Was ist Redeangst? Einfach erklärt
Redeangst ist eine Art soziale Phobie. Betroffene haben keine Angst vor der Rede, sondern Angst vor der (negativen) Bewertung des Publikums. Es ist die Angst vor der peinlichen Bloßstellung und dem Scheitern der eigenen Person. Steigert sich diese Redeangst, kann das dazu führen, dass die Betroffenen generell Situationen meiden, in denen sie vor anderen sprechen müssen. Zum Beispiel in Meetings oder beim Smalltalk.
Das Phänomen Redeangst ist keinesfalls selten. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa jeder Dritte davon betroffen ist. Lampenfieber und Nervosität sind zwar normal. Wenn daraus aber eine Panikattacke oder gar Blockade erwächst, sollten Sie etwas dagegen unternehmen und die Redeangst überwinden.
Redeangst Symptome
Eindeutig abgrenzen lässt sich Redeangst nicht. Die Symptome sind oft ähnlich denen von Lampenfieber – und das haben selbst Profis: Es beginnt mit innerer Unruhe, Anspannung, Herzrasen und Nervosität vor dem öffentlichen Auftritt (oder vor einer Prüfung). Hinzu kommen Symptome wie leichte Übelkeit, erhöhter Harn- und Stuhldrang, feuchte Hände oder zittrige Knie. Außenstehende bekommen davon aber in der Regel gar nichts mit. Dieser Zustand ist auch nicht weiter behandlungsbedürftig.
Wird die Redeangst größer, wird sie auch äußerlich wahrgenommen. Typische Symptome sind jetzt Erröten, Stottern, fahrige Bewegungen oder starkes Schwitzen. Durch das Beobachten und Erkennen der eigenen Symptome steigert sich der Effekt nochmal: Eine Stressspirale entsteht, die bis zum Blackout und einen lähmenden Angstzustand führen kann.
Erklärung: 🟢 = normale Reaktionen 🟡 = für Betroffene problematisch 🔴 = Höchste Zeit für Gegenmaßnahmen
Von der Redeangst zur Logophobie
Grundsätzlich gilt: Lampenfieber und Redeangst werden oft synonym verwendet. Beide gehören zu den sozialen Bewertungsängsten. Psychische Sorgen sowie Stress lösen hierbei die physischen Reaktionen aus. Solange es sich um leichte Ängste oder die übliche Nervosität handelt, können Sie mit einfachen Tipps und Tricks dagegen halten. In schweren bis chronischen Fällen lässt sich eine Redeangst nur noch mit psychologischer Hilfe überwinden.
Zu diesen Fällen gehört die Logophobie. Sie ist die stärkste Form der Redeangst und damit schon eine veritable Angststörung. Solche Phobien werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem ICD-10-Code F40.1 definiert. Wer unter Logophobie leidet, hat nicht nur extreme Angst, sondern kann definitiv GAR NICHT vor anderen Menschen sprechen. Eine solche Störung sollte unbedingt individuell und von einem Psychologen therapiert werden. Eine einfache Redeangst zu überwinden, ist allerdings auch weiterhin ohne therapeutische Maßnahmen möglich.
Negative Gedanken steigern Sprechangst zusätzlich
Zu den körperlichen Symptomen gesellen sich meist noch negative Gedanken, Überzeugungen oder Glaubenssätze, die die Blockade nur noch verstärken und zu einer weiteren psychischen Belastung werden können. Dazu zählen zum Beispiel Gedanken, wie…
- Bestimmt vergesse ich die Hälfte.
- Ich bin überhaupt nicht gut vorbereitet.
- Meine Kleidung, Frisur sieht schrecklich aus.
- Meine Stimme klingt schlimm.
- Der Vortrag ist schlecht, die anderen sind viel besser.
- Ich werde mich heute blamieren.
- Das wird sich herumsprechen.
- Mein Ruf ist danach versaut.
Sie ahnen es längst: Solche Selbstgespräche mit dem inneren Kritiker sorgen nur dafür, dass sich Betroffene noch weiter in ihre Ängste hineinsteigern und nicht mehr ihre Potenziale entfalten können. Am Ende wirken sie wie eine selbsterfüllende Prophezeiung – und es kommt, was nicht hätte kommen müssen. Dabei ist der sicherste Weg aus der Angst heraus der Weg durch die Angst hindurch. Und genauso lässt sich auch Redeangst überwinden.
Redeangst Ursachen: Was löst die Ängste aus?
Redeangst erzeugt regelmäßig ein Gefühl von Beklemmung und Panik. Aber was steckt dahinter? Auslöser für die Sprechangst sind regelmäßig soziale Ängste, kurz: die Angst vor Zurückweisung oder einer Blamage. Nicht selten liegen die Ursachen dafür in der Kindheit – beispielsweise in starker Kritik durch die Eltern, in traumatischen Erfahrungen oder zu hohen Ansprüchen an sich selbst.
