Big Five: 5 Persönlichkeits-Merkmale + kostenloser Test

Die Big Five („die großen Fünf“) gibt es nicht nur in Afrika und bei der Safari (5 Tiere: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) – es gibt sie auch in der Psychologie. Dort dient das sogenannte Fünf-Faktoren-Modell (auch: OCEAN-Modell) zur Charakterisierung einer Persönlichkeit beziehungsweise eines Persönlichkeitsprofils. Einfach erklärt: Was sind die Big Five der Persönlichkeit? Und warum sind diese Persönlichkeitsmerkmale so wichtig?

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Was sind die Big Five in der Psychologie?

In der Psychologie beschreiben die Big Five fünf Persönlichkeitsmerkmale, die – je nach Ausprägung – den individuellen Charakter eines Menschen bestimmen.

Zwar gibt es deutlich mehr Charaktereigenschaften. Diese „großen“ fünf Faktoren charakterisieren aber im Wesentlichen unsere Persönlichkeit:

  1. Offenheit für Erfahrungen (Openness)
  2. Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness)
  3. Extraversion (Extraversion)
  4. Verträglichkeit (Agreeableness)
  5. Neurotizismus (Neurotizism)

Nimmt man nur die Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe, ergibt sich das Wort „OCEAN“, weshalb das Fünf-Faktoren Modell auch Ocean-Modell genannt wird.

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Ursprung und Bedeutung der Big Five

Entwickelt wurde das Big-Five-Modell bereits in den 1930er Jahren. Damals entwickelten die Psychologen Raymond Bernard Cattell, Gordon Allport und Henry Sebastian Odbert eine Liste mit 18.000 Adjektiven, um die Persönlichkeit eines Menschen zu beschreiben. Im Laufe der Jahre wurde die Liste immer weiter zusammengedampft, bis – dank der US-Psychologen Paul Costa und Robert McCrae – nur noch fünf Persönlichkeitsfaktoren und Begriffe übrig waren – die Big Five.

Bis heute gelten die Big Five in Wissenschaft und Psychologie als vielfach verifiziertes und anerkanntes Modell zur Bestimmung der Persönlichkeit. Jeder Mensch besitzt diese Persönlichkeitsfaktoren. Und das weltweit – in jedem Kulturraum. Je nachdem wie unterschiedlich stark ausgeprägt die fünf Charaktermerkmale oder Dimensionen sind, definiert sich der „Charaktertyp“ eines Menschen und sein individuelles Profil.

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Persönlichkeitsmerkmale im OCEAN-Modell

Die Big Five gelten bis heute als Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung und Persönlichkeitspsychologie. Sie bilden die Grundlage der meisten seriösen Persönlichkeitstests und -diagnostik.

Zum besseren Verständnis finden Sie alle fünf Charakterzüge der Big Five im Detail – einfach erklärt:

1. Offenheit (Openness)

Personen mit ausgeprägter Offenheit heißen Neues willkommen. Sie geben häufig an, dass sie ein reges Phantasieleben besitzen und gerne fremde Menschen kennenlernen, Herausforderungen oder neue Erfahrungen suchen. Typische Merkmale dieses Persönlichkeitsfaktors sind:

  • Aufgeschlossenheit
  • Wissbegierigkeit
  • Neugier
  • Abenteuerlust
  • Experimentierfreude
  • Kontaktfreude
  • Künstlerisches Interesse

Offene Menschen sind zudem bereit, bestehende Normen zu hinterfragen oder sich auf neue soziale, ethische und politische Wertvorstellungen einzulassen. Sie sind unabhängig in ihrem Urteil, verhalten sich häufig unkonventionell und bevorzugen Abwechslung. Wer dagegen eine nur schwach ausgeprägte Offenheit besitzt, ist eher konservativ, vorsichtig, skeptisch und bevorzugt Routinen sowie das Bekannte und Bewährte.

2. Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness)

Personen mit hohen Gewissenhaftigkeitswerten neigen zum Perfektionismus. Einfach mal Fünfe gerade sein lassen, ist nicht ihr Ding. Ihr Charakter kennzeichnet sich vor allem durch Eigenschaften (Adjektive), wie…

  • sorgfältig
  • präzise
  • verantwortungsbewusst
  • zuverlässig
  • besonnen
  • diszipliniert
  • planend
  • organisiert
  • effektiv
  • kontrolliert
  • selbstbeherrscht

Dieser Persönlichkeitstyp steht für hohe Genauigkeit, Selbstkontrolle und Zielstrebigkeit. Menschen, die weniger gewissenhaft sind, fallen eher durch einen unbekümmerten und spontanen (impulsiven) Lebenswandel auf.

3. Extraversion (Extraversion)

Das Hauptcharakteristikum von Personen mit hohen Extraversions- beziehungsweise niedrigen Introversionswerten ist, dass sie gesellig und „nach außen gewandt“ sind. Extrovertierte Menschen beschreiben sich selbst gerne als…

  • gesprächig
  • heiter
  • optimistisch
  • selbstsicher
  • energisch
  • aktiv

Extravertierte (umgangssprachlich: „Extrovertierte“ oder salopp „Rampensau„) lieben die Gesellschaft von Menschen, fühlen sich in Gruppen, auf Bühnen und Großveranstaltungen wohl, sind Meister des Netzwerkens und alles andere als scheu oder schüchtern. Umgekehrt: Introvertierte Menschen sind lieber alleine, arbeiten gerne für sich und sind wählerisch bei sozialen Kontakten. Im Extrem können sie regelrecht zurückgezogen und menschenscheu sein.

Der Psychologe Adam Grant von der Wharton Universität stellte vor einiger Zeit fest, dass sich ganze zwei Drittel der Menschen keinem der beiden Extreme – Extraversion oder Intraversion – zuordnen. Sie haben beide Anlagen in sich und verhalten sich situationsabhängig anders. Der Fachbegriff für sie: ambivertiert.

4. Verträglichkeit (Agreeableness)

Ein zentrales Merkmal von Personen mit hohen Verträglichkeitswerten ist ihre Umgänglichkeit, Toleranz und ihr latenter Altruismus. Sind besonders freigiebig und hilfsbereit. Weitere Persönlichkeitsmerkmale sind zum Beispiel:

  • Mitgefühl, Empathie
  • Rücksichtnahme
  • Wohlwollen
  • Kooperationsbereitschaft
  • Kompromissbereitschaft
  • Geselligkeit
  • Verständnis

Verträgliche Menschen sind extrem freundlich und überzeugt, dass sich Hilfsbereitschaft immer lohnt. Sie sind von Herzen barmherzig, neigen zu Nachgiebigkeit und schenken Fremden viel Vertrauen – leider manchmal auch zu viel. Wegen einem ebenfalls ausgeprägten Harmoniebedürfnis gehen sie Konflikten allerdings auch gerne aus dem Weg.

Ganz im Gegensatz zur Unverträglichkeit: Dieser Typus geht eher auf Konfrontationskurs. Sein Leben ist bestimmt durch Wettbewerb und Konkurrenzdenken. Diese Persönlichkeiten sind dominant, setzen sich unbedingt durch und neigen zu Egozentrik oder sind anderen gegenüber misstrauisch.

5. Neurotizismus (Neuroticism)

Der Begriff Neurotizismus steht für emotionale Labilität und Verletzlichkeit. Diese Charaktere sind leicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen, berichten öfter über Gefühlsschwankungen, Angstörungen oder gar Depressionen und erleben, dass sie von ihren Emotionen geradezu überwältigt werden. Dieser Typus lässt sich zum Beispiel durch Adjektive beschreiben, wie…

  • emotional
  • unsicher
  • erschüttert
  • nervös
  • ängstlich
  • betroffen
  • beschämt
  • verlegen
  • traurig

Hochsensible Menschen haben meist ausgeprägte Neurotizismuswerte und sind stressanfälliger als andere. Die Charaktere erleben häufiger Angstzustände und tendieren zum Grübeln oder machen sich zu viele Sorgen. Obendrein hallen ihre starken Emotionen auch länger nach.

