Komfortzone – was ist das?
Die „Komfortzone“ lässt sich einfach definieren: Sie ist das Bekannte, das Alte und schon Dagewesene. Sie ist das Gegenteil von Veränderung. Klingt für viele gar nicht so schlecht. Die meisten Menschen haben Angst vor Veränderungen. In der Komfortzone aber weiß jeder genau, was man hat und was einen erwartet. Kein Wunder, dass es hier so bequem ist. Warum sich außerhalb umsehen?
Komfortzonen sind allerdings höchst individuell. Sie sind Teil unserer Persönlichkeit und des Charakters. Extrovertierte Menschen haben kein Problem damit, auf andere zuzugehen. Schüchterne schon. Wo der eine schon Panikattacken bekommt, bleiben andere völlig gelassen. Daher ist es wichtig, anhand des obigen Zonen-Modells herauszufinden, wo die eigene Komfortzone beginnt beziehungsweise endet.
Warum die Komfortzone gefährlich verlockend ist
Jeder hat gerne das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Es gibt uns Sicherheit, wiegt uns in Geborgenheit, ist „komfortabel“. Es ist der Bereich, in dem Sie sich auskennen, den Sie aus dem Eff-eff beherrschen und auf den Sie Einfluss nehmen können. Im Job sind das beispielsweise die Aufgaben, die Sie routiniert erledigen können, bei denen Sie alle möglichen Fallstricke bereits erlebt haben, die Ihnen leicht von der Hand gehen und für die Sie mit Ihren Fähigkeiten optimal gerüstet sind.
Auch im Privatleben bevorzugen wir die Komfortzone: Lieber geregelte Abläufe, als etwas Neues ausprobieren. Nach Feierabend auf der Couch gemütlich machen, statt endlich mit dem Sport anzufangen. Lieber mit den bekannten Gesichtern quatschen, statt neue Kontakte zu knüpfen. Lieber nochmal den gleichen All-Inclusive-Urlaub vom letzten Jahr, statt mit dem Rucksack ein neues Land zu erkunden…
Was hält mich in der Komfortzone gefangen?
Keine Frage: Man kann sich das Leben innerhalb der Komfortzone schönreden. Aber ist es wirklich das, was Sie vom Leben wollen? Wer partout nicht über seinen Tellerrand blicken will, der schließt sich de facto von vielen Seiten und Gelegenheiten des Lebens aus. Neue Freunde, privates Glück, beruflicher Erfolg, körperliche Gesundheit oder persönliche Entwicklung gibt es nie innerhalb der Komfortzone. All das erfordert stets den Schritt nach draußen. In die Lernzone und Wachstumszone.
Gemütlichkeit ist ein großer Faktor, der dafür sorgt, dass wir die Komfortzone nicht verlassen. Je besser wir uns mit etwas auskennen, desto weniger Anstrengung müssen wir investieren. Alles funktioniert im Autopilot. Bloß kein Stress! Bloß keine Aufregung!
3 Ängste fesseln uns an die Komfortzone
Noch mehr fesseln uns Ängste in der eigenen Komfortzone. Vor allem drei Ängste sorgen dafür, dass wir unsere Komfortzone nur ungern verlassen:
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Die Angst vor dem Versagen
Versagensangst ist eine der größten Hürden, die jeder in seinem Leben überwinden muss. Gerade berufliche Veränderungen verursachen regelmäßig diese Angst. Nicht wenige assoziieren damit ausschließlich Negatives. Sie sehen eher die Risiken als die Chancen. Innerhalb der Komfortzone müssen Sie sich dieser Angst nicht stellen. Sie lassen so aber auch viele Chancen ungenutzt verstreichen.
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Die Angst vor der Anstrengung
In der Komfortzone müssen sich Betroffene nicht groß anstrengen. Sie kennen die Abläufe und wissen, was auf sie zukommt. Diese Zone zu verlassen, bedeutet zwangsläufig mehr Einsatz, Arbeit, Mühe. Sie müssen sich letztlich neuen Herausforderungen stellen, Neues lernen, klein anfangen. Und Lehrjahre fühlen sich einfach nicht so gut an wie Herrenjahre.
