Definition: Was ist Arroganz?
Arroganz (lateinisch: Superbia) beschreibe eine Person, die anderen nicht auf Augenhöhe begegnet, sondern sich selbst für etwas Besseres hält. Arrogante Menschen empfinden die eigenen Fähigkeiten überlegen, schätzen den eigenen Wert höher ein oder sehen sich in einer Rangordnung auf einer höhergestellten Stufe. Diese hohe Selbsteinschätzung ist dabei oft unrealistisch und schlichtweg falsch.
Dabei ist Arroganz eine zugeschriebene Eigenschaft. Niemand behauptet von sich selbst, arrogant zu sein – das machen andere. Es ist der Eindruck, der durch Verhaltensweisen und Aussagen beim Umfeld entsteht. Typisch für Arroganz sind verschiedene Punkte:
- Sich für etwas Besonderes halten.
- Übermäßiges Selbstbewusstsein ausstrahlen.
- Sich für unersetzlich halten.
- Alles besser wissen wollen.
- Ratschläge ignorieren.
- Andere beurteilen und verurteilen.
- Das Umfeld herabwürdigen.
- Überlegenheit demonstrieren.
- Herablassend über andere sprechen.
- Andere verunsichern und kleinmachen.
Man könnte auch sagen: Arrogante Menschen besitzen die Fähigkeit zur Miniaturisierung – in ihrer Nähe fühlt man sich kleiner, als man ist. Allerdings ist Hochmut ein extrem wackeliges Konstrukt. Es bleibt stets abhängig von anderen und braucht deren Spiegel, um sich abheben und erheben zu können.
Arroganz Synonym
Der Begriff hat viele Synonyme mit gleichen oder sehr ähnlichen Bedeutungen. Dazu zählen Hochmut, Überheblichkeit, Hochnäsigkeit, Anmaßung, Eitelkeit, Einbildung oder etwas älter: Dünkel. Auf Englisch spricht man übrigens von arrogance oder haughtiness.
Ursachen: Woher kommt die Arroganz?
Arroganz ist gelebter Hochmut, zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein und die offene Präsentation der Einstellung „Ich bin besser“. Dahinter verbirgt sich allerdings häufig eine Art Selbstschutz. Die arrogante Fassade verbirgt ein zerbrechliches Ego mit einem veritablen Minderwertigkeitskomplex: ein geringes Selbstbewusstsein gepaart mit einer narzisstischen Kränkung.
Durch das eigene Auftreten und das Herabwerten anderer soll das eigene Selbstwertgefühl geschützt werden. Man versteckt sich hinter der Arroganz, um nicht angreifbar zu werden.
Psychologie: Abwärtsspirale der Arroganz
Ein großes Problem in der Psychologie der Arroganz: Das Verhalten verstärkt sich selbst. Mit der Zeit wird das Verhalten immer eingebildeter. Weil Hochmut sozial isoliert, entsteht daraus eine Abwärtsspirale:
- Um sein geringes Selbstwertgefühl aufzuwerten, giert der Arrogante nach Aufmerksamkeit und Anerkennung und macht sich wichtig.
- Das wieder stößt aber ab, das Umfeld meidet ihn. Statt Beifall erntet der Betreffende Ablehnung.
- Daraufhin steigert der Arrogante die Dosis und spielt sich noch mehr auf. Ein Negativkreislauf entsteht.
Teilweise gibt es auch einen gegenläufigen Effekt, jedoch mit demselben Ergebnis: Durch seine Besserwisserei, die Vehemenz als Ersatz für Substanz nutzt, verunsichert der Arrogante sein Umfeld. Das aber bestärkt ihn in seiner Wahrnehmung und (vermeintlichen) Überlegenheit. Die Folge: Krasse Selbstüberschätzung. Der Erfolg steigt den Betroffenen sprichwörtlich zu Kopf.
Auch hier entsteht eine Negativspirale, die den Hochmütigen noch arroganter werden lässt – in dem Fall aber auch noch überzeugter von sich selbst.
Test: Sind Sie arrogant?
Hand aufs Herz: Sind Sie arrogant? Natürlich nicht! Aber vielleicht werden Sie von anderen als arrogant wahrgenommen? Machen Sie unseren kleinen Selbsttest. Gehen Sie die folgenden Fragen und Aussagen durch und wählen Sie, welche Antwort auf Sie zutrifft. Addieren Sie anschließend die jeweiligen Punkte der einzelnen Antwortmöglichkeiten zusammen – am Ende folgt die Auswertung.
1. Die Kollegin verschüttet im Meeting versehentlich Kaffee – wie reagieren Sie?
- Ich lache und sage, was für ein komisches Gesicht sie gemacht hat! (5 P.)