Der Gegenpol dazu ist emotionale Stabilität (Ich-Stärke): Personen mit niedrigen Neurotizismuswerten sind eher ausgeglichen, ruhig, zufrieden, entspannt und selbstsicher.

Welches der Big Five Merkmale macht erfolgreich?

Wenn die Big Five unsern Charakter prägen und bestimmen, dann bestimmen sie indirekt auch unseren Erfolg – im Beruf wie im Privatleben. Entsprechend haben sich Wissenschaftler mit der Frage beschäftigt, welcher der 5 Faktoren maßgeblich erfolgreich macht. Ergebnis: Gewissenhaftigkeit.

Der emeritierte Psychologie-Professor der Universität Hohenheim, Heinz Schuler, fand heraus, dass Gewissenhaftigkeit das wichtigste Merkmal für beruflichen Erfolg ist. Umgekehrt sei Neurotizismus am schädlichsten. Neurotische Menschen seien kaum belastbar und geben aufgrund ihrer Wankelmütigkeit häufiger vorschnell auf.


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Big Five Test: Was sind meine Eigenschaften?

Wollen Sie mehr über sich erfahren und wissen, welche Persönlichkeitsmerkmale in Ihnen stecken? Dann machen Sie gerne unseren kurzen Persönlichkeitstest.

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Kostenloser Persönlichkeitstest: 10 Fragen

1. Wie verhalten Sie sich in Gesellschaft, wenn Sie sich fremden Menschen vorstellen?

  • Das fällt mir etwas schwer, nach Möglichkeit vermeide ich solche Situationen. (B)
  • Ich picke mir vorher jemanden heraus, den ich kenne und plaudere mich „warm“. (C)
  • Eine meiner leichtesten Übungen. (A)
  • Ich gehe unverkrampft auf andere Menschen zu. (D)

2. Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

  • Aufstehen, Krone richten und weitergehen. (A)
  • So etwas wirft mich aus der Bahn und ich brauche länger, um darüber hinwegzukommen. (B)
  • Das kommt darauf an, was es ist, aber ich habe gute Freunde, die helfen. (C)
  • Jeder hat mal Tiefpunkte im Leben. Wichtig ist, was man daraus lernt. (D)

3. Erwischen Sie sich häufiger beim Tagträumen?

  • Nein, für so etwas habe ich keine Zeit. (D)
  • Ja, und dann stelle ich immer ganz entsetzt fest, wie viel Zeit wieder vorübergegangen ist. (B)
  • Das kommt hin und wieder vor. Da habe ich oft die besten Ideen. (C)
  • Ich träume nicht, ich setze meine Ziele um! (A)

4. Das E-Mail-Postfach quillt über, ständig klingelt das Telefon: Wie reagieren Sie?

  • Ich bemühe mich, möglichst schnell auf alle Anfragen zu reagieren. (B)
  • Ich überfliege kurz die Absender, picke das Wichtigste heraus, leite die Telefonate zum Kollegen um. (A)
  • Ich setze mir eine Deadline bis wann ich was geschafft haben will und arbeite es ab. (D)
  • Ich nehme es so, wie es kommt – mal eine Mail, mal ein Telefonat. (C)

5. Haben Sie häufig das Gefühl, sich für Ihre Ansichten rechtfertigen zu müssen?

  • Nein gar nicht. Wenn jemand ein Problem mit mir hat, soll er mich ruhig ansprechen. (A)
  • Ich habe manchmal die Befürchtung, dass ich missverstanden worden sein könnte und möchte das klären. (B)
  • Es kann vorkommen, dass andere mich nicht verstehen, allerdings sehe ich nicht ein, warum ich mich für meine Meinung rechtfertigen soll? (D)
  • Ich würde es nicht Rechtfertigung nennen. Aber prinzipiell kann man mit mir über alles diskutieren und ich erkläre dann gerne meine Ansichten. (C)

