Definition: Was ist Selbstreflexion?
Selbstreflexion ist eine Form der bewussten Selbstwahrnehmung und Selbstbeobachtung. Es ist die Fähigkeit, das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu beobachten, zu verstehen und zu hinterfragen. Selbstreflexion ist der Spiegel für unser Erleben und unser Selbst.
Selbstreflektiertes Denken und Handeln spielt in der Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie eine große Rolle. Das Ergebnis ist nicht nur tiefere Selbsterkenntnis, sondern ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein im Wortsinn – die Voraussetzung für Selbstverwirklichung.
Zentrale Fragen der Selbstreflexion lauten:
- Wer bin ich wirklich?
- Warum verhalte ich mich so?
- Was kann ich richtig gut, was nicht?
- Was ist mir wichtig?
- Was treibt mich an?
- Wohin will ich mich entwickeln?
- Was will ich im Leben erreichen?
- Welche Ziele habe ich noch?
- Was kann ich heute tun, um meine Ziele zu erreichen?
Beim Nachdenken und reflektieren beleuchten wir zum Beispiel Gewohnheiten oder Verhaltensmuster. Ziel ist, mehr über sich selbst zu erfahren, sich besser zu verstehen und persönlich zu wachsen.
Damit trägt die Selbstreflexion nicht nur zur Selbstfindung bei. Sie ist ein wesentlicher Schlüssel zu Glück und Erfolg – auch im Job. Erst durch das Reflektieren können wir aus Fehlern lernen, impulsive Reaktionen vermeiden und unsere Emotionen steuern. Kurz: Wir leben bewusster und weniger auf „Autopilot“.
Beliebte Selbstreflexion Synonyme sind: Einkehr, Exerzitien, Rückschau, Vertiefung, Selbstbesinnung, Vertiefung.
Unterschied: Selbstreflexion und Selbsterkenntnis?
Selbsterkenntnis ist eine Momentaufnahme, Selbstreflexion dagegen ein permanenter Prozess – auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. Allerdings ist unsere Persönlichkeit veränderbar. Ebenso die Sicht auf uns selbst. Je nachdem ob und wie sich unsere Werte oder Ziele im Laufe des Lebens verschieben.
Deshalb wäre es auch nicht schlimm, wenn das Ergebnis Ihrer aktuellen Reflexionen zunächst nicht schmeichelhaft ausfällt. Entscheidend ist, was Sie aus der Erkenntnis machen und wie Sie den Impuls umsetzen!
Selbstreflexion Beispiel: Jeden Tag ein Erfolg!
Die enorme Macht der Selbstreflexion zeigt sich besonders deutlich am Beispiel des mehrfachen olympischen Goldmedaillengewinners Bart Connor. 1983 zog sich der Kunstturner eine schwere Verletzung des linken Bizeps zu – 9 Monate vor den olympischen Sommerspielen.
Es hätte das Aus für ihn sein können. Doch Connor unterzog sich einer Operation und intensiven Therapien und konnte sich schließlich für die Spiele qualifizieren. Mehr noch: Er nahm an allen acht Wettkämpfen teil und gewann mit der US-Mannschaft wieder Gold sowie als Einzelathlet am Barren.
Was war heute dein größter Erfolg?
Später wurde er in einem TV-Interview gefragt, wie er das geschafft habe. Connor dankte seinen Eltern… Seinen Eltern? Der Moderator hakte nach: „Komm Bart, wie war das wirklich?“ Da erzählte Connor seine Geschichte:
Als er noch ein kleiner Junge war, seien seine Eltern zum Beispiel jeden Abend vor dem Einschlafen an sein Bett gekommen und hatten ihn gefragt: „Was war heute dein größter Erfolg?“ So schlief Connor jeden Abend mit dem Bewusstsein ein, etwas erreicht zu haben. Und jeden Morgen wachte er auf mit der Gewissheit, wieder mindestens ein Erfolgserlebnis zu haben.
Dank dieser permanenten Selbstreflexion habe er gewusst, dass er es auch diesmal zu den olympischen Spielen schaffen, ja sogar gewinnen könnte. Und genau das passierte auch.
6 gute Fragen für jeden Tag
➠ Wie fühle ich mich gerade?
➠ Was habe ich heute Positives erlebt?
➠ Was habe ich heute gelernt?
➠ Was macht mich dankbar?
