Definition: Was ist Menschenkenntnis?
Menschenkenntnis ist die Fähigkeit, in kurzer Zeit die Persönlichkeit, zentrale Charaktereigenschaften, die Absichten oder das zukünftige Verhalten eines Menschen richtig einzuschätzen und vorauszusehen, wie die Person denken und handeln wird.
Wer eine gute Menschenkenntnis besitzt, kann schon beim ersten Eindruck hinter die Fassade blicken, durchschaut Blender und lässt sich seltener täuschen. Die Fähigkeit zählt zu den wichtigsten Soft Skills.
Merkmale der Menschenkenntnis
Gute Menschenkenner vereinen ein ganzes Bündel von Fähigkeiten, dies es ihnen ermöglichen, fremde Personen korrekt zu beurteilen. Neben der Selbstreflexion gehören dazu zum Beispiel:
- Einfühlungsvermögen und Empathie
- Sensibilität und Intuition.
- Emotionale Intelligenz und Fingerspitzengefühl
- Beobachtungsgabe und analytisches Denken
- Lebenserfahrung und psychologisches Verständnis
Mithilfe der Menschenkenntnis (Englisch: Knowledge of human nature) können sie anschließend sowohl positive wie auch negative Eigenschaften und Intentionen sofort erkennen und einordnen.
Welche Vorteile hat Menschenkenntnis?
Berufsleben ist Beziehungsleben. Überall haben wir mit unterschiedlichen Charakteren zu tun. Ebenso im Privaten – mit Familie, Partner, Freunden. Eine hohe Beziehungsintelligenz und Menschenkenntnis hat zahlreiche Vorteile:
- Sie können sich leichter in andere hineinversetzen.
- Sie knüpfen leichter „die richtigen“ Kontakte.
- Sie lassen sich seltener ausnutzen oder belügen.
- Sie verhandeln besser und erfolgreicher.
- Sie vermeiden den Umgang mit toxischen Menschen.
- Sie können Konflikten leichter vorbeugen.
- Sie erkennen, wenn jemand Hilfe benötigt.
Insgesamt erleichtert Menschenkenntnis die Zusammenarbeit im Alltag und ist ein zentraler Schlüssel für den beruflichen und privaten Erfolg. Langfristig trägt sie zu einem harmonischen Umfeld bei.
Menschenkenntnis Beispiel: Vorstellungsgespräch
Gerade im Bewerbungsgespräch versuchen sich beide – Arbeitgeber und Bewerber – von ihrer besten Seite zu präsentieren. Das führt mitunter zu Fehleinschätzungen, Fehlbesetzungen oder der falschen Arbeitgeberwahl. Gerade hierbei hilft es Ihnen, wenn Sie auf Ihre Intuition und subtile Signale achten.
Lesetipp: Jobinterview? Achten Sie auf das Umfeld!
Psychologie: Warum täusche ich mich in Menschen?
Hand aufs Herz: Wenn wir Sie danach fragen würden, würden Sie sich eine große Menschenkenntnis bescheinigen? Die meisten tun das – und täuschen sich trotzdem immer wieder in den Menschen in ihrem Umfeld. Woran liegt das?
Selbst mit ausgeprägter Menschenkenntnis lassen sich menschliche Enttäuschungen nie ganz vermeiden. Schuld daran sind unbewusste Beurteilungsfehler, denen wir regelmäßig erliegen. Diese verzerren unsere Wahrnehmung (siehe: Bias). Zu den größten und häufigsten gehören:
-
Bestätigungsfehler
Wir neigen dazu, nach Bestätigungen für unser erster Urteil zu suchen (siehe: Confirmation Bias). Haben wir einen positiven ersten Eindruck, ignorieren wir erste Störsignale und blenden widersprüchliches Verhalten aus. So bleiben „falsche Freunde“ lange unerkannt.
-
Rückschaufehler
„Ich habe es doch schon immer gewusst!“, denken viele, und erliegen dem Rückschaufehler (auch: Hindsight Bias). Auch hier neigen wir dazu, einstige Vorhersagen anzupassen, sobald wir das tatsächliche Ergebnis kennen. Entpuppt sich der neue Kontakt als falscher Fünfziger, passen wir unser Urteil im Nachhinein an, statt unsere Wahrnehmung zu verbessern.
-
Attributionsfehler
Bei der Beurteilung anderer ignorieren wir äußere Umstände: Der neue Kollege hat keine Zeit für Sie? Sicher ist der Typ ein unsympathischer Einzelgänger. Dass er oder sie vielleicht gerade private Probleme hat, die das erklären, versuchen wir gar nicht erst herauszufinden (siehe: Falsche-Konsensus-Effekt).