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Die Angst vor Zurückweisung
Wer etwas gut kann, sein Wissen und seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, genießt den Respekt seines Umfeldes. Kurz: Sie haben sich einen Namen gemacht, eine Stellung erarbeitet. Sie sind Experte. Außerhalb dieses Hoheitsgebiets müssen Sie sich neu beweisen und der Beurteilung durch andere neu aussetzen. Und die sehen Sie finden Sie womöglich gar nicht so toll oder weisen Sie ab, weil Sie in deren Komfortzone eindringen. Raus aus der Komfortzone birgt deshalb immer die Möglichkeit, vor den Kopf gestoßen zu werden. Oder mit Ablehnung konfrontiert zu werden.
Komfortzonen verlassen: Eine Frage der Motivation
Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone. So unangenehm die ersten Schritte außerhalb der gewohnten und selbstgesteckten Grenzen sein mögen: Sie sind es wert. Wachstum und Entwicklung sind nur möglich, wenn wir uns regelmäßig neuen Aufgaben stellen. Wir sind nicht dafür gemacht, es bequem zu haben. So schön sich das auch anfühlen mag. Körper und Geist hungern nach neuen Reizen, nach Training, nach Entwicklung. Nur so leben wir unser Leben und lassen es nicht nur einfach geschehen.
Komfortzonen zu verlassen ist niemals komfortabel. Schon im Wortsinn. Es erfordert immer Kraft und Mut. Manch einem kommen dabei Zweifel. Schließlich hat man sich den Wohlfühlbereich gerade erst nett eingerichtet. Doch es passiert eine Menge, wenn man Routinen aufgibt, Neues wagt, ausprobiert, Grenzen verschiebt. Vor allem, wenn man sich bewusst ist, wozu man es wagt.
Komfortzone verlassen Tipps: 12 einfache Schritte
Bevor Sie sich jetzt kopfüber in neues Terrain stürzen: Beginnen Sie mit kleinen Schritten! Erstens sind Sie sonst schnell frustriert, wenn es nicht sofort funktioniert. Zweitens werden die Zonengrenzen bei großen Vorhaben härter. Das lähmt. Beginnen Sie mit kleinen Veränderungen.
Verlassen Sie Ihre Komfortzone nur langsam und gewöhnen Sie sich an die Unsicherheit, die damit einhergeht. Überwinden Sie die Scheu vor Neuem und Unbekanntem. Steigern lassen sich die Schritte immer noch. Die folgenden Tipps zeigen, wie einfach Sie im Alltag die Komfortzone verlassen können:
1. Ansporn entwickeln
Niemandem fällt es leicht, seine Komfortzone zu verlassen oder sich dazu aufzuraffen, Ungewohntes auszuprobieren. Um das Kunststück zu schaffen, brauchen Sie eine starke Motivation. Einen Antrieb und Ansporn. Das kann die eigene Gesundheit sein. Denkbar ist aber auch, dass Sie an einer beruflichen Neuorientierung oder persönlichen Ziel arbeiten.
2. Meinungen ignorieren
Viele bleiben in der Komfortzone, weil sie die Meinung anderer fürchten. Sie machen Sie sich angreifbar für Kritik. Lernen Sie, die Meinung anderer zu ignorieren. Indem Sie das Urteil andere nicht überbewerten, entkoppeln Sie das eigene Glück davon, was andere von Ihnen halten. Machen Sie sich bewusst: Sie können es NIE allen recht machen. Und das müssen Sie glücklicherweise auch nicht. Lassen Sie sich davon also auch nicht bremsen.
3. Ziele aufschreiben
Kennen Sie schon sogenannte Bucket Lists? Das sind Listen mit ganz persönlichen Zielen – nicht nur beruflichen. Eben alles, was Sie vom Leben (noch) erwarten. Das kann ein enormer Ansporn sein. Erst recht, wenn Sie zunehmend mehr auf Ihrer Bucket List abhaken und darauf (ohne Reue) zurückblicken können. Es dokumentiert, wo Sie bereit waren, über den eigenen Schatten zu springen. Genauso funktioniert auch Bullet Journal oder Erfolgstagebuch.
