Definition: Was ist ein Growth Mindset?
Der Begriff „Growth Mindset“ (auch: Wachstumsdenken) stammt von der US-Psychologin Carol Dweck und beschreibt eine persönliche Denkweise und Haltung, die von den eigenen Möglichkeiten überzeugt ist und so zu einem permanenten, persönlichen Wachstum führt.
Dahinter steckt ein dynamisches Selbstbild (auch: agiles Mindset). Menschen mit einem Growth Mindset glauben, dass sie mit Einsatz, Fleiß und Disziplin alles erreichen und ihr Leben ebenso wie ihren Erfolg selbst beeinflussen können. Dadurch fokussieren sie mehr auf Chancen und nutzen diese auch besser.
Bedeutung: Was ist ein Mindset?
Der Begriff Mindset (deutsch: Denkweise) bezeichnet in der Psychologie die Mentalität, Überzeugungen, Verhaltensmuster und innere Haltung eines Menschen. Diese Einstellung wird maßgeblich in der Kindheit geprägt – in Schule und Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis. Die positiven oder negativen Erfahrungen und Erinnerungen können uns ebenso bestärken wie blockieren.
Was ist der Unterschied zwischen einem Fixed und Growth Mindset?
Die Motivationspsychologin Carol Dweck forscht bereits seit Jahrzehnten zum Mindset. Dabei unterscheidet sie heute zwischen zwei zentralen Formen: dem Growth Mindset (growth = englisch für Wachstum, wachstumsorientiert, dynamisch) und dem Fixed Mindset (fixed = englisch für starr, unflexibel):
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Growth Mindset
Menschen mit diesem Wachstumsdenken sind davon davon überzeugt, dass sie sich, ihre Stärken und Fähigkeiten jederzeit weiterentwickeln können. Sie glauben daran, dass sich Anstrengung auszahlt und sie eigene Ziele erreichen können. Deshalb nehmen Sie Herausforderungen gerne an und sehen selbst im Scheitern, eine Chance zu lernen.
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Fixed Mindset
Das Fixed Mindset hingegen beschreibt Menschen mit einem statischen Selbstbild. Hier überwiegt die Überzeugung, dass man nur genügend Talent besitzen müsse, um voranzukommen. Kompetenzen sind demnach angeboren und unveränderlich. Eigenes Versagen wird auf mangelnde Intelligenz zurückgeführt. Das Denken und Handeln ist darauf ausgerichtet, Fehler zu vermeiden. Entsprechend können sie nie ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Übersicht: Growth vs. Fixed Mindset
Growth Mindset | Fixed Mindset |
↗️ Dynamisches Selbstbild ↗️ ist wachstumsorientiert ↗️ sieht Chancen ↗️ mag Veränderung ↗️ reflektiert ↗️ lernt ↗️ lässt sich inspirieren ↗️ glaubt an sich ↗️ wagt Neues ↗️ sucht Wege |
🔄 Statisches Selbstbild 🔄 ist leistungsorientiert 🔄 fürchtet Risiken 🔄 braucht Sicherheit 🔄 urteilt 🔄 bewahrt 🔄 braucht Anerkennung 🔄 glaubt an Begabung 🔄 liebt die Komfortzone 🔄 findet Gründe |
Growth Mindset Beispiele + Fragebogen
Beide Denkweisen – das Fixed oder Growth Mindset – zeigen sich immer wieder im Alltag und in unterschiedlichen Situationen. Hier drei Beispiele, die verdeutlichen wie dramatisch die Unterschiede und Auswirkungen sein können:
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Bewerbung
Sie schreiben eine Bewerbung für Ihren Traumjob, erhalten aber eine Absage. Wie reagieren Sie? Menschen mit einem statischen Selbstbild geben jetzt anderen die Schuld, sind wütend auf das Unternehmen oder reden den Arbeitgeber schlecht. Wachstumsdenken dagegen optimiert die Bewerbungsunterlagen und verbessert die Jobsuche.
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Präsentation
Sie sollen im Meeting einen kurzen Vortrag halten. Weil Sie zu nervös sind, wird der Auftritt ein Desaster. Menschen mit einem Fixed Mindset werfen hin, vermeiden künftig Präsentation und reden sich ein, kein Talent dafür zu besitzen. Anders mit einem Growth Mindset: Diese Menschen trainieren Skills, um ihre Nervosität zu überwinden oder absolvieren einen Rhetorik-Kurs – und machen es beim nächsten Mal besser.
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Selbstständigkeit
Sie haben vor kurzem Ihr eigenes Online-Business gestartet. Doch das Geschäftsmodell zündet nicht. Bald geht Ihnen das Geld aus. Statisches Denken lässt Sie vorschnell aufgeben oder glauben, Sie taugen eben nicht als Unternehmer(in). Anders mit einem dynamischen Selbstbild: Diese Gründer suchen nach Wegen, fragen Freunde oder bitten andere Unternehmer um Hilfe – ohne Scham und falschen Stolz.