Diese soziale Angst lässt sich noch weiter unterteilen:
- Die Angst zu versagen
Wer unter Redeangst leidet, macht sich meist Sorgen darüber, wie der Vortrag oder seine Präsentation ankommt. Die Versagensangst, dass man sich vor den Zuhörern blamiert und abgelehnt wird, sorgt schon im Vorfeld für ein ausgeprägtes Schamgefühl. - Die Angst im Mittelpunkt zu stehen
Vor allem schüchterne Menschen hassen die Vorstellung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Allein das Gefühl, von allen Anwesenden beobachtet zu werden, kann Angstzustände auslösen. Hinter dieser Sprechangst wiederum steckt dann ein meist geringes Selbstwertgefühl.
Beide Redeangst Ursachen kennen übrigens auch professionelle Speaker. Entgegen der allgemeinen Annahme üben diesen Beruf viele Introvertierte aus. Sie haben aber gelernt, ihre Redeangst zu überwinden und einen Weg aus der Angstspirale herauszufinden. Die besten und bewährten Strategien zeigen wir weiter unten.
Welche Situationen können Redeangst auslösen?
Wie stark die Redeangst ausgeprägt ist, unterscheidet sich – wie bei jeder Angst – von Person zu Person. Auch kann sie in verschiedenen Situationen auftreten:
- Referat in der Schule
Schon in der Kindheit und Jugend kann Redeangst auftreten. Zum Beispiel bei Referaten in der Schule. Sie werden für die Schüler zu einer enormen Herausforderung. - Präsentation an der Universität
Spätestens im Studium gehört das Präsentieren zum Lehrplan. In Seminare oder im Hörsaal müssen Studenten Projekte oder Hausarbeiten vortragen. Für jemanden, der unter Redeangst leidet, eine Horrorvorstellung. - Meeting im Büro
Im Job ist das Reden und Präsentieren nahezu unumgänglich: im Meeting oder vor Kunden müssen Projekte oder Ideen vorgestellt beziehungsweise verkauft werden. Je größer der Leistungsdruck, desto größer die Angst. - Rede auf einem Familienfest
Selbst im familiären Umfeld kann Redeangst zum Problem werden. Etwa, wenn Sie gebeten werden, spontan ein Tischrede oder Begrüßungsrede zu halten. Egal, wie gut Sie die Anwesenden kennen: Überwindung kostet es jedes Mal.
Redeangst kann Menschen enorm einschränken – im Beruf genauso wie im Privatleben. Vorträge oder eine kurze Präsentationen zu halten, ist heute Bestandteil in fast jedem Job. Sie nicht zu überwinden, kann Ihren Erfolg und die Karriereaussichten daher belasten. Umso wichtiger ist es, die Energie der Angst zu kanalisieren und zu etwas Positivem umzulenken.
Keine Panik vor der Redeangst! Lampenfieber kann nützlich sein
Lampenfieber ist zunächst völlig normal. Es gehört zu jedem Vortrag dazu. Selbst professionelle Keynote-Speaker mit jahrelanger Erfahrung haben es. Auch feuchte Hände oder ein trockener Mund vor einer wichtigen Präsentation kennen die meisten Speaker. Das sollte Sie aber nicht verunsichern oder blockieren, sondern eher ermutigen. Denn…
Lampenfieber ist nützlich. Es fühlt sich zwar nicht so an, doch die Anspannung und Nervosität, die mit dem Lampenfieber einhergehen, sorgen dafür, dass eine Rede oder ein Vortrag oft besser werden. Grund dafür ist die Produktion von Adrenalin. Das Hormon macht uns hellwach, steigert die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Der Körper wird besser mit Sauerstoff und Energie versorgt. Kurz: Die Anspannung hilft uns dabei, die anstehende Aufgabe besser zu bewältigen.
Redeangst überwinden: 10 geniale und bewährte Tipps
Es ist unwahrscheinlich, dass Sie Ihre Redeangst von heute auf morgen ablegen oder verlieren werden. Sie ist tief in unserer Psyche und im Charakter eines Menschen verankert. Nicht selten basiert sie auf negativen Erlebnissen, die uns prägen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie mit Ihrer Angst leben müssen! Es ist genau genommen nur eine Art Gewohnheit, die Sie sich wieder abgewöhnen oder abtrainieren müssen. Und das dauert eben etwas.
Dazu benötigen Sie vor allem den festen Willen und Durchhaltevermögen. Mit diesen bewährten Tipps, können Sie Ihre Redeangst überwinden:
Die 10 besten Tipps gegen die Angst vor dem Sprechen
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Relativieren
Rund 40 Prozent der Menschen haben Angst davor, öffentliche Reden zu halten. Sie sind also alles andere als ein Außenseiter oder besonders gehandicapt. Mehr noch: Ein Großteil Ihrer Zuhörer weiß ganz genau wie es Ihnen auf der Bühne geht und welchen Stress Sie gerade durchmachen. Indem Sie sich das bewusst machen, sinkt oft schon der Druck.