4. Früher aufstehen
Stehen Sie 30 Minuten vor Ihrer gewohnten Zeit auf. Sie werden müde und wenig begeistert sein – haben Ihre Komfortzone damit aber schon verlassen. Sinnvoll wird dieser Schritt aber erst, wenn Sie die gewonnene Zeit nutzen. Beispielsweise zur Meditation, zum Lesen oder Beten. Selbst ein so kleiner Anstoß kann helfen, um die eigenen Grenzen auch bei anderen Gelegenheiten zu erweitern.
5. Arbeitsroutinen verändern
Ändern Sie Ihren Tagesablauf ganz bewusst, und probieren Sie eine neue Struktur oder Arbeitsweise. Machen Sie zu einem anderen Zeitpunkt Pause. Oder an anderen Orten. Oder verabreden Sie sich mit anderen Kollegen. Das verhindert nicht nur Langeweile im Job. Indem Sie kleine Gewohnheiten ändern, gewinnen Sie Optimismus und Zuversicht für größere Wagnisse.
6. Vor Menschen sprechen
Egal, ob in einem Meeting oder bei einer Tischrede: Üben Sie das Sprechen in der Öffentlichkeit und vor anderen Menschen. Das kostet jedes Mal Überwindung. Es geht aber mit einer hervorragenden Wachstumserfahrung einher. Die perfekte Gelegenheit also, um die Komfortzone zu verlassen.
7. Fremde ansprechen
Noch ein Klassiker der Komfortzone: Fremde Menschen werden auf Abstand gehalten. Eine einfache Übung, mit der Sie sich überwinden können: Sprechen Sie fremde Menschen an. Zum Beispiel im Café, auf Messen oder auf Events. Gehen Sie auf Fremde zu und suchen Sie das Gespräch. Tipps zu Gesprächsöffnern, Eisbrechern und Smalltalk finden Sie bei uns zuhauf. Oft reicht schon eine kurze Frage. Die Erfahrungen werden Ihr Selbstbewusstsein für die Zukunft stärken.
8. Verantwortung übernehmen
Suchen Sie sich aktiv Aufgaben, bei denen Sie mehr Verantwortung tragen als bisher. Sprechen Sie den Chef darauf an und suchen Sie mit ihm gemeinsam nach passenden Optionen. Beispielsweise die Leitung eines Teams oder Projekts. Dadurch gewinnen Sie neue Erfahrungen und Kenntnisse. Und mehr Selbstsicherheit für die Zukunft.
9. Neu einkleiden
Jeder hat seinen eigenen Stil. Es geht nicht darum, den Typ vollkommen zu verändern. Es kann Sie aber aus der Komfortzone holen, indem Sie unkonventionell denken und ein paar neue Modestile ausprobieren und beim Outfit mutiger werden. Farben, Schnitte, Designs – experimentieren Sie ein wenig. Nicht selten gibt das ein ganz neue Lebensgefühl.
10. Worst-Case-Szenario vorstellen
Es klingt nur im ersten Moment kontraproduktiv, sich mögliche Schattenseiten bewusst zu machen. Es kann aber enorm helfen, Ihre Komfortzone zu verlassen. Wenn Sie vor einer Entscheidung stehen, überlegen Sie, was das für Sie schlimmste Ergebnis wäre – und ob das wirklich so schlimm ist. Meist ist der Worst-Case genau das nämlich nicht.
11. Hobby beginnen
In der Freizeit haben Sie viele Optionen, der Komfortzone zu entkommen. Sie können sich beispielsweise ein neues Hobby suchen. Eine Sportart; ein Musikinstrument, das Sie lernen; eine neue Sprache. Hauptsache, es ist etwas, wofür Sie sich schon länger interessieren aber bisher nicht getraut haben, den ersten Schritt zu machen.
12. Partner finden
Aller Anfang ist schwer. Bei Komfortzonen ist das nicht anders. Ein Freund oder Partner, mit dem Sie sich den Herausforderungen gemeinsam stellen, kann dabei helfen. So können Sie sich gegenseitig motivieren und dafür sorgen, dass der andere keinen Rückzieher macht oder sich doch wieder in der Komfortzone verkriecht. Außerdem lassen sich Ängste gemeinsam deutlich leichter besiegen. Partner stärken uns auch den Rücken, wenn andere über uns lachen oder uns kritisieren.