Fragebogen: Welches Mindset habe ich?
Lust auf einen kurzen Test? Dann absolvieren Sie den folgenden Growth Mindset Fragebogen und zählen Sie die Punkte der Aussagen zusammen, denen Sie zustimmen (⬆️ = trifft voll zu, ↗️ = trifft zu, ↘️ = eher nicht, ⬇️ = trifft nicht zu)! Die Lösung gibt es am Ende:
Aussage | Trifft zu: | ⬆️ | ↗️ | ↘️ | ⬇️ |
Intelligenz ist angeboren. Daran kann man nicht viel ändern. | 0 | 1 | 2 | 3 |
Egal, wie intelligent man ist: Man kann immer etwas ändern. | 3 | 2 | 1 | 0 |
Einige Menschen sind einfach Naturtalente. Man hat das oder nicht. | 0 | 1 | 2 | 3 |
Je härter man trainiert, desto besser wird man. | 3 | 2 | 1 | 0 |
Ich ärgere mich oft über Feedback zu meinen Leistungen. | 0 | 1 | 2 | 3 |
Ich freue mich immer über Rückmeldungen zu meinen Ergebnissen. | 3 | 2 | 1 | 0 |
Wer clever genug ist, muss nicht hart arbeiten. | 0 | 1 | 2 | 3 |
Man kann sich immer verbessern. | 3 | 2 | 1 | 0 |
Ich bin so wie ich bin, daran lässt sich wenig ändern. | 0 | 1 | 2 | 3 |
Ich liebe es, an mir und meiner Entwicklung zu arbeiten. | 3 | 2 | 1 | 0 |
Lösung zum Growth Mindset Fragebogen
20 bis 30 Punkte:
Starkes Growth Mindset
17 bis 21 Punkte:
Growth Mindset mit statischen Gedanken
11 bis 16 Punkte:
Fixed Mindset mit dynamischem Denken
0 bis 10 Punkte:
Fixed Mindset
Effort-Effekt: Welche Rolle spielt Lob beim Growth Mindset?
Lob wirkt – aber nicht immer und ausschließlich positiv. Der sogenannte Effort-Effekt (ebenfalls von Carol Dweck entdeckt) beschreibt die negative Wirkung von falschem Lob.
Wer zum Beispiel Kinder oder Mitarbeiter für ihre Anstrengungen oder gute Leistungen lobt, fördert deren Entwicklung. Werden dagegen nur Talente oder hohe Intelligenz gerühmt, senkt das das künftige Engagement und die Leistungen, weil die Betroffenen darin bestärkt werden, ihr Erfolg hinge von konstanten Fähigkeiten ab.
Effekt: Sie glauben weniger an ihre Selbstwirksamkeit, strengen sich weniger an, haben Angst vor Fehlern und übernehmen zunehmend weniger Verantwortung – weder für ihr Leben noch für ihre Aufgaben.
Studie zum Effort-Effekt in der Schule
Bei Studien (PDF) zum Effekt des Lobens wurde eine Gruppe von Schülern gesagt, sie seien besonders intelligent, die anderen wurden für ihre Anstrengungen und Willensstärke gelobt.
Ergebnis: Die zweite Grundschul-Gruppe entwickelte mehr Ehrgeiz, Ausdauer und konnte besser mit Niederlagen umgehen. Die erste Gruppe dagegen mied fortan schwierige Aufgaben und traute sich weniger zu.
Auswirkungen: Wie beeinflusst mein Mindset den Job?
Fixed oder Growth Mindset? Das hat natürlich ebenso Auswirkungen auf unser Berufsleben und den Job. Wer beispielsweise davon überzeugt ist, grundsätzlich schlecht in Mathe zu sein oder einfach nicht präsentieren zu können, wird sich nie aus der Komfortzone wagen und damit sein eigenes Wachstum beschränken.
Bei der Frage „Talent oder harte Arbeit?“ scheiden sich viele Geister. Und Sie ahnen längst: Menschen mit einem Growth Mindset werden deutlich mehr in sich, ihre Skills investieren und diese trainieren, weil sie wissen: „Nur so komme ich weiter!“ Der Effekt ist: Sie kommen tatsächlich viel weiter als andere…
Growth Mindset entwickeln: 6 Tipps – wie lernen?