- Ich eile sofort in die Teeküche nebenan und komme mit ein paar Küchentüchern zurück. (1 P.)
- Ich gucke mir das Ganze still vom Tisch gegenüber an – die Kollegen neben ihr werden schon helfen. (3 P.)
2. Sie haben sich einen teuren Neuwagen angeschafft. Erzählen Sie das?
- Ich erzähle erstmal in aller Ausführlichkeit darüber, wozu mache ich sonst so eine Anschaffung?! (5 P.)
- Wenn die Kollegen sich über die Vorzüge bestimmter Marken unterhalten, erwähne ich es beiläufig. (3 P.)
- Nein, was hat mein Auto mit meiner Arbeit zu tun? (1 P.)
3. Beurteilen Sie auf einer Skala von 1 bis 10, wie gut Sie sich finden.
- 1 bis 4 (1 P.)
- 5 bis 7 (3 P.)
- 8 bis 10 (5 P.)
4. Wie sieht Ihr Freundeskreis aus?
- Ich bin nicht so der Freundschafts-Typ, ich habe lose Kontakte aus Ausbildungs-/Studienzeiten, man weiß ja nie, wofür die mal gut sind. (5 P.)
- Mein Freundeskreis ist recht überschaubar, aber stabil, Leute, auf die ich mich verlassen kann. (3 P.)
- Ich habe Kontakte auf der Arbeit und im Verein und mit meinen Freunden seit Kindheitstagen verbindet mich ebenfalls eine enge Freundschaft. (1 P.)
5. Wenn Sie einmal das Unternehmen verlassen, dann…
- geht das den Bach runter – da arbeiten doch eh nur Pfeifen! (5 P.)
- jeder ist ersetzbar, auch ich. (1 P.)
- werden sie hoffentlich meinen Einsatz besser zu schätzen wissen. (3 P.)
6. Müssen Sie alles kommentieren?
- Eher selten. (1 P.)
- Ja, schließlich könnte ein wichtiger Aspekt untergehen. (5 P.)
- Das hängt von der Sache ab. (3 P.)
7. Hat Ihnen bereits jemand vorgehalten, dass Sie arrogant seien?
- Nein, bis jetzt noch nicht. (1 P.)
- Ja, schon häufiger. Aber das ist purer Neid. (5 P.)
- Ein, zwei Male ist es vorgekommen. (3 P.)
8. Eine alte Freundschaft zerbricht – was tun Sie?
- Ich suche das Gespräch und versuche zu retten, was zu retten ist. (1 P.)
- Ich bedaure das Ende, aber in letzter Zeit wurden die Differenzen immer deutlicher. (3 P.)
- Es kümmert mich nicht. Ist ihr/sein Verlust, nicht meiner. (5 P.)
9. Wenn Sie Fehler machen…
- Gebe ich sie sofort zu. (1 P.)
- Wenn ich darauf angesprochen werde, gebe ich sie zu. (3 P.)
- Was für Fehler? (5 P.)
10. Wie denken Sie über Ihre Kollegen?
- Die meisten von ihnen sind ganz ok. (3 P.)
- Ich komme mit jedem gut aus. (1 P.)
- Die meisten sind nicht auf meinem Niveau. (5 P.)
Auflösung zum Arroganz-Test
Arroganz ist Ihnen fremd. Sie sind eher das Gegenteil und solchen Aufschneidern ein Dorn im Auge. Manchmal treten Sie aber fast schon zu bescheiden auf. Bei passender Gelegenheit – und ohne zu übertreiben – dürfen Sie auf Ihre Leistungen hinweisen und die Werbetrommel für sich selbst rühren.
Sie kennen Ihren Wert und Ihre Qualitäten – das ist auch gut so. Das gibt Ihnen das nötige Selbstbewusstsein auch in stressigen Situationen und schützt vor Ausbeutung. An der ein oder anderen Stelle können Sie arrogant wirken. Hier hilft etwas mehr Geduld oder Verständnis für Menschen, die anders ticken als Sie.
Klarer Fall: Sie sind arrogant und sehen sich selbst als Überflieger. Qualitäten anderer sehen Sie erst gar nicht und hören auch nicht zu – Sie sind schließlich beschäftigt, von sich selbst zu reden. Damit schießen Sie sich ins soziale Aus. Ihre wenigen kontakte rechtfertigen Sie damit, dass andere unter Ihrem Niveau sind. In Wahrheit suchen diese aber aufgrund Ihrer Arroganz das Weite.