6. Wie gehen Sie mit Druck und Deadlines um?

  • In der Situation kann es unangenehm sein, aber ich weiß mir zu helfen. (C)
  • Ich behalte einen kühlen Kopf in stressigen Situationen. (A)
  • Das macht mich immer fix und fertig. (B)
  • Von Zeit zu Zeit muss man da durch. (D)

7. Wie gehen Sie mit Risiken und schwer einschätzbaren Situationen um?

  • No risk, no fun! (A)
  • Wenn man die Risiken abwägt, dann sind es keine mehr. (D)
  • Leichtsinniges Verhalten vermeide ich. (B)
  • Unterschiedlich, in manchen Situationen war es riskant. (C)

8. Wie halten Sie es mit der Pünktlichkeit?

  • Ich bin 30 Minuten vor Arbeitsbeginn da, mache mir in Ruhe meinen Kaffee. (B)
  • 10 Minuten vorher reichen, um mir einen Überblick zu verschaffen. (D)
  • Ich bin pünktlich. (A)
  • Wenn die Straßen voll sind, kann es schon mal knapp werden. (C)

9. Wie überzeugt sind Sie von sich?

  • Ich kenne meine Stärken und meine Schwächen. (D)
  • Ich bin schon sehr gut in dem, was ich tue. (A)
  • Eigenlob stinkt. Ich muss noch viel lernen. (B)
  • Ich komme gut an mit dem, was ich tue – kann nicht so verkehrt sein. (C)

10. Auf der Arbeit kommt es zu einer hitzigen Diskussion. Wie verhalten Sie sich?

  • Ich versuche die Streithähne zu trennen. Das führt doch zu nichts. (A)
  • Ich versuche nicht den Humor zu verlieren, lenke mit etwas anderem ab: Es gibt Kuchen! (C)
  • Ich erkläre, dass an dem Streitpunkt nichts zu ändern ist und sie an der Sache vorbei diskutieren. (D)
  • Ich versuche Gemeinsamkeiten zu erkennen und zu vermitteln. (B)

Auswertung

Alle Fragen beantwortet? Dann finden Sie hier die Lösung. Der Buchstabe, den Sie am häufigsten gewählt haben, entspricht Ihrem dominanten Charaktertyp. Die meisten Menschen sind übrigens Mischtypen. Lesen Sie also gerne auch die anderen Lösungen:

Antwort A überwiegt

Sie sind ein offener und aktiver Mensch. Und das spiegeln Sie nach außen: Auf andere wirken Sie selbstbewusst, da Sie sich mühelos auch unter fremden Menschen bewegen. Ihre dynamische Art reißt andere mit, daher können Sie gut motivieren. Sie gehen lösungsorientiert um und haben klare Ziele, daher sehen Sie Tagträume auch eher als Zeitverschwendung. Da Sie ein Macher sind, sind Sie nicht nur gut organisiert, sondern behalten auch schnell den Überblick in stressigen Situationen.

Antwort B überwiegt

Sie sind ein zurückhaltender Mensch. Daher meiden Sie Situationen, die Ihnen fremd sind. Auf Rückschläge reagieren Sie sensibel und brauchen Ihre Zeit, damit umzugehen. Teilweise verlieren Sie sich in Tagträumen, in denen Sie sich ausmalen, was alles sein könnte. Mit Ihrer stillen, freundlichen Art sind Sie bei allen beliebt, da Sie nie ein böses Wort über andere verlieren. Ihre gewissenhafte Arbeitsweise bringt Sie teilweise an Ihre Grenzen, umso mehr werden Sie als Mitarbeiterin geschätzt.

Antwort C überwiegt

Sie sind ein phantasievoller Mensch. Unbekannte Situationen meistern Sie, indem Sie es sich angenehm gestalten und auch so sind Sie ein Meister im Tricksen. Mit Ihrer humorvollen Art kommen Sie bei den meisten Menschen an, auch wenn Sie manchmal etwas chaotisch wirken. Tagträume sind für Sie ein gutes Mittel, um auf neue Ideen zu kommen. Daher haben Sie auch ein gutes Verhältnis zu sich selbst und Ihrem Können.