➠ Wen kann ich glücklich machen?
➠ Was kann ich morgen besser machen?
Psychologie: Warum ist Selbstreflexion so wichtig?
Allein das Selbstreflexion Beispiel zeigt, wie wichtig das Werkzeug der Selbstspiegelung ist. Von dem Milliardär Warren Buffett stammt der schöne Spruch: „Man sollte vor allem in sich selber investieren. Das ist die einzige Investition die sich tausendfach auszahlt.“
Nur wenn wir uns verstehen und Zusammenhänge erkennen, sind wir in Lage, uns zu verbessern, weiterzuentwickeln, unsere Potenziale zu nutzen oder uns um unser psychisches Wohlbefinden zu kümmern. Und wir können danach auch andere Menschen besser verstehen: Selbstreflexion erweitert unseren geistigen Horizont und das „Bewusstsein“ im Wortsinn.
Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen
Fortschritt braucht den Blick in die Vergangenheit. Im Reflexionsprozess versuchen wir aus Erfolgen genauso wie aus Rückschlägen zu lernen. Das schärft den Blick für die Gegenwart und liefert uns wichtige Erkenntnisse für die Zukunft.
Dabei ist wichtig, eine Balance zu finden: aus einer ehrlichen und kritischen Auseinandersetzung mit Schwächen und Misserfolgen – ohne sich selbst zu verurteilen oder niederzumachen.
Vorteile der Selbstreflexion
Erfolgreiche Selbstreflexion funktioniert nur, wenn wir konstruktiv mit uns umgehen und positiv denken. Das bedeutet nicht, eine rosarote Brille aufzusetzen, sondern uns selbst wohlwollend zu beobachten – und öfter nach dem „Wozu“ zu fragen, statt dem „Warum“. Dann hat Selbstreflexion zahlreiche Vorteile:
- Sie leben bewusster.
- Sie lernen sich besser kennen und verstehen.
- Sie erkennen Ihre Stärken und Schwächen.
- Sie bekommen Klarheit über Ihr Wirken und Ihre Wirkung.
- Sie nutzen mehr Erfahrungsschätze.
- Und lernen aus Fehlern und lösen Probleme.
- Sie trainieren strukturiertes und analytisches Denken.
- Sie korrigieren falsche Vorstellungen.
- Sie schöpfen Ihre Potenziale aus.
- Sie werden sich über Ihre Lebensziele klarer.
- Sie schaffen die Basis für eine Neuorientierung.
- Sie erreichen mehr.
- Sie werden zufriedener und glücklicher.
Ganz wesentlich: Regelmäßiges Reflektieren bringt voran – im Gegensatz zum Grübeln. Das funktioniert, als würden wir durch flüssigen Zement stapfen: Irgendwann stecken wir fest. Selbstreflexion dagegen bringt uns psychologisch wirklich weiter.
Selbstreflexion Methoden: Welche gibt es?
Wie funktioniert Selbstreflexion? Eigentlich einfach. Aber mit der Selbstreflexion ist es wie mit dem Zuknöpfen eines Hemdes: Einmal falsch angesetzt, kriegt man den Rest nur schwer auf die Reihe.
Eine wesentliche Methode der Selbstreflexion ist das Fragen stellen. Bei der Übung treten Sie in einen inneren Dialog mit sich, beobachten Ihre Reaktionen und analysieren Ihre Antworten – möglichst objektiv und systematisch.
In der Coaching-Praxis ebenso wie im Alltag haben sich diese 70 Selbstreflexion Fragen schon viele Male bewährt. Sie können (und sollten) sich diese regelmäßig stellen – als eine Art Selbstcoaching:
1. Fragen um herauszufinden, was Sie wollen
- Was will ich wirklich?
- Was macht mich glücklich?
- Nehme ich meine Leidenschaften ernst genug?
- Was bedeutet Erfolg für mich?
- Welchen Job würden ich mir selbst geben?
- Angenommen, ich werde befördert: Ist es das, was ich will?
- Was möchte ich in meinem Leben verbessern?
- Warum ist mir dieses Ziel so wichtig?
- Welche Bedürfnisse würden damit befriedigt?
- Worauf müsste ich dafür verzichten?
- Könnte ich das?
2. Fragen um Selbstzweifel zu überwinden
- Wenn ich vorne beginnen könnte: Was würde ich anders machen?
- Für welche Werte will ich stehen?