3 Warnsignale für Arroganz
Noch immer unsicher und nicht überzeugt, ob Sie Arroganz ausstrahlen und von Ihrem Umfeld so wahrgenommen werden? Dann können Sie auf die folgenden drei Warnsignale achten. Wenn Sie diese bei sich entdecken, laufen Sie Gefahr, arrogant zu wirken:
- Überhören
Sie hören nicht mehr richtig zu. Andere Meinungen ignorieren Sie oder Sie bügeln djese ab und beharren auf Ihrem Standpunkt. Und natürlich ist nur Ihr Standpunkt der einzig richtige. - Übersehen
Dass Sie falsch liegen, schließen Sie ebenso aus, wie die Möglichkeit, Fehler zu machen. Tatsächlich aber gewinnen Sie mit dieser fehlerfreien Haltung nicht mehr Respekt – Sie verlieren ihn. - Überfliegen
Mit Menschen unter Ihrem Niveau geben Sie sich nicht mehr ab. Dafür fehlt Ihnen schlicht die Zeit, die Lust sowieso. Dass Wissen ebenso verpflichtet wie Wohlstand – der Gedanke kommt Ihnen gar nicht erst.
Risiken und Konsequenzen: Arroganz ist gefährlich
Freunde machen Sie sich mit Arroganz auf keinen Fall – weder privat und schon gar nicht im Job. Gerade hier kann arrogantes Auftreten das Betriebsklima nachhaltig negativ beeinflussen. Auf der Beliebtheitsskala im Büro steht der Arrogante weit hinten. Niemand möchte mit einem arroganten Kollegen arbeiten. Daher kommt es schnell zu Ausgrenzung oder gar Mobbing gegenüber den betroffenen Mitarbeitern. Die Konsequenzen von arrogantem Verhalten sollten nicht unterschätzt werden.
- Arbeitsatmosphäre leidet
Es kann die Stimmung im gesamten Team runterziehen, wenn ein Kollege sich ständig aufspielt und die Arbeit der anderen als unwichtig abstempelt. Schnell wird so aus einem Team eine Gruppe von Einzelgängern, die nur noch an sich selbst denken. Statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, wird gegeneinander gearbeitet. - Motivation sinkt
Wer sich an seinem Arbeitsplatz nicht mehr wohlfühlt, verspürt auch keinen Antrieb mehr, sein Bestes zu geben. Es wird nur noch Dienst nach Vorschrift geleistet, während die täglichen acht Stunden im Büro abgesessen werden. - Leistungen verschlechtern sich
Die logische Folge daraus: Die Qualität der Arbeit lässt nach. Deadlines verschieben sich nach hinten und es kommt vermehrt zu Fehlern, die sich durch die mangelnde Konzentration und geringes Engagement einschleichen. Studien zeigen zudem: Wer als arrogant gilt, wird von anderen schlechter bewertet und als fauler Minderleister abgestempelt – unabhängig von der tatsächlichen Leistung. Außerdem werden Sie in Teamprojekten nicht mehr eingebunden, was Ihre Mitarbeiter und Leistung verschlechtert.
Anekdote zu den Folgen der Arroganz
Nicht erst in Büros sind arrogante Zeitgenossen unbeliebt. Seit Jahrhunderten sind die Menschen auf Hochmut schlecht zu sprechen. Das musste auch Sir Walter Raleigh erfahren. Er war einer der brillantesten Köpfe am Hofe Elizabeths I. von England. Er schrieb Gedichte, die zu den schönsten seiner Zeit gezählt werden, war ein begnadeter Wissenschaftler, ein großer Seefahrer, ein wagemutiger Unternehmer, konnte erwiesenermaßen Menschen führen – und war so charmant, dass er es mit seinen Gaben bis zum Favoriten der Königin brachte.
Genutzt hat es ihm nichts. Irgendwann fiel in Ungnade und wurde zum Tode verurteilt. Fürsprecher gab es nicht, denn Raleigh hatte sich mit seiner ständigen Arroganz und Perfektion zuvor zu viele Feinde gemacht. Ein klassisches Beispiel für ein allzu wahres Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall.
Arroganz loswerden: So wirken Sie weniger hochmütig
Nicht immer steckt hinter einem arroganten Auftreten Berechnung und Kalkül. Manch ein Kollege verfügt über einen Wissensvorsprung, den er auf denkbar ungünstige Weise zum Ausdruck bringt und seinen Büronachbarn damit auf die Füße tritt. Ist der Ruf des arroganten Besserwissers aber einmal etabliert, ist es ein langer und anstrengender Weg, um die Kollegen vom Gegenteil zu überzeugen.
