Dazu gehören Stilmittel, deren Wirkung durch den Klang der Stimme und Aussprache entsteht. Dazu zählen zum Beispiel die Emphase oder Alliteration.
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Bildfiguren
Hierzu gehören alle Stilmittel, die mit Sprachbildern oder Analogien arbeiten. Zum Beispiel Metaphern, Allegorien und andere Vergleiche.
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Sprachfiguren
Sprachfiguren nutzen wiederum eine bestimmte Syntax – wie die Anapher oder Epipher, indem Sie Worte oder Satzteile an derselben Stelle wiederholen.
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Zahlenfiguren
Eine weitere Kategorie sind Zahlenfiguren: Dazu gehören alle Varianten von Aufzählungen sowie Steigerungen, wie beispielsweise bei Klimax, Antiklimax oder Trikolon.
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Kontrastierende Mittel
Ebenso können rhetorische Mittel Wirkung erzeugen, indem sie Gegensätzliches verbinden – etwa beim Oxymoron oder Paradoxon.
Rhetorische Mittel in wissenschaftlichen Arbeiten
Rhetorische Mittel helfen Ihnen nicht nur bei der Textanalyse, sondern auch beim Schreiben. Die wichtigste Grundregel lautet: Übertreiben Sie nicht! Sprachliche Mittel sind die Würze im Text, ersetzen aber nicht die Substanz.
Wenn Sie rhetorische Mittel in der Bachelorarbeit oder anderen wissenschaftlichen Arbeiten nutzen, sollten Sie folgende Regeln beachten:
Das ist erlaubt
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Kurze Sätze
Viele glauben, dass lange und komplizierte Sätze wissenschaftlicher wirken. Das Gegenteil ist der Fall: Wer Kompliziertes kurz und präzise formulieren kann, hat es verstanden. Schreiben Sie lieber knappe Hauptsätze, die auf den Punkt kommen.
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Präzise Formulierungen
Nutzen Sie in wissenschaftlichen Texten passende Fachbegriffe – keine allgemeine oder Umgangssprache. Je treffender der Begriff und genauer die Fakten, desto präziser Ihre Aussage.
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Aufzählungen
Aufzählungen sind ein starkes rhetorisches Mittel und können in wissenschaftlichen Arbeiten große Wirkung erzielen und das Verständnis erleichtern oder wichtige Zusammenhänge verdeutlichen.
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Bekräftigende Formulierungen
Nutzen Sie in Ihrer Arbeit aktive Formulierungen und schreiben Sie zum Beispiel: „Die Daten belegen, dass…“ Das macht die Analyse seriös.
Das ist verboten
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Abschwächungen
Abschwächungen und Konjunktiv lassen jeden Text unsicher wirken. Verzichten Sie auf Formulierungen wie: „Daraus könnte man folgern…“
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Hyperbel
Übertreibungen gehören zum alltäglichen Sprachgebrauch oder sind Teil der Jugendsprache (absolut, enorm, völlig). In wissenschaftlichen Arbeiten die rhetorischen Mittel keinen Platz.
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Pleonasmus
Pleonasmen sowie Tautologien sind in wissenschaftlichen Arbeiten unnötig, weil die Begriffe inhaltlich identisch sind. Die Verwendung wirkt deshalb unprofessionell.
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Neologismen
Nutzen Sie Fachbegriffe, die schon etabliert sind. Es ist weder wissenschaftlich noch verständlich, wenn Sie Wortschöpfungen oder Anglizismen nutzen, die niemand versteht.
Rhetorische Mittel: Häufige Fragen
Zu den häufigsten sprachlichen und rhetorischen Mitteln im Alltag gehören: Alliteration, Diminutiv, Emphase, Hyperbel, Metapher oder rhetorische Frage.
Sprachliche Figuren und Stilmittel erkennen Sie bei einer Textanalyse zum Beispiel an der beabsichtigten Wirkung auf den Inhalt oder Aussagekraft von Texten, Gedichten oder Reden. Häufig genutzte Stilmittel sind zum Beispiel Vergleiche, Allegorien, Anaphern oder Personifikationen.
Rhetorischen Mittel sind sprachliche Stilmittel und Figuren, mit denen ein Redner oder Autor die Wirkung seiner Aussagen bewusst beeinflusst – um Gefühle zu wecken oder größere Aufmerksamkeit zu erzeugen. Rhetorische Mittel werden auch Überzeugungsmittel genannt, weil sie von Inhalten überzeugen oder das Denken der Zuhörer und Leser lenken sollen.
Der Begriff „Rhetorik“ bedeutet übersetzt so viel wie „Redekunst“ und beschreibt die Fähigkeit des Redners oder Autors, seine Ansichten und Überzeugungen mithilfe sprachlicher Mittel zu vertreten, verständlich zu machen und andere damit zu beeinflussen.
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