Hinzu kommen oft noch Vorurteile, die wir gegenüber fremden Personen – etwa aus anderen Kulturen – haben. Solche Klischees beeinflussen ebenfalls unser Urteil und verführen uns zu Schubladendenken.
Menschenkenntnis Test: Wie gut durchschaue ich andere?
Was denken Sie: Wie gut ist Ihre Menschenkenntnis? Mit unserem Menschenkenntnis Test können Sie das ganz einfach herausfinden! Beantworten Sie die folgenden Fragen (direkt online abhaken) und zählen Sie am Ende den meistgewählten Buchstaben zusammen. Die Lösung zum Test finden Sie am Ende…
Selbsttest zur Menschenkenntnis
- Da müsste ich kurz nachdenken, doch nach ein paar Minuten wäre ich fertig. (A)
- Bei so etwas bin ich ganz schlecht. Das könnte dauern. (C)
- Mit dem Thema hab ich mich schon oft befasst. Kann sofort losgehen. (B)
- Ich mache mir ein Gesamtbild. Dazu gehört neben dem Gespräch auch die Körpersprache und die Kleidung. (B)
- Ich habe oft schon vorher ein Bild durch die Informationen, die ich von anderen erhalte. (C)
- Ich höre genau zu, was gesagt wird. So kann mir nichts entgehen. (A)
- Der Person scheint langweilig zu sein. Vielleicht interessiert sie das aktuelle Thema nicht. (A)
- Er oder sie ist eindeutig nervös. Womöglich fühlt sie sich unter Druck gesetzt. (B)
- Das hat nichts zu bedeuten. Da weiß jemand nur nicht, wohin mit den Händen. (C)
- Leider immer mit den Falschen. Die meisten sind mir hinterher unsympathisch. (C)
- Das ist sehr verschieden: Mal sind es spannende Gespräche, mal suche ich nach kurzer Zeit das Weite. (A)
- Ich habe eigentlich immer das Glück, auf Anhieb die richtigen Menschen zu treffen. (B)
- Ja, gerade im Beruf und im Sportverein komme ich täglich mit Menschen in Kontakt. (B)
- Im Büro treffe ich natürlich meine Kollegen, sonst hält es sich in Grenzen. (A)
- Nein, ich arbeite lieber allein und habe nach Feierabend gerne meine Ruhe. (C)
1. Wie lange benötigen Sie, um drei Ihrer Stärken und Schwächen zu nennen?
2. Worauf achten Sie zuerst, wenn Sie eine neue Person kennenlernen?
3. Ihr Gesprächspartner kann seine Hände kaum still halten und spielt immer wieder an den Haaren. Was bedeutet das?
4. Sie sind auf einem Event: Mit welchen Menschen kommen Sie in Kontakt?
5. Wenn Sie Beruf und Privatleben beurteilen: Haben Sie viel mit anderen Menschen zu tun?
Menschenkenntnis Test – Auflösung
Alles beantwortet und die häufigsten Antworten gezählt? Hier kommen Sie zur Test-Auswertung:
Die Ansätze stimmen, Ihre Menschenkenntnis muss sich aber noch weiter entwickeln. Durch weitere Erfahrung und den Blick für Details können Sie die Fähigkeit weiter ausbauen. Teilweise urteilen Sie noch zu vorschnell und deshalb falsch. Mit mehr Kontakt zu anderen Menschen und weiterer Übung wird Ihre Menschenkenntnis noch besser.
Ihre Menschenkenntnis ist sehr gut. Sie haben viel mit anderen zu tun, können diese schnell und korrekt einschätzen und dürfen auf das Urteil vertrauen. Zusätzlich zu Ihrer Erfahrung profitieren Sie von großer Empathie und lassen sich nichts vormachen. Sie erkennen, wenn etwas nicht stimmt und hinterfragen Ihre Eindrücke.
Leider ist Ihre Menschenkenntnis nicht so gut, wie Sie selbst vielleicht glauben. Sie liegen oft falsch und irren sich – auch bei Ihrem Selbstbild. Beginnen Sie mit einer besseren Einschätzung der eigenen Person und trainieren Sie anschließend durch Erfahrung und Kontakt mit anderen Menschen. Es hilft nur eins: Üben, üben, üben…
Kann ich Menschenkenntnis erlernen?