Antwort D überwiegt

Sie sind ein realistischer Mensch. Sie haben einen guten Überblick über Ihre Fähigkeiten und wissen, was Sie noch ausbauen wollen. Sie wissen, dass das Leben kein Ponyhof ist und machen das Beste daraus, zu kneifen zählt für Sie nicht. Diese pragmatische Art hilft Ihnen, einen kühlen Kopf in Konfliktsituationen zu behalten. Sachlich gehen Sie auch mit Rückschlägen um, denn Sie wissen: Bei genauerer Betrachtung können Sie fürs nächste Mal etwas daraus lernen.

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Einfluss der Gene auf die Persönlichkeit

Was bestimmt den Charakter eines Menschen – und wie viel davon ist angeboren? Heute gehen Forscher davon aus, dass etwa 40 Prozent unserer Persönlichkeit genetisch festgelegt sind. Der größere Teil geht auf soziale Umwelteinflüsse (Eltern, Freunde, Schule, etc.) zurück. Je nachdem wie uns diese Menschen beeinflussen oder fördern, verändert sich unsere Persönlichkeit – maßgeblich in der Kindheit, Pubertät und Jugend.

Spätestes im Alter von 30 Jahren ist unsere Persönlichkeit in der Regel ausgereift und stabil. Dann verändern sich Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale kaum noch. Erst bei Menschen über 70 verändern sich die Big Five Persönlichkeitsmerkmale wieder. Vor allem die Offenheit nimmt bei vielen Menschen ab (umgangssprachlich: Altersstarrsinn).

Ähnliches gilt für die Intelligenz. Die sogenannte fluide Intelligenz, also die Mechanik des Geistes erreicht mit Mitte 20 ihren Zenit. Die sogenannte kristalline Intelligenz, die Pragmatik des Geistes, nimmt hingegen bis ins hohe Alter zu. Ob und wie eine Person ihre Intelligenz nutzt, ist wiederum eine Frage der Persönlichkeit (siehe: Tomas Chamorro‐Premuzic und Adrian Furnham).

Fluide Intelligenz und Kristalline Intelligenz, Entwicklung im Alter

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Hexaco-Modell: Eine Alternative zu den Big Five?

Zum 5-Faktoren-Modell der Big Five gesellen sich in der Psychologie inzwischen ein paar Alternativen. Darunter beispielsweise das DISG-Modell oder der MBTI-Test und seine 16 Persönlichkeitstypen. Besonders aber das sogenannte Hexaco-Modell tut sich hervor: Es besteht aus insgesamt sechs Persönlichkeitsmerkmalen und ergänzt die Big Five um den Faktor „Ehrlichkeit-Bescheidenheit“.

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Was bedeutet die 6. Eigenschaft?

Wie bei den Big Five existieren auch bei der sechsten Eigenschaft unterschiedliche Ausprägungen. Je nach Charakter ist das Merkmal Ehrlichkeit/Bescheidenheit mal mehr mal weniger stark vorhanden.

  • Was bedeutet stark ausgeprägt?
    Wer hohe Ehrlichkeitswerte besitzt, wird andere weder manipulieren, noch zum eigenen Vorteil ausnutzen. Stattdessen stehen bei diesen Menschen Fairness und regelkonformes Verhalten hoch im Kurs. Das Interesse an Reichtum und verschwenderischem Luxus ist wiederum gering ausgeprägt, ebenso das Statusdenken.
  • Was bedeutet schwach ausgeprägt?
    Sind Ehrlichkeit und Bescheidenheit gering ausgeprägt, ist diesen Persönlichkeiten jedes Mittel recht, um zu bekommen, was sie wollen. Das schließt Lügen, Intrigen und Opportunismus ebenso ein wie Gesetzesbrüche. Diese Typen nehmen wenig Rücksicht auf andere. In dieser Gruppe finden sich viele Narzissten und Soziopathen.