- Was müsste ich tun, um mein Ziel zu erreichen?
- Glaube ich daran, dass ich dieses Ziel erreiche?
- Falls nicht: Warum traue ich den Zweifeln mehr als meinem ersten Impuls?
- Was genau lässt mich so denken und fühlen?
- Welche Erfahrungen stecken hinter meinem Pessimismus?
- Wenn es nicht eigene Erfahrungen sind, warum glaube ich ihnen?
- Gebe ich Zweifeln nach, weil ich mich als Skeptiker sicherer fühle?
- Was hält mich davon ab, mit meinem Vorhaben zu beginnen – jetzt?
3. Fragen bevor Sie den Job wechseln
- Was sind meine größten Talente und welche möchte ich besser nutzen?
- Womit bin ich tatsächlich unglücklich: mit meinem Job oder meinem Leben?
- In welche Richtung möchte ich mich entwickeln?
- Sind die aktuellen Konditionen das Hauptmotiv für meinen Wechsel?
- Ist ein Jobwechsel die einzige Alternative?
- Würde ich woanders meine Talente tatsächlich besser einsetzen?
- Passen meine Stärken auch zu dem neuen Arbeitgeber?
- Wäre ich bereit für diesen Job Opfer – etwa finanzielle – zu bringen?
- Was würde ich im Gegenzug gewinnen?
- Würde ich mein eigener Chef sein wollen?
4. Fragen bevor Sie einen neuen Job annehmen
- Was genau sind die Herausforderungen des Jobs?
- In welchem Zeitraum erwarten Sie von mir welche Ergebnisse?
- Werde ich eingearbeitet? Von wem?
- Was ist mit meinem Vorgänger passiert – befördert, versetzt, entlassen?
- Mit wem arbeite ich zusammen? Wie groß ist das Team?
- Was sind die aktuellen Pläne und Ziele des Unternehmens?
- Werden Mitarbeiter kontinuierlich weiterentwickelt?
- Welchen Einfluss kann man auf die eigene Laufbahn ausüben?
- Welche Aufstiegschancen habe ich von dieser Position aus?
- Wann kann ich mit Ihrer Antwort rechnen?
5. Fragen wenn Sie keinen Job bekommen
- Bin ich bezüglich meines Marktwertes ehrlich zu mir selbst?
- Wie viel Zeit und Mühe investiere ich in die Jobsuche? Ginge mehr?
- Erweitere ich regelmäßig mein Netzwerk?
- Welche Gelegenheiten nutze ich, für mich zu werben?
- Beschränke ich meine Jobsuche zu sehr? Warum?
- Wonach wähle ich die Arbeitgeber aus?
- Hake ich nach, wenn keine Antwort auf die Bewerbung folgt?
- Lerne ich daraus und verbessere kontinuierlich meine Bewerbung?
- Habe ich genug Übung mit Jobinterviews?
- Bedanke ich mich nach einem Vorstellungsgespräch?
6. Fragen wenn Sie unzufrieden sind
- Wie viel Zeit investiere ich täglich in mich und meine Entwicklung?
- Wie viel Erfolg brauche ich ganz persönlich?
- Kann das, was ich heute mache, mich auch in fünf Jahren noch begeistern?
- Was würde ich aufgeben, um mehr Zeit für mich zu haben?
- Binde ich meinen Partner in meine Lebensplanung ein?
- Bei einem Ausstieg: Habe ich über die Finanzierung nachgedacht?
- Habe ich das Gespräch mit dem Chef gründlich vorbereitet?
- Wenn ich in meinen Traumjob hätte, wäre ich dann zufrieden?
- Was könnte ich tun, damit ich zufriedener wäre?
- Welche drei Dinge tue ich heute, die mich meinen Zielen näherbringen?
5 Übungen zur Selbstreflexion
Aller Anfang ist schwer. Die obigen Fragen zur Selbstreflexion sind ein guter Anfang. Darüber hinaus können Sie Selbstreflexion lernen und trainieren, indem Sie regelmäßige Übungen und tägliche Routinen im Alltag nutzen. Diese Reflexionsübungen lassen sich ganz einfach in den Alltag integrieren:
Morgenseiten
Beginnen Sie den Tag mit guten Gedanken! Sogenannte Morgenseiten sind eine freie Form des Brainstormings. Dabei schreiben Sie alles auf, was Ihnen gerade in den Sinn kommt. Durch diese „Gedankenentleerung“ kommen viele Menschen zu erstaunlichen Erkenntnissen über sich selbst.