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Analysieren
Wer Ängste überwinden möchte, muss sich diesen stellen. Oft verschwinden sie schon, indem wir uns bewusst machen, warum oder wovor wir Angst haben – und wie realistisch das ist. Spielen Sie den Gedanken also ruhig einmal in Form eines Worst-Case-Szenarios durch: Was könnte schlimmstenfalls passieren? Wäre das wirklich so schlimm? Wie realistisch ist das? Und was könnten Sie dann tun? Meist ist das Ergebnis: „Alles halb so wild!“
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Bewegen
Stress ist eine körperliche Reaktion, die uns blockiert. Genauso lässt sie sich aber durch Bewegung wieder lösen. Statt zu verkrampfen, hüpfen oder springen Sie hinter der Bühne ein paarmal auf und ab. Schütteln Sie Ihre Gliedmaßen aus – Arme, Beine, Kopf… Das Ganze 1-2 Minuten lang. Das reicht in der Regel schon. Wer mehr Zeit vor dem Auftritt hat, kann auch eine kurze Runde spazieren oder um den Block gehen. Auch das hilft gegen Redeangst. Und falls Sie mitten im Vortrag einen Blackout haben, hilft dieser ultimative Tipp – garantiert!
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Umlenken
Die meisten Menschen mit Redeangst neigen dazu, ihre Aufmerksamkeit auf ihre Angst selbst und die körperlichen Reaktionen zu lenken – also nach innen. So verstärken Sie die Symptome aber meist nur. Ein einfacher Trick gegen die Sprechangst ist daher, seine Aufmerksamkeit bewusst auf das Außen zu richten: Nehmen Sie Blickkontakt mit Ihrem Publikum auf. Suchen Sie sich jemanden heraus, der Ihnen wohlwollend zunickt oder lächelt. Stellen Sie eine kurze Frage, die die Zuhörer per Handzeichen beantworten sollen… All das lenkt Sie von Ihrer Angst ab, und Sie können sich wieder ganz auf den Inhalt konzentrieren.
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Formulieren
Was negativ funktioniert, klappt auch in der Gegenrichtung: Statt sich mit einschränkenden Glaubenssätzen selbst zu lähmen, formulieren Sie vor Beginn Ihrer Rede oder Präsentation ein paar positive Affirmationen. Zum Beispiel: „Ich freue mich auf diesen Vortrag.“ – „Ich mag mein Publikum und sie freuen sich auf mich.“ – „Ich genieße es, mein Wissen zu teilen.“ – „Ich bin dankbar für diese großartige Chance.“ – Ich bin bereit, mein Bestes zu geben – und das reicht völlig.“ Seien Sie gnädig mit sich und motivieren Sie sich auf diese Weise. Es wirkt immer! Am besten sagen Sie sich solche Sätze und Sprüche laut vor, dann verfehlen sie ihre Wirkung nie.
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Vorbereiten
Je besser die Vorbereitung, desto größer die Selbstsicherheit. Damit sinkt zugleich die Angst zu versagen. Solange die Routine fehlt, sollten Sie also mehr Zeit in die Vorbereitung investieren. Machen Sie sich Notizen oder Stichpunkte auf Karteikarten und üben Sie die Präsentation vor Freunden oder der Handykamera. Alle großen Speaker haben klein angefangen.
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Entspannen
Wenn Sie merken, dass Nervosität und Panik in Ihnen aufsteigen, können kurze Entspannungsübung helfen, wieder zur Ruhe zu kommen (wie zum Beispiel das sogenannte Stern-Atmen, siehe Grafik). Probieren Sie verschiedene Übung aus, um herausfinden, was am besten funktioniert. Wir empfehlen die folgende Atemtechnik, die in jeder Situation einsetzbar ist: Normal einatmen, Luft anhalten, langsam ausatmen. Die Technik kann solange wiederholt werden, bis die innere Ruhe spürbar einsetzt.
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Reden
Dieser Tipp erfordert einige Überwindung. Er kann in Extremfällen aber helfen, Redeangst zu überwinden: Verbalisieren Sie Ihre Nervosität und bitten Sie die Zuhörer um Verständnis. Die können das – wie gesagt – meist nachvollziehen. Durch den Befreiungsschlag und die Beichte sinkt meist schon die Anspannung. Je professioneller Sie werden, desto weniger sollten Sie das Mittel aber einsetzen. Es wirkt leider auch nicht besonders souverän.
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Ansehen
Unsicherheit flüchtet, sobald wir ihr ins Auge sehen. Blicken Sie also nicht zu Boden, sondern suchen Sie sich freundliche, wohlgesonnene Menschen im Publikum und halten Sie mit diesen immer wieder Blickkontakt. Erstens wirkt das sympathisch; zweitens stärkt der Trick Ihr Selbstvertrauen. Letzteres können Sie sogar mit Ihrer Körpersprache steigern. Wenn Sie einen sicheren Stand einnehmen und aufrecht sprechen, vertreibt das sogenannte Biofeedback die Redeangst.
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Ignorieren
Redeangst sorgt nicht selten dafür, dass wir alles überinterpretieren oder persönlich nehmen. Jemand gähnt im Publikum – schon denken wir, der Vortrag ist sterbenslangweilig. Zwei Zuhörer unterhalten sich – sicher lästern die gerade über das dumme Blabla. Ist natürlich Quatsch und eine Lüge unserer Selbstzweifel. Versuchen Sie solche falschen Annahmen zu ignorieren und weniger persönlich zu nehmen.
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