Anders Ericsson ist ein renommierter Psychologe an der Florida State Universität. Er beschäftigt sich seit Dekaden mit der Frage, wie wir über uns hinauswachsen. Sein Fazit: Beharrliches Ausprobieren, Scheitern und Lernen führen zur wahren Meisterschaft. Und gelinge nur, indem wir regelmäßig die Komfortzone verlassen.
Zitat: „Die wenigsten Menschen machen gerne Fehler und verharren in ihrer Komfortzone. Diesen Prozess aus mutigem Herauswagen, regelmäßigem Üben, Üben, Üben ist der eigentliche Schlüssel zu echter Expertise. Bevor Sie in der Lage sind, auf einem neuen Niveau nennenswerte Erfolge zu erzielen.“
Bitte nicht überfordern!
Wenn Sie Ihre Komfortzone verlassen, kommen Sie zwangsläufig in Angstzone, Lernzone und Wachstumszone. Das verursacht Stress. Nicht selten kommen Ohnmachtsgefühle oder Überforderung dazu. Dies sollte nicht zum Dauerzustand werden. Denn dauerhafte Belastungen machen krank und können zum Burnout führen.
Bei allem Elan und aller Euphorie für Neues: Sorgen Sie ebenso regelmäßig für Pausen und Entspannung. Der Weg raus aus der Komfortzone gelingt nur in Etappen. Und wenn Sie den Spaß behalten. Erlauben Sie sich daher auch weiterhin Rückzugsorte. Die sind für das Wohlbefinden ebenso essenziell wie Erfolgserlebnisse.
Komfortzone verlassen – im Job
Sich zurückzulehnen und in der eigenen Komfortzone zu verharren, ist scheinbar einfacher. Aber keinesfalls sicherer oder risikofrei. Im Gegenteil: Wer sich so zum Stillstand zwingt, verpasst womöglich…
- Seine Beförderung
Die Konkurrenz schläft nicht. Wer zwischen den Kollegen nicht auffällt, nur macht, was er oder sie immer gemacht hat, hat es schwer, sich für Beförderungen zu qualifizieren. Zeigen Sie Ihrem Chef stattdessen, wozu Sie noch fähig sind. - Neue Kontakte
Wenn niemand Notiz von Ihnen nimmt, können Sie Ihr Netzwerk auch nicht durch neue Beziehungen erweitern. Dabei könnten diese für die weitere Karriere eine große Rolle spielen – das berühmte Vitamin B eben. Seien Sie bereit, auf andere zuzugehen und von sich zu überzeugen. - Persönlichen Ziele
Wer seine persönlichen Ziele erreichen will, sollte bereit sein, dafür zu kämpfen. Karriere passiert nicht – sie wird gemacht!
Das Boiling Frog Syndrom
Kennen Sie die Geschichte vom Frosch im Topf? In der Fachliteratur ist es auch bekannt als „Boiling Frog Syndrom„. Die Parabel geht so: Versucht man einen Frosch in heißes Wasser zu setzen, wird er sofort wieder herausspringen. Obwohl Frösche Kaltblüter sind und ihre Körpertemperatur der Umgebung anpassen, spürt er unmittelbar die Gefahr für Leib und Leben. Ganz anders, wenn man einen Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und diesen langsam erhitzt. Obwohl es für den Frosch darin immer unbequemer wird, bleibt er sitzen, passt sich an und harrt aus. So lange, bis es für einen Absprung zu spät ist, und er verbrüht.
Nicht wenige verhalten sich exakt wie der Frosch: Haben sie sich akklimatisiert und mit ihrem Umfeld arrangiert, harren sie aus. Obwohl sie bemerken, dass die Bedingungen um sie herum immer schlechter werden. Tödlich! Wenn Sie also feststellen, dass Sie (in Ihrem Job) im Topf auf einer Herdplatte sitzen, dann verfallen Sie nicht in klassische Begründungen, um dort zu verharren. Viele dieser Erklärungen klingen nur anfangs klug und plausibel. Auf Dauer aber führen die Ausreden in eine Katastrophe. Lassen Sie es erst gar nicht soweit kommen!
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