Die folgenden Tipps sind eine Art Wegweiser zur Demut oder auch eine Anleitung für bescheidenere Auftritte und weniger Arroganz:
Machen Sie öfter Komplimente
Aber unbedingt ehrliche! Unverdienter Beifall lärmt wie verkleideter Spott. Wichtig ist, bei den Fakten zu bleiben und weder zu übertreiben, noch herunterzuspielen. Je spezifischer das Lob, desto glaubhafter die Anerkennung. Wer anderen aufrichtig ein Kompliment machen kann, wirkt gleich weniger arrogant.
Teilen Sie die Anerkennung
Lassen Sie auch andere im Scheinwerferlicht stehen. Drängen Sie sich nicht immer in den Mittelpunkt, sondern bieten Sie Kollegen eine Bühne. Selbst wenn es Ihre gute Idee oder Umsetzung war, sollten Sie die Anerkennung mit denen teilen, die Ihnen geholfen haben.
Hören Sie zu
Wissen ist Macht, keine Frage. Aber keiner hat die Wahrheit gepachtet. Eine objektive gibt es sowieso nicht. Weise und taktisch zudem klüger ist es, auch andere Meinungen demonstrativ zuzulassen. Stellen Sie dazu Fragen – und geben Sie ruhig auch mal zu, die Antwort nicht zu wissen. Aufmerksames Zuhören und Ansichten übernehmen verringert die den arroganten Eindruck.
Geben Sie Fehler zu
Kein Mensch ist perfekt, das weiß jeder. Trotzdem ist es (und nicht erst seit Elton John einen Song dazu geschrieben hat) einer der schwersten Sätze: „Sorry, du hattest recht und ich lag falsch.“ Arrogante Menschen können das schon gar nicht – und genau deshalb sollten Sie es tun!
Beziehen Sie bewusst den Rat anderer Experten ein
Jeder Mensch hat individuelle Stärken. Honorieren Sie das. Sie glauben gar nicht, wie verbindend es wirkt, wenn Sie sich diese Talente und Kompetenzen merken und gezielt ansprechen, Motto: „Kai, was sagst du als Entscheidungs-Experte dazu?“ Statt nur über eigene Stärken zu reden, zeigen Sie, dass Sie die Fähigkeiten anderer schätzen.
Bekämpfen Sie Ihren Stolz
Egal, was Sie sagen – die anderen spüren, ob Sie Ihnen damit wirklich einen Dienst erweisen oder sich lediglich selbst produzieren wollen. Fragen Sie sich also: Warum wollen Sie Ihr Wissen wirklich teilen? Stets alles besser wissen zu wollen, kann nicht zuletzt ein Indiz für Unsicherheit sein. Wie sagte schon Satre: „So ist der Stolz nun einmal: Ein Plädoyer der Elenden.“ Geben Sie Ihren Senf nicht nur dazu, um schlau oder kompetent zu wirken.
Achten Sie auf Ihre Körpersprache
Schauen Sie sich Fotos von sich an oder werfen Sie einen Blick in den Spiegel: Neigen Sie dazu, das Kinn in die Höhe zu recken? Eine gerade Körperhaltung ist wichtig. Wer aber vor allem das Kinn nach vorne reckt, wirkt im wahrsten Sinne des Wortes überheblich. Auch die Mimik – hochgezogene Augenbrauen etwa – kann Sie arrogant wirken lassen. Häufigeres Lächeln und eine zugewandte Körperhaltung wirken auf andere sympathischer.
Richtiger Umgang mit arroganten Kollegen
Wenn Sie das Pech haben, täglich mit einem arroganten Kollegen zusammenarbeiten zu müssen, haben Sie sich wahrscheinlich schon oft darüber geärgert. Mit diesen drei Tipps parieren Sie in Zukunft jedes arrogante Verhalten:
- Ruhe bewahren
Egal, wie sehr der Typ nervt, lassen Sie sich zu keiner Kurzschlusshandlung hinreißen. Stellen Sie sich den Kotzbrocken lieber als Patienten vor, der seine Profilneurose therapieren muss. Einfach nur mitleiderregend und nichts, über das Sie sich aufregen sollten! Am Ende bringt es Sie nicht weiter, wenn Sie sich ärgern. - Professionell bleiben
Bleiben Sie Profi – zu jedem Zeitpunkt. Parieren Sie Arroganz durch Freundlichkeit, überhören Sie plumpe Angriffe und nehmen Sie dem Typ den Wind aus den Segeln. Erinnern Sie sich daran: Oft steckt hinter seinem Verhalten nur Eitelkeit und Unsicherheit. - Ausweichen
Wenn alles nicht hilft, gehen Sie dem Kollegen weiträumig aus dem Weg. In der Regel stolpern solche Leute eher früher als später über ihre eigenen Unarten. Sie beweisen derweil Größe und Souveränität – und machen Karriere.
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