Menschenkenntnis ist uns nicht angeboren. Sie entwickelt sich mit der Zeit und über Jahre hinweg und kann entsprechend erlernt und trainiert werden. Sie ist zum Beispiel wesentlicher Teil der sogenannten kristallinen Intelligenz, die auch „Altersweisheit“ genannt wird.
Von Vorteil ist natürlich, wenn Sie im Alltag viel mit unterschiedlichen Menschen zu tun haben. Angefangen bei der eigenen Familie, einem großen Freundeskreis und vielfältigen Kollegen im Job. Bei dem Umgang können Sie regelmäßig Ihre Menschenkenntnis auf die Probe stellen und die Einschätzungen verbessern.
Entscheidend ist, dass Sie ein Gespür und sensible Antennen für die Kleinigkeiten und Details entwickeln: Das Aussehen oder die Kleidung können täuschen. Feine Signale im Subtext und Mikro-Gesten dagegen sind oft verräterisch…
Menschenkenntnis Sprüche und Aphorismen
- „Wie wir andere behandeln, zeigt, wer wir selbst sind.“
- „Wer sich selbst gut kennt, besitzt auch gute Menschenkenntnis.“
- „Misstrauen ist nur ein Mangel an Menschenkenntnis.“
- „Menschenkenntnis ist das einzige Fach, in dem man ständig unterrichtet wird.“
- „Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes: Er ist schneller und gründlicher als ich.“
- „Als Gott die Menschenkenntnis verteilte, stand ich noch in der Schlange für Gutgläubigkeit.“
Menschenkenntnis verbessern: 5 Tipps
Gesunde Menschenkenntnis ist vor allem das Ergebnis eines langen Lernprozesses, für den zahlreiche persönliche Erfahrungen mit anderen Menschen nötig sind – positive wie negative. Gleichzeitig können Sie dabei Menschenkenntnis trainieren. Wir empfehlen hierfür folgende Tipps:
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Selbstbild machen
Beginnen Sie damit, sich zuerst ein gutes Bild von sich selbst zu machen – mit allen Stärken und Schwächen. Nur wer sich selbst gut kennt und einschätzen kann, kann die Technik und das Training für ein objektives Selbstbild auf andere übertragen.
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Körpersprache lesen
Der Großteil der zwischenmenschlichen Kommunikation läuft nicht über Worte, sondern über die nonverbale Kommunikation (Körpersprache, Mimik) sowie über die paraverbale Kommunikation (Stimme, Tonfall, Lautstärke). Üben Sie, deren Signale zu lesen und zu entschlüsseln.
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Wortwahl beachten
Auch der Inhalt – also das, was jemand sagt und wie – ist von Bedeutung. Achten Sie genau auf die Formulierungen und ob Ihr Gegenüber zum Beispiel zwischen Sach- und persönlicher oder Meta-Ebene wechselt. Wie reflektiert die Person ist und spricht, lässt sich wiederum daran ablesen, wie präzise die Sätze und wohlgewählt die Worte sind.
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Authentizität prüfen
Authentizität bedeutet, dass ein Mensch wahrhaftig ist und sein Verhalten zu seinen Worten und der Situation passt. Achten Sie daher sensibel auf inkonsistentes Verhalten oder plötzliche Verhaltensänderungen, die etwas vortäuschen, aber nicht zur Situation passen – z.B. übertriebene Freundlichkeit oder aufgesetzte Coolness.
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Verständnis entwickeln
Urteilen Sie nie vorschnell! Geben Sie sich und Ihrem Gegenüber die Chance für einen zweiten Eindruck. Der kann den ersten bestätigen – oder Störeindrücke hinterlassen. Auf die sollten Sie umso mehr achten und die erste Einschätzung hinterfragen. Hören Sie dabei unbedingt auf Ihr Bauchgefühl! Unser Unterbewusstsein nimmt wesentlich mehr Eindrücke und Informationen wahr, als das Bewusstsein.
Wir wollen Ihnen trotzdem nichts Falsches versprechen: Auch wenn Sie Ihre Menschenkenntnis trainieren und kontinuierlich verbessern, werden Sie einige Menschen trotzdem weiterhin täuschen können. Das liegt schlicht daran, dass einige negative Charaktere einfach sehr gut darin sind, anderen etwas vorzumachen oder sie auszunutzen.
Vor allem wenn uns Menschen besonders nahe stehen oder wir emotional stark involviert sind, wirken wieder die oben genannten Wahrnehmungsfehler. Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht – auch nicht mit ausgeprägter Menschenkenntnis.
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