Bedeutung: Was ist innere Leere?
Das Gefühl von innerer Leere (synonym: Selbstentfremdung) ist oft eine Folge von geistiger oder emotionaler Erschöpfung. Betroffene fühlen sich ausgelaugt, unerfüllt, traurig, leer. Viele empfinden dabei zugleich eine starke Sinnlosigkeit und fehlenden Halt im Leben – verbunden mit einer Sehnsucht nach Lebendigkeit und Erfüllung.
Innere Leere ist verwandt mit emotionalen Zuständen wie zum Beispiel Langeweile oder Einsamkeit. In der Psychologie ist die emotionale Leere schwer zu diagnostizieren. Dennoch sollte man das Gefühl ernst nehmen: Viele versuchen, die Leere mit Arbeit, Essen, Einkäufen, Alkohol, Sex oder Drogen zu füllen. Solche Ablenkungen können jedoch in eine Abhängigkeit und Sucht führen.
Was sind die Ursachen für innere Leere?
Das Gefühl innerer Leere kann unterschiedliche Ursachen haben. Tritt es akut und kurzfristig auf, sind Stress, Überarbeitung oder Überforderung auf der Arbeit häufige Auslöser. Ebenso kann sich so ein drohender Burnout ankündigen.
Weitere Ursachen können sein:
- Anhaltende Unzufriedenheit
- Das Gefühl von Bedeutungslosigkeit
- Der Verlust eines geliebten Menschen
- Eine gescheiterte Beziehung (Liebeskummer)
- Der Verlust des Arbeitsplatzes
- Existenzangst
- Heimweh und ein neues (Job-)Umfeld
- Veränderung des Hormonspiegels
- Fehlende Freunde, wenig Sozialkontakte
Ebenso können hinter dem Gefühl unverarbeitete Erlebnisse aus der Vergangenheit stecken, die Betroffene nun einholen. Womöglich ist ein Trauerprozess noch nicht abgeschlossen oder ein Familientrauma nicht verarbeitet. Manifestieren sich Gefühle auf diese Weise, sollten Sie sich Hilfe von medizinischen Experten suchen.
Zwar gilt innere Leere nicht als eigenständige psychische Erkrankung. Sie kann aber selbst ein Symptom für andere psychische Erkrankungen sein – zum Beispiel eine Depression. Rund 35 Prozent der psychisch Erkrankten leiden unter einem anhaltenden Gefühl der inneren Leere.
Innere Leere und Borderline
Innere Leere kann ebenso ein Anzeichen für eine Borderline-Erkrankung sein. Betroffene fühlen sich häufig leer und emotional instabil. Charakteristisch für die Persönlichkeitsstörung ist ein gestörtes Selbstbild, das es den Patienten schwer macht, sich zu spüren oder ihre Gefühle zu erklären.
Symptome: Wie zeigt sich innere Leere körperlich?
Das Gefühl der inneren Leere kann sich wie ein Vakuum anfühlen – wie ein schwarzes Loch, das alles in sich hinein saugt. Für die Betroffenen ist das nur schwer auszuhalten. Typische körperliche Symptome sind:
- Tiefe Traurigkeit
- Antriebsarmut
- Mangelnde Motivation
- Essstörungen (Fressattacken)
- Konzentrationsschwäche
- Schlafstörungen
- Orientierungslosigkeit
- Gefühllosigkeit
Häufige Gedanken
Bei innerer Leere kommen unterschiedliche Gefühle und Gedanken zusammen. Wer sich innerlich leer fühlt, spürt meist eine Art Taubheit oder innere Dumpfheit und denkt…
- „Ich bin ganz alleine in der Welt.“
- „Nichts hat noch eine Bedeutung für mich.“
- „Ich sehe keinen Sinn mehr in dem, was ich tue.“
- „Ich funktioniere nur noch.“
- „Ich habe nichts, worauf ich mich freuen kann.“
- „Mein Leben ist langweilig.“
- „Ich fühle nichts mehr.“
Innere Leere lässt sich am ehesten mit Hunger vergleichen – nur ist es kein körperlicher, sondern ein emotionaler Hunger nach Liebe und Geborgenheit sowie einem tieferen Sinn der eigenen Existenz und nach Erfüllung. Die Schriftstellerin Sally Brampton, die selbst an einer Depressionen erkrankt ist, beschreibt das Gefühl als „Glaswand, die uns vom Leben und von uns selbst trennt.“
Was bedeutet emotionale Leere in der Psychologie?
Der Gefühl der inneren Leere ist vor allem ein Zustand des Mangels. In der Psychologie werden die Ursachen für innere Leere häufig in der Kindheit gesehen: Viele Menschen, die dieses Gefühl beschreiben, haben in der Kindheit einen Mangel an Aufmerksamkeit, Zuwendung und emotionaler Bindung erlebt. Oder sie wurden häufig kritisiert, bestraft oder geschlagen.
Auch die Opfer von Missbrauch beschreiben häufig das Gefühl von innerer Leere. So paradox es klingt: Einigen hilft es, ihre Traumata, die Scham– oder falschen Schuldgefühle zu überdecken. Ebenso kann eine kaltherzige Familie, in der jede Geborgenheit fehlt, im Erwachsenenalter dazu führen, dass sich Betroffene immer wieder traurig und leer fühlen.