Wie bekomme ich ein Growth Mindset? Tatsächlich können Sie an Ihrem Mindest arbeiten und ein Growth Mindset lernen, beziehungsweise das Fixed Mindset ablegen. Dazu finden Sie im Folgenden bewährte Tipps für eine neue Denkweise:
1. Erkennen Sie Ihr Fixed Mindset
Den ersten Schritt haben Sie womöglich schon getan: Sie haben erkannt, dass Sie Ihr Mindset ändern müssen. Das kann schmerzhaft und unbequem sein, weil es das bisherige Welt- und Selbstbild ins Wanken bringt oder die bisherigen Überzeugungen nicht mehr funktionieren. Aber diese erste Selbstreflexion und Einsicht ist eine wichtig Voraussetzung, um ein Growth Mindset überhaupt entwickeln zu können.
2. Arbeiten Sie mit Autosuggestion
Wir können unsere Gedanken maßgeblich beeinflussen, indem wir bewusst positiv denken. Diese Form der Autosuggestion durch positive Affirmationen (deutsch: Glaubenssätze) verändert mit der Zeit unsere Denkweise und Einstellung nachhaltig. Sagen Sie also nicht: „Das kann man nicht schaffen!“ Sondern: „Ich werde einen Weg finden, wie es geht!“
3. Springen Sie über Ihren Schatten
Sie wissen: Unser Mindset ist geprägt von Erfahrungen. Diese können uns Angst machen und ausbremsen. Der beste Weg aus der Angst heraus, ist aber immer durch die Angst hindurch. Erfahrungen sagen nichts über die Zukunft und sind auch keine Kausalitäten! Sie sind schon mit zwei Versuchen auf die Nase gefallen? Das ist kein Beweis, dass es im dritten Anlauf nicht klappt (siehe: Frustrationstoleranz). Haben Sie mehr Mut, probieren Sie mehr aus, lernen Sie dazu… Und sehen Sie zu, wie sich Ihre Einstellung nachhaltig verändern wird!
Die Macht des „Noch nicht“
Statt sich mit negativen Selbstaussagen zu blockieren, nutzen Sie Formulierungen wie „noch nicht“ oder „bisher“! Beispiel: Statt zu sagen: „Ich kann das nicht!“ sagen Sie: „Ich kann das noch nicht.“ Statt zu sagen: „Ich schaffe das einfach nicht.“ Sagen Sie: „Ich habe das bisher nicht geschafft.“ Damit öffnen Sie sich gedanklich eine Tür für die eigene Entwicklung.
4. Orientieren Sie sich an Vorbildern
Für mehr Mut und Inspiration sorgen oft Menschen, die wir für ihre Erfolge bewundern. Es schadet nicht, sich mit deren Leben und Biographien auseinanderzusetzen: Oft denken wir, Glück sei ein Glücksfall. Falsch! Glück ist – genau wie Erfolg – eine Frage der Haltung und Attitüde.
Viele Selfmade-Typen haben zahlreiche Rückschläge einstecken müssen. Was sie auszeichnet, ist ihre Ausdauer und Willensstärke (siehe: Volition). Von Thomas Edison stammt das der schöne Spruch: „Ich bin nicht gescheitert, ich kenne nur 1000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.“
5. Bleiben Sie offen für Neues
Ihr JETZT ist nicht Ihr IMMER. Hätten die Menschen nur auf Kritiker und Bedenkenträger gehört, gäbe es heute keine Flugzeuge und kein Internet. Umso wichtiger ist, dass Sie permanent neue Erfahrungen machen, sich mit anderen austauschen und so zu neuen Sichtweisen kommen. Suchen Sie die Nähe zu Menschen, die Möglichkeiten und Lösungen sehen, statt immer nur Probleme. Mit den neuen Erfahrungen gewinnen Sie mehr Selbstglaube und ein Growth Mindset.
6. Haben Sie Geduld
Es dauert, wenn Sie Ihr Mindset ändern wollen. Geben Sie sich die Zeit dafür! Ein Marathon-Läufer sagt ja auch nicht nach 20 Kilometern: „Das wird nix mehr!“ Bedenken Sie: Wer ein positives Growth Mindset lernen will, muss festgefahrene Gewohnheiten und Denkmuster ändern. Laut Studien kann das bis zu 66 Tage dauern. Konzentrieren Sie sich währenddessen auf Ihre Stärken. Schon dadurch steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit um 50 Prozent. Wenn Sie schon denken, warum dann nicht gleich positiv?!
Machen Sie sich bitte stets bewusst: Sie sind nicht festgelegt! Sie stecken in keinem Rahmen oder in irgendeiner Schublade. Es ist allein der Rahmen, in den Sie sich selbst mit Ihrem (Fixed) Mindset stecken.
Tatsächlich können wir unser Denken und damit unseren Erfolg maßgeblich verändern. Entscheidend ist allein, was wir über uns denken oder wie wir unsere Situation bewerten, ob wir aus Niederlagen lernen und weitermachen oder nicht. Ein echter Game Changer: Es ist Ihr Growth Mindset, das Sie weiterbringt. Erfolg beginnt im Kopf!
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