Meditation
Ob Sie es „Gebet“ oder „Meditation“ nennen, ist zweitrangig. In beiden Fällen finden Sie zur inneren Ruhe und gewinnen Klarheit im Geist. Mit ein wenig Übung können Sie dabei Antworten auf brennende Fragen finden sowie mentale Stärke gewinnen.
Spazieren
Schon immer haben große Denker und Philosophen die Weite der Natur gesucht, um ihren Geist zu durchlüften und zu beflügeln. Spazieren hat zahlreiche Vorteile. Wir lassen dabei unsere Gedanken schweifen und geben uns den Tagträumen hin. Gut so! Der Müßiggang bildet den Humus auf dem kreative Gedanken aufblühen können…
Selbstgespräche
Selbstgespräche vergrößern den Erfolg. Nachweislich! Sie fungieren wie ein Ventil: Wut, Trauer und Frust können sich so erst gar nicht in uns hineinfressen. Unklare Gedanken und Gefühle werden in Worte gefasst und sortiert, Entscheidungen erleichtert. Allerdings prägen Selbstaussagen unser Selbstbild. Achten Sie deshalb darauf, nur versöhnlich und konstruktiv mit sich zu reden!
Abendritual
Lassen Sie den Tag am Abend Revue passieren und schreiben Sie sich ein paar Notizen auf – in einem Tagebuch oder Bullet Journal: Was ist gut gelaufen? Was war Ihr größter Erfolg? Wofür sind Sie dankbar? Das sogenannte Journaling hat nachweislich viele positive Effekte auf Psyche und Gesundheit. Insbesondere weil Sie dabei Gedanken sortieren und das Grübeln stoppen.
Tipps für eine bessere Selbstbesinnung
Veränderung ist unvermeidlich, Wachstum aber optional. Fehlende Selbstreflexion führt dazu, dass wir im Gedankenkarussell feststecken. Oder wie das Zitat von Marcus Aurelius sagt: „Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“
Tägliche Fragen zur Selbstreflexion können diese Veränderungen schaffen sowie uns helfen, Probleme zu erkennen und zu lösen. Aber es braucht dafür ein paar Voraussetzungen:
- Zeit nehmen
Selbstreflexion braucht ausreichend Ruhe. Um den eigenen Gedanken zu lauschen, sollten Sie zuvor alle Störquellen ausschalten und ein festes Zeitfenster einplanen. Eine halbe Stunde am Tag ist ideal. - Ritual entwickeln
Große Erkenntnisse kommen selten über Nacht. Haben Sie daher etwas Geduld und etablieren Sie ein festes Ritual zum Nachdenken und Reflektieren. - Ernst nehmen
Nehmen Sie Ihre Erkenntnisse oder Wahrnehmungen ernst – auch dann, wenn sie unangenehm sind. Wir wachsen nur außerhalb unserer Komfortzone. So manches Aha-Erlebnis führt uns auf neue Pfade. Aber nur, wenn wir es zulassen. - Ehrlich sein
Selbstreflexion bringt nichts, wenn Sie sich dabei nur schmeicheln. Das ist Selbstbetrug. Wer mehr über sich erfahren will, muss auch zur ein oder anderen Enttäuschung bereit sein. Nobody is perfect! Ziel ist doch, sich weiterzuentwickeln. - Gnädig sein
Unser größter Kritiker – das sind wir oft selbst. Wer aber zu hart mit sich selbst ins Gericht geht, schadet sich nur und sabotiert sein Selbstwertgefühl. Erlaubt ist allein konstruktive Kritik. - Feedback einholen
Glaube nicht alles, was du denkst! – Natürlich können wir uns auch mal täuschen. Um keinem Wahrnehmungsfehler zu erliegen, sollten Sie das reflektierte Selbstbild hin und wieder mit einem Fremdbild abgleichen. Erst durch das Feedback objektiviert sich der Blick.
Was haben Sie aus Ihrer Selbstreflexion gelernt? Als Ermutigung können Sie sich eine Art Zeugnis ausstellen, ausdrucken und aufhängen. Die kostenlose Vorlage dazu können Sie sich hier herunterladen:
Download: Lebenszeugnis Vorlage (PDF)
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