Innere Leere in der Partnerschaft
Das Gefühl emotionaler Leere kann ebenso in der Partnerschaft auftreten. Ursachen können häufige Geschäftsreisen des Partners oder eine Fernbeziehung sein. Oder der Partner ist zwar da, aber wir spüren keine Verbindung mehr zu ihm oder ihr. Die Beziehung „funktioniert“ im Alltag nur noch oder ist längst eine reine Zweckgemeinschaft.
Entsteht das Gefühl von Einsamkeit in einer Partnerschaft, steckt oft eine mangelhafte oder dysfunktionale Kommunikation dahinter. Das Paar lebt zusammen, aber redet kaum noch miteinander. Es gibt wenige, gemeinsame Erlebnisse oder verbindende Aktivitäten.
Innere Leere loswerden – was tun?
Was kann man tun, wenn man nichts fühlt? Um das Gefühl der inneren Leere loszuwerden, sollten Sie zunächst herausfinden, was Sie vermissen, was fehlt und die Leere entstehen lässt: Fehlt Ihnen das Gefühl von Zugehörigkeit? Geht es um zwischenmenschliche Beziehungen und Freundschaften? Oder sind Sie auf der Suche nach mehr Sinn und Bedeutung in Ihrem Leben?
Diese erste und ehrliche Selbstreflexion ist enorm wichtig. Manchmal steckt in Wirklichkeit ein anderes Gefühl hinter der Leere – zum Beispiel Wut oder Enttäuschung. Sobald Sie den Grund kennen, können Sie daran arbeiten – nur bitte nicht durch Ausweichhandlungen kompensieren, wie zum Beispiel Spontankäufe, Shopping oder Sex.
1. Gehen Sie bewusster mit sich um
Konzentrieren Sie sich wieder mehr auf sich und Ihre Bedürfnisse. Nehmen Sie Ihre Gefühle und Erlebnisse bewusster wahr – zum Beispiel Gerüche, den Wind in Ihren Haaren oder die Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut. Oder gehen Sie täglich 30-60 Minuten spazieren. Solche Achtsamkeit-Übungen helfen dabei, in eine innere Balance zu kommen.
2. Sammeln Sie neue Erfahrungen
Laut neurobiologischen Studien hat das Lernen von Neuem positive und anregende Effekte auf unsere Gefühle – vergleichbar mit einem Dopamin-Kick. Machen Sie zum Beispiel einen spontanen Kurzurlaub; suchen Sie sich ein neues Hobby oder gestalten Sie die Wohnung um – schon eine andere Beleuchtung oder neue Farben an den Wänden können ähnliche Effekte bewirken.
3. Meditieren Sie öfter
Meditation (oder Gebet) ist nachgewiesenermaßen enorm heilsam. In der Stille findet unser Geist zu innerer Ruhe und innerem Frieden zurück. Wir nehmen unsere aufgewühlten Emotionen und Gedanken besser wahr und verarbeiten diese. Ebenso kann Meditation dabei helfen, unser Selbstwertgefühl zu stärken und so der inneren Leere vorzubeugen (siehe: Metta-Meditation).
4. Suchen Sie den Kontakt zu Menschen
Wer sich innerlich leer fühlt, zieht sich oft in sein Schneckenhaus zurück. Doch das verschlimmert die Symptome eher noch und führt in ein negatives Gedankenkarussell. Warten Sie nicht, bis andere an Ihre Tür klopfen, sondern gehen SIE bewusst auf andere zu. Vielleicht treffen Sie Menschen, denen es ähnlich geht. Gemeinsame Aktivitäten und Gesellschaft sind eines der besten Mittel gegen innere Leere.
5. Üben Sie Dankbarkeit
Man kann nicht unglücklich und dankbar zugleich sein! Und es gibt Vieles, wofür wir dankbar sein können: die Gesundheit, die Arbeit, ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch… Lernen Sie wieder zu schätzen, was vermeintlich selbstverständlich ist. Das Gefühl der Dankbarkeit ist ein starkes Gefühl, das die innere Leere heilen kann. Studien zeigen, dass dankbare Menschen häufig anziehende soziale Kompetenzen entwickeln und deshalb leichter Freunde finden.
6. Schreiben Sie regelmäßig Tagebuch
Ärzte und Therapeuten empfehlen zudem das sogenannte Journaling bzw. Tagebuchschreiben als wirksame Methode gegen innere Leere. Dabei reflektieren, strukturieren und verarbeiten wir ebenfalls unsere Gedanken, Emotionen und Erlebnisse. Notieren Sie darin zum Beispiel, worauf Sie heute besonders stolz oder wofür Sie dankbar sind: Was lief gut und was haben Sie dabei gefühlt? Diese täglichen Einträge zeigen Ihnen – Schwarz auf Weiß – wie voll Ihr Leben schon ist und führen Ihnen gleichzeitig die eigene Selbstwirksamkeit vor Augen.
7. Therapie absolvieren
Tritt das Gefühl der inneren Leere über einen längeren Zeitraum auf oder kommen weitere Symptome wie zum Beispiel Selbstmord-Gedanken oder starke Ängste hinzu, sollten Sie sich umgehend professionelle Hilfe durch einen Arzt oder Psychotherapeuten suchen. Entscheidend ist, dass Sie das Gefühl der inneren Leere weder verdrängen noch durch Ablenkungen überdecken oder füllen. Das führt mehrheitlich in eine Abwärtsspirale. Werden Sie wieder aktiv – und begegnen Sie der Einsamkeit und Taubheit mit Achtsamkeit und Gemeinschaft.
Was andere dazu gelesen haben