Big Nine: Kulturelle Abweichungen

Forscher der Universität von Kalifornien in Santa Barbara untersuchten mittels Big-Five-Fragebögen rund 600 Personen des indigenen Tsimane-Volkes in Bolivien. Diese leben fernab moderner Gesellschaften als Jäger, Sammler und Bauern und sind zu 60 Prozent Analphabeten. Überraschendes Ergebnis der Studie: Werte wie Offenheit für Neues spielten dort keine Rolle. Umso wichtiger wurden Fleiß und soziale Nützlichkeit bewertet.

Weitere Studien in China und Südafrika stellten ebenfalls Abweichungen in der Bedeutung der Big Five Persönlichkeitsmerkmale fest, sodass einige Forscher Ausgangsmodell möglicherweise auf „Big Nine“ erweitern wollen. Die generelle Gültigkeit der Big Five stellen sie aber nicht infrage.


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Big Five für Unternehmen und Führungskräfte

Die Faktoren der Big Five dienen nicht nur der Selbstbeschreibung und Selbsterkenntnis. Unternehmen und Führungskräfte können damit ebenso Persönlichkeitsprofile ihrer Mitarbeiter oder Bewerber anlegen und das OCEAN-Modell beispielsweise zur Personalauswahl und Eignungsdiagnostik nutzen.

Nicht zuletzt hilft es Unternehmen bei der Einschätzung ihrer (künftigen) Führungskräfte selbst – etwa im Rahmen eines Assessment Center oder 360-Grad-Feedback.

Vor allem Merkmale wie Verträglichkeit, erhöhte emotionale Belastbarkeit, geistige Offenheit und Entscheidungsfreude sowie die Risikobereitschaft sind hier von Bedeutung.

Extraversion korreliert mit Führungsverhalten

Auch hier zeigen Persönlichkeitstests und Studien, dass gute Führungskräfte häufig eine hohes Maß an Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Offenheit zeigen – und nur geringe Werte beim Neurotizismus. Welches Persönlichkeitsprofil bei einer Führungskraft im Detail gefragt ist, hängt vom Anforderungsprofil der Stelle und vom Unternehmen ab. Aber generell helfen die Big Five, wenn Arbeitsfelder neu strukturiert, (Führungs-)Persönlichkeiten entwickelt und die Zusammensetzung eines Teams optimiert werden sollen.

Big Five bei der Berufswahl

Ebenso beeinflussen die 5 Faktoren unsere Berufswahl. Laut dem Organisationspsychologen Lars Satow lassen sich mithilfe der Big Five sogar Vorlieben für einzelne Berufsgruppen erklären.

  • Arbeiter
    Arbeiter haben oft geringe Werte im Bereich Offenheit und Extraversion. Sie haben daher ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit, Leitung und Anerkennung.
  • Angestellte
    Angestellte haben in allen Bereichen eher durchschnittliche Werte. Sie zeichnet weder ein ausgeprägtes Machtstreben noch ein starkes Leistungsmotiv aus. In ihren Jobs setzen sie mehrheitlich Vorgaben um, können sich anpassen und in die Organisation einfügen.
  • Beamte
    Typisch für Beamte sind hohe Werte bei Gewissenhaftigkeit, einhergehend mit geringen Werten bei Extraversion und Offenheit. Auch bei ihnen dominiert der Wunsch nach Sicherheit. Das erklärt auch, warum so viele Lehrer in ihren Jobs ausharren, obwohl sie unglücklich sind: Das Sicherheitsbedürfnis hemmt ihren Jobwechsel.
  • Selbständige
    Diese Gruppe zeichne laut Satow ein hohes Maß an Offenheit und Extraversion sowie geringe Werte bei Neurotizismus und Verträglichkeit aus. Das Ergebnis ist ein ausgeprägter Wille, eigene Ziele umzusetzen, verbunden mit der notwendigen Furchtlosigkeit, Risiken einzugehen. Statt Sicherheitsbedürfnis stehen bei ihnen Machtbedürfnis und Leistungsmotiv im Vordergrund.

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